Wahrscheinlich habe ich einfach nur Pech gehabt. Einen blöden Abend erwischt. Einen miesen Augenblick abbekommen. Doofes Karma.
Cocktails? Irgendwie waren wir nicht willkommen an jenem sommerlichen Samstagabend. Dabei waren in unserer Runde weder abstruse Androiden, noch renitente Replikanten, ein Blade Runner war gar nicht nötig. Ein Kellner hätte gereicht.
Zu dem genialen Film Blade Runner gibt es eine Romanvorlage namens „Do Androids dream of electric Sheep?“ Darin kommt eine Operndiva namens Luba Luft vor, die vom Jäger in den „Ruhestand“ versetzt wird. Etwas divenhaftes hatte der Service durchaus, der uns 20 Minuten nicht beachtete. Ruhestand? Gut, es waren auch drei Tische besetzt und am Tresen plauderten zwei Kumpels der Barbesatzung eindringlich auf selbige ein. Da mag der Überblick schon einmal verloren gehen. Oder die Lust auf weitere Gäste. Nur: Wir hatten ein gleich-Geburtstagskind dabei, daher sollte irgend etwas trinkbares um Mitternacht zur Verfügung stehen. Als ich am Tresen aufschlug, um die Getränke-Entwicklung zu beschleunigen, wurde mir erläutert, dass es hier üblich wäre, am Tresen zu bestellen! Während ich darob zögerlich synapse, dass es ja dann gar nicht verkehrt ist, just am Tresen zu stehen, erklärt mir ein unwilliger Getränkebringer, es wäre schon okay, er würde gleich zu uns kommen. Renitent verhindere ich selbiges und zwinge ihn gnadenlos, meine Bestellung aufzunehmen. Harrrr!
Ich bestelle bei Bombe Nummer 20 (halt, stopp, ein anderer Film), endlich, und sitze in einer loungigen Atmosphäre zwischen 70-er Jahre Raumschiff und trendigem Gerümpel. Es werde Licht in Benson, Arizona! Die Drinks kommen! Ein Tommy´s Margarita mit 1800 blanco, ein El Diabolo mit Johannisbeerlikör und ein Zacapa Old Fashioned. Gerade noch rechtzeitig zum mitternächtlichen Wiegenfest. Schnell wollen wir anstossen, auf das Geburtstagskind. Zunächst geht es aber an den Geldbeutel. Zuerst wird gezahlt! (Elegant gelöst? Nett? Fingerspitzengefühl??) Die meisten Drinks liegen preislich um die 8,- Euro. Sie sind fantastisch gut. Es sind die besten Drinks, die ich in Hamburg außerhalb des Le Lion bisher hatte. Schade nur, dass die Art der Bedienung keine Lust gemacht hat, auf weitere Bestellungen. Dabei hätte es in der Karte so einige vielversprechende Optionen gegeben. Aviation, Gin Basil Smash, Tequila Sazerac, Kein Gin Tonic (heißt wirklich so: mit Birnenbrand, Thymian, Zucker, Zitrone, Eiweiß, Soda). Auch ein Schnitzel hätte ich bestellen können. Für 85.- Euro (Döner hätte nur 10.- gekostet, Fischplatte 20.-).
Es wurden beiläufig noch Gläser mit kleinen shots vor uns abgestellt, die mit einem White Russian Ähnlichkeit hatten. Sie wurden allerdings ebenfalls nicht kommuniziert, daher weiß ich nicht, ob es eine Entschuldigung war, oder ob die hier jeder bekommt.
Die Drinks waren wirklich sehr, sehr gut. Schade nur um die Defizite der Bartender-Gast-Kommunikation, bei der vermittelt wurde: „Du bist Luba Luft für mich!“
Am Brunnenhof 2, 22767 Hamburg-Sankt Pauli
konzept der lubaluft (wie fast überall auf st pauli:
kein service.
dafür günstigere drinks weil weniger personal.
wir freuen uns wenn ihr wiederkommt.
liebe grüße aus hamburg,
benny
(lubaluft)
Das Schnitzel muss wohl sehr gut sein und kommt von weit her für zahlungskräftige Gäste, die dem Hungertod nah sind. Warte, bis Du die Verleihpreise für Besteck erfährst 🙂
Mein Rat für Hungrige dort: Drei Bier = Eine Mahlzeit. Neben dem unvermeidlichen Astra steht immerhin solides Augustiner zur Verfügung.
holla. 85 ocken für ein schnitzel? liegt das auch hier am obskur-literarischen pedigree?