i-nachtsmarkt ?

Wer erinnert sich noch an die Zeiten, als Kinder auf dem Schoß des Weihnachtsmannes Platz nahmen und ihm ein jahreszeit-gemäßes Liedchen vorsingen mussten um daraufhin eine Gabe aus einem riesigen Sack zu erhalten.

Gut, in Wahrheit saß da meist ein verkleideter Student mit kratzendem Plastikbart in der zugigsten Ecke des Kaufhauses oder der Einkaufspassage und entlohnte die Kinderlein mit mittelmäßigen Mandarinen und nervigen Nüssen um die Eltern kurz Luft holen zu lassen, damit Sie gestärkt für den weiteren Konsum sein mögen.

Im Center der Blauen Lichter

Im Center der Blauen Lichter

Die Zukunft sieht anders aus. Ich weiß das, seit meinem Besuch des Weihnachtsmarktes im Sony Center am Potsdamer Platz.

41.000 blaue Lichter formen einen Trichter. Aus bestimmten Perspektiven wirkt er gar bedrohlich und man könnte meinen, ein Sog erfasst den Menschen, um ihn in einem schwarz-blauen Loch verschwinden zu lassen.

Unter der Sony-Zeltkuppel, um den blauen Hut, sind Buden aus weißem Kunststoff angeordnet, die gleichfalls modern-blau illuminiert werden.

Schon ganz interessant: Ein Weihnachtsmarkt der etwas anderen Art, wie eigentlich jedes Jahr im Sony Center. Es gab bereits den Lego-Weihnachtsmarkt.

I´ll have a blue christmas....

I´ll have a blue christmas....

Seit meinen Erfahrungen mit dem Markt in der Wilmerdorfer Straße bin ich etwas skeptischer geworden, was vollmundige Werbetexte anbelangt. Der Blaue Markt wird in der offiziellen Lyrik angepriesen als „Sternenzauber“ mit „Highlights auf der Bühne“, „Unterhaltung für die ganze Familie“, finnischen Waffeln und estnischem Glühwein. Klingt gut.

Kommt ein Weihnachtsmann hierher? Ich weiß es nicht. Wenn, dann trägt er eine blaue Robe und das Kind auf seinem Schoß hält ihm einen mp3-Player vor die Nase und spielt einen X-mas Song ab. Aus dem Sack zaubert er dann einen Klingelton-Download-Gutschein.

Glühwein Alm

Der Rebell: Glühwein Alm

Einen verwegen Rebellen machen wir in einem versteckten Winkel aus. Eine Bretterbude hat sich subversiv unter all die Plastik-Würfel-Buden gemogelt. Die Glühwein-Alm. Faszinierend.

Geöffnet ist bis zum 3.1.2010 meist so von 11 bis 21 Uhr. Die genauen sachdienlichen Hinweise finden sich hier….

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Julie Powell: Julie & Julia

Dinner und Desaster. Butter und Blog. Und: Wodka Gimlet!

365 Tage, 524 Rezepte und 1 winzige Küche, lautet der Untertitel zu dem wundervollen Buch, welches eher zufällig in meine Hände geriet, als über den gleichnamigen Film viele schmunzelten oder gähnten. Der Film klang nach Bridget Jones und ähnlichem Selbstverwirklichungs-Kram von Frauen um die 30. Nix für mich, dachte ich. Freunde waren anderer Meinung, schließlich würde es um Essen und Kochen gehen. So war ich denn zur Lektüre verdonnert.

Julie & Julia

Julie & Julia

Und tatsächlich geht es los mit den Gebärgedanken verwelkender Endzwanzigerinnen. Ich nehme mir vor, bis Seite 50 durchzuhalten und dann gegebenenfalls das Buch bei Nichtgefallen einer der gebärinteressierten Endreissigerinnen in meinem Bekanntenkreis zu überlassen. Ich habe Glück. Auf Seite 49 merke ich, ich werde das Buch zu Ende lesen.

Nun startet das „Julie/Julia Projekt“, in dem Julie Powell  den Kampf mit dem Kochbuch Mastering the Art of French Cooking(Vol. 1) von Julia Child aufnimmt, um innerhalb eines Jahres alle 524 Rezepte nachzumachen und auszuprobieren. Das Experiment wird von einer Berichterstattung in Form eines Blog begleitet, was Anno 2002 noch keineswegs eine derartige Selbstverständlichkeit darstellt, wie es heutzutage der Fall ist.

So bietet das Buch auf vielfältige Art und Weise Unterhaltung. 1. Berichte über erste unbeholfene Schritte aus den Anfangstagen des bloggens. 2. Pleiten, Pech und Perfektes im Umgang mit Weiterlesen

Heavy Metal Weihnachtsmarkt?

Heute fand ich den Ort der ultimativen Trübseligkeit. Unglücklicherweise liegt er beinahe vor meiner Haustür.

Ein Weihnachtsbaum!?

Ein Weihnachtsbaum!?

Meine Laune als fröhlicher Wandersmann durch die Strassen der Hauptstadt erreichte einen jähen Tiefpunkt bei dem Durchmessen des Fußgängerzonenabschnitts der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg. Angeblich soll es sich bei den dortigen Aufbauten nicht nur um einen Weihnachtsmarkt handeln, sondern sogar um einen „Wintertraum Weihnachtsmarkt“ (so der Veranstalter). Immerhin verspricht er „beheizte Toiletten und verkleidete Müllbehälter.“

Die Fußgängerzone ist immer mal wieder Schauplatz von traurigen Veranstaltungen nach dem Prinzip: Wir stellen ein paar Verkaufs- und Imbissbuden hin und denken uns schnell irgendein Motto aus, für das sich ein Sponsor findet. Die Geschäftsleute entlang der Wilmersdorfer Straße unterstützen gerne diese Projekte. Listig grinsen sie, da sie zurecht annehmen dürfen, dass die grauenvolle Wegelagerei die Kunden noch schneller als sonst  in ihre Geschäfte treibt.

Im Mai 2009 gab es daher beispielsweise das „Singha Asien Kulturfest“, der vermutlich bei zahlreichen asiatischen Mitbürger eine Identitätskrise ausgelöst haben dürfte. Ob es zu diplomatischen Nachwirkung kam, ist mir nicht bekannt. Immerhin gab es Bratwurst. Mit Curry….

Das Motto in diesen Tagen lautet überraschender Weise „Weihnachten“. Neben dem Wintertraum finden sich jedoch weitere Werbeparolen, mit denen die Veranstaltung beworben wird. Das Stadtmagazin zitty ist anscheinend mit von der Partie und preist den „Kultur Weihnachtsmarkt“ an und auf berlin.de ist zusätzlich von dem Event „Berlin lacht“ die Rede.

Berlin weint würde es treffender beschreiben. Heulende Kinder zeigen unglücklich auf den Weihnachtsbaum (in dem ein triefend-nasser Teddybär unglücklich stranguliert wirkt) und schauen verängstigt drein. Für den lachenden Weihnachtskulturtraum wurde der Weiterlesen

Clo Wine Bar (New York – Upper West Side)

Nehmen Sie Platz in einem Videospiel mit Weinversorgung. Sieht so die Weinkultur der Zukunft aus?

Eine umfangreiche Einweisung gefolgt von ersten unbeholfenen Übungen ist vonnöten, bevor der Gast dieser Wein-Bar souverän in der Lage ist, Bewegungen auszuführen, die irgendwo zwischen Dirigent und Hütchenspieler anmuten, um letztendlich an ein Glas Rebensaft zu gelangen.

Willkommen im Clo

Willkommen im Clo

Nach Betreten des futuristischen Rechtecks im vierten Stock des Time-Warner-Center am Columbia Circle an der südwestlichen Ecke des Central Park, tauscht der Gast seine Kreditkarte gegen eine Chipkarte und nimmt an einem langen Tresen Platz, der sich als Mitmach-Monitor entpuppt.

Der Monitor-Tresen

Der Monitor-Tresen

An jedem Platz wird ein Bildschirm aktiviert, an dem man sich iphonesque durch eine Weinkarte mit 100 Positionen winken kann. Suchfunktionen nach Farbe, Geschmack, Region oder Winzer können aktiviert werden und führen zu zahlreichen Informationen und Verkostungsnotizen der angebotenen Weine. Soviel Wein-Googeln (woogeln?) macht Durstig.

Das Kind im Manne ist selbstverständlich angetan und so versuche ich beständig die Technik zu perfektionieren, an der richtigen Stelle zu reagieren und die entsprechende Flascheninformation zu treffen. Highscore? Ein Knuff in die Seite Weiterlesen

Saphire Martini Lounge (Prenzlauer Berg)

Normalerweise sollte gerade ich mich unendlich freuen, wenn eine Cocktailbar sich sehr intensiv und leidenschaftlich dem Phänomen des Martini verschreibt. Wer mein Motto in der Kopfzeile gelesen hat, ist im Bilde.

Ein Martini ist etwas Großartiges. Neben meiner Wenigkeit haben das bereits etliche illustre Gestalten erkannt und der Nachwelt wundervolle  Weisheiten

Vorne Lounge, hinten Bar

Vorne Lounge, hinten Bar

hinterlassen. Der von mir hochgeschätze George Burns (von dem auch das Anti-Jogging-Statement stammt) meinte dereinst: „Happiness is a good martini, a good meal, a good cigar and a good woman…. Or a bad woman, depending on how much happiness you can stand.“

Normalerweise….

In der Saphire Lounge (genau wie in der Saphire Bar in der Bötzowstraße) verhält es sich ein klein wenig anders. Der Grund ist, dass mich die originelle Karte mit den zahlreichen ungewöhnlichen Eigenkreationen dazu verführt, ganz andere Dinge zu bestellen, als einen trockenen Martini.

Elegant-modern ist der look der Bar mit dem weißen Lounge-Bereich vor

Flaschenfestung

Flaschenfestung

dunklen lackierten Holzelementen. Acht Plätze stehen am Bartresen selbst zur Verfügung, mit Blick auf die riesige Flaschenauswahl (alleine die Ginsorten werden an die 60 sein). Vielleicht sind es etwas zu viele. Man hat beinahe den Eindruck, die Bartender verschanzen sich hinter einer gewaltigen Flaschenfestung.

Belagert man diese Festung freundlich, so ist die genussvolle Eroberung neuer, moderner Getränkekreationen mit spannenden Aromenvermengungen nicht mehr fern. Sonderbarste Namen regen zudem die eigene Fantasie an. Wie mag es zu einem Drink mit dem Namen Schneegestöber im Sperrgebiet gekommen sein, welche Geschichte verbirgt sich hinter Erlebnisse eines grünen Apfels und Weiterlesen

Küchenparty im Fischers Fritz

Es gibt eigentlich immer einen Grund für eine Party. Beispielsweise Tradition. Traditionell feiert das Team vom Fischers Fritz mit seinem Chefkoch Christian Lohse Anfang November eine Küchenparty, bei der es ein klein wenig unkonventioneller zugehen darf, als sonst im alltäglichen Geschehen eines Zwei-Sterne-Restaurants.

Alljährlich werden Küchenmeister ins Hotel Regent gebeten, die ein Gericht zur Feier beitragen, dazu kommen Winzer, die einen ihrer Weine passend zum jeweiligen Gericht abstimmen. Die Gäste der Veranstaltung bekommen eine Schürze ausgehändigt, dürfen dann die Küche stürmen und sich an den

Die eigentlich heiligen Hallen

Die eigentlich heiligen Hallen

verschiedenen Stationen Teller mit Köstlichkeiten erobern, um sie dann genussvoll zu verzehren, nicht ohne vorher festzustellen, dass eine dritte Hand für das Weinglas sehr sinnvoll wäre. So wird balanciert, durchgeschlängelt, probiert, geneckt und genossen. Zuweilen erweist sich im Gewimmel die Schürze als durchaus sinnvolle Maßnahme.

Grund für eine Party kann ein Preis sein. Beispielsweise die Verleihung des Titels „Berliner Meisterkoch 2009“ an Christian Lohse. Sicher haben es sich die anwesenden Kochkollegen nicht nehmen lassen, zu einer weiteren Auszeichnung zu gratulieren. Aus Berlin haben Marco Müller von der Weinbar Rutz und Weiterlesen

Gefährlich: Gabelstapler im Getränkelager

In einer Moskauer Lagerhalle voll mit Wodka und Cognac hat sich ein Gabelstaplerfahrer ausgiebig den vorhandenen Produkten gewidmet.

Sturzbesoffen übernahm der Mann wieder das Steuer, um weiter zu stapeln. Man kann sagen, dass stattdessen eine Art Gegenteil eintrat. Eine Überwachungskamera nahm das Ergebnis der nachfolgenden Kettenreaktion auf und so kann der kleine Nachrichtenspot auf intensive Art mahnen: Nicht trinken und Gabelstapler fahren!

Laut der New York Times beträgt der Schaden $150.000, der Fahrer kam verblüffender Weise mit nur leichten Beinverletzungen davon.

Born to drink European

Sonnenuntergang über Berlin. Welchen wundervollen Ort wollen wir heute aufsuchen, um dem Szenario beizuwohnen? Lietzenseepark? Hoppetosse? Warschauer Brücke? Nein, heute soll es der Kreuzberg sein. Rasch noch eine Flasche Rotwein eingesteckt, damit es ein doppelter Genuss wird.

Belle Alliance - Mein Wein und ich

Belle Alliance - Mein Wein und ich

Oben angekommen zeigt sich schnell, diese Idee hatten außer uns nur ungefähr acht Dutzend andere Leute. Sie alle blicken romantisch seufzend gen Westen, allerdings nicht ohne vorher eine Flasche Wein, Bier, Limonade oder ein TetraPak mit gruseligem Inhalt – „Wein aus verschiedenen Europäischen Anbaugebieten“ – geöffnet zu haben.

Ab und an gesellen sich US-amerikanische Berlinbesucher dazu und erfahren so die getränketechnische Überlegenheit der alten Welt. Weil: Das ginge in USA so überhaupt gar nicht. Alkoholische Getränke in der Open-Air-Öffentlichkeit zu konsumieren ist dort ein Fall für den Staatsanwalt.

Beispiel New York. Neulich auf der Uferpromenade von Roosevelt Island. Ein cop  hat sich  bedrohlich vor einem älteren Mann aufgebaut, Hand an seinem Pistolenholster, breitbeinig. Wer ist der Mann? Mafia? Ein obszöner Entblößer? Ein Verwandter von Bin Laden? Nein, der eingeschüchterte Mitt-Sechziger entpuppt sich als niederländischer Tourist, der sich auf eine der Bänke am Ufer gesetzt hat – mit einer Dose BIER!

Wer nun meint, im Inneren von Lokalen wäre man sicher vor durstspezifischen Regularien, irrt. Vor allem am Sonntag Vormittag. Ganz New York geht heute zum traditionellen Brunch. Anders als bei uns hat Brunch dort nichts mit Buffet und all-you-can-eat zu tun, sondern ist im Wesentlichen ein ganz normales Frühstück, bei dem man lediglich länger in der Warteschlange vor dem Lokal verweilt, als zum essen darin. Nun haben die Amerikaner eine beneidenswert üppige Frühstückskultur (Eier auf 1001ne Art, Pancakes, Refill Coffee, Würstchen und Bacon, etc.) zu der sich originelle Variationen von Bloody Mary gesellen. Nur: Der Konsum derselben ist Sonntags vor 12 Uhr nicht gestattet. Es muß mein europäisches ich sein, welches ausgerechnet in New York, unbedingt jetzt, vor 12 Uhr,  eine Bloody Mary oder ein Glas Prosecco konsumieren möchte. Nix da!

Unglaublich unlustig rühre ich kurze Zeit später mit einer Selleriestange in einem Glas Tomatensaft herum. „Selbstverständlich können Sie gerne die alkoholfreie Version unseres Bloody Mary bestellen….“ verkündet der Kellner amerikanisch-heiter. Im Nachhinein kommt mir sein Lächeln ziemlich zynisch vor.

Beim Bummel durch einen Park in Brooklyn stoße ich auf weitere trinkrelevante Ermahnungen:

Kannte ich diesen Slogan nicht irgendwie anders?

Kannte ich diesen Slogan nicht irgendwie anders?

Und dann kam der Moment, an dem ich selbst so gerne zum Outlaw geworden wäre. Weiterlesen

Jing Fong Restaurant (New York – Chinatown)

In einigen kulinarischen Belangen ist Deutschland immer noch Entwicklungsgebiet mit einem dringenden Bedarf an Nachhilfe und Fortschritten. In einer Stadt wie Berlin genießt man glücklicherweise den Vorzug, gerade asiatische Küche auf sehr gutem Niveau konsumieren zu dürfen. Längst heißt es nicht mehr: „Komm, wir gehen heute zum Chinesen!“ Sondern die Auswahl lautet differenzierter: „Ich habe heute Lust auf Kanton/Sezuan/Peking/Hongkong/usw.-Küche.“

Seit einigen Jahren haben einige chinesische Restaurants auch (eine meist kleine Auswahl) Dim Sum Gerichte auf Ihre Speisekarten gesetzt. Dim Sum sind kleine  Häppchen, die traditionell zu jeder Tageszeit zum Tee gereicht werden.

Yum Cha (=Tee trinken) und Dim Sum (=das Herz berühren) klingt nun beinahe nach einem ruhigen Pavillon im Garten mit einem leise plätschernden Brunnen und Klängen der Yueqin-Gitarre. Eine meditative Stimmung, die wir nun sowas von absolut über Bord werfen können, sobald wir den ersten Schritt ins Jing Fong im New Yorker Chinatown getan haben.

Mehr als ein Schritt ist auch gar nicht möglich, denn an der Rezeption warten dutzende Hungrige auf einen freien Platz im Restaurant. Wartenummern werden verteilt und später über eine knarzige Mikrofonanlage (Made in…?) ausgerufen.

Hungrige Blicke an der Rezeption

Hungrige Blicke an der Rezeption

Spontaner Jubel bricht aus, sobald die richtige Nummer ausgerufen wird. Irrtümlich könnte man meinen, auf einer Lotterieveranstaltung gelandet zu sein. Der frohe Glücksnummernbesitzer gewinnt auch tatsächlich, nämlich eine Freifahrt auf der hauseigenen Rolltreppe, die direkt in das Restaurant im Obergeschoss führt.

No. 106 hat eine Rolltreppenfahrt gewonnen.

No. 106 hat eine Rolltreppenfahrt gewonnen

Zwei Arten von Dim Sum Restaurant lassen sich unterscheiden. Einerseits diejenigen, bei denen man ganz normal aus einer Speisekarte aussucht und seine Bestellung aufgibt; andererseits solche, Weiterlesen