Eine Zwiwwel sorgt für Tränen – selbst bei den Kochprofis

Dieser Bericht würde ach so gerne eine warmherzige Empfehlung sein. Stattdessen ist es ein trauriger Nachruf zu einem Restaurant in Berlin-Wilmersdorf, das nicht einmal die Kochprofis von RTL 2 zu retten vermochten.

Restaurant Zwiwwel

Das Restaurant Zwiwwel war all die Jahre eine versteckte Perle in der Bruchsaler Straße, nicht weit vom Bundesplatz. Uralt, mit Mobiliar, welches zur Kaiserzeit genau so eine Gaststube hätte ausstatten können, war die Zwiwwel stets eine kleine Zeitreise mit ordentlicher Speisenbegleitung. Es muss so zehn Jahre her sein, da lohnte sich der Weg durch die halbe Stadt alleine der genialen Seaks wegen. Das war noch die Zeit vor der großen Fleisch-Welle. Damals waren herrliche Cuts, wie T-Bone, Ribeye oder Porterhouse höchstens regelmäßigen USA-Reisenden ein Begriff. In der Zwiwwel beherrschte der Koch den Grill und die Entrecôtes waren genial. Ich erinnere mich noch an den damaligen Betreiber mit einer knarzigen Reibeisenstimme und der Berliner Mischung aus Herz und Schnauze.

Nippes & Nostalgia Weiterlesen

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Subkultur in der U-Bahnstation?

Die U-Bahnhstation Sophie-Charlotte-Platz bietet einige verläßliche Beständigkeiten. 1. Der Backshop hat einigermaßen vernünftige Waren im Angebot. 2. Die weisse Kachelung lockt die erbärmlichsten Tagging-Dilettanten in die stinkende Unterführung zwischen den Gleisen. 3. Man sammelt Karma-Punkte durch das Schleppen von Kinderwagen in der fahrstuhllosen Station. 4. Mein Freund der Geldautomat gibt mir meist ein wenig Bares für ein, zwei Cocktails. Eigentlich eine prima Idee mit den Geldautomaten in U-Bahnstationen.

Ab und an ist dieser hier mal wegen einer Störung ausser Betrieb, ziemlich langsam war er immer schon. Aber der aktuelle Anblick macht nachdenklich. Eine Lücke klafft in seiner Nische mit der rotleuchtenden Illumination. Ist es Sparkassen-Subkultar-Streetart und weist auf das Loch im Geldbeutel hin? Ist er auf Reisen, wie Hitchbot, der trampende Roboter?

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Wie auch immer, er hinterläßt eine Lücke in meinem Alltag. Come back, Cashbot.

Good Time is over

Zumindest an der Chausseestraße.

Der schlichte Satz im Schaufenster: „Unser Mietverhältnis wurde nicht verlängert.“ In den letzten dreizehn Jahren 20131211_202248war das Good Time Restaurant an der Chausseestraße stets ein zuverlässiger Ort für erfrischende Einkehr und sehr gute Thai-Küche. Eine bewährte Adresse in dem Quartier nördlich der Oranienburger Straße, noch lange bevor die obere Friedrichstraße oder die Torstraße eine solide Auswahl an spannenden kulinarischen Orten erhielt.

Wehmut macht sich zuweilen breit, wenn vertraute, teils lieb gewonnene Orte schließen, oder auf ähnliche Verluste zurückgeblickt wird. Sei es das Cantamaggio und das Cibo Matto in Mitte oder das Tims am Winterfeldtplatz in Schöneberg. Gentrifizierte Gier, Weiterlesen

Bye, bye Bar Gainsbourg…

Serge Gainsbourg hat einmal einen Song mit Namen „Lunatic Asylum“ geschrieben. Sicher trifft diese Bezeichnung auf die eine oder andere Bar zu. Für die die Bar Gainsbourg heißt es jetzt leider vielmehr: „Hou hou hou cha cha cha du loup“ – Der böse Wolf tanzt den ChaChaCha. Dieses Jahr tanzt der Wolf eher einen Flamenco, denn das benachbarte iberische Restaurant wird die Räumlichkeiten der Bar übernehmen, die eigentlich vom Savignyplatz kaum wegzudenken ist, wo sie seit der Mitte der 1990er Jahre eine bewährte Anlaufstelle für Freunde einer wahren „Bar Américain“ bietet.

Eine schöne Idee hatte seinerzeit Barbetreiber Frido Keiling: Eine Bar als begehbarer Nachruf auf einen Musiker, Trinker, Kettenraucher von Format. Seit 1994 treten Cocktailfreunde in ein kleines Stück Frankreich ein und werden mit hervorragenden Drinks beglückt.

Aus den Boxen klingt die passende Musik, teils von Serge selbst, aber immer mit einem Hauch von Chanson, nichts aufdringliches. Schummeriges Licht um die Tische, etwas heller am Tresen. Die Wände sind teils nackter, grober Backstein, teils mit Bildern dekoriert, die Gainsbourg zeigen und schöne Damen wie Catherine Deneuve und Brigitte Bardot. Haben die seine Lieder nicht auch gesungen?
Musiziert wird regelmäßig auch während der Fete de la Musique, da sind die Darbietungen im Gainsbourg schon absoluter Kult.

Die Drinks waren einmal spitzenklasse. Irgendwann hat man aber aufgehört, den neuesten Trends zu folgen. Es gibt ein Motto, wofür braucht man einen Trend? Weiterlesen

Admirals Absinth Bar (Mitte)

(Update: Leider ist dieser Ort geschlossen worden.)

Der Admiral ist ein wunderschöner Schmetterling- Vanessa Atalanta – sogar ein Edelfalter!

Die Deutsche Demokratische Republik hat ihm eine Briefmarke gewidmet. Wie passend, führt uns unser Weg doch in einen historischen Gebäudekomplex mit markanter DDR- Vergangenheit: den Admirals Palast.

1946 wurde in diesem Hause die Grundlage für die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED gelegt. Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck gaben sich die Hand. Ein Händedruck, der in symbolischer Form das Wappen der SED wurde.

Heute reichen sich für eine neue Union zwei Bartender die Hände. Mit Tayfun Sen und dem einmaligen Goncalo de Sousa Monteiro wurden zwei hervorragende Barmänner in einem Keller in Mitte versteckt, um dort gefunden zu werden. Das gestaltet sich gar nicht so leicht, aber wir wissen, das der Schmetterling an sich, bedingt durch zahlreiche Freß- und Trinkfeinde, sich tarnt. Es ist eine arg verborgene Treppe im Hof, die den Durstigen hinunter zum Nektar flattern lässt. Nach dem Betätigen der Klingel tut sich der Sichtschlitz auf und nach wohlwollendem Beäugen wird der Einlass gewährt.

Pre-BCB-Party

Pre-BCB-Party

Jeder Schmetterling beginnt seine Karriere als Raupe, um dann zur Puppe zu werden. Die Admirals-Raupe hat sich mit dem Schlüpfen nicht wenig Zeit gelassen. Vermutlich gab es noch nie eine Bar, die jeder Cocktailkundige kannte, jedoch für ein gutes Jahr nicht betreten durfte. Zum Bar Convent Berlin (BCB) war es dann soweit und derKeller wurde freigegeben. Neben der Bar befindet sich noch die abgebildete Party-Dance-Veranstaltungs-Zone, die weiter larvt, wohl bis zum Herbst 2010.

Die Admiral Absinth Bar ist hingegen geöffnet, was kaum jemand erfährt. Ich traue mich erst heute, meine Zeilen zur Admirals Bar zu verbrechen, weil: 1.) Heute die neue Ausgabe von Mixology – Magazin für Barkultur in meinem Briefkasten lag. Darin ein feiner Bericht von Tanja Bempreiksz zu Haus und Bar und Keeper mit extrem genialen Fotos von 103prozent. Und weil 2.)  die geschätzte Christina Schneider für das Bartender Labor ihre Liebeserklärung an selbige Bar verfasste.

Die Betreiber überlegen noch sorgsam, welches Publikum wohl wie zu adressieren wäre. Daher: Psssst!!

Ich glaube, so ganz geschlüpft ist der Schmetterling noch nicht. Gerade das ist der Zauber. Hereinspaziert in eine Bar, die im Augenblick wohl nur Barkeeper kennen. Die Kreationen? Klassisch, originell, ungewöhnlich. Wer

Absinth und Classic

Absinth kennen lernen möchte ist goldrichtig und wird bestens versorgt und informiert. Die historischen Details – Wasserspender, Tapeten, Licht –  versetzen den Gast in eine verruchte Stätte des Verbotenen, ohne Ohrabschneidtendenzen à la van Gogh.

Die Admirals Bar ist derzeit ein magischer Ort. Ruhig, geheimnisvoll, entspannt, mysteriös. Mit guten Drinks zu gehobenen Preisen. Mit Schwächen: Der sonderbare Lichteffekt im Niemandsland der Decke über

Secret sipping...

Secret sipping…

einer leeeeeeren (Tanz?-)Fläche. Eine Kälte der Einsamkeit. Und: Viel zu wenigen Barhockern!

Großartiges Geheimnis trifft auf den Schmetterling, der seit der Antike die Seele symbolisiert. Die Barkeeper tragen diese Seele in sich. Definitiv. Der Raum benötigt noch ein wenig Zeit. Gut, wenn man sich die Zeit zum Schlüpfen lassen kann!

Bis dahin: Geöffnet täglich ab 18 Uhr, Friedrichstraße 101, 10117 Berlin, im Hof des Admiral Palast.

Bye, bye, Bürgerbräu…

„Keinen Tropfen im Becher mehr…“ beginnt das Lied „Die Lindenwirtin“ von Rudolf Baumbach.

Die Bürgerbräu-Wirtin vom Müggelsee scheint ebenfalls dieser Ansicht zu sein. Vorbei ist´s mit der langjährigen Geschichte einer weiteren Berliner Bier-Traditionsmarke (die 1869 unter dem Namen Lindenbrauerei gegründet wurde). Die letzte größere Brauerei, die noch in Privatbesitz befindlich war, ist verkauft. Ausgerechnet an die Radeberger Gruppe. Offizielle Übernahme erfolgt zum 1. März 2010.

Die Tradition des Bieres in Berlin ist dahin. Vor 100 Jahren war die Zahl der Brauereien noch dreistellig. Jetzt ist aus Vielfalt endgültig Einfalt geworden. Die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger Gruppe übernimmt die Markenrechte von Bürgerbräu und deren Rezepturen.

Sonderlich originell ist diese Entwicklung nicht. Gehört dieser Gruppe doch bereits die komplette Bierlandschaft der Region: Berliner Kindl, Berliner Pilsner, Rex Pils, Schultheiss, Engelhardt und Märkischer Landmann. Nach jeder Übernahme wurde etwas eingestampft und das Angebot noch weiter reduziert. Viele vermissen Biere wie das Patzenhofer oder die Schultheiss Berliner Weisse. Vermutlich hat dann auch bald das Rotkehlchen ausgezwitschert und das Bernauer Schwarzbier ist Schaum von Gestern.

Tina Häring, die Geschäftsführerin von Bürgerbräu in Friedrichshagen gibt an, demnächst ein Öko-Bier unter der Marke „Köpenicker Bürgerbräu“ anbieten zu wollen. Soll man das glauben? Funktionieren die Kessel überhaupt noch? Kam doch zuletzt das Berliner Bürgerbräu aus Chemnitz. Seit mindestens zweieinhalb Jahren steht auf der Homepage von Bürgerbräu: „Die Seiten der Berliner Bürgerbräu werden überarbeitet.“ Jetzt stimmt das wohl endlich.

Zahlreiche Medien haben bezüglich der Übernahme weitestgehend den üblichen larifari Pressetext übernommen und dahergeleiert. Die Autoren Honert und Hoffmann haben für den Tagesspiegel in ihrem lesenswerten Artikel zurecht etwas kritischere Töne angeschlagen.

Mein Vorschlag: Zeichen setzen gegen den Bier-Einheitsbrei aus Hohenschönhausen. Auf in die kleinen Hausbrauereien, deren Angebot bald der letzte Zufluchtsort für die Liebhaber und Sympathisanten der Berliner Bierkultur sein dürfte. Eilig ins Eschenbräu, hurtig ins Hops&Barley, schnell zum Südstern, marsch ins Marcus Bräu und ran an den Rollberg.

Also, Lindenwirtin, mach den Becher bitte wieder voll! Dann kann das Lied zurecht zu Ende gesungen werden: „Vor ihm stand ein volles Glas,
neben ihm Frau Wirtin saß. Unter der blühenden Linde.“

(Bisschen) Trauriger kulinarischer Jahresrückblick

Ich vermag gerade nicht zu sagen, ob es Jürgen Klinsmann oder Hermann Hesse war, der uns seinerzeit ermunterte: “ Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

Seien wir optimistisch und gehen davon aus, das dieser Satz auch 2010 Gültigkeit besitzen wird. Mein heutiger kulinarischer Rückblick auf das Jahr 09 geschieht mit einer Träne im Knopfloch. Denn: Berlin ist um einige schöne, originelle, legendäre, kuriose Adressen ärmer geworden. An ein paar davon, die mir fehlen, mag ich kurz erinnern.

China Restaurant Tai Tung

Eingang zum Tai Tung

Eingang zum Tai Tung

Das älteste chinesische Restaurant gibt es nicht mehr. (Also das älteste erhaltene. Chinesische Restaurants in Berlin, vor allem an der Kantstraße, haben sich bereits seit 1923 angesiedelt.)

Über 50 Jahre hielt sich das Restaurant im Bikini-Haus an der Budapester Straße. Damals eine Sensation mit vielen prominenten Stammgästen von Peter Zadek bis Willy Brandt.

Zuletzt kannten viele Berliner das Lokal weniger über die servierten Speisen, sondern vor allem wegen des Plakates in einem der Schaukästen unter den Arkaden, auf dem Harald Juhnke für das Restaurant seines Schwiegervaters wirbt. Warb. Das Plakat wurde entfernt, nichts

Ente

Ente

erinnert mehr an das Tai Tung. Nun gut: Ein filmisches Denkmal gibt es noch. In „Goodbye Lenin“ fährt Daniel Brühl mit Moped in den Westen und hält genau neben dem berühmten Schaukasten. Godbye Tai Tung.

Pata Negra

Die Nachbarn sagen, die gewaltige Baustelle direkt vor der Tür konnte das Restaurant im Instituto Cervantes an der Rosenstraße, gleich hinter dem Hackeschen Markt, nicht verkraften.

Tisch abgeräumt

Tisch abgeräumt

Oder lag es doch an der Tatsache, dass die Bundesdeutsche Skepsis und Ablehnung bezüglich molekularer Küchenexperimente doch zu groß ist. Feiges Deutschland? Langweilige Küchenspießer? Ich glaube, ja. Wenn es hierzulande einmal kreativer molekular zugeht, als mit Hilfe der Fritteuse, gebt mir bitte Bescheid.

Ich habe im Pata Negra gelernt, wie aufregend und kreativ Küche mit molekularen Momenten sein kann. Verspielt, ja, aber stets mit den besten Zutaten. Herrlich chaotische Tischdeko – ich möchte gar nicht erahnen, wieviele der gestapelten und kühn drapierten Gläser zu Bruch gegangen sind – empfing den Gast, der mit besten Weinen versorgt wurde, erstklassig zu den Gängen abgeschmeckt.

Schutzbrille nötig

Schutzbrille nötig

Es schäumte, es dampfte, es war aufregend und intensiv. Wenn beispielsweise zur Kühlung eines Fruchtsorbets flüssiger Stickstoff verwendet wird, anstatt Wasser, so wird mit -196 Grad gekühlt, aber nicht verwässert. Dieses Geschmackserlebnis hat es in sich. Ihr habt es verpasst? Schade.

Diekmann im Weinhaus Huth

Daimler-Areal und Sony-Center sind für mich eine kulinarische Schauderzone. Jedenfalls wenn es um Alltagstauglichkeit geht. Das Facil ist fantastisch und macht mich glücklich, wirkt sich auf Dauer gesehen aber monetär

Gleich geht das Licht aus

Gleich geht das Licht aus

ruinös aus. Da war das Diekmann eine schöne Alternative zu den Touri-Deppen-Neppen-Einrichtungen, den halbherzigen Imbissen und den standardisierten Orten des mächtigen Laggner-Imperiums (Oscars, Lutter&Wegner etc.)

Prachtvolle Weine zu solidem Essen war die Devise. In zahlreichen Publikationen fanden sich Jahr für Jahr 2für1-Gutscheine, die einen Besuch erschwinglich gestalteten.

Einmal begleitete ich eine Gruppe Damen durch ein abwechslungsreiches Berlinprogramm. Für den Abend war ein Musical Besuch am Marlene-Dietrich-Platz vorgesehen. Davor hatte ich ein Abendessen im Weinhaus Huth anempfohlen, welches die anspruchsvollen Ladies glücklicherweise zufrieden stellte. Am Musical-

Servus (leise)

Servus (leise)

Theater stellte sich heraus, das die Aufführung ausfallen musste, wegen Erkrankung wichtiger Darsteller.

Statt mich grimmig zu rügen und die Panne zu bejammern, strahlte die Runde fröhlich und beschloss, zurück ins Diekmann zu kehren, um doch noch ein Dessert zu bestellen. Der Kellner guckte schon ein wenig seltsam….

Vitrum im Ritz Carlton

„Ladies und Gentlemen kümmern sich um Ladies und Gentlemen.“ Diese Philosophie im Ritz-Carlton Hotel hat mir von Anfang an gefallen. In diesem Jahr konnten mich die Ritz-Carlton nicht wirklich glücklich machen. „Wer meine Erlebnisse in Wolfsburg gelesen hat, ist im Bilde.)

2008 löste Hendrik Otto seinen Vorgänger Thomas Kellermann ab, den es aus der Metropole nach Wernberg-Köblitz verschlug. In Windeseile erkochte Otto den Michelin-Stern für das Hotel zurück, der mit dem Weggang  Kellermanns vakant geworden war. Respekt.

Der großartige Koch und wundervolle Gastgeber, Hendrik Otto, gemeinsam mit dem einmaligen Weinfachmann Rakshan Zhouleh (heute im Tantris in München) bescherte mir eines der schönsten kulinarischen Erlebnisse meines Lebens. Ich werde es nie vergessen.

Eine Kochmütze von diesem Abend halte ich in besonderen Ehren und die „Ladies und Gentlemen“ des Ritz-Carlton können sich überlegen, wie sie diesen Verlust wieder gut machen (derzeit sind Mode-Lädchen geplant. Sehr originell.) Man munkelt, Hendrik Otto wird demnächst auf Sylt wieder Gäste verwöhnen. Wo immer er es tut, ich jedenfalls wünsche ihm alles Gute!

Café Möhring

Möhring- vorbei

Möhring- vorbei

1898 eröffnete das erste Café Möhring am Kurfürstendamm, Ecke Uhlandstraße. Nun sind die letzten verschwunden. Am Kudamm sind die Schließungen schon ein wenig länger her, es folgte das Ende der Filiale am Schloss Charlottenburg und als letztes musste das Haus am Gendarmenmarkt dran glauben.

Die Betreiber hatten es hier versäumt, mit der Zeit zu gehen. Formfleisch-Mief  und mittelmäßige Torten in angestaubtem Ambiente konnten den Wettbewerb mit Fassbender&Rausch, Aigner & Co. nicht mehr bestreiten.

geschlossen (Eckhaus)

geschlossen (Eckhaus)

Schade, so ist ein weiterer Traditionsname der Hauptstadt Vergangenheit. Auch wenn die Firma Pfennig die Namensrechte noch besitzt und weiterhin original Berliner Möhring-Produkte bei Hannover produziert.

Demnächst soll an dieser Stelle ein bajuwarischer Brauereiausschank Besucher mit einem Humpen Augustiner erquicken. Joseph Laggner macht es mal wieder möglich. Dem gehört bald die gesamte Charlottenstraße.

So! Genug gejammert. Genug. Genug! Schließlich gab es 2009 auch grandiose kulinarische Augenblicke, glanzvolle Neueröffnungen und schmackhafte Erlebnisse. Und daher freue ich mich auf den Zauber – ab Januar 2010 – und weiteren regen kulinarischen Austausch. Virtuell, reell, Prost!

Coffeemamas Hackescher Markt (Mitte)

Eine Tafel auf dem Tresen erklärt: „NEIN, wir haben keine fettarme Milch!“ Ausrufezeichen.

DSC02387Mit etwas Glück ist ein Platz auf einer der Bänke vor dem Café frei. Von hier aus, etwas hinter Sträuchern versteckt, hat man einen entspannten Blick auf den üblichen touristischen Trubel auf dem Hackeschen Markt. Mit dem Kaffee im Becher, Vollmilch dabei, eventuell noch einen Bagel in der Hand, läßt sich eine kleine Auszeit genießen, bevor man durch emsige Markthändler, unfähige Mietfahrraddilettanten, schimpfende Strassenmagazin-Verkäufer und Brigaden von Servierpersonal weiter zieht.

Ich mag die kleinen Auszeiten an diesem Ort, mit gutem Kaffee zu angemessenen Preisen (großer Kaffee 2,50; kleiner Espresso 1,50), dessen Bohnen es auch zum kaufen für daheim gibt. DSC02390

Ein weiterer Spruch fällt auf: „Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne.“ Bezieht sich dieser Satz nun auf die Vollmilch oder die (zukünftigen Coffee-)Mamas? Vermutlich auf beide.

Hackescher Markt, S-Bahnbogen 4, 10178 Berlin-Mitte

Ergänzung 10.09.09: Der Bogen ist eine Baustelle und leider wirkt das alles derzeit sehr geschlossen.

www.coffeemamas.de

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Chefs Table im Vitrum (Mitte)

Besondere Anlässe erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Stürmen wir also die heiligen Hallen, auf zum Herd, hinein in die Arbeitsstätte von Meisterkoch Hendrik Otto.

DSC01589Die Küche im Restaurant Vitrum im Ritz-Carlton Hotel darf „gestürmt“ werden. Den Gästen wird hier ein ganz besonderes Kocherlebnis zuteil, denn es wird bestuhlt, gleich zwischen Soßenposten und Patisserie, um dem Bereiten der Speisen beizuwohnen und auch gleich zu verzehren. In Chicago, bei Charlie Trotter, durfte ich schon einmal ein solches Küchenerlebnis bestaunen und gierte seither nach einer Wiederholung.

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Ein 6-Gänge-Menü mit Weinbegleitung steht auf dem Programm, bzw. auf der Kochmütze. Eine sehr hübsche Idee: Auf einer Kochmütze ist die Speiseabfolge aufgeführt, genau wie die Weinfolge und alle personell Mitwirkenden haben unterschrieben. DSC01600

Lese ich heute das Menü durch, so klingt das meiste eher schlicht, ganz ohne Tamtam: Hummer Favorit, Steinbutt mit Austerngel, Rotbarbe mit Calamaretti,  Eintopf von Blumenkohl, Rehbockrücken, Passionsfrucht. Hole ich mir aber die Erinnerungsbilder an die wundervollen Geschmacks-Kombinationen, die kunstvollen Tellergestaltungen und die vielen Küchengrüsse vor Augen, dann wird das Understatement der Aufzählung deutlich.DSC01599

Hendrik Otto, der Küchenchef und Nachfolger von Thomas Kellermann, ist ein freundlicher und fröhlicher Mensch und außerdem ein sympathischer Gastgeber. Schnell verfliegt die erste Zurückhaltung, die man als Gast mitbringt, beim Eindringen an den Arbeitsplatz eines anderen. Weiterlesen

Mao Thai am Fasanenplatz (Wilmersdorf)

Bitte nicht verwechseln mit dem gleichnamigen Restaurant im Prenzlauer Berg. Das Mao Thai in Wilmersdorf vermag die Freunde der thailändischen Küche zu verzaubern und sieht mich daher immer wieder.

DSC01683Das Restaurant. Ab und an darf das Ambiente auch für asiatische Küche einmal chic sein. Wir haben in Berlin gerade bei der Thai-Küche sehr gute Adressen im Imbiss-Bereich, unbestritten. Schlaue Beleuchtung, attraktives Kunsthandwerk, gefaltete Stoffservietten und hochwertige Weine dazu machen ebenfalls Spaß. Dann also zum Fasanenplatz.

Die Küche. Zu mehreren einzukehren macht sinn, dann kann mehr probiert werden und der Tisch verwandelt sich in ein opulentes optisches Werk, dessen Zerstörung dann wiederum andere Sinne betört. Klassiker der Suppenküche und Kokosmilch-Ausstattungen sind selbstverständlich DSC01678vorhanden, aber auch spannendere Kreationen, wie Garnelen, gebacken  in Sesamhülle, begleitet von Jakobsmuscheln mit würzigem Dip sorgen für Abwechslung.

Ente ist eine Spezialität des Hauses, ob als Hauptgericht oder als klare Brühe vorneweg. Außerordentlich aufregend überraschen Weiterlesen