Termintipp: Sommerseminar Weinbund Berlin

Hier ein Veranstaltungstipp, den sich Weinliebhaber in Berlin seit etlichen Jahren nicht entgehen lassen:

Am 4. Juli findet von 15 bis 21 Uhr der Seminartag des Weinbundes statt. Der Weinbund Berlin setzt sich aus einigen der engagiertesten und kompetentesten Weinhändlern der Stadt zusammen. Gemeinsam organisieren sie Messen, Verkostungungen und andere Veranstaltungen mit hohem Genußfaktor.

Jedes Quartal gibt es einen ausgesuchten Weinbund Wein, den dann alle angeschlossenen Händler anbieten. Aktuell begeistert mich der Silvaner von Christian Stahl aus Franken zu 9,30 Euro (kein Bocksbeutel!).

Der Seminartag besteht, wie in jedem Jahr, aus neun Weinverkostungen mit informativen Vorträgen, aus denen sich jeder Besucher drei auswählen kann. Ein Imbiss und ein Shuttle-Service zwischen den Veranstaltungsorten ist im Preis von 35.- Euro inbegriffen.

Genaue Informationen und Anmeldung über die Website: http://www.weinbund-berlin.de/content/veranstaltungen.php

Sehen wir uns?

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Aqua (Wolfsburg)

Aqua ist Wasser, Wasser ist Leben, Leben wird durch Essen erst schön. Allerdings auch durch angemessenes Trinken!

Eichi braucht einen Aqua-vit, Schnaps hilft über die schlimmsten Momente des Lebens hinweg (sagt Hemingway). Schlimm war….nein: nicht die Rechnung und vor allem auch nicht das Essen. Es war der Weinbringer, den ich nicht Sommelier nennen möchte.

Ich möchte mich vorab beim Küchenchef Sven Elverfeld und bei dem sehr freundlichen Sericepersonal, allen voran dem sympathischen, aufmerksamen und aufgeweckten Jimmy Ledemazel, entschuldigen: Ich kann das Aqua nicht angemessen loben, denn der Weinbringer hat mir alles verdorben.

Es sollte mein erstes drei-Sterne-Menü werden. Die DSC02330Vorfreude war groß, einen Tag Wolfsburg nimmt man in kauf. Autos finde ich tatsächlich nur mäßig interessant.

Der Raum ist fein akzentuiert: Unterschiedlich farbige Stühle, schöne Gläser und extravagante Dekorationsimpulse, ergänzt durch schlicht-moderne Licht-Effekte.

Zum ersten Probieren kam ein Wein zum erraten werden in schwarzen Gläsern. Wir haben uns gar nicht so dumm angestellt. Die Auflösung: „Ein 100%-iger Cuveé;“ was denn sonst? Ein 75%-iges Cuveé verkostet man selten….

Das Essen war phänomenal. Kreativität, Ästhetik, Geschmack – inspirierend, bravourös, genial. Angefangen bei den legendären Knusperillos in eigens angefertigten Glasgefäßen, dann kam der Orkney Lachs in Kohlrabi mit süß-saurem Rhabarber. Dann die Rochenflügel in Pekanusskrokant mit Spitzmorcheln an Kopfsalatmousse und -vinaigrette. Zum Champagner-Cremesorbet vom Grand Vintage Rosé 2000 von Moet-Chandon hätte man allerdings ruhig ein Glas des Elixiers begleitend reichen können. Weiterlesen

Galander Bar (Kreuzberg)

Die Bar jazzt. Deano, Sinatra und Sammy Jr. grüssen von der Wand gleich vorne am Fenster vor dem Tresen. Weiter hinten spielt Sam nochmal für Rick.

DSC02705Gediegenes Bar-Ambiente füllt seit Mai den langen, schmalen Schlauch des ehemaligen Kolonialwarenladens nahe Riehmers Hofgarten. Der Raum wird in einem dunklen, klassischen Stil gehalten.

Die Bar grooved, jeden Sonntag, wenn der Piano Man kommt und  live für die passende Beschallung sorgt.

Die Bar mixt übrigens auch. Die aktuelle Karte ist recht übersichtlich gehalten, mit dem Schwerpunkt auf klassischen Drinks und wiederentdeckten Mixturen von vor 100 Jahren. 8,50 Euro kosten der Royal Bermuda Yacht Club, oder der Jack Rose für den ein schöner Applejack aufgetrieben wurde, der in Deutschland ja eh nicht an jeder Ecke erhältlich ist. Es scheint ratsam, sich zunächst an der Barkarte zu orientieren. Wünsche jenseits des ausgedruckten Angebots wurden zwar erfüllt (Simon Difford macht´s möglich), konnten jedoch nicht auf die gleiche Art überzeugen, wie die feinen Drinks der festen Karte. Unbedingt erwähnt werden sollte, dass das Galander auch Weinfreunde begeistern wird. Die Weinauswahl ist sorgfältig zusammen gestellt und etliche gute Tropfen werden auch glasweise serviert.

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Die Bar salsat am Dienstag, wenn die revolutionären Herren des Rum-Club in einer Art freundlicher Übernahme in der Großbeerenbucht landen um fidel eine andere, Zuckerrohr-lastige Barkarte zu hissen. Wobei glücklicherweise nicht nur der Ruf nach „Cuba libre“ erschallt.

Die Bar peter-alexandert (so á la „die kleine Stamm-Bar in unserer Straße…“). Obgleich erst wenige Wochen am start, hat sich bereits eine Schar von stetigen Wiederkommern formiert und belagert den Tresen. Eines jener Tresenmaskottchen lässt seine zwei Lieblingsgläser gleich vor Ort im Eisfach aufbewahren. Eines für Vodka und ein ganz häßliches (mit Herzchen) für Schaumwein. Aha.

Die Bar rockt. Wirklich, sie sind da: Rollende Steine. Genauer: Bergkristall, Amethyst und Rosenquarz kugeln in der freundlich angereichten DSC02703Wasserkaraffe herum. Mineralwasser einmal anders. Schöne Idee. Nur: allzu leicht plumpst ein Stein laut ins Glas und alle schauen herüber und warten auf Sanktionsmaßnahmen. Muß man nun zur Strafe eine rote Tür schwarz anmalen?

Großbeerenstraße 54, 10965 Berlin-Kreuzberg

www.galander-berlin.de/

V. Gala Grosser Weine

Am 14. Juni gab es was zu trinken. Und wie.

Alle drei Jahre ruft die Wein & Glas Compagnie einige der besten Winzer der Welt herbei. Fast 90 folgten in diesem Jahr dem Ruf und boten ihre Erzeugnisse zum fröhlichen Verkosten im E-Werk an der Wilhelmstraße an.

DSC02662Mit 30.- Euro war der Eintritt zwar kein Schnäppchen, die angebotenen Tropfen waren den Preis aber allemal wert. Abgesehen davon: Wann, außer bei den großen Weinmessen hat der Weinfreund in einem derart überschaubaren Rahmen die Gelegenheit, mit einigen der spannendsten und renommiertesten Winzern ins Gespräch zu kommen. Wohl aus diesem Grund fanden sich allerhand illustre Gestalten aus der Berliner Gastro- und Wein-Szene zum schmecken, schlürfen und schwatzen ein. (Allen voran Stuart Piggott, der mal ein ernstes Wort mit seinem Schneider wechseln sollte.)

Das Gespräch mit den Winzern und die Auseinandersetzung mit ihren Spitzenerzeugnissen war ein genussvolles Vergnügen, wenngleich die Halle rappelvoll war und den Weg zu manchem Stand zum mühsamen Kampf DSC02655werden liess. Alle wollten an die Stände von Dr. Loosen, Dönnhoff, Robert Weil, Planeta, Knipser, Dr. Heger, Reisetbauer, Rauzan-Ségla und vielen anderen mehr. Meine genussvollsten Entdeckungen waren einige Erzeugnisse von Prüm (Mosel), Bernhardt Ott (Feuersbrunn-Wagram) und ein Brunello von Lisini.

Zwischendrin immer wieder gerne Ruinart Rosé Champagner. Hier war der Andrang besonders groß, so dass es Engpässe gab. Der liebenswerte Herr am Stand versuchte vergebens mit der kühnen Behauptung zu beruhigen, man könne hervorragenden Champagner ruhig auch warm genießen. Na, ich weiß nicht….

Selbstverständlich hat eine solche Veranstaltung auch Schattenseiten. Gierig hatten sich perfide Schluck-Schmarotzer bereits früh ausschließlich auf die 300.- Euro-Weine gestürzt. Wer nach 16 Uhr nach jenen Spitzengewächsen fragte, erhielt lediglich leere Flaschen gezeigt und ein Schulterzucken geboten. Gerade in der italienischen und österreichischen Abteilung waren die Flaschen anscheinend strengstens rationiert. Selbstverständlich gilt es zu kalkulieren, aber die Maßnahme eines österreichischen Winzers, zu dieser Veranstaltung (die immerhin von 14 bis 20 Uhr angesetzt war) von jeder Sorte nur drei Flaschen mit zu bringen, erscheint mir doch als logistische und werbetechnische Fehlleistung.

Bei einigen Gästen war mit fortschreitendem Alkoholkonsum ein Mangel an Benimm zu beobachten. Dauerbelagerung von Winzern, Verfehlen der DSC02666Speikübel, lallen. Eine rücksichtslose aber unvermeidliche Lokalgestalt hatte es beispielsweise vermieden, trotz dichtestem Gewimmel, seinen riesigen Rucksack an der Garderobe abzugeben und belästigte jeden greifbaren Standbetreiber mit Geschichten, bei denen es scheinbar ausschließlich um sein neues I-Phone-ähnliches Gerät ging. Ein französischer Winzer schimpfte, es müsse sich wohl um einen Österreicher handeln.

Wiedemauchsei, eine insgesamt wundervolle, wenngleich allzu dichtgedrängte Veranstaltung mit hohem Genußfaktor.

Sehr schade, daß diese Gala nur alle drei Jahre statt findet.

Wein & Glas Compagnie, Prinzregentenstraße 2, Am Prager Platz, 10717 Berlin-Wilmersdorf

www.weinundglas.com/

Termintipp: Gourmetfest Taste of Berlin

Wonach mag Berlin schmecken? Gab es da nicht mal so einen Song: „Ham, ham, Berlin; Molle, Korn, Aspirin. Ich lieb´ den Duft von Curry, wenn wir um die Buden ziehn….Im Sommer schmeckt´s gut und im Winter o.k…..“

Der Sommergeschmack läßt sich vom 31. Juli bis zum 2. August im Sommergarten auf dem Messegelände am Funkturm unter dem Motto „Es darf auch einmal Kaviar sein“, ausprobieren. Eine schmackhafte Gartenparty avisieren die Veranstalter. Einige spannende Berliner Restaurants, prominente Köche und Produzenten werden sich treffen, um zuzubereiten und zu informieren. Ein wenig klingt es, wie die Sommervariante vom Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt, was nichts schlechtes bedeutet, wenn es denn so ist.

Einige der Restaurants, die sich angekündigt haben sind: Hugos, Vau, Kirk Royal, Balthazar, Altes Zollhaus und etliche mehr. Alfred Biolek, Otto Koch und Stefan Marquard werden sich einfinden. Harry´s New York Bar kreiert einen speziellen Messecocktail. Musikbeschallung ist quasi Pflicht und in diesen Tagen scheint auch das Phänomen der Pokerrunde unvermeidlich. Nun gut.

Eine eigene Währung wird dort gelten, man muß in „Dukaten“ bezahlen, derer zwölf im Eintrittspreis von 25.- Euro bereits beinhaltet sind (22.- im Vorverkauf). Insgesamt klingt das Ganze recht vielversprechend. In anderen Ländern ist die „Taste of….“ Reihe bereits ein großer Erfolg, jetzt ist endlich auch Deutschland dran. Also hin!

Für Kinder versprechen die Veranstalter ein „spannendes Aktionsprogramm.“ Ich muss gestehen, das klingt für mich ein klein wenig unheimlich….

www.tasteofberlin.de

Villa Crespi (Orta San Giulio)

Der Guide Michelin vergibt zwei Sterne, bei mir reicht es leider nur für zwei Mal Schulterzucken.
Nicht weit vom wundervollen Orta-See mit seiner geheimnisvollen Insel und netten Hafen Cafés erhebt sich ein maurischer Turm als Blickfang für verwunderte Reisende, die sich für einen kurzen Augenblick im Orient DSC00526wähnen dürfen, bevor sie kopfschüttelnd weiterfahren.

Umgeben von einem großzügigen Park befindet sich im Gebäude ein kleines, feines Hotel und ein Restaurant, beides von der Familie Primatesta geführt.
Das Bauwerk aus 1000 und einer Nacht hat sich 1879 ein Mailänder Stofffabrikant erbauen lassen, der sein Herz an Bagdad verloren hatte und seine Gesundheit den Lüften am Orta See verdankte.

Das Ambiente also bezaubernd, die Lüfte appetitanregend, die Erwartungen hoch.

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Nun sitzen wir also in einem dieser Restaurants, die es nicht können oder wollen, jene veraltete Steifheit abzulegen, bei der dem Gast die Prügelstrafe droht, wenn er selber die Wasserflasche anrührt.
Glücklicherweise war das Restaurant im Terassenbereich gut gefüllt und ein konstanter Gesprächspegel wirkte entspannend.

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Die Karte bietet verschiedene Menüs von sechs bis zehn Gängen, mit oder ohne Weinbegleitung und eine Auswahl von der Karte. Wir entschieden uns für das sechs Gang Menü zu 100.- Euro ohne Weinbegleitung, sondern fragten den Kellner, der sich als Sommelier bezeichnete, nach einer Flasche Weißwein, die zunächst dem ersten Teil des Menüs standhält, um später gegebenenfalls auf glasweisen Rot- oder Süßwein zu wechseln.
Die Beratung war ideenlos und uninspiriert. Es lief quasi darauf hinaus, wir mögen doch die Weinbegleitung bestellen, oder einen Wein, der uns schmeckt. So, so…. Weiterlesen

Gendarmerie (Mitte)

Josef Laggner ist ´ne Bank. Rund um den Gendarmenmarkt geraten gastronomisch gestrandete Gestalten gemeinhin gerne in die Fänge des J.L. Kaum eine kulinarische Stätte dort, in der er nicht mitmischt. Na gut, ich glaube, R2D2-Aigner, Obi-Wan Fischers Fritz und Luke Malatesta-walker halten dem Imperium noch stand.

Josef Laggner hat ´ne Bank. Die Räume der vormaligen Disconto Credit-Gesellschaft müssen heute herhalten, um urbanes Flair á la Laggner zu verströmen. Vor einer Weile waren hier Stadt-Modelle der Senatsbauverwaltung ausgestellt. Jetzt sollen wohl städtische Models sich ausstellen. Für die sind die Tische reserviert. Alle Tische. Auch nachts um zehne, elfe.

Josef Laggner hat ´nen Määähtre. So soll der Hansel wohl genannt werden, der Besucher ohne Reservierung gruß- und auch sonst wortlos zu möglichst mittelmäßigen Plätzen führt. Immerhin nicht in den Keller. Das hatten wir am G-Markt ja auch schon. (Werbeeinblendung/Ratespiel! Was ist das: 1. Russische-Suppe-Kunst und 2. Barbecue-adelig? Unter den richtigen Einsendungen verlose ich ein Exemplar meines neuen Buches.)

Josef Laggner hat immer so ´nen grünen Janker mit Goldknöppen an. Das wirkt soooo….München. Ich möchte nicht bleiben, mich nicht weiter mies behandeln lassen, mag auch keinen Kir Royal. Sind wir bei Baby Schimmerlos? Wieauchimmer. J.L. ist zwei Gäste los.

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Behrenstraße 42,  10117 Berlin-Mitte

Bristol Bar im Hotel Kempinski (Charlottenburg)

Lady Astor bemerkte einst zu Winston Churchill: “Wenn Sie mein Ehemann wären, dann würde ich Ihren Drink vergiften,” woraufhin Churchill entgegnete: “Mylady, wenn Sie meine Ehefrau wären, würde ich ihn trinken!”

Ja, man kann seltsame Zutaten in einen Cocktail geben.
Cocktail Variationen für Neugierige und Kräuterbegeisterte bietet Barchef Thomas Altenberger in der gediegenen Hotelbar des “Kempi” am Kurfürstendamm.
“Cuisine Style” nennt sich der Mix-Stil, der neben Spirituosen, Frucht und Eis auch alles andere in den Shaker packt, was sich sonst noch in der Küche so findet. Vorzugsweise werden dabei Kräuter und Gemüse verwendet.

Eigentlich ist das gar nicht so neu. Einige bewährte Klassiker setzten schon länger ein i-Tüpfelchen mit Ingwer, Gurke, Salbei oder Sellerie.
Neu sind die vielen Experimente mit Kreuzkümmel, Rosa Pfeffer, Rosmarin oder Safran. Herr Altenberger geht damit neugierig, sorgfältig und kreativ um und hat dadurch bereits manchen konservativen Konsumenten überraschen können.

Selbstverständlich steht auch das übliche Angebot an Drinks zur Verfügung der Bar- und Hotelgäste. Atmosphärisch bleibt es eine Hotelbar, viele Gäste sind Übernachtungsgäste in Wichtigtu-Laune, manchmal übertönt ein angenehmer Pianomann das Geschwafel.

Wem die Cusine-Style-Mixology gefällt, kann gleich einen Kurs buchen und mehr erfahren. Andererseits kann ich es verstehen, wenn es reicht, ein halbes Dutzend Kräuter im Gin zu wissen, mit einem Hauch Vermouth und maximal eine Olive beizufügen.
Churchill war Martini-Trinker!

Kurfürstendamm 27, 10719 Berlin-Charlottenburg

Link zur Bristol Bar

Ruth Reichl: Falscher Hase

Tarnen, täuschen, testen. „Als Spionin bei den Spitzenköchen“ lautet der Untertitel zu diesem großartig unterhaltsamen Buch, in dem die bekannte (ehemalige) Gastro-Kritikerin de New York Times  ihre faszinierenden Erlebnisse als Undercover-Testerin schildert.

Auf dem Flug nach New York, um die neue Stelle als kulinarische Kritikerin anzutreten, wird Ruth Reichl von einer Mitreisenden zu ihrer Verwunderung erkannt und erfährt, dass sämtliche Restaurants in New Yor City auf ihre Ankunft vorbereitet sind. Alle haben bereits „Fahndungsbilder“ montiert, um die „Neue“ sofort zu erkennen.

Da hilft nur eines: Verkleiden und das immer wieder anders.

Nun begleitet der Leser nicht nur Frau Reichl  durch die faszinierend beschriebenen Lokale und durch die sehr sinnlich-appetitlich beschriebenen Gänge, sondern auch die Figuren, deren Rolle sie einnimmt. Mal ist sie die unscheinbare alte Damen, mal das naive Landei, mal die glamouröse Tussi und auch mal sie selbst. Manchmal erlebt sie das gleiche Restaurant in verschiedenen Rollen vollkommen unterschiedlich.

DSC02686Mich begeisterten ihre Berichte von glorreichen Menüs, desaströsen Verhaltensweisen und schadenfreudigen Experimenten. Mich begeistert auch ihr Credo, mit dem sie an das Phänomen „Gastwirtschaft“ herantritt: Nicht nur Essen wird verkauft, der Kunde zahlt auch für ein (hoffentlich) unvergessliches Erlebnis zu dem eben auch Service, Ambiente und Behandlung gehört.

Die deutschsprachige Taschenbuchausgabe ist 2008 bei Blanvalet erschienen

Maigold Bar (Schöneberg)

Eines der wichtigsten, unterhaltsamsten und schönsten Bücher in meiner kleinen Cocktail Bibliothek ist „The Craft of the Cocktail“ von Dale DeGroff, dem Cocktail-Meister, dessen Name eng mit dem legendären Rainbow Room im 65. Stock des Rockefeller Center in Manhattan verbunden ist. (Von hier habe ich, mit einem Manhattan Perfect im Glas, das erste Mal ein Feuerwerk von oben gesehen. Aber das ist eine andere Geschichte…)

Das Cocktail-Menü der Maigold Bar beginnt mit einer hübschen Einleitung, die eine kleine Hommage an Dale DeGroff ist. Seiner Drink-Philosophy fühlt sich das Barteam seit nunmehr zwei Jahren verpflichtet. Kein schlechter Anspruch.

DeGroff schreibt im Buch: „I am a firm believer that spirits are gifts from the gods.“ Amen, Bruder. Also her mit der Barkarte! Die Karte DSC02630empfiehlt die gängigen Klassiker, enthält aber auch einige Besonderheiten und Eigenkreationen, meist so um die 7,50 Euro. Über meinen ersten Drink mag ich den Mantel des Schweigens hüllen, denn er war ein Missverständnis, bedingt durch meine bestelltechnische Unzulänglichkeit. Der zweite war eine fein abgeschmeckte Eigenkreation von Bartender Samir, der behauptete, den Drink justamente spontan erfunden zu haben. Obs stimmt? Sei´s drum, die Mischung aus Rum, Campari, Orangensaft und Erdbeersirup konnte überzeugen. Viel zu selten bestelle ich Gin Fizz, mein Abschiedstrunk, hier in einer straighten Variante ohne Soda. Sehr erfrischend für die Lebensgeister. Weiterlesen