Eckert´s Currywurst (Charlottenburg)

Einer der mit Abstand missratensten Momente der Charlottenburger Bezirkspolitik war die Schließung der besten Currybude im Bezirk – am Amtsgerichtsplatz.
Damals, 2005, wurde eine Richtlinie aus den 80ern befolgt, Der sogenannte „Currywursterlass 1984“. Gut, in der Zwischenzeit hatte sich wenig verändert in Berlin. Ganz klar.

Curry Eckert

Wilmersdorfer- Ecke Zillestraße

Jedenfalls: der alte Pächter wollte sich zur Ruhe setzen, das Geschäft sollte sein Gehilfe übernehmen und weiterhin Taxifahrer, Feuerwehrleute und justizgeplagte Bürger beinahe rund um die Uhr mit leckerer Wurst versorgen. Auch noch in (fast) historischer Lage. Hatte doch Hertha Heuwer um´s Eck am Stuttgarter Platz die Spezialität an der Spree erfunden!!
Nichts half – Bude weg.

Heute können wir frohlocken: the Bude is back!
Naja, nicht ganz, einige Strassen weiter muss man ziehen, zum faden Nordteil der erbärmlichen Weiterlesen

Ma Tim Raue

Update: das Restaurant exisitert in dieser Form nicht mehr. An gleicher Stelle befindet sich nun das Sra Bua, ebenfalls beraten von Tim Raue.

Das für den Gaumen aufregendste Restaurant Berlins ist derzeit für mich -mit Abstand- das Ma von Tim Raue.

Ich möchte atmosphärisch die Welt da draußen hinter mir lassen!
Ein ausgeklügeltes Design verbindet auf asiatische Art Klassik und Moderne. Weiche grün-goldene Sitzkissen erwarten mich und kontrastieren mit der besonderen Ausstrahlung von Schiefer an der Wand und nachher auch auf dem Tisch. Allgegenwärtig ist das stolze Pferd, das Logo des Restaurants (Ma=Pferd) von der großen Raumskulptur bis zur Serviette.

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Ich möchte gut behandelt werden!
Mit lässiger Eleganz gibt mir der Service ein gutes Gefühl. Kein devotes Gekrieche, keine arrogante Sterneattitüde, nein, auf Augenhöhe besprechen wir den nächsten Wein, Weiterlesen

Böhmerland (Spandau)

Böhmen aus ganzem Herzen. Meint dieser Wirt das wirklich ernst? Oder ist der brave Soldat Schwejk mit seinem listigen Witz und seiner Respektlosigkeit mehr, als nur allgegenwärtiges Maskottchen im Restaurant „Böhmerland“?

Dieser Wirt ist ein Original. Stets mit Fliege ausgestattet, preist er unglaublich überzeugend seine Gerichte, deren Frische, Zutaten und Getränke an. Man kann gar nicht anders, als sich der Weiterlesen

Daitokai (Charlottenburg)

Meine köstlich-meditative Auszeit zum Mittag. Teppan-Yaki vom Feinsten im wundervollen japanischen Ambiente der fensterlosen Räumlichkeit im Europa-Center, die den Gast milde entschweben lässt, vom Konsumtaumel zwischen Kurfürstendamm und Tauenzienstraße in das fernöstliche Schlaraffenedo.

Am Eingang nimmt die Gardrobiere den Mantel entgegen, der Platzanweiser geleitet über schiefersteinernen Brücken zum Platz an einem der zahllosen Teppan-Yaki Tische. Das Plätschern der Bäche, die das Restaurant durchfließen ist allgegenwärtig.

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Zunächst erhält der Gast ein heiß durchdampftes Handtuch zur reinigenden Erfrischung gereicht und bekommt eine Schürze umgebunden. Das macht Sinn, da die frische Zubereitung unmittelbar vor dem Hungrigen geschieht und mit Spritzern und Dämpfen zwangsläufig einhergeht. Weiterlesen

Azul (Kreuzberg)

Azul heißt „Blau“, soso! Für die „Operation Azul“ bezogen die tapferen Berliner Qyper am 11. Februar wacker Stellung im Kreuzberger Kampfgebiet im Herzen des alten SO36. Vor knapp 30 Jahren trainierten amerikanische Soldaten in dieser Gegend noch den Häuserkampf. Nur einen Gabelwurf entfernt, jenseits der Spree, war der kulinarische Klassenfeind kosttechnisch kampfbereit und durfte die Soljanka auslöffeln.

Heute ist hier eine Art Mitte, in der sich so einiges mischt und durchmengt.
Azul ist ja sprachlich eigentlich dem iberischen Sprachraum zuzuordnen. Wer sich allerdings Tapas-Platten verspricht, hofft vergebens. Weiterlesen

Abgeordnetenhaus von Berlin

Das Abgeordnetenhaus von Berlin ist ein wundervolles Gebäude.
Viel zu wenig Menschen gehen hier hinein. Die Gründe liegen auf der Hand: Am Wochenende ist es nicht öffentlich zugänglich und an anderen Tagen steht man dem grünuniformierten Obachtgeb-Personal gegenüber. Dieses gilt es zu ignorieren und strammen Schrittes durch die Doppeltüren zu eilen.
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Im Inneren fühle ich mich wie in einem britischen Kolonialhotel. Das Parlamentsgebäude ist zunächst sekundär. Mondäne Treppen mit roten Teppichen flankieren die Haupthalle. Treppauf geht es in die Bürobereiche, zur Besuchertribüne im Plenarsaal und der Gemäldegalerie, welche die Ehrenbürger von Berlin porträtiert.
Im Erdgeschoss befindet sich eine sehenswerte und kurzweilige Ausstellung zur Berliner Parlamentsgeschichte. Die historischen Episoden Weiterlesen

Tatiana (New York)

Wer kyrillische Schriftzeichen entziffern kann, ist hier klar im Vorteil. In Brighton Beach entstand in den 1970er Jahren eine russisch-ukrainische Kolonie. Um die 10.000 Einwanderer teilen sich seither den südlichen Zipfel von Brooklyn mit den alteingesessenen jüdischen Bewohnern im Schatten der angestaubten Vergnügungsanlage von Coney Island.

„Little Odessa by the Sea“ wird die Gegend genannt und viele Ausflügler pa170317stärken sich nach einem Spaziergang am Wasser mit deftigen Pelmeni, Vareniki, Soljanka, Borschtsch und Baltika Bier.

Ein unheimlicher Ort ist dabei das Restaurant Tatiana mit angeschlossenem Nachtclub, den man tagsüber jedoch nur beim Gang zur Toilette im Keller wahrnimmt. Die Netzseite verspricht Champagner und Vodka, die in Strömen fließen, wie aus dem Fontana die Trevi in Roma. Weiterlesen

Carlton Arms Hotel (New York)

Ich liebe diese Bruchbude mit Betten und Kunst.
„Hierhin kommen Möbel, um zu sterben“ (Where furniture goes to die) steht auf der Visitenkarte und tatsächlich hat Gerümpel hier eine Transformation erlebt.

Jedes Zimmer wurde von unterschiedlichen Künstlern gestaltet. Meist hat es ein besonderes Motto, ein Leitmotiv. In den Fluren und im Treppenhaus setzt sich das Bemalungskonzept fort. Ich hauste bereits im Glücksspieler Zimmer, im Britischen Murder Mystery Raum und im Sahara Salon.

Die Betten quietschen, die Klimaanlage im Fenster fungiert mehr als Verschattungselement.
Alles ist cool. Das Personal ist oft zu cool zum aufstehen. Echte New Yorker halt.
Neulich war mal jemand freundlich, aber das war eine australische Aushilfe.
Room Service ist uncool (in der Tat grundsätzlich überbewertet) und findet nicht statt.

Absolutes Respektslebewesen ist alleine die Katze.
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Art-Hotel Charlottenburger Hof

Wer in Berlin lebt, steigt naturgemäß eher selten in den örtlichen Hotels ab. Dennoch stellt sich immer wieder die Frage: Wohin mit dem lieben Besuch, den fragwürdigen Bekannten und der buckeligen Verwandschaft?

Zwei Möglichkeiten gibt es. Die Nervensägenkategorie (z.B. „Wo wir essen, ist mir egal…“; „Acht Euro für einen Cocktail ist aber teuer….“; „Dies ist mein neuer Freund, er ist Finanzbeamter, und nun machen wir eine Woche auf Pärchenterror…“) schicke ich in die zahlreichen Unterkünfte, die irgendwas mit „Mitte“ im Namen haben, sich aber in der finstersten Ecke vom Bezirk Wedding befinden.

Den lieben Besuch, der gerne und oft wiederkommen soll, platziere ich zuweilen im Charlottenburger Hof. Weiterlesen

Exotischer Kräutergarten (Charlottenburg)

Jeder Barkeeper benötigt Minze. Oft ist man froh, wenn überhaupt noch welche auf dem Wochenmarkt zu bekommen ist. Hier, bei Dr. Ali Moshiri darf man etwas wählerischer sein und entscheidet sich aus zwanzig Sorten für die geeignete.

Hier ist er, der Kräuterdoktor, dem die Köche der Hauptstadt vertrauen. Über 450 Sorten (in Worten: 450) von Kräutern gedeihen im Niemandsland zwischen Spandau und Westend. Etliche extrem exotische Erzeugnisse inspirieren die Hobby- und Sterneköche von Berlin. (Gut, dass ich Tim Raue gefragt habe. Er brachte mich auf die Spur des geheimnisvollen Gewürzpflanzen Genies.) Weiterlesen