Azul (Kreuzberg)

Azul heißt „Blau“, soso! Für die „Operation Azul“ bezogen die tapferen Berliner Qyper am 11. Februar wacker Stellung im Kreuzberger Kampfgebiet im Herzen des alten SO36. Vor knapp 30 Jahren trainierten amerikanische Soldaten in dieser Gegend noch den Häuserkampf. Nur einen Gabelwurf entfernt, jenseits der Spree, war der kulinarische Klassenfeind kosttechnisch kampfbereit und durfte die Soljanka auslöffeln.

Heute ist hier eine Art Mitte, in der sich so einiges mischt und durchmengt.
Azul ist ja sprachlich eigentlich dem iberischen Sprachraum zuzuordnen. Wer sich allerdings Tapas-Platten verspricht, hofft vergebens. Pasta trifft Burger und gaaaanz viel Salat. Zum tarnen? Die Pasta wurde insgesamt wohlwollend eingenommen, mit frischem Pfeffer und ordentlich abgestimmten Soßen. In Sachen Meeresfrüchte hob sich manch misstrauische Augenbraue. Die Burger Brigade hatte ausgiebig Gelegenheit, geruchstechnisch der Zubereitung der Fleischklopse beizuwohnen. Die verlockenden Dämpfe durchzogen das Areal. Sehr ordentliche Fleischqualität der diversen Cheese-Chicken-Chilli-Sonstwas-Burgervariationen (alle so um die 8,50 Euro). Unter einer mächtigen Salatanhöhe waren eine winzige Handvoll Rosmarin-Kartoffeleinheiten vorzüglich getarnt.
Die Weinauswahl ist reichlich. Fast jeder der ca. 20 Weine wird auch offen im Ausschank gereicht, das 0,2 Glas mit 4 bis 7 Euro recht deftig bepreist, jedenfalls für diese Qualität. Aus taktischen Gründen wechselten nach und nach immer mehr Weinwebel auf Bier.

Das Operationsgebiet ist eigentlich sehr hübsch mit dunklen, wackeligen Holztischen, einer mediterranen Wandkachelung und schummrigem Kerzenschein. Dennoch, der Ort ist zu hallig für ein romantisches Gesummsel und zu nett-niedlich für das Gepolter einer größeren Gruppe. (Eigentlich möchte ich hier zu einem Milchkaffee auf meinen Salat warten und dazu die TAZ lesen…)

Zurück zum Militär. „Operation Azul“ war der ursprüngliche Name der argentinischen strategischen Angriffsoperation zu Beginn des Falklandkrieges. Im Prinzip müsste die crossover-Küche im „Azul“ demnach Gerichte wie Argentinisches Steak mit Minzsosse und Earl-Grey-Tea offerieren.
Die Burger-Pasta-Offensive klingt jedoch eher nach „Operation Husky“, der Landung der US-Truppen auf Sizilien im Juli 1943. Wobei ich an dieser Stelle nicht nahelegen möchte, dass „Azul“ solle sich in „Husky“ umbenennen.

Ich war gerne hier. Das Essen war O.K., der Service sehr, sehr freundlich und aufmerksam.
Der Weg zum Klo führte durch den benachbarten Nebentrinkschauplatz, die Bar. Hier waren die Wände tatsächlich blau. Vom Publikum konnte ich es nicht beurteilen, da die Rauchschwaden der Kampfpaffer die Aufklärung vernebelten. Werden etwa BW-Hartkekse zum Jever gereicht? Wegtreten? Antreten!

Skalitzer Straße 64, 10997 Berlin-Kreuzberg
www.azul-berlin.de

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