Das Abgeordnetenhaus von Berlin ist ein wundervolles Gebäude.
Viel zu wenig Menschen gehen hier hinein. Die Gründe liegen auf der Hand: Am Wochenende ist es nicht öffentlich zugänglich und an anderen Tagen steht man dem grünuniformierten Obachtgeb-Personal gegenüber. Dieses gilt es zu ignorieren und strammen Schrittes durch die Doppeltüren zu eilen.
Im Inneren fühle ich mich wie in einem britischen Kolonialhotel. Das Parlamentsgebäude ist zunächst sekundär. Mondäne Treppen mit roten Teppichen flankieren die Haupthalle. Treppauf geht es in die Bürobereiche, zur Besuchertribüne im Plenarsaal und der Gemäldegalerie, welche die Ehrenbürger von Berlin porträtiert.
Im Erdgeschoss befindet sich eine sehenswerte und kurzweilige Ausstellung zur Berliner Parlamentsgeschichte. Die historischen Episoden des Gebäudes selbst (von Architekt Friedrich Schulze 1899) werden ebenfalls dokumentiert. Sie geben eine Menge her: Tagungsort des Preußischen Landtags; Gründung der KPD; Auflösung des Landtags durch die Nazis; Gründung des Volksgerichtshofes; Offizierskasino und Tanzsaal „Haus der Flieger“ für Görings Luftwaffen-Ministerium; Lage am Mauerstreifen mit Büros für die DDR-Plankomission und die „VEB Horch-und-Guck“. Seit 1993 Sitz des Parlamentes im Wiedervereinten Berlin.
Führungen durch das Haus werden für Gruppen ab 10 Personen angeboten, sind allerdings von sehr wechselnder Qualität. Nur im Rahmen einer Führung ist der Plenarsaal zu besichtigen, daher lohnt sich der Aufwand. Spuren der Vergangenheit treffen in der modernen Umgestaltung aufeinander, die im Plenum am intensivsten deutlich wird.
Selbstverständlich lohnt auch der Besuch einer Plenarsitzung, dazu ist eine rechtzeitige Anmeldung erforderlich.
Niederkirchnerstraße 5, 10117 Berlin-Mitte
www.parlament-berlin.de