Golvet – Der Himmel über Berlin

Neue Gourmetfreuden am Landwehrkanal. Bye, bye, 40 Seconds Club – Willkommen Golvet Restaurant!

Einen Satz hörte man in den letzten Jahren immer wieder: „Dining ist das neue Clubbing!“ Und es stimmt. Zahlreiche Nachtschwärmer und Clubgänger der Jahrtausendwende  treffen sich nun wieder. Aber nicht auf der Tanzfläche, sondern in zeitgemäßen, stylischen Restaurants.

DSC00995Nun sollten sich die Berliner Gourmets eine neue (eigentlich ja alte) Adresse fest vormerken: das Golvet an der Potsdamer Straße. Die merwürdige Meile überraschte in den vergangenen Monaten immer wieder. Das Tagesspiegelgebäude wurde der Ausgangspunkt für Kunst und Mode und mit Restaurants, wie Panama, Sticks’n’Sushi oder Brasserie Lumière, hielt dort nun eine fortgeschrittene Genusskultur Einzug. Nach langen Jahren, in denen die Victoria Bar, die Maultaschenmanufaktur und die Joseph Roth Diele als einzige gastliche Hoffnungsschimmer zwischen einem zeitweise Insolventen Wintergarten und dem Kurfürstenstrich leuchteten.

Nun herrscht Aufbruchstimmung und der frühere 40 Seconds Club eröffnete jüngst als Gourmet-Restaurant mit Ausblick. Eins vorweg – lange hat mich Weiterlesen

Rückblick – Berliner Meisterköche bei Markus Semmler

Dieses Jahr wird eine Institiution 20 Jahre alt. Die Auszeichnung „Berliner Meisterköche“, ausgerufen von Berlin Partner“, wurde erstmals 1997 verliehen. Damal war Berlin zwar eine gastronomisch aufstrebende, aber im internationalen Vergleich immer noch rückständige Metropole.Unter den ersten Preisträgern waren Herbert Beltle, der mit dem Alten Zollhaus, dem Aigner und der Rotisserie Weingrün noch immer Scharen von Berlinern erfreut. Ebenfalls 1997 ausgezeichnet wurde Karl Wannemacher, dessen Alt-Luxemburg in Charlottenburg heute oftmals sehr zu unrecht übersehen wird.

sam_9681Die Stadt – und dadurch auch der Preis – entwickelte sich weiter. Die Kategorien wurden differenzierter und neue kamen hinzu. 2008 wurde erstmals ein „Gastronomischer Innovator“ ausgezeichnet, 2012 wurde aus „Maitre“ der „Gastgeber“ und ein Jahr später wurde die Kategorie „Szenerestaurant“ einbezogen. Die Ahnenreihe (einzusehen bei Berlin-Partner) der Preisträger widerspiegelt ein starkes Stück kulinarischer Berlingeschichte.

Im Herbst 2016 wurden die Preisträger dieses Jahrganges im Rahmen einer Gala im Kraftwerk an der Köpenicker Straße gefeiert und Hunderte Gäste durften die Kochkünste der Preisträger erproben.

Danach dachte sich Markus Semmler, der Berliner Meisterkoch 2016: „Eigentlich schade, dass die Preisträger dieses besondere gemeinsame Menü Weiterlesen

eat! Berlin 2017 steht vor der Tür

eat-berlin-titelEs ist wieder einmal so weit. Seit 2011 organisiert der sympathische Bernhard Moser mit einem engagierten Team dieses feine und wertige Gourmet-Festival, das Jahr um Jahr an Vielfalt, Qualität und Freude hinzu gewinnt.

2017 gibt es Themen und Orte, die Abwechslung pur versprechen. Geschlemmt wird: zur See, im Kino, durch die Historie und das Ganze geminsam mit zahlreichen Spitzenköchen und Experten der Genusskzultur.

Es gibt Sake, Sherry, Champagner und am Ende werden erneut Preise für Genusskultur und Lebenswerk verliehen.

Hier der Link zu Programm und Ticket-Verkauf.

Endlich wieder Essen …

Liebe Leser des Eichiberlin-Blogs. Aus zahlreichen Rückmeldung weiss ich und bin froh, dass meine Empfehlungen wahrgenommen und zuweilen sogar befolgt werden. Zuletzt waren es viel zu wenige Bars, Restaurants und Veranstaltungen, die ich an dieser Stelle besprochen habe. Aber ich war nicht untätig. Im Gegenteil.

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Der Grund für die eher gemächliche Aktivität in der Blogosphäre: ich durfte und darf Weiterlesen

Balthazar No. 2 – 12 Liter für die Wiege

Mitten in Mitte und doch ganz weit weg: Das Nikolaiviertel. Die Wiege Berlins, Erichs Disneyland. Touristengaudi mit Eisbein. Dabei gibt es dort viele Geschcihten und hübsche und versteckte Winkel. Dazu die Ausstellungen im Ephraim Palais und im viel zu wenig beachteten Knoblauchahus.  Die letzten Jahre konnten die Gewerbetreibenden dort einem wirklich Leid tun. Die ewig gesperrte Rathausbrücke, die Riesengrube für die U55, der Wegfall der Busparkplätze. Es war nicht leicht, überhaupt hinzukommen und das gilt eigentlich auch heute noch.

Berliner trifft man im Nikolaiviertel – gefühlt – verhältnismäßig selten. Vor allem Westberliner. Ein bewährter Küchenchef aus Westberlin schlug jüngst die Zelte für sein zweites Restaurant dort auf. Holger Zurbrüggen begeistert beständig das alte Westberlin im Balthazar am Kurfürstendamm nahe dem Adenauerplatz, benannt nach jenem gigantischen Flaschenformat, welches 12 Liter Fassungsvermögen aufweist. Nun hält das Balthazar 2 mit ähnlichem Küchenkonzept am Spreeufer Einzug, gleich gegenüber vom alten Marstall mit Musikschule und Landesbibliothek.

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Ich erinnere mich an Herrn Zurbrüggen noch aus dem Restaurant Louis im Steigenberger Hotel am Los Angeles Platz. Seine Kombinationen aus asiatischen und Weiterlesen

Groupon Gelegenheit. Restaurant Parioli im Hotel de Rome

Eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Restaurantvielfalt der Hauptstadt auszuprobieren, bietet des öfteren die Rabatt-Plattform Groupon. Aktuell laufen die Restaurant-Wochen mit Frank Rosin, bei denen besonders attraktive Menüangebote auf die Gourmets (natürlich auch in anderen Städten) warten.

Besonders verlockend erschien das 3-Gang-Menü im Restaurant Parioli im Hotel de Rome am Forum Fridericianum Unter den Linden am Bebelplatz. Freundlich und unkompliziert verlief die telefonische Annahme der Reservierung und der Gutscheinnummer. Und so stand dem Gang in das ehemalige Bankgebäude nichts mehr im Wege. Gerne betrete ich das Haus der Rocco Forte Gruppe, insbesondere, um die herrliche Dachterrasse für einen Drink aufzusuchen. Beim betreten muss ich stets schmunzeln, da die Erinnerung an studentische Zeiten und Jobs mich einholt. Komparse war damals ein bewährter Zubrotverdienst und bei „Lola rennt“ konnte man das Gebäude noch im sozialistisch-sachlichen Bürostil kennenlernen. (Lolas Vater arbeitet hier im Film, wer die Szene vor Augen hat.) Was für ein Unterschied, heute die mondäne Halle mit dem glänzenden Marmor zu betreten.

Das Restaurant bietet ein großzügiges Raumgefühl mit gerundeten Sitzecken inmitten einer Säulenlandschaft mit Blick in einen hübschen Hof. Weiche Materialien, große Lampen und Bücherregale geben ein gewisses Wohnzimmerflair und zugleich einen repräsentativen Standard internationaler Hotelrestaurants. Mir gefiel der Raum und so bin ich gespannt, wie er sich verändern wird. Der angenehm beratende und sehr freundliche Sommelier verriet, das in Kürze ausgedehnte Umbaumaßnahmen bevorstehen, die das Restaurant verändern und auffrischen sollen. Man darf gespannt sein.

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Take Five – Musik für den Gaumen bei Paco Pérez

Eine Bereicherung für alle Sinne und für Berlin: Das 5- Cinco by Paco Pérez im Hotel Das Stue in Tiergarten bereichert die wachsende Berliner Gourmetkultur auf ungewöhnliche und erfreuliche Weise. Unter der Patenschaft des spanischen Meisterkochs kocht das Team im Designhotel „Das Stue“ mit zeitgemäßer Kreativität und akkurater wie origineller Präsentation.

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Die Zahl Fünf bringt die Idee zum Ausdruck, das alle fünf Sinne im Rahmen eines Menüs angesprochen, stimuliert werden sollen. Auch der Raum trägt dazu bei. Glücklicherweise sind die Zeiten allmählich vorbei, in denen barocke Wandgemälde, schwere Vorhänge, womöglich mit Lilienmuster, und altbackene pseudo-royale Bestuhlung die Besucher der gehobenen Gastronomie umgibt. Modernes Design in Raum und Geschirr und professioneller Service, der mit angemessener Lockerheit auch mal einen Scherz über die Lippen bringt, so sieht zeitgemäßer, urbaner Genuss aus. Reinstoff, Facil, Restaurant Tim Raue oder Rutz Weinbar machen es vor. Glücklicherweise macht das Cinco mit.

Der Raum ist schön. Großzügig angelegt und doch intim, deutliche Lichtakzente und doch atmosphärisch abgedunkelt. Als zentraler Hingucker wirkt die kupferne Topf-Decke über der zentralen Tafel. Rings herum Weiterlesen

Endlich mehr Bierbegleitung

Bier-Fachtrinker und Hopfen-Connaisseurs kommen derzeit immer besser auf ihre Kosten. Alleine in Berlin gehen in diesen Tagen ungefähr fünf neue Brauprojekte an den Start, IPA ist für Biertrinker längst kein Fremdwort mehr und mehr Fachgeschäfte, Hausbrauereien und Wirte nehmen sich den köstlichen Gerstensäften an und mit der Braukunst Live in München zeigt auch schon eine hervorragende und bemerkenswert gewachsene Messe, wohin die Reise genussvoll gehen kann. Eine fachkundige Szene freut sich über die zunehmenden Angebote und eine wachsende Vielfalt. Dazu umschwirrt eine wachsende Zahl an Diplom-Biersommeliers die Zapfhähne und die neue Genaration von speziell entwickelten Biergläsern. (Meinen Hauch von Skepsis gegenüber diesem Phänomen brachte ich bereits in einem Artikel für Mixology zum Ausdruck.)

In meinen Augen sind Gastwirte, besonders auch in Restaurants mit interessantem Speisenangebot gefordert, nicht den traditionellen Biertrinkern, sondern den interessierten Genussmenschen hierzulande die Bier-Vielfalt und die bezaubernden speisentechnischen Kombinationsmöglichkeiten zu eröffnen. Wie gut, dass die als Weinbar getarnte Bierbar Rutz als ein Pionier in Berlin diesem Gedanken folgt und Meisterkoch Marco Müller bereits zum fünften Mal ein Menü kreierte, bei dem die Faszination des Zusammenspiels zwischen Speise und Bier begeistert, so wie es Freunde des Rebensaftes in Form einer Weinbegleitung bereits allgegenwärtig kennen.

Krasser Ostseelachs & Heidenpeters Pale Ale

Krasser Ostseelachs & Heidenpeters Pale Ale

Über 10 Tage im Mai offerierte die Weinbar Rutz ein 5-Gang-Menü zu 65 Euro und bot die entsprechende Bierbegleitung mit sechs Bieren zu 39 Euro an. Nach einem wiederentdeckten Aperitif-Klassiker, dem Picon Bière aus Amer Picon in einem Pils der Eichhofener Schlossbrauerei kam zunächst ein sehr schmackhafter Maibock der Privatbrauerei am Rollberg ins Glas und dazu servierte das engagierte und freundliche Team augenzwinkernd ein Gedeck, was in Sternerestaurants eher selten auf den Tisch kommt. In einer Burgerumverpackung aus der Schnelless-Kulinarik kam Weiterlesen

Gleich schlägt´s 13 – Rebellisches Rutz

Zwischen rebellischem Aufbruch und bewährter Rebellion – 12 Jahre Weinbar Rutz.

In der kulinarischen Entwicklung Berlins bedeuten 12 Jahre durchaus eine bemerkenswerte Epoche. Insbesondere dann, wenn ein Restaurant Anfang der 2000er eröffnet und dabei noch die kulinarisch grauenvollen 90er der Spreemetropole vor Augen haben musste, in denen der Abzug der Alliierten, insbesondere der Franzosen, eine der wenigen Gruppierungen aus der Stadt trieb, die bereitwillig gutes Geld für gute Küche gaben.

Rutz ServietteDavor hatten manche Dörfer im Schwarzwald mehr Michelin Sterne, als die Hauptstadt, deren Tourismus-Werber damals zwar mit Currywurst prahlten, nicht aber mit elaborierter Küche auf internationalem Niveau. Schwer getan hatten sich die frühen Pioniere/Missionare, die den heidnischen Slawenstämmen an der Spree den Gourmetaspekt jenseits von Kasseler und Eisbein nahe bringen wollten. Kühn kommen da schon die Gerichte von Jan Peter Drexhage im Hotel Ambassador daher, der Zander an Vanille-Vermouth-Sauce kredenzte. Henry Lévy im Restaurant Maître erhält einen ersten zweiten Stern für Berlin, aber die eingesessenen Kritiker sind überfordert mit seinen Kreationen (das Publikum zuweilen auch mit seinen Preisen). Bei Restaurants wie „Harlekin“ und „Ritz“ endet dann auch schon bald sie Auflistung der hiesigen Gourmettempel. Allerdings bringt mit Siegfried Rockendorf ein weiterer Koch internationales Niveau nach Berlin. Über die 90er Jahre meinte Rockendorf selbst einmal: „1993 bis 1998 waren Jahre des Niedergangs“.

Aber engagierte Visionäre wie Karl Wannemacher im Alt-Luxemburg, der jüngst völlig zu recht die Auszeichnung zum „Förderer der Genusskultur“ von der Jury des eat!Berlin Festivals verliehen bekam, oder Peter Frühsammer, seinerzeit jüngster Sternekoch, trugen die Fackel weiter und bahnten den Weg zum Millennium, jener Jahrtausendwende, um die herum dann doch ein wenig mehr Geschmack zwischen Alex und Weiterlesen

Möchtegern-Mythos-Macher? Waldorf Astoria in Berlin

Aura Berlin. Berühmte Berliner Luft. Großstadtlegenden und Goldene 20er. Damals der Slogan: „Du bist verrückt mein Kind, Du musst nach Berlin!“ Klang doch irgendwie netter, als „Be Berlin“, (was wohl sowieso von „Be Birmingham geklaut war“. Da ist sogar „I Amsterdam“ cooler).

Berlin ist arm dran. In mehrfacher Hinsicht. 80% der Stadt wurde im zweiten Weltkrieg zerstört und der Wiederaufbau suchte Neues und nicht die Behutsamkeit des Bewahrens. Heute ist die Aura der Vergangenheit oft sehr willkommen, sie wird nur zuweilen eher mittelmäßig umgesetzt.

So strömen Besucher in den Friedrichstadtpalast, mit seiner eleganten Plattenbauweise à la aserbaidschanischer Rokoko. Das Adlon durfte vor geraumer Zeit gleichzeitig 10- und 100-jähriges feiern (erinnert sich noch jemand an den unterhaltsamen Prozess, als ein Kneipenwirt am Adenauerplatz, die Gerichtsverfahren um die Namensrechte gegen die mächtige Hotelkette gewann?). Das Kempinski am Kurfürstendamm hat lange gebraucht, eine Gedenktafel für die enteigneten jüdischen Gründer anzubringen. Das Lutter & Wegener am Gendarmenmarkt macht es noch recht schlau, die Aura von E.T.A. Hoffmann und Ludwig Devrient zu kultivieren, obwohl der Ort nicht der originale ist. Ein Aschinger ist wieder aufgetaucht. Gleich am S-Bahnhof Tiergarten hat sich derjenige, der sich die Namensrechte angeeignet hat, niedergelassen, um bemitleidenswerte Spaziergänger leidlich abzuspeisen und mit grellem blauen Licht zu terrorisieren.Immerhin bleibt uns somit das erbärmliche Hooters-Konzept erspart. (Heinz Horrmanns wundervolle Berichterstattung verführt mich jedoch heute noch zu lautem Gelächter!)

Wo sind originale Orte? Für den Admirals-Palast hätte die Stadt seinerzeit beinahe Abrissgenehmigung erteilt, nachdem Rene Kollo mit seinem Operettenkonzept versagte. Der Denkmalschutz kämpft stets gegen Windmühlen und leere Kassen. Am Kurfürstendamm hat 2011 Mövenpick seinen Standort aufgegeben (man möchte sich auf Raststättengastronomie konzentrieren) und übergab die wundervollen, historisch original erhaltenen Räume von „Mampes gute Stube des Westens“ an McDonalds. Immerhin haben die Fleischklops-Brater völlig unverhofft den alten Charme der Räume rudimentär beibehalten. (Ich berichtete damals auf der Explorise-Plattform unter dem Titel: McDenkmalschutz oder McAbrissbirne) , auch wenn nun verwirrte Teenager, vor Cheeseburger-Einwickelpapier, auf kaiserzeitliche Stukkaturen starren.

In diesem Umfeld geht nun 2012 also ein Waldorf Astoria an den Start. Zwischen Gedächtniskirche und Beate Uhse, bei Burger King und A&O Hostel. (In diesem Zusammenhang sei noch der benachbarte Dunkin´ Donuts boykottiert, der die legendäre Fussballkneipe „Hanne am Zoo“ verdrängt hat). Nun werden also Paris und Nicky Hilton die neuen Kinder vom Bahnhof Zoo. Die Exklusiv-Marke von Hilton errichtet das neue, höchste Gebäude in der City-West. Ein wenig Aufmerksamkeit wird der Gegend um den Bahnhof Zoo gut tun, gilt doch die Aufmerksamkeit derzeit, eher dem früheren Ostteil der Stadt.

Bei einer Baustellenbegehung für Journalisten gab es Ernüchterndes zu hören. So werden die obersten Etagen den teuersten VIP-Gästen vorbehalten sein. Die Hoffnung auf eine Sky-Bar löst sich in Wohlgefallen auf. Kulinarische Gäste bleiben im unteren Bereich. Schade. Wobei natürlich der bewährte Satz „Wir wollen auch Weiterlesen