Sehr schlau ist die hiesige Wandornamentik im Betrunkenheits-Verschleierungs-Design. Psychodelische Wellenlinien und braune Maserungen lassen auch nüchtern ein leichtes, wirres high erblühen. Bewusstseinsveränderung im Notfall also auch alkoholfrei, macht aber weniger Vergnügen.
Also: Platz nehmen an der Bar, bestellen, Mixvorgang bewundern, genießen – und dann wieder von vorn.
Als es mich Mitte der 90er Jahre nach Berlin zog, war gerade ein neues Buch erschienen: Berliner werden in 55 Schritten. Überfordert von der Metropole (Umsteigen am Alexanderplatz von der S-Bahn zur U2, Horror!) ergriff ich flugs jenes Hilfsmittel. Nach ersten relevanten Informationen – der Berliner Taxifahrer; der Berliner und sein Hund; besser schwarze Kleidung tragen; die BVG… – kam der wesentliche Punkt: „Schritt 11: suchen Sie sich eine Lieblingsbar!“
Diesen Aufruf nahm ich sehr ernst. Und entdeckte, selbstverständlich, die Green Door.
Heute, etliche Jahre und Drinks später, haben sich viele Dinge in der vibrierenden Metropole verändert (kennt noch jemand die „Weiße Maus Bar“ am Ludwigkirchplatz? Leider Vergangenheit…). Manches ist geblieben, glücklicherweise auch die Aura und die Qualität der Mixturen hinter der grünen Tür am Winterfeldtplatz.
Kundige Barkeeper mixen und empfehlen hervorragend („Nein, hier würde ich doch eher einen Plymouth Gin verwenden wollen….“) auch über die Standard-Karte hinaus. Der Brandy Crusta war perfekt abgeschmeckt. Die jeweilige sorgfältige Dosierung der diversen Bitters überzeugt. Nur das simple Glas Schaumwein wurde vernachlässigt und erst nach ewigen Zeiten serviert. Die Botschaft ist deutlich!
Ein wundervoller Ort mit feinen Drinks, illustren Gestalten und einer Happy Hour von 18 bis 21 Uhr, endlich auch wieder Sonntags.
Bitte sehen Sie mir meinen Anflug von Nostalgie zum Jahreswechsel nach. Cheers.
Winterfeldtstraße 50, 10781 Berlin–Schöneberg
www.greendoor.de