Raymond Chandler hat seinerzeit weise bemerkt: „Ich denke, ein Mann sollte sich mindesten zweimal im Jahr betrinken – einfach nur aus Prinzip!“
Nun ist das Jahr noch jung, aber schon alt genug, um Chandlers Rat zu befolgen. Geeignet dafür wäre beispielsweise mein bevorzugter Drink in der Homes Bar, der „Old School Mai Tai“. Der Betreiber hat diesen Cocktail als eine Art Referenzmixtur (oder muss ich ´Signature Drink´ sagen?) erwählt und verwendet darin den fantastischen 15-jährigen El Dorado Rum! Bei einem Preis von 9,50 Euro für diesen Mai Tai kann da doch kein Gewinn erwirtschaftet werden, schütteln erfahrene Barkeeper ihre Köpfe und rollen mit den Augen. Zumal es der teuerste Drink überhaupt ist. Alle anderen liegen so zwischen 7,00 und 8,50.
Dieser Mai Tai ist eine Werbung für den Laden und zeigt den Respekt des Betreibers vor klassischen Rezepturen und hochwertigen Zutaten. Schön wäre es, wenn mehr Cocktailfreunde in die Bar strömen würden, um dies zu goutieren. Naja, das Schlesische Tor ist halt eine Flaschenbiergegend.
Ich sitze in der Homes Bar am Tresen. Hier sehe ich die feinen Flaschen, schön beleuchtet, und die professionellen Handgriffe bei der Zubereitung. Zuweilen bleibt Zeit zum Plaudern und Fragen. Man erfährt die weiteren Planungen zum Servieren von georgischen Häppchen.
Die Wände sind in so einer Art Später-Motown-Maltechnik gestaltet. Absolut nichts gegen Motown Sound, aber nach dem dritten Mai Tai bekomme ich das Gefühl, gleich kommen die Jackson Five herein und bestellen Eierlikör mit Cola. Ich schaue lieber die Flaschen an.
Raymond Chandler liebte Bars. In „The Long Goodbye“ hat er der Barkultur förmlich ein Denkmal gesetzt. Sein Detektiv Philip Marlowe bestellt stets den Gimlet. Den gibt es in der Homes Bar selbstverständlich auch.
Schlesische Straße 28, 10997 Berlin–Kreuzberg
www.homes-berlin.de