Ein seltsamer und wenig einleuchtender Name für ein chinesisches Spezialitätenrestaurant. Googled man „Hot Spot Berlin“, so sind die meisten der 2,6 Millionen Treffer eher W-Lan oder Modeszenig relevant, als dass sie kulinarisches Interesse erwecken.
In einer versteckten Seitenstraße des Kurfürstendamm nahe dem Adenauerplatz entdeckt man das Restaurant ausgerechnet in der Eisenzahnstraße. Sollte ein zähes Mahl bevorstehen?
Auch die Speisekarte kam mir merkwürdig vor. Kannte ich die nicht? Woher nur? Im Tai Ji in der Uhlandstraße hat die Karte das gleiche Format, die gleiche Chili-Schote-Bedeutet-Schärfe Symbolik, die gleiche Aufteilung. Einige der Gerichte kamen mir ebenfalls bekannt vor. Tatsächlich gibt es eine Verbindung des Betreibers dorthin, nur mag Herr Wu jetzt ein eigenes Konzept umsetzen, bei dem seine Leidenschaft für deutschen Riesling eine wichtige Rolle spielt, um die Gerichte aus der Sichuan-Küche zu begleiten.
Bei einem Besuch sollte man sich unbedingt der begeisternden Weinberatung des Gastgebers anvertrauen. Zu den Vorspeisen, einmal durchgekochtes Rindfleisch, kalt serviert in einer würzigen Sosse, und (etwas schärfer) Rindfleisch, Rindermagen und -zunge mit Koriander, Erdnüssen und Chili (beide Gerichte zu jeweils 5,70 Euro), tranken wir einen feinherben Riesling von Christoffel von 2001(!), ein Mosel-Saar-Ruwer, der famos dazu passte.
„Rotgeschmorte Löwenköpfe“ war der Name des einen Hauptgangs, wohinter sich eine Art Hackfleischbällchen mit Wasserkastanien und Gemüse verbarg. Die scharfe Ente mit schwarzen Bohnen hat mir noch besser gefallen. (Beide Gerichte jeweils ca. 12 Euro). Von der Nahe kamen ein aromatischer Rosé und ein reifer trockener Riesling von Diel. Super Empfehlung, erneut. Da strahlt der aufmerksame und freundliche Service gleich mit dem Gast mit.
Nur auf Vorbestellung gibt es besondere Gerichte wie Peking, Ente, Bier-Ente oder Schweinebauch mit Tintenfisch. Die Weinkarte umfasst ca. 100 Positionen aus deutschen Weingütern mit bekannten Namen wie Wittmann, Dr.Loosen, Molitor und Diel, aber auch handverlesene, unbekanntere Empfehlungen, auch aus älteren Jahrgängen.
Einen Hauch von Punktabzug gibt es für die Räumlichkeiten. Hier muss in den 1970er Jahren ein Lokal mit mediterranem Ansatz gewesen sein. Türen, Boden, Wände und jagdgrüne Klokachelung sind aus dieser Zeit noch übrig geblieben. Einige Gäste anscheinend auch; da man zum Teil recht nah aneinander sitzt, lässt sich bisweilen so einiges über Befindlichkeit und Vergangenheit der Tischnachbarn erfahren.
Eigentlich ist das aber egal, da das Hauptaugenmerk den Speisen, Getränken und den wunderbaren Gastgebern gilt.
Bei schönem Wetter sind die Tische im Außenbereich ein netter Ort zum verweilen. Der Blick in die Bäume auf die gegenüberliegende Gründerzeitfassade mischt sich mit dem urbanen Flair des nahen Kudamm.
Aufgrund einer erhöhten Medienpräsenz in der letzten Zeit, ist zumindest am Wochenende eine Reservierung unbedingt zu empfehlen.
Eisenzahnstraße 66, 10709 Berlin-Wilmersdorf