Foodists in der Bar Tausend (Mitte)

Was mag es bedeuten, wenn die Bar Tausend zum Kochclub lädt? Tofu á la Türsteher,  Jasmin-Style Teewurst oder Kohlroulade an Kokspüree?

DSC02403Neugierde überwog und so vollzogen wir all die legendären Anmeldeprozeduren und Erniedrigungen, für die dieser Versammlungsort für das Mitte-Volk, der sich „Bar“ nennt, so bekannt wurde. Die unmöglichsten aller Türsteher (besser: uncharmante Einlassverwalter) haben ja bekanntlich bereits die eigenen Mitarbeiter abgewiesen. Wow! Werden so Legenden geboren?

„Unbedingt, nein wirklich: mega-unbedingt müsst ihr gaaaaanz pünktlich um acht da sein.“ Sehr einsam verbrachten wir die Stunde von acht bis neun an dem Tresen im Küchenbereich, den man hinter der eigentlichen Bar angelegt hat. Immerhin waltet dort ein recht fähiger und freundlicher Getränkeberater, der die Wartezeit mit Cocktails überbrückt, was sich noch als recht fatal herausstellen sollte.

Eigentlich ein tolles Konzept. Eine offene Küche, die bei Bedarf zu einem DSC02405kleinen Geheimrestaurant wird, wobei die geschickten Handgriffe der Köche gut beobachtet werden können. Ein 5-Gang-Menü zu 38.- Euro klingt zunächst sehr fair kalkuliert. Die Menükarte lag auch schon bereit: Auster „fin de claire“, Zitronenkaviar, Fritierter Pfeffer. Kopfsalat, Wax Ei, Gartenkresse, Pommersche Flusskrebse. Gebeizter Tartar, Steak, Cevicche. Variation vom Perlhuhn, junges Teltower Gemüse, Kartoffelraviolo, Sommertrüffel. Espressosorbet, Nougatgranitée, Macadamiamilch, Krokant.

An ausgewählten Mittwochen soll der Kochclub stattfinden. Herdhoheit hatten heute die „Foodists“, eine innovative Truppe mit stylischem Cateringprogramm. Produkte und Zubereitung war von hoher Qualität. Auch das Auge durfte mitessen, wenngleich nur kurz. Für jeden Gang benötigte man ungefähr die gleiche Zeit, um ihn vorzulesen und um ihn zu essen. Gut, die Ausnahme: „Der Hauptgang hat immerhin die Größe einer Vorspeise“, bemerkte die Dame neben mir.

Was klein ist, kann dennoch ewig brauchen. Stunde um Stunde verstrich, ohne das relevante Kalorien zugeführt wurden. Der Getränkeberater half uns die Zeit mit Wein zu überbrücken, was sich im weiteren Verlauf als fatal herausstellen sollte. Der Langlois Chateau, ein Cabernet Franc aus Saumur von der Loire war sehr angenehm.

DSC02408Alle Bestechungsversuche ergaben keinen Nachschlag. Merke: „Fünf Gänge“ ist ein sehr relativer Begriff. Am Ende des Abends wurde der Satz geprägt: „Ich glaube ich bin besunken..“ Zeit, zu gehen.

Die Foodists im Netz

Bar Tausend, Schiffbauerdamm 11, 10117 Berlin-Mitte

http://www.tausendberlin.com/

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9 Kommentare zu “Foodists in der Bar Tausend (Mitte)

  1. Alex sagt:

    Nichts für mich, lieber gutes Grundwissen vom Kochen aneignen als versuchen als Laie Supermenues zu zaubern.

  2. donqyxote sagt:

    Das war bestimmt ein 3 Minuten gekochtes Ei. Davon wird man doch satt !

  3. eichiberlin sagt:

    In der Tat hatte das Ei keine Haare mehr!

    Ich hatte den Menschen gefragt, wie diese wachsige Konsistenz des leckern Eies zustande kam, habe die Antwort jedoch aus besunkenheits Gründen wieder vergessen. Mist.

  4. bunnyberlin sagt:

    war das ein brazilian wax ei? ganz haarlos? mmmmmmmm. ‚-D

  5. eichiberlin sagt:

    Zudem ging es ja recht zügig mit dem besunken sein….

  6. eichiberlin sagt:

    Es hat schon gut geschmeckt und es war auch originell, aber die mikroskopische Portionierung für den angewachsenen Hunger ließ den Aromenzauber nicht recht zur Geltung kommen.

  7. donqyxote sagt:

    Und wie hat es denn nun geschmeckt ?

  8. 6kraska6 sagt:

    Korrektur: „g“anz meinte ich; ganz anders.

  9. 6kraska6 sagt:

    Ich drücke, wie immer, staunend meine Provinzlernase an der Schaufensterscheibe platt: Was Ihr Metropolnischen Snobs alles habt! Der Wahnsinn! Ich bin neidisch, aber irgendwie auch gerührt und geschüttelt (besunken?).

    Die Kohlroulade an Kokspüree tät mich schon interessieren. Nach so einem Essen sieht die Welt bestimmt schon hanz anders aus! Ach, ach.

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