Ein Speakeasy war das nicht. Scheint sich herumgesprochen zu haben, diese Location in London. Der Reiseführer versprach Trunkenheit nach ungemeiner Vielfalt, Auswahl an Kultur und Trinkgefäße aus mehreren Jahrtausenden.
Reading Room – sie sagten mir, Dichter, Musiker und Revolutionäre hätten sich hier berauscht. Enlightenment Gallery – sie versprechen Erleuchtung. Dann kann es sich doch nur um Rum handeln!
Bedrohliche Türsteher:
blieben erstaunlich friedlich und gewährten Einlass.
Ich bin durstig und möchte etwas bestellen. Wo ist das Bar Menu? Anscheinend ist nur ein Exemplar vorhanden, alle fragen nach der Karte von Rosetta, oder so ähnlich. Begehrte Kellnerin, anscheinend. Das Gedränge ist gewaltig, man reicht mir die Karte nicht.
Finde immerhin Trinkgefäße in Größen zwischen Shot und Mallorca-Eimer. Schöpfe Zuversicht, wenngleich Inhalt zu wünschen übrig lässt, weil trocken.
Treffe auf weitere ausgedörrte Gäste, die anscheinend, so wie ich auch, eine Weile keinen Drink mehr bekommen haben. Happy Hour ist hier Fehlanzeige.
Entdecke die Tiki-Ecke, die nur mäßig besucht ist. Wundert wenig. Keine Hula-Beschallung und das Personal trägt Funkgeräte, statt hawaiianische Baströckchen. Stimmung eher mau.
Steigerung von mau? Miau!
Verstehe: Der aktuelle Trend ist sowieso japanese Bartending. Besonderes Eis, gewagte Schütteltechnik und filigrane Barutensilien und Rührgeräte. Glück gehabt: Da sind sie ja:
Der Schüttelbeauftragte macht wohl gerade Zigarettenpause. Nein, es dauert länger: Zigarrenpause, anscheinend. Double Corona Format. Keine Zeit mehr, ich muss gehen.
Also: die haben in dieser Bar richtig schicke Tools, viele Gäste, einzigartige Gläser und witzige Deko. Der Service jedoch ist auch nicht besser, als in good old Germany. Ich verlasse den komischen Schuppen, durstig.