Holunder regt seit fünf oder sechs Jahren vermehrt die Fantasie von Barkeepern und Getränkemachern an. Der Holunderlikör St. Germain und der quirlige Mixologe Simon Difford sind daran nicht ganz unschuldig. Ich freue mich darüber sehr, gefällt mir doch diese blumig-krautige Note mit ihrer subtilen Süße.
Viel zu selten wird eine Variante des Old Fashioned angeboten, die Simon 2006 kreierte, die ich erstmals im New Yorker Please Don´t Tell probierte und mich sofort begeisterte: Der Elder Fashioned mit Bourbon (Gerne den Wild Turkey Rare Breed oder Knobs Creek, also etwas höherprozentiger), St. Germain und Orange Bitters.
Nun erreichte mich eine Flaschenpost, bei der bereits das Auspacken ein sinnliches Erlebnis darstellte. Der Absender hieß Thomas Henry. Nun starb der Chemiker und Apotheker Thomas Henry bereits im Jahre 1816, was aber nicht anregen soll, auf die Langsamkeit der Schnecken Post zu schimpfen. Nein, die Sendung war hochaktuell und stammte von den Brausebastlern der Elixierschmiede, die sich traditionsbewusst den Namen des Mannes gab, der 1773 als erster schaffte, Wasser mit Kohlensäure herzustellen.
Wie macht doch auspacken Freude. Zwei Flaschen des neuen Produktes wurden vertrauensvoll in meine Hände gegeben: Das Thomas Henry Elderflower Tonic. Zunächst gilt es, ein Siegel auf dem edlen Pergament zu brechen, um die beiliegende Botschaft zu vernehmen. Handgeschrieben (mit Kugelschreiber. Kleiner Stilbruch. Füllfederhalter vermutlich zu old fashioned) stellte man das neue Tonic vor, welches mit einer zarten Holundernote als Auffüller für einen subtilen Gin und einen klaren Vodka anempfohlen ward.
Oho. Thomas Henry weiß anscheinend, dass Eichi es mit Claude Tillier hält, der in „Mein Onkel Benjamin“ anmerkt: „Essen ist ein Bedürfnis des Magens. Trinken ein Bedürfnis des Geistes.“
Also trinken wir vertrauensvoll einen Schluck des Elderflower Tonic. Erstaunlich angenehm ist es pur zu trinken. Die erfrischende Kohlensäure paart sich mit der Bitterness des Tonic und der Süße des Holunders. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Liebhaber finden, die dieses Tonic als unvermixte Erfrischung auf Eis genießen werden. Aber Eichi wäre nicht Eichi, wenn nicht dieser automatische Greifreflex zur Ginflasche erfolgen würde. Ein würziger Gin macht Sinn, da das Elderflower Tonic schon eine spürbare Süße mitbringt, der so manch eher süßer Gin nur mühsam Paroli zu bieten vermag.
Ab Anfang 2012 wird das Thomas Henry Elderflower Tonic, zunächst als Limitierte Edition, erhältlich sein und sicherlich eine schöne Variante für die Freunde des Gin Tonic bedeuten. Ich rate aber dazu, es unbedingt einmal erfrischend-pur zu probieren.
P.S.: Sicherlich gibt es auch vodkatechnisch vielfältige Variationen. Nur: In Eichis freudvoller Prioritätenliste der Spirituosen liegt der Klare Brand mit osteuropäischen Wurzeln eher im hintersten Bereich. Sorry.
Mehr Info: www.thomas-henry.de
Gestehe: Du trinkst Crown Jewel Gin mit Fentimens Tonic, werter understatement snob 😉
Lustige Geschichte. Mal sehen, ob ich das dann auf meinen Gin giesse. Andererseits gibt es einen Drink namens „Hugo“, zu dem das Holundergebräu womöglich funktionieren könnte.
Na ja, „Thomas Henry -Edelflower Tonic“ klingt ja schön hochtrabend. Mir reicht ein einfacher Tonic aus England und ein ordentlicher Gin dazu
Dann wirst Du sicher auch an diesem knorrigen Typen deine Freude haben (http://www.holunderzauber.de/presse/schlauch-macht-holundersekt.shtml). Er ist übrigens der Bruder des ehemaligen Politikers Rezzo Schlauch, hat aber wirklich was Vernünftiges gelernt.