„Wenn ich wirklich gut indisch essen möchte, buche ich einen Flug nach London!“, so antwortete mir vor einiger Zeit kopfschüttelnd ein Inder in Berlin auf die Frage, wo er denn seine Heimatküche in Berlin empfehlen könnte.
Und tatsächlich: Kehrt man in den hervorragenden Orten der indischen Küche in London ein, mag man sich in Berlin nicht mehr mit vertrockneten Tandoori-Schuhsohlen oder übersoßten Hühnertöpfen zufrieden geben. (Mein Nummer 1 London Tipp: Quilon.)
Lange Zeit bot das Namaskar in Wilmersdorf eine akzeptable und zuweilen saisonal abwechslungsreiche Einkehrmöglichkeit für die Küche des Subkontinents, als plötzlich die Türen verriegelt wurden und nach 16 Jahren eine Ära zu Ende ging.
Ein kurioser Abend ließ mich zum Stammgast im Buddha Republic werden. Eine kulinarische Veranstaltung in Charlottenburg wurde kurzfristig abgesagt und es galt, anderweitig für Futterbeschaffung zu sorgen. Irgendjemand hatte einen Inder in der *Carmerstraße mal mit den Worten „geht so“ gelobt. Wetter war schön, Aussenbereich schien hübsch. Dann testen wir doch mal. Selten wurde ich so umfassend vom lustlosen Service ignoriert. Die Speisekarten wurden nicht gebracht, also hungrig vom gnädigen Nebentisch geangelt. Ist es möglich, dass irgendwann in den 1980er Jahren jemand eine indische Speisekarte veröffentlicht hat, die danach von so gut wie jedem Lokal mit indischer Küche abgeschrieben und wiederverwendet wurde? Immer gleich, auch die lückenhaften Erklärungen zu Mulligatawney Suppe, den Brottypen, Murgh Tikka oder dem Unterschied von regulären Gerichten mit Reis im Gegensatz zu Reisgerichten.
Jedenfalls war Service und Karte dermassen uninspiriert und uninspirierend, so dass jegliche Freude an einem weiteren Aufenthalt flugs verflog und wir beschlossen, dann doch lieber noch zwei Ecken weiter zu ziehen, um das optisch deutlich originellere Buddha Republic unter die Lupe zu nehmen.

Buddha Republic – farbenfroh und köstlich
Und tatsächlich: endlich ein indisches Restaurant, das eigene Wege geht. Beim Service, in der Ausstattung, im Design und vor allem bei den Speisen. Entspannte und zugleich engagierte Servicedamen. Die farbenfrohe Ausgestaltung vermittelt eine freundliche Leichtigkeit und augenzwinkernde Folklore-Ironie.
Bei den Speisen sollte man sich eine der Taandoori-Varianten nicht entgehen lassen. An einem großen Spieß kommt das dampfende Fleisch an den Tisch und wird dann vom Service sorgfältig auf den Tellern drappiert. Butterzart und verführerisch gewürzt. Kraftvoll und zugleich subtil. Schon die Vorspeisen hatten begeistert. Knackige Gemüse treffen auf fein abgestimmte Soßen und Dips. Herrliche Linsensuppe, traumhafte Garnelen und ein prächtiger Erdnusssalat ließen jegliche mitgebrachte Skepsis verpuffen. Gut, wenn man teilen kann, um möglichst viele der abwechslungsreichen Speisen zu probieren.
Auch getränketechnisch kommt Freude auf. Frischer Mango Lassi gehört quasi zum Pflichtprogramm, aber das King Cobra Bier in der 0,75 Liter Flasche begleitet die Speisen bestens. Ein doppelt fermentiertes, untergäriges Bier mit 7,5 % ABV aus Malz und Reis gebraut. Es erinnert ein wenig an belgische Biere zwischen Saison und Triple. Es wird auch in der Rodenbach Brauerei in Belgien gebraut.
Die Preise entsprechen dem mittleren bis gehobenen Segment. (Hauptspeisen um 17 Euro, Vorspeisen 4 bis 8 und die große Flasche Cobra Bier zu 7,90.) Das darf aber nicht verwundern. Fleischqualität und Originalität geht weit über die Billigheimer-Massenabfertigung á la Amrit und Konsorten hinaus. Wer also gerade kein Flugticket nach London in Händen hält und dennoch Lust auf die Gaumenfreuden Indiens verspürt, der mag getrost am Savignyplatz die Buddha Republic wählen.
Buddha Republic, Knesebeckstraße 88, 10623 Berlin-Charlottenburg
Besten Dank für den Hinweis. Ich war in Gedanken wohl bereits bei meiner abendlichen Verabredung im Maxim in der Gormannstraße. Die *Carmerstraße war gemeint. Ich habe es im Text korrigiert.
Die Gormannstraße ist aber sehr, sehr viel weiter weg als zwei Ecken von der Knesebeckstraße.