Ich möchte das Jahr mit einem Aufschrei des nackten Entsetzens einläuten. Hinterlistig schleicht sich eine vielköpfige Hydra ins Land, um dem Verbraucher ein neues Trendgetränk einzureden. Wir sollen Bubble Tea trinken. Ein gesüßte, teeähnliche Flüssigkeit, in der man gallertartige Tapiokakugeln versenkt hat, um Strohhalme und Kehlen zu verstopfen.
Man muss bestimmte Dinge nur oft genug penetrant wiederholen, dann werden sie Trend/Kult/beachtet. Sabine Christiansen, die Amigos und Ed Hardy wären als Beispiele offensichtlich. Und was in China immerhin noch den lyrischen Namen „Perlen Milchtee“ trägt, soll nun den durchschnittlichen Mitteleuropäer erquicken. Mich erquickt es nicht. Mit schmeckt diese Fruchtvariante von Sülze in Brühe überhauptgarnicht. Im Mai 2011 stellte man zudem in Taiwan fest, dass seit 20 Jahren ein fröhlicher Krebserreger namens Diethylhexylphthalat munter beigemengt wurde.
Nun eröffnet scheints an jeder Ecke in Berlin ein Bubble Tea Laden und die unsäglichen Pappkarton-Glutamat-mit-gebratenen-Nudeln Imbissimitate verkaufen es auch gleich mit. Wo ist Captain America, wenn man ihn braucht. Oder von mir aus auch Starbucks, der natürliche Feind jeder Teeisierung. Oder wird Starbucks bald marktgerecht Tapiokakugeln im Kaffee versenken? Zuzutrauen wäre es auch dieser Medusa.
Bubble trouble. Ich möchte anständige Sachen trinken. Gerne dürfen auch einmal weniger künstliche Aromastoffe in meinem Glas schweben. Somit protestiere ich. Gegen Bubble Tea. Weg damit. Dann lieber Ayran Shake Shops oder eine Retro-Milchbar.
Ich möchte diesen Blogbeitrag gerne bebildern, verfüge aber über keine Fotografie eines Buble Tea. Da ich selbigen erstmals vor Jahren im Chinatown von Manhattan trank, wähle ich stattdessen ein Foto einer wirren Demonstration in New York, bei der die überaus sonderbare Gruppierung „God hates the World“ gegen alles protestiert, wie sie es immer tut.
Schön geschrieben!
Mittlerweile dringen die „Bars“ selbst bis in die Randbezirke vor…
Allerdings, und das tröstet mich ein bisschen, sehe ich die Läden fast nur menschenleer.
Wir versuchen das Rezept unters Volk zu bringen….demnächst kann man die Zutaten und sonstiges direkt kaufen und Zuhause machen…einfach hier vorbei schauen http://www.hanaco.de. Onlineshop für Bubble Tea Maschine und Zutaten für alle…und Popping Bobas in Übermenge…
Danke für den Kommentar und das bildliche Angebot 🙂
Die letzte Anmerkung ist zudem in der Tat sehr zutreffend. Über Geschmack läßt sich natürliche trefflich streiten und so polarisieren zuweilen Austern, Foie Gras, Bubble Tea und Vieles mehr. Mich fasziniert nur augenblicklich das Phänomen, warum gerade jetzt, auf einen Schlag, innerhalb kürzester Zeit, deart viele dieser Läden in Berlin aus dem Boden gestampft werden. Ich beobachte das zugleich fasziniert und ratlos.
für den kontroversen beitrag würde ich ein bubble tea bildchen spendieren, damit der bubble tea richtig zur geltung kommt. wo darf ich das bild hinschicken?
nebenbei: vielleicht schmeckt dir der bubble tea nicht, weil die rezeptur nicht passt? immerhin haben die Pappkarton-Glutamat-mit-gebratenen-Nudeln-Leute auch keine ahnung von asiatischem essen 😉
Trendkiez Charlottenburg? Da stimmt doch etwas nicht. Ich fürchte mich.
Witzig, gerade heute abend war dieses Zeug Gegenstand eines abendlichen Tischgespräches von drei Leuten jenseits des Tee-Nager-Alters 🙂 Und keiner von uns hat es bislang probiert, es wurde nur das massenhafte Auftreten dieses Getränkes in den sogenannten Trendkiezen beobachtet, sozusagen als ethnologische Betrachtung…
Genau: während unsereins als Tee-(oder Wasanderes-)Trinker glücklich ist, braucht ein Tee-Nager was Festes drin. Und Bubble- ist nur die Vorstufe zum Crunch-Tea … Schnellschnell! Trendsetten! 😀
Ich habe eine Vokabel auf wundervolle Weise zunächst falsch gelesen. Ich las den englischen Begriff für jugendliche Heranwachsende in deutscher Betonung, wobei dann Tee-Nager herauskommt.
Das wiederum hielt ich für eine marketing-relevante Zielgruppen-Begrifflichkeit der Bubble-Cosa-Nostra.
Hätte ja auch sein können 😀
Das ist tatsächlich die allerbeste Lösung!
Ich bin sicher, in den Dörfern hier ringsum hat noch nie jemand davon gehört (ich übrigens auch nicht). Ich werde mal aufpassen, ob es das schon im weltläufigen Duisburg gibt.
Als Teenager-Mutter bin ich da relativ gelassen, obwohl mich zugegebenermaßen das Diethylundsoweiter oder vielmehr der Zusatz „krebserregend“ aufgeschreckt hat. Vielleicht endlich und doch eine befriedigende Begründung weiteren Konsum dieses Gebräus zu verbieten? Ich habe es selbst noch nie probiert und gedenke diesen Zustand auch nicht zu ändern. Ich habe es nie als Erwachsenengetränk wahrgenommen, wie übrigens Fanta, Sunkist, Capri-Sonne, Afri-Cola, bios, etc. auch nicht. Und Gott sei Dank ist es so teuer, dass sich die Kinder davon nicht so arg viel leisten können 😉
Vor Jahren (Jaaaaahren) in New York mochte ich ihn, den Bubble Tea. In der allersimpelsten Variante, mit Milch, kein Zucker. Dann habe ich ihn eine Weile vergeblich gesucht, aber wofür die Teenager da heute in langen Schlangen anstehen, geht mir gehörig auf die Nerven.
Da nehmen wir doch lieber die CO2-Bubbles im Champagner.