Ei(n) Erlebnis: Facil

Eigentlich müsste ich, der nie joggt (wegen Martini verschütten, ihr wisst schon…) diesem Küchenchef misstrauen. Er läuft Marathon. Ich will es nicht gegen ihn verwenden, im Gegenteil. Er bleibt mitunter dadurch jung, frisch, kreativ, leistungsfähig, kreativ, ausdauernd. Und, wie ich finde, genial in seiner Kreativität der Küche. Beispielsweise beim Thema Ei.

In den vergangen zwei Jahren schenkte mir kein anderes Restaurant in Berlin so viele kulinarische Glücksmomente, wie das Facil. Und gerade fällt mir auf, dass ich diese Tatsache in meinem Blog bislang völlig ungenügend gewürdigt habe. Ich mag es hier.

Ich mag den Raum. Er besitzt eine wundervolle Mischung aus Eleganz und Leichtigkeit. Helles, modernes Design im licht durchfluteten Raum, ganz ohne Barocke Schwere, die noch immer viel zu viele gehobene Lokale durchwabert. Auch in Jeans bin ich willkommen.

Ich mag den Service. Professionell und kundig, aber willens, auch einmal locker zu lachen. Niemand lauert penetrant hinter mir, um einen halben Schluck Wasser umgehend nachzufüllen. Ich fühle mich willkommen und gut behandelt und darf entspannen.

Ich mag die Weinberatung. Hier lauert kein Palaver für großartiges Weingetue im Sinne von „Was haben Sie gewählt? Oho. Ich werde tiefgründig meditieren, was mir da ganz speziell für Sie einfällt!“ Herr Voges ist souverän und stets vorbereitet. Man hat sich hier im Vorfeld gemeinsam mit der Küche Gedanken gemacht und eine Auswahl von Weinen passend zum jeweiligen Gericht ausgewählt. Was soll ich diskutieren, schlau tun und besser wissen? Behagt es nicht, wird angemessen reagiert. Punkt. Ende. Genuss.

Ich mag das Understatement der Karte. Sie liest sich recht unspektakulär und vermeidet den Hinweis darauf, welches grandiose Spektakel den Gaumen erwartet. Wir lesen Gerichte wie: Meeresche mit Lachs und Bohnenmus; Krebsschwänze und Morcheln auf Salat; Bisonbacke mit Kohlrabi, Dillblütenöl und Senfsaatjus; Dessert von Kaktusfeigen, Lavendelblüten und Gin Tonic. Was sich dann dahinter verbirgt und auf dem Teller komponiert wird, ist stets eine überwältigende Überraschung für die Sinne. Eine sensationelle Aromenexplosion war beispielsweise der abgebildete Labskaus von der Ente.

Ich mag die Terrasse. Mit wenigen Tischen im Grün, umgeben von drei mächtigen Vasen, gibt es keinen schöneren Ort, um einen köstlichen Geburtstagschampagner zu genießen und das hektische Treiben der Metropole für ein paar Stunden zu vergessen.

Ich mag den Mittagstisch. Die 13 Euro je Gang zur Mittagszeit bilden eine ungemeine Verlockung, die Karte komplett rauf und runter zu ordern.

Ich habe eine Ei-Geschichte versprochen. Im Frühjahr diesen Jahres hatte ich mich mit einer lieben Freundin, die ebenfalls anspruchsvolle kulinarische Genüsse schätzt, im Facil zum Mittagessen verabredet. Sie ließ mich ihre Vorspeise kosten woraufhin ich neidvoll und gleichsam sprachlos nickte. Es handelte sich um ein Onsen Ei, eine Art pochiertes Ei, auf einem Algensalat. Wenngleich auch ich selbst ein famoses Menü vertilgte, ließ mich das pochierte Ei die ganzen nächsten Tage nicht los. Ich muss pausenlos davon berichtet haben, so dass am Ende der Woche eine muntere Runde mit mir ins Facil zog mit dem Ziel, pochierte Eier auf Algensalat zu verkosten. Wir taten dies, stöhnten gemeinsam und mein Trauma der verpassten Köstlichkeit war besiegt. So etwas ist mir noch nicht oft passiert (also: geschehen) und ich bin noch heute beseelt und beeindruckt.

Hier noch ein paar weitere Bilder und Gerichte der diversen Besuche:

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Hier bin ich glücklich, fasziniert, unterhalten, bereichert und verlasse mit einem frohen Lächeln das Mandala Hotel. Wenn jemand neben Christian Lohse in Berlin einen zweiten Michelin Stern verdient hat, dann ist es Michael Kempf mit seinem Team. Aber Sternedings hin oder her, ich freue mich auf meinen nächsten Besuch im Facil.

Im Mandala Hotel, Potsdamer Straße 3, 10785 Berlin-Mitte

http://www.facil.de/

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3 Kommentare zu “Ei(n) Erlebnis: Facil

  1. eichiberlin sagt:

    War heute wieder dort und wurde begeistert: Thymian Espuma zu Birne-Preiselbeer-Schmarrn oder Entenbrust an Akazienjus mit Avocado und Macadamia….hmmmmmmehr

  2. eichiberlin sagt:

    Wie recht Du hast, mit der Ödnis des Potsdamer Platzes. Als Reiseleiter muss ich (leider) des Öfteren Gruppen in die überaus mittelmäßigen Stätten der Abspeisung dort führen/begleiten (Corroboree, Lindenbräu, Strandhaus, Mommsenneck etc.)

    Dennoch gestatte ich mir, einen dritten lohnenden Ort zuzufügen: Die Tea Time im Ritz Carlton ist doch eine immer wieder lohnende Angelegenheit, wie ich finde.

  3. Oh ja, das Facil ist auch eines meiner Favoriten. ich mag auch das Frühstück, das die Mandala-Gäste dort auf der Terasse serviert bekommen (die eine absolute Insel der Ruhe am Potsdamer Platz ist…). Sowieso ist das facil wohl neben dem Cinestar-Kino, in dem Filme in Originalversion laufen, der einzige Grund, den Potsdamer Platz aufzusuchen.

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