Der Stein kommt ins rollen – Stone Brewing kommt nach Berlin

Für Freunde von Craft Beer US-amerikanischer Prägung könnte die Nachricht kaum aufregender sein. Die Kultbraumaufaktur Stone Brewing aus Kalifornien errichtet einen Standort in Berlin. In einem ehemaligen Gaswerk in Marienfelde.

 

Die Biere in den Flaschen mit Fantasy-Aura und mit den grimmigen Gargoyle-Figuren im Design, sind bemerkenswert. Sensationell aromatisch, kompromisslos im Geschmack und konsequent kraftvoll. Als ich noch ein Neuling in Sachen Craft Beer war, zuckte mein unerfahrener, beinahe überforderter Gaumen schier zurück, beim Verkosten meines ersten „Arrgoant Bastard Ale“, wie eines der Erfolgsbiere der zehntgrößten Craft-Brewery der USA heißt.

Auf der Flasche dieses Bieres steht ein Text, der den Anspruch und die Haltung der Stone-Macher ziemlich gut zum Ausdruck bringt. Hier meine (leicht gekürzte) Übersetzung:

Dies ist ein aggressives Ale. Sie werden es vermutlich nicht mögen. Es ist recht zweifelhaft, ob Sie das rechte Geschmacksvermögen und die Kultiviertheit besitzen, um ein Bier dieser Qualität und Tiefe zu würdigen. Wir schlagen vor, dass Sie sich auf sichereres und vertrauteres Terrain begeben – womöglich mit einem Bier, dass mit einer Millionen teuren Anzeigenkamagne darauf zielt, Sie zu überzeugen, dass es in einer winzigkleinen Brauerei hergestellt wird; oder ein Produkt, dass Ihnen versichert, das jenes geschmacklose, sprudelige, gelbe Getränk Ihnen mehr Sex-Appeal verleiht….

Bei Stone Brewing glauben wir, dass das anbiedern an den kleinsten gemeinsamen Nenner den Höhepunkt der Tyrannei repräsentiert – eine virtuelle Form, den Konsumenten barfuß und dumm zu halten. Herangeführt an eine unvorbereitete Öffentlichkeit im Jahre 1997, fordert Arrogant Bastard Ale öffentlich die tyrannischen Großfürsten heraus, die schamlos bestrebt sind, die Amerikaner in den Ketten des schlechten Geschmacks gefangen zu halten. Als Urvater dieses Stiles, feiert Arrogant Bastard Ale ein beispielloses und kompromissloses Fest der Intensität. Es gab allerhand wohlwollendes Nicken für Arrogant Bastard Ale…sogar unverblümte Versuche es zu imitieren…aber es kann nur einen geben, der  jemals die wahre Natur flüssiger Arroganz zu verkörpern vermag!

Mein erstes Stone-Bier ist nun schon ein paar Jahre her und seither lernte ich anspruchsvolles Craftbeer durchaus zu begreifen und zu wertschätzen. Stone ist dabei einer der Favoriten. Es gibt so Biere, die man nicht vergisst. Bei mir zählen beispielsweise dazu Westvleteren 12, Rochefort 10, Southern Tier Backburner Barley Wine, Firestone Walker Double Jack, Mikkeller Blondeaux und Dogfish Head 90 Minutes IPA. Aber eben auch Stone Brewing Götterdämmerung 17 IPA.

Eine mysteriöse Einladung in Form einer überdimensionierten Spielkarte lockte in den entlegenen Süden der Hauptstadt, nach Marienfelde. Greg Koch, Gründer und CEO von Stone Brewing, erwartete die Gäste mit eine Gang durch die Hallen, einem Überblick über das Gelände von einem der Türme und mit einer leidenschaftlichen Rede für mehr Aromenvielfalt bei Bier. In der Tat, belangslose blonde Lagerbiere, wie sie den Markt dominieren, nahmen vielen Durstigen das Verständnis für Vielfalt, für Geschmack und für intensive Aromen im Gerstensaft, auf den doch gerade die Deutschen so stolz sind.

Seine flammenden Worte wider die industrielle Einheitsplörre untermalte er mit einer wahren Stone-Geste. Er lenkte einen großen Gabelstapler in Richtung eines Bierhaufens aus dem verhassten Gebräu, der kurz zuvor enthüllt worden war, um einen mächtigen Felsbrocken darauf abzuwerfen.

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Danch erfreuten die Gäste sich an Gespräch und Bieren von Stone und teilten den Optimismus, dass in zwei bs drei Jahren feinstes Bier von hier kommt und Restaurant, Biergarten und weitere kreative kulinarische Konzepte auf dem Gelände, die Besucher an der südlichen Stadtrand locken. Vielleicht wird ja der amüsante Einfall der Bürgermeisterin in die Tat umgesetzt, die dazu aufforderte, alsbald einen Spree-Bastard zu brauen. Cheers!

Jetzt ein gutes Bier!

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