Hot town, summer in the city. Zwei Stunden geredet, Vortrag zum Alexanderplatz. Durst, Hitze. Man möchte sich förmlich in einen Brunnen stürzen. Anita Ekberg hat hier deutliche optische Vorzüge, mit denen ich
nicht konkurrieren mag, daher wähle ich den „Bierbrunnen“, im Berlin Carré.
Dieses Berlin Carré fasziniert mich. Ein Biotop mit Menschen, die tatsächlich am Alexanderplatz wohnen. Wer nicht glauben kann, dass der Alexanderplatz eine Wohngegend ist, der gehe hierher und spüre einen Hauch von Hauptstadt der DDR. Zeitzeugen mit spannenden Geschichten. Oftmals sind das für meine Recherchen zu Stadtrundgängen die interessantesten Gesprächspartner, die vor kuriosen Erzählungen nur so sprudeln. Aber zurück zum Bierbrunnen.
Ostberliner Befindlichkeiten begegnen sich am Tresen. Ein solider Kümmerling-Trinker beschimpft den unauffälligen Zeitgenossen am Daddelautomaten und gegen 16 Uhr kommt Uwe, der jeden Anwesenden persönlich begrüsst, auch den unbekanntesten. Täglich ist ab zehne jeöffnet, Sonntags ab 16 Uhr.
„Na, Kalle, nochn Bierschönn?“ kommt die Frage der liebenswerten Tagsüber-Bediendame vom Tresen. „Ach, mach noch zweeje!“ gibt Kalle zurück. Das zweite wird für Manne sein, der mit am Tresen hockt und den Kopf noch immer schüttelt.
Nicht über die juhu-juxigen Sprüche, die allerorten verzeichnet sind, wie „Nüchtern siehst Du furchtbar aus,“ oder „Homedrinking kills Gastwirt“. Nein, ich bin es, dessen Habitus die beiden nicht goutieren können. Weiterlesen →