New Brew in Neukölln – Berliner Berg

Zahlreiche Brauprojekte schwappen derzeit durch die Hauptstadt. Brauereien, Biere, Pubs und Geschäfte. Endlich keine Unterhopfung mehr in der Hauptstadt, wofür bereits die herrlichen Biere von Heidenpeters, Rollberg, Hops & Barley oder Schoppebräu sorgen. Aber: Nicht jedes Projekt taugt, nicht jedes Bier schmeckt. Craft Beer ist und wird immer bekannter und beliebter und dadurch auch immer mehr zum Geschäft.

Berliner Berg

Berliner Berg

Ein Brauprojekt, dem ich zutraue, dass es in Berlin neue qualitative und vor allem köstliche Maßstäbe setzt, ist Berliner Berg in Neukölln. Weiterlesen

Werbung

Plötzlich: Ein Schultheiss aus der Vergangenheit

Neulich konnte ich nachlesen, dass John F. Kennedy unmittelbar vor der Verkündung des Embargos gegen Kuba, sich angeblich von einem Mitarbeiter 1.200 kubanische Zigarren besorgen ließ. Das war sehr schlau und zeigt: Wissen ist Macht.

21 Zacken

21 Zacken

Ich hingegen verpasste stets die Einstellung der vielen Berliner Biermarken, die ich zwar trank, aber nicht horten konnte. Nur in meiner Erinnerung sitze ich noch vor einem wundervollen Patzenhofer, einem Bürgerbräu Bock und einer Schultheiss Berliner Weisse. Bereits diverse Male betrauerte ich (in Foren oder dem Buch „Berlin schenkt ein“) den Verlust der Weisse Tradition in Berlin und das womögliche bevorstehende Verschwinden dieser ursprünglichen Berliner Brautradition. Viele der Kleinbrauereien scheuen zudem die Verwendung der erforderlichen Milchsäurebakterien, deren Rückstände ja andere Bierstile leicht verderben können.

Kürzliche berichtete ich von einer Veranstaltung im BerlinBierShop in Moabit, bei dem Brewbaker und Stone Brewing ihre Biere präsentierten (Arrogantes Bier für Berlin), erwähnte dabei jedoch nicht den Ausklang der schönen Veranstaltung. Jeder Teilnehmer war aufgefordert, ein interessantes Bier beizusteuern, was dann im Anschluss an die Brauerprobe gesellig ausgeschenkt wurde. Unter den belgischen Lambic und Kriek Bieren, hochprozentigen Barley Wines und allerlei (mitunter anstrengenden) Kuriositäten, mutete mein mitgebrachtes englisches Bitter Ale vermutlich eher durchschnittlich an. Mein persönliches Highlight an jenem Abend war dann ein Bier, dessen Existenz ich kaum mehr glauben konnte.

Auf einmal standen da einige Flaschen Schultheiss original Berliner Weisse herum. Das MHD war 2005

Mehr davon !!

Mehr davon !!

erloschen, aber die Weisse ist ja bekanntlich extrem haltbar (was mir einige der anderen Biergesellen glücklicherweise nicht glaubten).

Was für ein Genuss! Kein Vergleich zu dem einzigen noch verbliebenen Gebräu in Berlin, der Kindl Weisse. Letztere ist pur dermassen sauer, dass man sie in doofem Sirup förmlich ertränken muss, um ein halbwegs akzeptables Getränk zu erzielen. Die Schultheiss Weisse kann pur genossen werden, wie es sich gehört(e). Ein spannendes Getränk mit milden und erfrischenden Noten, mit Kräutrigkeit und Zitrusfrische.

Der Gast, der diese Flaschen mitbrachte, war zu diesem späten Zeitpunkt leider bereits entfleucht und so kann ich nur auf diesem Wege von Herzen „DANKE!“ sagen. Danke, für dieses sensorische Erlebnis, das zeigte, was für ein formidables Getränk eine Berliner Weisse darstellt(e) und das bitte, bitte nicht in der derzeitigen Vergessenheit und belanglosen Verpanschtheit verharren darf.

 

Ich hab´Bock. Und manchmal sogar Doppelbock

Eine zu unrecht immens verkannte Spezialität in Deutschland ist: Bier.

Es stimmt mich traurig, wie nebensächlich und belanglos hierzulande oftmals mit dem anspruchsvollen Produkt umgegangen wird. Das halbherzig-szenige herumwedeln mit einer Flasche Becks oder Astra bedeutet durchaus noch nicht die Krone der Bierkultur.

Bock, Doppelbock und Einbeck

Bock, Doppelbock und Einbeck

Frankenbiere, Kölsch und Alt halten den regionalen Spezialitäten-Charakter noch einigermaßen hoch. Aber welcher Braumeister kümmert sich in Berlin beispielsweise um die regionale Spezialität Berliner Weisse? Welcher Gastwirt der Hauptstadt bietet klassische Saisonbiere wie Märzen, Bock, Doppelbock, Festbier, Eisbier oder Steinweizen an?

Wer weiß, wie viel Zeit uns noch bleibt, bis die großen Getränkeriesen die individuellen Sorten mehr und mehr einstampfen und uns zu einem einheitlich-gemainstreamten Biergeschmack verdonnern? Wie entrüstet heulte der bundesrepublikanische Bierbauch auf, als bei der Fußball-WM Weiterlesen

Wandertag der Schule der Trunkenheit

Alle Schöler der Schule der Trunkenheit freuen sich – Endlich geht es wieder auf Exkursion!

Berliner Geschichte muss keine trockene Angelegenheit sein. Den Beweis liefert das Team der Victoria Bar und begibt sich mit Shaker und Strainer P8140001und Stories heraus aus dem Dunkel der nächtlichen Tresenkunst, hinein in die Strassen von Berlin. Geschichten und Gestalten der Getränkekultur vergangener Zeiten werden präsentiert.

Ich freue mich sehr, dass ich auch in diesem Jahr wieder mitwirken soll und den Rundgang gemeinsam mit Beate Hindermann moderieren darf. 2008 fand die Premiere statt, die bewährte „Schule der Trunkenheit“ einmal in etwas anderer Form zu präsentieren. (Die Bilder in diesem Bericht stammen übrigens vom Vorjahres-Wandertag.)

Die Legenden werden wiederentdeckt. Das Café des Westens, Treffpunkt der Bohème der Kaiserzeit; das Romanische mit seinen Stammtischen und P8070032illustren Gästen und sonderbaren Kellnern. Das verruchte “Eldorado” mit den Herren-Damen. Olala.

Billy Wilder verpfändet seine Schreibmaschine, Joseph Roth schreibt die “Legende vom heiligen Trinker”, Kurt Tucholsky spendiert einen Schnaps.

Emil trifft die Detektive, der Prinz von Theben trifft Gottfried Benn und die Frau, die Anastasia sein wollte, trinkt im russischen Quartier am Wittenbergplatz.

Aufgelockert werden die Berichte durch Pausenbrote für die Schüler und die passenden Drinks zur jeweiligen Epoche. Gin Fizz geht immer! Und was ist P8070030eigentlich mit dem “Ur-Berliner Cocktail” schlechthin, der Berliner Weiße?

Auch wenn es die Bars und Treffs der Kaiserzeit oder der “Goldenen Zwanziger” so nicht mehr gibt, ein wenig lebendig werden sie heute dennoch. Und: man sieht die Strassen von Berlin plötzlich, für einen kurzen Moment, in einem neuen, alten Licht.

Wer diesen Pfad von Erkenntnis und Genuss am Sonntag 13. September um 15 Uhr beschreiten möchte , sollte sich rasch unter: sdtr@victoriabar.de bei den Victorianern anmelden! Der Teilnahmebeitrag beträgt 39.- Euro und beinhaltet sogar die großartigen Königsberger Klopse von 1a-Küchenmeister P8140022Jürgen.

Wer völlig unverständlicher Weise die Wanderung scheut (ts, ts), für den beginnt am 4. Oktober das Wintersemester 09/10 der Schule der Trunkenheit indoors, in der Victoria Bar.

http://victoriabar.de