Charlie Trotter´s (Chicago)

Na toll, im feinen Restaurant durfte ich nicht Platz nehmen, man schickte mich in die Küche, außerhalb des Blickfeldes der anderen Gäste. Kleiderordnung? Fragwürdige Hauspolitik? Mitnichten. Ich hatte den besten Platz.

Nach dem Eintreten wurde der Name im Reservierungsbuch geprüft und mit einem Grinsen wurden wir begrüsst: „Ah, die Gäste aus Berlin? Sie hatten sich für den Küchentisch interessiert. Nun, wir haben da eine gute Nachricht….“

pa150199Neben dem gediegenen Ambiente des Restaurants, (oberschenkeldicke Verschwiegenheitsteppiche, die jedes Geräusch schlucken, dezente Beleuchtung. Die amerikanische Variante von ernsthaft-gediegen mit einer kleinen Prise Design. Es riecht teuer) gibt es einen einzigen Tisch mit erhöhtem Spaß- und Genußfaktor – eben in der Küche. Der „Kitchen Table“ (langfristige Reservierung ratsam), der normalerweise nicht für nur zwei Gäste freigegeben wird, also Glück gehabt. Man sitzt mitten im Geschehen, betrachtet die Abläufe, das Abschmecken und die Hektik, bis die einzelnen Teller (jeder wird genau geprüft) die Küchenräume verlassen. Hier wird gelacht, geschimpft, gegessen.

pa150193Seit 1987 gibt es diesen kulinarischen Tempel in Uptown Chicago. In der Zwischenzeit ist Mr. Trotter ein gefeierter Fernsehstar, verkauft zahlreiche Kochbücher und wird mit Lob und Auszeichnungen überschüttet. Bei meinem Besuch war er nicht im Hause, sondern bestimmt obermegawichtig unterwegs, Präsidenten bekochen, oder so. Dem Vergnügen tat seine Abwesenheit keinen Abbruch.

pa150198Der Kitchen Table bekommt so ziemlich jeden Gang zu verkosten, der die Küche verlässt. Das waren dann so ca. 16 Gänge plus Weiterlesen

Go Asia, vorher: Amazing Oriental Asien Supermarkt (Charlottenburg)

Feinkost Albrecht hat hier die Segel gestrichen und nach der Renovierung des Gebäudes ist der „Amazing Oriental Asien Supermarkt“ in den ehemaligen Aldimarkt eingezogen.

Immens irrtumte ich zu denken, dass in den üppigen Räumlichkeiten zur dsc01965aAbwechslung einmal ein großzügig arrangierter Waren -präsentationsbereich eingerichtet würde. Nein, anscheinend gibt es eine geheime Verpflichtungserklärung, welche von jedem Asiamarkt fordert, egal wie groß er sein mag, die Gänge mit ausreichender Enge zu versehen, um die Bewegungsabläufe der Kunden zu behindern. Oder nenne ich es doch lieber „Entschleunigung“?!

Riesige Einkaufsvehikel in zwei Größen erfreuen die Fraktion der Tetris-Spieler, denn ebensolches Geschick ist vonnöten, um sich voran zu bewegen. Weiterlesen

Blind Tiger (New York)

28 Biere vom Fass. Ist das nix? Kleinlaut muss ich gestehen, nicht alle probiert zu haben. Dazu kommen immerhin noch über 50 Flaschenbiere und Spezialitäten/Raritäten, wie blutiges Bier – eine Bloody Mary Variante mit….Bier, eben. Starkes Ale in einem Pint-Glas!

pa160253Es gab eine Zeit in den Staaten, in der der Alkoholkonsum erschwert wurde, noch vor der Prohibition. Sonntags durfte kein Alkohol ausgeschenkt werden, denn die Menschen sollten in die Kirche. Ausnahmen wurden nur für kulturelle und Bildungsveranstaltungen genehmigt.
Schlaue Wirte kulturveranstalteten daraufhin die Ausstellung vom „Blinden Tiger“, der für den Konsum von drei Drinks zu besichtigen sei. Diesen Code nutzt das Bierlokal als Namen.

Gemütlich hockt man auf Schemeln am Tresen oder am Fenster und ist pa160258beeindruckt von der Batterie von Zapfhebeln, die den langen Tresen entlanglaufen. Ein Anblick, der durstig macht.

Für die hungrigen gibt es Käseplatten von Murray´s, der ein paar Schritte die Bleecker Street hinunter seinen legendären Käseladen betreibt.

Einmal in der Woche gibt es, auch heute noch, kulturelle Veranstaltungen rund um´s Bier. Auch Sonntags, Amen!

Bleecker Street 281, 10014 New York

blindtigeralehouse.com/

Starbucks Coffee, Ernst-Reuter-Platz (Charlottenburg)

Eine Kaffee-Krake überzieht das Land. Pseudo-Gemütlichkeit soll zum überteuerten Konsum von Bohnengetränken (womöglich noch unter Anwendung von seltsamen Sirups) animieren.

Anscheinend war die Lage im TU-Campus doch nicht die idealste in der Stadt. Zu kostenintensiv die Brühe, zu mager gefüllt das studentische Geldbeutelchen.

Nun hat also die amerikanische Heisswasser-Hydra einen Kopf verloren. Am Ernst Reuter Platz gibt es kein Starbucks mehr.
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