Achtung, Hilfe, Feuerwehr! Die 112 hat gerufen. Nein, nicht die schon wieder. Wo brennt´s? Was mögen sie jetzt wieder wollen?
Auf meiner Rechnung vom Besuch im Restaurant Paris-Moskau steht: Tisch
112. Ich könnte es nun dem Betreiber nicht vorwerfen, wenn dies eine Codierung wäre für: Obacht! Mega-anstrengende Gäste.
Nein, liebes Service-Personal, wir haben es euch nicht leicht gemacht an jenem Dienstag Mittag, Ende August. Ein verdammt heißer Tag, an dem eigentlich niemand gerne den kühlenden Schatten verlassen mag. Und dann kommen diese Gäste auf die Terrasse spaziert. Kommen kurz vor Ende der Mittagsverpflegungszeit, wollen jeden Wein kritisch verkosten, sind gegen jede Wespe phobisch, wollen spontan noch einen Zwischengang, mögen keinerlei Zitrone im Dessert…und….und…..und.
Hungrig und übellaunig kamen wir daher. Es war mein Geburtstag. Ursprünglich wollten wir (gegen den Willen meiner kulinarischen Kumpanin) einkehren im milden Westen der Stadt, nahe dem Hubertussee, wo sich die teuren Tennisclubs anspruchsvoll bekochen lassen.
Dort hing zwar Ruinart-Reklame, die Tische der Terrasse waren aber seit geraumer Zeit nicht mehr von einem Abräumer aufgesucht worden. Klebrig und schmutzig, statt einladend und appetitlich. Bloß weg!
Wohin? Na denn, hat nicht das Paris-Moskau auch eine nette Terrasse zum vergnüglichen draußen sitzen? Paris-Moskau. Geht das etwas genauer? Ja! An der Straße Alt-Moabit. Zwischen Knast und Kanzleramt.
So kam´s. Bestellung: Wasser!! Und: Das 4-Gang-Überraschungsmenü zu 36.- Euro. Was jetzt folgte war überraschend, genial, glücklich machend. Als Aperitif kam ein Winzersekt von Schloß Vaux (zu 7,-Euro) prickelnd auf den Tisch. Noch keine wahrhaftige Überraschung. Aber dann. Viererlei Variationen von der Tomate: Jakobsmuschel auf Tomatenjus, frische 
Wildkräuter an Tomate, Tomate geräuchert und Tomate als stabiler Schaum. Insgesamt großartig.
Die Weine wurden zu jedem Gang sorgfältig empfohlen, sogar zur entscheidungsunterstützenden Vorab-Verkostung ausgeschenkt. Wundervoll. Der nächste Teller bot feine Wachtel an Berglinsen. Danach reichte man uns Zweierlei vom Spanferkel an Bohnen und Gnocchi. Von der Spanferkelkruste träume ich heute noch. Und lächle glücklich.
Stopp! Unplanmässiger Zwischengang. Wir wollen Käse. Die Mittagszeit ist weit überschritten. „Kein Problem. Sehr gerne.“ Was für eine Behandlung. 
Service-Wüste Deutschland? Im Gegenteil. Hier wirst du eines Besseren belehrt!
Die Zitronen-Tarte fand ich sehr fein, meine mitmampfende Madame kann intensive Zitrusaromen allerdings nicht ertragen. Auch kein Problem. Rasch kommt eine Dessertvariation à la Schwarzwälder Kirsch.
Das Überraschungsmenü wurde so zum absoluten Überzeugungsmenü. Unerwartet, unkonventionell, unglaublich köstlich. Ein Geburtstagsschaumwein ging dann noch aufs Haus. Und ich meine beinahe, das fröhliche Lächeln der famosen Damen vom Service, kam tatsächlich von Herzen. Vielen Dank für diesen schönen Geburtstag! Ich freue mich auf das nächste Überraschungsmenü.
Interessieren täte mich nur noch die Frage: Was mag passieren, wenn man an Tisch 110 Platz nimmt?
Paris-Moskau, Alt-Moabit 141, 10557 Berlin – Tiergarten
Ein Eichhorn schlemmt sich durch die Hauptstadt - Berlinbetrachtungen 
Stimmt, meine Erwartungen waren gar nicht so hoch. Umso schöner dann diese Offenbarung.
Zu Beginn gab es eine kurze Kommunikation zu unseren kulinarischen Befindlichkeiten, die sich allerdings hauptsächlich auf den Hauptgang- bzw. Warmspeisenbereich bezog. Aber alles wurde flugs gelöst. Super.
Das war ja eine gelungene Überraschung. Inklusive hervorragendem Service.
Hat man Euch vorher gefragt, ob ihr etwas nicht gern esst?