The Shy Chef (Berlin)

Gourmetgenuß im Geheimen – Schlemmen mit dem scheuen Chef.

Ein kleines Abenteuer erwartet verwegene Gerneesser, denen es gelingt, ein Abendessen bei „The Shy Chef“ zu ergattern. Gar keine einfache Aufgabe, aber Mühe, kulinarischer Kampfgeist und Durchhaltevermögen werden erwartet, um sich einen Platz an der Tafel zu sichern, werden aber auch shychef menureichlich belohnt. Erst wenige Stunden vor dem eigentlichen Termin werden die Anschrift und weitere notwendige Geheiminformationen per Mail mitgeteilt.

Nicht weitersagen! „Speak easy, my friend, speak easy“ – sprich leise, hieß es in einer der finstersten Epochen US-Amerikanischer Geschichte, der Prohibitionszeit zwischen 1919 und 1933. Hinter vorgehaltener Hand wurden die geheimen, hochprozentigen Flüsterkneipen verraten, das Speakeasy. Gerade in New York City gibt es auch heute noch eine spannende Vielfalt von Orten mit geheimer Untergrundverköstigung. Mittlerweile ist dieses Phänomen auch in Berlin erlebbar, als Untergrundrestaurant, Geheimbar oder Eingeweihtensalon.

Recht mühsam gestaltete sich die Kommunikation mit den Berliner Küchenkünstlern. Der E-Briefkasten schien agentengerecht tot zu sein, am Ende sicherlich auch wegen eines Wasserschadens in der Küchendecke, der die Kochaktivität  zuletzt vereitelt hatte.

Nun stehen wir hier, irgendwo südlich des Landwehrkanals und sind gespannt, was uns erwartet. Die Klingel ist gefunden, die Türe wird sogar geöffnet, knarzige Altbautreppen führen hoch hinaus und in eine hübsche Wohnung, reichlich mit Kunst ausgestattet an einen Tisch, der für acht gedeckt ist.

Die Gäste sind rasch beschrieben: Alle sind wir absolute Foodies – begeisterte Genießer, neugierige Esser, weitgereiste Besteckwirbler. Alle sind ein wenig stolz, hierher gefunden zu haben – ein Koch aus Turin, eine Österreicherin aus Rom, zwei Berliner, weitere zwei Gäste aus dem Norden des Stiefels und unsere Ehrengäste: Ein Ehepaar aus Connecticut, die hier ihren 51sten Hochzeitstag feiern.

Eine gelungene Feier, denn das Essen ist tatsächlich großartig. Noch besser, als ich erwartet hatte. Orginelle Kreationen, hervorragende Zutaten, fein DSC03221abgestimmte Weine und sehr angenehme und unaufdringliche Gastgeber in einem unbeschwert-privaten Ambiente – ein perfekter Abend. Die zu entrichtende Spende (von 50 Währungseinheiten) am Ende des Abends ist sehr angemessen.

Die Konversation findet selbstverständlich auf Englisch statt. Dennoch hat der Herr aus Connecticut etwas missverstanden. Glücklich strahlt er von Gang zu Gang, froh nippt er am Weinglas und freut sich immer wieder darüber, Gast zu sein bei dem -wie er sagt- „Sly Chef“ (sly = verschlagen, hinterhältig). Wir können es ihm nicht abgewöhnen und auch das „Shy Chef“-Team lächelt nachsichtig.

Neue kulinarische Projekte stehen wohl demnächst an. Ich freue mich schon darauf.

Bis dahin aber: Pssst, hush, speak easy….

Der Garten des Einstein (Tiergarten)

„Das gab´s nur einmal“.  So lautet 1958 der Titel des letzten Films, in dem man Henny Porten erleben konnte. Die Villa der Grande Dame des deutschen Stummfilms, die sich 1933 tapfer weigerte, sich von ihrem jüdischen Mann zu trennen und deshalb von den Nazis boykottiert wurde, DSC03012ist heute für alle offen zugänglich und bildet für viele Berliner einen herrlichen, entspannten Rückzugsraum mit Wiener Kaffeehauscharme.

„Einstein“ mit Kaffee gibt es in Berlin ja diverse. Dieses, an der seltsamen Kurfürstenstraße, gibt´s definitiv nur einmal und es ist auch das einzig Wahre. Diese Meinung zahlreicher Stammgäste teile ich durchaus und vor allem in den Sommermonaten, wenn auf der herrlichen Terrasse Platz genommen werden kann und der Alltag zur Nebensächlichkeit wird.

Im Garten der Villa möchte man sich ach so gerne vorstellen, wie Henny Porten mit Pola Negri und Asta Nielsen einen Champagner zu sich nimmt und die Augen rollt, wenn die Damen den aktuellen Auftritt von Hans Albers im Hebbel-Theater kritisch resümieren.

Ein Schnitzel hätte sie womöglich nicht so dringend benötigt, wie ich an einem hungrigen Samstag.

Zu jDSC03015eder Tageszeit vermag das Einstein glücklich zu machen, egal ob zum Tee, zum Frühstück, zum Dinner, mit einem Kaffee der eigenen Rösterei.

Die Küche ist klassisch, bewährt und frisch. Knackige Salate, deftiges Entrecôte, üppiger Apfelstrudel oder eine geniale Patisserie verwöhnen den Gaumen. Das Schnitzel geht übrigens immer, so verraten es die kontinuierlichen Klopfgeräusche aus der Küche. Weiterlesen

Rotisserie Weingrün (Mitte)

Ich bin ganz sicher: Endlich wird diese seltsame Ecke der Stadt auf einen weingrünen (Reben-)Zweig kommen.

Zuvor hatte sich hier glücklos das Restaurant „Gertraude“ versucht, wohl in der irrigen Annahme, Unmengen von Hochzeitsgesellschaften zu bewirten. Im wunderschönen historischen Gebäude zwischen Spittelmarkt und Petriplatz wurden früher Diamanten gehandelt. Heute nennt es sich „Hochzeitshaus“, in dem alle möglichen Dienstleistungen und Produkte  rund um das Heiraten angeboten werden. In die nette Rotisserie Weingrün dürfen auch Unverheiratete zu einem Schluck Wein und einem schönen Mahl einkehren.

Aus den Fenstern blickt man auf die alte Gertraudenbrücke, welche den Seitenarm der Spree überspannt, auf der eine Skulptur an die heilige Gertraude erinnert. Eine Multifunktions-Heilige, zu deren Zuständigkeitsbereich neben Pflanzenanbau und Rattenplagen auch die DSC02647Getränkeausgabe an Reisende zählt. Letzteres übernimmt statt ihrer  nun Herbert Beltle, der in Berlin bereits das Aigner am Gendarmenmarkt und das Alte Zollhaus in Kreuzberg bewirtschaftet. Beide Restaurants besuche  ich sehr gerne, daher erwartete ich auch an der neuen kulinarischen Stätte keine Enttäuschung.

Und so war es dann auch tatsächlich. Ein warmer, gemütlicher Raum empfängt den durstigen Reisenden. Holzgescheuerte Tische, die mit reichlich Weingläsern eingedeckt sind, ein freundliches „Willkommen“ des motivierten Personals und ein offener Hähnchengrill, an dem selbige Weiterlesen

Gendarmerie (Mitte)

Josef Laggner ist ´ne Bank. Rund um den Gendarmenmarkt geraten gastronomisch gestrandete Gestalten gemeinhin gerne in die Fänge des J.L. Kaum eine kulinarische Stätte dort, in der er nicht mitmischt. Na gut, ich glaube, R2D2-Aigner, Obi-Wan Fischers Fritz und Luke Malatesta-walker halten dem Imperium noch stand.

Josef Laggner hat ´ne Bank. Die Räume der vormaligen Disconto Credit-Gesellschaft müssen heute herhalten, um urbanes Flair á la Laggner zu verströmen. Vor einer Weile waren hier Stadt-Modelle der Senatsbauverwaltung ausgestellt. Jetzt sollen wohl städtische Models sich ausstellen. Für die sind die Tische reserviert. Alle Tische. Auch nachts um zehne, elfe.

Josef Laggner hat ´nen Määähtre. So soll der Hansel wohl genannt werden, der Besucher ohne Reservierung gruß- und auch sonst wortlos zu möglichst mittelmäßigen Plätzen führt. Immerhin nicht in den Keller. Das hatten wir am G-Markt ja auch schon. (Werbeeinblendung/Ratespiel! Was ist das: 1. Russische-Suppe-Kunst und 2. Barbecue-adelig? Unter den richtigen Einsendungen verlose ich ein Exemplar meines neuen Buches.)

Josef Laggner hat immer so ´nen grünen Janker mit Goldknöppen an. Das wirkt soooo….München. Ich möchte nicht bleiben, mich nicht weiter mies behandeln lassen, mag auch keinen Kir Royal. Sind wir bei Baby Schimmerlos? Wieauchimmer. J.L. ist zwei Gäste los.

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Behrenstraße 42,  10117 Berlin-Mitte

Café Obermaier (Kreuzberg)

Sieht es so aus, das neue Kreuzberg? Unspektakulär und hochpreisig?

Was wurde das hiesige Schnitzel gelobt! Super, toll, vielleicht das beste von janz Berlin…..
Da wollte, da musste ich hin. Und für 15.- Euronen erwartet man ja schon einiges.

Zwei nette alte Räume hat das Café Obermaier und auch einen hübschen Vorgarten. Schlicht sind die Räume gestaltet. Die Patina des Gründerzeitgebäudes wird an nackten Wänden schlicht ergänzt durch diverse Glühbirnen. Deko und Illumination in einem.
An manchen Tischen ist etwas ungeschickt bestuhlt, die Durchgänge werden eng. Mein Glück: an Tisch Nummer 6 in der hintersten Ecke überblickt man den Raum und das Geschehen sehr gut. Und sieht auch, was aus der mini-winz-klitzekleinen Küche so dahergetragen wird.

Die Getränke waren keine Schnäppchen, aber allesamt sehr gut. Das Lokal macht den Eindruck, die verarbeiteten Produkte sehr sorgfältig auszuwählen. Weiterlesen

Gasthaus Wiesenstein (Schöneberg)

Geheimnisvolle Bestellungen? „Ich hätte gerne ein Elefantenohr!“ Verkündet der Herr am Nebentisch. Wenig später wird ihm ein sehr großes Schnitzel überreicht. Weitere codierte Inhalte sind auf der Speisekarte nicht zu befürchten. Gut, Fremdsprachenkenntnisse in Schwäbisch sind in Berlin nie verkehrt, aber der Schwerpunkt der Küche ist schnell erklärt: Maultaschen und Spätzle in etlichen Variationen. Ergänzt durch Schupfnudeln, traditionelle Innereiengerichte und riesige Salate.

Die Portionen sind reichlich, hungrig geht hier keiner raus.

Dass ich dieses Restaurant entdecken durfte ergab sich aus einem der wenigen Lichtblicke auf der glanzlosen Weinmesse im Rathaus Schöneberg am zweiten Januarwochenende 2009. Mit einer Winzerin aus Ilsfeld entwickelte sich ein munteres Gespräch über Weiterlesen

Schweighofer’s Weinstube Heuriger (Charlottenburg)

Was bin ich froh. Endlich gibt es hier ein österreichisches Bier zur Brettljause am schönen Kachelofen im Bauernstuben Ambiente. Gösser Bier hat das unpassende Veltins ersetzt. Das fehlte noch zur alpenländischen Glückseligkeit, da nicht immer ein Veltliner oder Blaufränkischer erwünscht ist.

Wobei: die Auswahl der offenen Weine ist ordentlich und die Preise fair.

Allein: die Küche macht´s. Nicht nur Dienstags, wenn all-you-can-eat-Backhendl auf dem Programm steht.
Die Küche hat mich hier noch nie enttäuscht. Die Frittatensuppe ist fein (3,50). Ich liebe das Ottakringer Bratl-Carpaccio, welches ein dünn aufgeschnittener Weiterlesen

Weltrestaurant Markthalle (Kreuzberg)

Es wäre auch ohne Herrn Lehmann gegangen. Nicht nur in Buch und Film, sondern auch in der wirklichen Welt ist der Schweinebraten mit Semmelknödeln eine wahre Wonne.

Jedesmal wieder lautet die Gewissensfrage: Braten oder Schnitzel, beides gut, beides um 11 Euro, beides solide handwerkliche Küche.
Es ist zudem eine frische Küche, tagesaktueller Mittagstisch mit zwei Gängen zu 7,50 wird geboten. Jeden Tag eine neue Suppe. Jetzt ist es aber bitte genug mit Hektik, Neuerungen, Veränderungen.

Der Zauber vom Weltrestaurant Markthalle liegt in der gelassenen Beständigkeit: Alles ist wie immer. Zeitlos. Unhip. Wundervoll.

Die alte Volksspeisehalle mit dunklen Wandpaneelen, Kerben in den Tischen, der düster blickenden Kreatur (nein, nicht hinterm Tresen) auf dem Weiterlesen

No Kangaroo (Kreuzberg)

Bei diesem Namen denken wir alle ganz selbstverständlich….an??
Na, Österreich natürlich!!
Weder ist das No Kangaroo ein Schuhladen, noch erwartet uns vegetarische Pazifik-Küche. Nein, nein, wir tauchen ein ins alpine Berlin in KreuzBERG (66 Meter).

Wenn weltreisende Wirte wütend werden: „Ah, yes, you´re from Austria, great: Mel Gibson, lovely: Sydney, fabulous: Ayers Rock.“
No Kangaroo ist da genau die richtige Antwort.

Ganz frisch eröffnet in der dritten Augustwoche 2008 mit viel Engagement und Liebe zum Detail.
Je nachdem, welche Eingangstür man wählt, kommt man entweder in eine freundliche Heurigen-Weinstube, oder in eine deftige Alpenhütte mit Skiern an den Wänden, holzgescheuerten Tischen und Schemeln.
Mutig probierte ich die Sitzmöbel am Tresen, nachdem mir glaubwürdig versichert wurde, sie würden selbst meiner einer aushalten, was sie dann auch taten: es sind Skilifte, die von der Decke hängen!

Peter, der Wirt, begrüsst Weiterlesen

Gaststätte Gottlob (Schöneberg)

Die Sommerterasse mit dem kleinen Garten ist der Frühstücks Tipp schlechthin, Sonntags auch mit Büffet. So ein gutes Rührei muss man auch erst mal hinbekommen.

Und wenn er so wundervoll freundlich serviert wird, lässt man sich auch gerne noch einen zweiten, dritten, vierten Café bringen.
Innen auch nett. Im bestuckten Altbau quasi mit verwinkeltem Hinterzimmer den ganzen Tag gut besucht. Von den Familien der Umgebung, Businessgestalten, oder gestressten Studis, deren Notfälle in den angrenzenden, auch Sonntags bis spät geöffneten Copy-Shops, behoben werden konnten.

Akazienstraße 17, 10823 Berlin