Champagner in der Bahnhofskneipe?

Was für ein wundervoller Bahnhof ist doch St. Pancras, gleich neben King´s Cross in London. Seit November 2007 erstrahlt diese Perle der Victorianischen Architektur in neuem Glanz. Die Eurostar-Züge nach Paris und Brüssel fahren hier ab.

Roter Backstein, elegante Träger aus filigranem Eisen, da reicht eine ordinäre Bahnhofspinte nicht aus. Da darf es schon etwas eleganter zugehen. Wie wäre es mit Champagner? Wie wäre es mit der längsten Champagner-Bar des Kontinents?

Über 100 verschieden Sorten enthalten die Kühlschränke, die das Herzstück des Tresens bilden, 20 davon werden offen eingeschenkt, ab 8 Pfund das Glas. Wer etwas Besonderes wünscht, ordert womöglich den Krug Clos du Mesnil 1996 zu 880 Pfund. Die Gäste können sich um diesen zentralen Würfel scharen, oder sich an Tische setzen, die entlang des Gleises aufgereiht stehen. So lässt sich die Wartezeit hervorragend totschlagen, fast wünscht man sich eine Zugverspätung, um noch ein Gläschen mehr zu verkosten.

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Eine großartige Idee sind die Aktionen, mit einem Verkostungsset zum günstigen Preis. In diesem Fall gab es die vier Jahreszeiten-Champagner von Pommery auf einem Tablett für ein Vergleichstrinken.

Für einen hübschen Imbiss, passend zu den prickelnden Weinen, ist ebenfalls gesorgt. Austern, Fischplatte, Käseteller und Sandwich wären die Klassiker. Das aktuelle Steckenpferd von Küchenchef Franck Pontais ist das Konzept Terrines & Verrines, bei dem ungewöhnliche Mini-Gerichte in kleinen Gläsern serviert werden.

Bahnhof und Bar:

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Der Barkeeper im Sozialismus

Wir mixen! So lautet der Titel und somit die beinahe trotzige Aufforderung des Cocktailbuches der DDR.

Udo Henseler und Bernhard Weichsel heißen die Autoren des Werkes, das 1958 erstmals im Fachbuchverlag Leipzig (kurz darauf VEB Fachbuchverlag Leipzig) erschien. Es sollten etliche weitere Auflagen folgen. Die letzte, die in meine Hände geriet, ist die 19. Auflage von 1985.

Wir mixen uns durch zahlreiche Auflagen

Wir mixen uns durch zahlreiche Auflagen

Diese Buch ist ein Stück Kulturgeschichte der DDR, vor allem wenn man genauer hinsieht, wie sich das Buch durch die Jahre verändert hat. Und auch, was sich nie verändert hat. Elf der Auflagen konnte ich mir ansehen und durfte einige faszinierende Details dabei entdecken.

Die frühen Auflagen der 1950-er Jahre gehen entspannt und unpolitisch an das Thema Mischgetränke heran. Selbstverständlich wird oftmals versucht, englischsprachige Begriffe zu vermeiden („Für die Herstellung von Mischgetränken ist der Schüttelbecher von besonderer Bedeutung“), aber wie soll das beim Thema Hahnenschwanz dauerhaft funktionieren?

Man lernt: Mysteriöse Pantschereien sind verpönt, die Milchbar genießt hohes Ansehen und sauberes Arbeiten wird dringend angemahnt. Die frühen Ausgaben verfügen am Ende des Buches zudem über Weiterlesen

Bye, bye Bar Gainsbourg…

Serge Gainsbourg hat einmal einen Song mit Namen „Lunatic Asylum“ geschrieben. Sicher trifft diese Bezeichnung auf die eine oder andere Bar zu. Für die die Bar Gainsbourg heißt es jetzt leider vielmehr: „Hou hou hou cha cha cha du loup“ – Der böse Wolf tanzt den ChaChaCha. Dieses Jahr tanzt der Wolf eher einen Flamenco, denn das benachbarte iberische Restaurant wird die Räumlichkeiten der Bar übernehmen, die eigentlich vom Savignyplatz kaum wegzudenken ist, wo sie seit der Mitte der 1990er Jahre eine bewährte Anlaufstelle für Freunde einer wahren „Bar Américain“ bietet.

Eine schöne Idee hatte seinerzeit Barbetreiber Frido Keiling: Eine Bar als begehbarer Nachruf auf einen Musiker, Trinker, Kettenraucher von Format. Seit 1994 treten Cocktailfreunde in ein kleines Stück Frankreich ein und werden mit hervorragenden Drinks beglückt.

Aus den Boxen klingt die passende Musik, teils von Serge selbst, aber immer mit einem Hauch von Chanson, nichts aufdringliches. Schummeriges Licht um die Tische, etwas heller am Tresen. Die Wände sind teils nackter, grober Backstein, teils mit Bildern dekoriert, die Gainsbourg zeigen und schöne Damen wie Catherine Deneuve und Brigitte Bardot. Haben die seine Lieder nicht auch gesungen?
Musiziert wird regelmäßig auch während der Fete de la Musique, da sind die Darbietungen im Gainsbourg schon absoluter Kult.

Die Drinks waren einmal spitzenklasse. Irgendwann hat man aber aufgehört, den neuesten Trends zu folgen. Es gibt ein Motto, wofür braucht man einen Trend? Weiterlesen

Die Casa der Fledermaus in Berlin

Wer sich in Berlin für die Fledermaus interessiert, dem fällt meist zuerst die Zitadelle Spandau mit der reichlichen Population in ihrem Fledermauskeller und speziellen Führungen mit den Artenschützern des BAT e.V. ein, die sich um die Fledermaus kümmern, einem hochsozialen, nachtaktiven Tier mit geringer Fortpflanzungsrate.

Oder fühlen wir uns an die fröhliche Techtelmechtel-Operette eines  Johann Strauss erinnert, die zwischen Gefängnismauern und glamourösen Salons Treulose und Zecher behandelt? Aha, wir nähern uns dem Thema.

DIE Fledermaus

DIE Fledermaus

Wer bei Fledermäusen jedoch an eine legendäre Rum-Marke denkt, die von Don Facundo Bacardi 1862 ins Leben gerufen wurde, ist in diesem Artikel auf der richtigen Fährte. Ich hatte das Vergnügen, dem Ruf der Fledermaus in die im szenigen Osten Berlins versteckte „Casa Bacardi“ folgen zu dürfen, wo  Fachpublikum, wie Barkeeper und Eventveranstalter, Einblicke in die Barcardi-Schatztruhe erhalten.

Ich folgte dem Ruf der Fledermaus (Microchiroptera)

und kann nur jedem empfehlen, die Gelegenheit eines Besuchs in der Casa Bacardi zu ergreifen, so sie sich bietet. Es gibt eine Menge zu entdecken und in die Geschichte des Rums einzutauchen, mit all seinen Mythen und Legenden. Für so manche davon zeichnet die Marke mit der Fledermaus verantwortlich.

Unser Gastgeber ist Weiterlesen

Bar Convent Berlin – BCB 2010

Der Postbahnhof am Ostbahnhof stellte auch in diesem Jahr wieder die Bühne für ein grandioses Treffen der Barkultur. Die Damen und Herren von Mixology stellten erneut ein umfangreiches Programm zusammen und konnten Barprominenz und Experten aus aller Welt gewinnen, um Fachwissen zu verbreiten, Produktneuheiten zu präsentieren,  fachzusimpeln und netzzuwerken, schöne Drinks zu bereiten und Durchhaltevermögen zu beweisen.

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Was gefiel mir besonders? Oder auch nicht?!

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Connaught Bar, Mayfair

Für Martini-Liebhaber bleibt London die Metropole Number One. Ein weiterer Ort großartiger Trinkkultur versteckt sich im eleganten Connaught Hotel in Mayfair.

Bei Hotelbars in Deutschland bin ich extrem skeptisch und kann zuweilen von unsäglichen Drinks, mittelmäßig geschultem Personal und ratlosem gepansche berichten. London will mich eines Besseren belehren? Pah! Was gebe ich auf Titel und Auszeichnungen wie beispielsweise: Diageo Reserve World Class Bartender of the Year 2010; World’s Best Hotel Bar 2010; International Bartender of the Year 2010? Ich weiß nicht recht….

mondäne Klassik trifft nacktes Eisen

mondäne Klassik trifft nacktes Eisen

Barchef (bzw. Bar Head Mixologist) Agostino Perrone kümmere sich um unser Wohl an jenem Abend. Und er tat dies großartig. Es gibt zwei Bars in diesem Hotel. Eine sehr klassisch-konservative und diese hier, die ein faszinierendes Design aufweist, in einer Kombination aus British Club und Industrial, klassische Ledersessel und kunstvolle Stahlrohre.

Als erstes erhält jeder Gast einen „Gruß von der Bar“. Amüsante Grüße aus Küchen sind bekannt, der Gruß der Bar, hier in Form eines Mini-Cocktails in einen sehr schlanken hohen Gläschen,  war mir neu. Weiterlesen

Mysteriöse Post von Barworkz

Ich mag es, wenn der Postbote Sendungen bringt, die Getränke enthalten. Heute gab es Rätselhaftes aus der Holzbox von Barworkz.

Jene Barberater  schickten einen unbeschrifteten Flakon. Zuvor war bereits aus dem Dunstkreis von Mixology eine Sendung zu Prüfzwecken angekündigt worden.

Zaubertrank?

Zaubertrank?

Rasch geöffnet, verströmte der Duft die Aura von Holz, wie er für Cognac und Armagnac typisch ist. Nicht wenige Spirituosen-Verkostungen der letzten Zeit führten jedoch aufs Glatteis. Mit ein wenig Luft dringt dann jedoch eine Rum-Charakteristik durch, wie ich sie schätze. Eher aromatisch-alkoholisch geprägt und nicht ganz so klebrig-karamellig, wie das Melasse-Destillat zuweilen daher kommt (warum die Leute beispielsweise den Diplomatico so begehren, muss ich nicht verstehen, gell?). Ich wurde jedenfalls erinnert an einige angenehme Panama- oder Demerara-Tropfen.

Nun bin ich natürlich gespannt auf des Rätsels Lösung.

www.barworkz.de

www.mixology.eu

www.barconvent.de

Let´s go serving now…

everybody´s learning how. Come on it´s a party with Stan. Du dub dub dub…

Stanislav Vadrna ist seines Zeichens der Marken-Botschafter (bzw. Brand Ambassador) der traditionsreichen japanischen Whisky Marke Nikka. Nikka dachte sich einen sehr schönen und ungewöhnlichen Wettbewerb für Bartender aus, den Nikka Perfect Serve Contest, bei dem es nicht nur um den Drink geht, sondern auch um Ästhetik, Präsentation, sauberes Arbeiten und die Kommunikation mit schwierigen Gästen.

Dem Wettbewerb selbst konnte ich nicht beiwohnen, was sehr schade ist, da die „schwierigen Gäste“ durch die Jury verkörpert wurde, bestehend aus Dirk Becker (Rum Club), Mike Meinke (Triobar) und Ricardo Albrecht (Lebensstern), die ich zu gerne in diesen Rollen erlebt hätte. Verlockender Hauptpreis ist eine Reise nach Japan. Berlin bildet einen der Orte der Vorausscheidung. Das Finale steigt am 27. September in Paris.

Zuvor gab es in den schönen Räumlichkeiten der Bar Lebensstern einen Vortrag von Stan, der die Geschichte der Destillerie, Verkostung einiger Destillate und Hinweisen zu Drehmomenten von Flaschen und Sauberkeit von Fingernägeln beinhaltete.

Ich war sehr gespannt auf den Vortrag, da mir bereits bekannt war, dass die Unternehmensgeschichte von Nikka sehr spannend ist. Zudem konnte japanischer Whisky Weiterlesen

Merkwürdige Britische Bar

Ein Speakeasy war das nicht. Scheint sich herumgesprochen zu haben, diese Location in London. Der Reiseführer versprach Trunkenheit nach ungemeiner Vielfalt, Auswahl an Kultur und Trinkgefäße aus mehreren Jahrtausenden.

Reading Room – sie sagten mir, Dichter, Musiker und Revolutionäre hätten sich hier berauscht. Enlightenment Gallery – sie versprechen Erleuchtung. Dann kann es sich doch nur um Rum handeln!

Bedrohliche Türsteher:

blieben erstaunlich friedlich und gewährten Einlass.

Ich bin durstig und möchte etwas bestellen. Wo ist das Bar Menu? Anscheinend ist nur ein Exemplar vorhanden, alle fragen nach der Karte von Rosetta, oder so ähnlich. Begehrte Kellnerin, anscheinend. Das Gedränge ist gewaltig, man reicht mir Weiterlesen

Fürstliche Martinis in London

…in einer Bar ohne Shaker. Für diesen Martini wäre ich beinahe gejoggt. Andererseits kann man auch ganz lässig in die merkwürdige Sackgasse am St. Jame´s Place schlendern, an deren Ende das kleine Dukes Hotel durch eine gigantische Union Jack Fahne markiert wird.

Streng blicken die Dukes von den Wänden

Streng blicken die Dukes von den Wänden

Die Bar öffnet um 14 Uhr (spätestens). Der Raum der Dukes Bar im ersten Stock vibriert nur so vor Mythen und Legenden. Ist dem Stammgast Ian Fleming tatsächlich genau hier der Satz eingefallen: „Geschüttelt, nicht gerührt!“? Wird dem Gast tatsächlich ein dritter Martini verweigert? Gehört eine Zitronen- oder doch eine Orangenzeste in den Vesper Martini? Es ist mir egal.

Ich lasse mich von plüschigen blauen Sesseln verschlucken, tauche ein in etwas, was nur der Begriff „sophisticated“ treffend beschreibt und würde jede(n) umbringen, der an diesem Ort ein Mobiltelefon zückt.

Wer hier sitzt, ist wegen eines Martini Cocktails gekommen. Die Karte verzeichnet einige sehr interessante Variationen des Klassikers (wie der Wildflower Martini mit Holunder und Chili), aber der Drink, der ganz oben auf der Seite steht, der Drink für den ich mich her begeben habe, ist der „Ian

Ins Glas getan, nicht gerührt...

Ins Glas getan, nicht gerührt…

Fleming´s Classic Vesper“. Polnischer Vodka, hochprozentiger Gin und Lillet Vermouth. Die ursprüngliche Rezeptur enthielt „Kina Lillet“, der dunkler und wohl weniger süß war. Den es heute aber nicht mehr gibt (außer man gehört zu den Glücklichen, die in der Berliner Triobar verkehren), daher gibt der Bartender einen Schuss Angostura Bitters in das Glas.

Apropos Glas! Auf einen Shaker wird verzichtet. Ein Wagen mit den Mixzutaten gleitet geschmeidig zum Tisch des Gastes. Die Spirituosen werden bei ca. minus 17 Grad aufbewahrt. Ein Schütteln, ein Rühren ist nicht notwendig. Die Zubereitung erfolgt im Glas. Eine Freude, zuzusehen bei den eleganten Handgriffen des Barmannes.

Unter uns: Ein Shaker steht durchaus am Bartresen bereit (poliertes Sterling-Silber würde nicht überraschen), aber während meines Verweilens in der Duke Bar habe ich keinen einzigen Eiswürfeln klackern gehört. Die Gäste kommen für einen Martini. Aber das sagte ich bereits.

Potacki Vodka, Beefeater Gin, Lillet Blanc, Angostura, Eichi

Potacki Vodka, Beefeater Gin, Lillet Blanc, Orangenzeste, Angostura, Eichi

Dukes Bar at Dukes Hotel, St. Jame´s Lace, London, SW1A 1 NY

www.dukeshotel.com