Coffeemamas Hackescher Markt (Mitte)

Eine Tafel auf dem Tresen erklärt: „NEIN, wir haben keine fettarme Milch!“ Ausrufezeichen.

DSC02387Mit etwas Glück ist ein Platz auf einer der Bänke vor dem Café frei. Von hier aus, etwas hinter Sträuchern versteckt, hat man einen entspannten Blick auf den üblichen touristischen Trubel auf dem Hackeschen Markt. Mit dem Kaffee im Becher, Vollmilch dabei, eventuell noch einen Bagel in der Hand, läßt sich eine kleine Auszeit genießen, bevor man durch emsige Markthändler, unfähige Mietfahrraddilettanten, schimpfende Strassenmagazin-Verkäufer und Brigaden von Servierpersonal weiter zieht.

Ich mag die kleinen Auszeiten an diesem Ort, mit gutem Kaffee zu angemessenen Preisen (großer Kaffee 2,50; kleiner Espresso 1,50), dessen Bohnen es auch zum kaufen für daheim gibt. DSC02390

Ein weiterer Spruch fällt auf: „Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne.“ Bezieht sich dieser Satz nun auf die Vollmilch oder die (zukünftigen Coffee-)Mamas? Vermutlich auf beide.

Hackescher Markt, S-Bahnbogen 4, 10178 Berlin-Mitte

Ergänzung 10.09.09: Der Bogen ist eine Baustelle und leider wirkt das alles derzeit sehr geschlossen.

www.coffeemamas.de

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Zigarre, Schaumwein und Säbel

Zigarre und Schaumwein – passt das zusammen? Mal ausprobieren! Eine schmackhafte Veranstaltung gab es am 9. Juni im Cigarrenmagazin in den Kaiserhöfen Unter den Linden, welche diese Kombination ergründen sollte.

Der Abend sollte so einige Überraschungen der lehrreichen Art DSC02619hervorbringen.

Zunächst reichte der Gastgeber, Herr Martens, eine Auswahl an sehr unterschiedlichen moussierenden Getränken zum probieren: Italienischer Perlwein aus der Prosecco Traube, Spanischer Cava, Deutscher Winzersekt und Champagner aus….na, Sie wissen schon.

Im ersten Durchgang wurde pur verkostet, danach wurde dem Dutzend der Gäste eine Havanna-Zigarre der Marke Diplomaticos gereicht, um die Verkostung ein zweites, nun rauchgeschwängertes Mal, durchzuführen.

Die geschmacklichen Veränderungen waren immens. Manches gewinnt in der Aromatik, Anderes verliert. Bei jeder und jedem anders. Das Trinken auf hohem Niveau wurde auf freundliche Weise ermöglicht durch die Unterstützung des Luis Vuitton Moet Hennessy Konzerns, der einen freundlichen Abgesandten mit Flaschen Unter die Linden schickte, um die Anwesenden zu verwöhnen und zu informieren.

Es gab erstaunliches zu erfahren! Wussten Sie beispielsweise, dass ein Champagner-Rüttler vier Jahre lernt und 50.000(!) Flaschen am Tag rüttelt?

Undankbar ärgerten die meisten der Anwesenden den armen Menschen, indem sie das Moet in Moet-Chandon beharrlich ohne „T“ aussprachen, was dieser verzweifelt zu beheben versuchte. Tja, wer gedacht hatte, dass das korrekte prononcieren von „Taittinger“ und „Bollinger“ die Krönung des Champagner-Vokabulars darstellen, hatte sich geirrt!

Das der gute Mann dann kurz hinfort eilte, um mit einem Säbel in der Hand wiederzukehren, hatte nichts mit Verärgerung oder Sanktionierungsgedanken seinerseits zu tun. Eher albern-unbefangen hatte ich die Frage gestellt, ob es zu seinem Tätigkeitsbereich/Ausbildungsgang gehört, das Öffnen von Champagnerflaschen mit dem Säbel zu beherrschen. Ich hatte nicht damit gerechnet, daraufhin sofortestens einen Beweis geboten zu bekommen. Die Runde begab sich in den Hof, die Flasche wurde DSC02624vorbereitet, ein sauberer Hieb, und….voilá – Sabrieren nennt sich der feierliche Akt.

Beeindruckt und aufgerüttelt brauchten wir daraufhin alle einen neuen Schluck Champagner. So schön kann Fortbildung sein!

Unter den Linden 28a, Kaiserhöfe, 10117 Berlin-Mitte

http://www.cigarrenmagazin.eu

Foodists in der Bar Tausend (Mitte)

Was mag es bedeuten, wenn die Bar Tausend zum Kochclub lädt? Tofu á la Türsteher,  Jasmin-Style Teewurst oder Kohlroulade an Kokspüree?

DSC02403Neugierde überwog und so vollzogen wir all die legendären Anmeldeprozeduren und Erniedrigungen, für die dieser Versammlungsort für das Mitte-Volk, der sich „Bar“ nennt, so bekannt wurde. Die unmöglichsten aller Türsteher (besser: uncharmante Einlassverwalter) haben ja bekanntlich bereits die eigenen Mitarbeiter abgewiesen. Wow! Werden so Legenden geboren?

„Unbedingt, nein wirklich: mega-unbedingt müsst ihr gaaaaanz pünktlich um acht da sein.“ Sehr einsam verbrachten wir die Stunde von acht bis neun an dem Tresen im Küchenbereich, den man hinter der eigentlichen Bar angelegt hat. Immerhin waltet dort ein recht fähiger und freundlicher Getränkeberater, der die Wartezeit mit Cocktails überbrückt, was sich noch als recht fatal herausstellen sollte.

Eigentlich ein tolles Konzept. Eine offene Küche, die Weiterlesen

Restaurant Entrecôte (Mitte)

Nach der garstigen Behandlung in der obdessen hassenswerten „Gendarmerie“ neulich, loderte der Zorn und brannte der Hunger. Was tun?

Die Wahl fiel auf Fred´s Restaurant „Entrecôte“. Ich weiß nicht, wer Fred ist, aber er schlägt sich wirklich wacker seit längerem in einer Gegend, in der DSC02611nach Büroschluss die Hose stirbt. Immer wieder vernachlässige ich dieses feine französische Fleischlokal und vergesse es für drei Monate. Warum nur? Wahrscheinlich, weil der Weg nie zufällig abends dort vorbei führt. Hier flaniert keiner entlang, so á la Savigny- oder Kollwitzplatz. Man muß es sich vornehmen.

Der schöne Raum ist groß und langgestreckt und birgt einige unterschiedliche Sitzoptionen, Nischen und Atmosphären. Auch für grössere Gruppen ist Platz, wobei diese denjenigen Gast selten stören, der eine intimere Stimmung schätzt. Groß genug ist es hier, alles verteilt sich angemessen.

Immer wieder der übliche Konflikt: Soll ich das bewährte bestellen, oder etwas neues probieren? Weiterlesen

V. Gala Grosser Weine

Am 14. Juni gab es was zu trinken. Und wie.

Alle drei Jahre ruft die Wein & Glas Compagnie einige der besten Winzer der Welt herbei. Fast 90 folgten in diesem Jahr dem Ruf und boten ihre Erzeugnisse zum fröhlichen Verkosten im E-Werk an der Wilhelmstraße an.

DSC02662Mit 30.- Euro war der Eintritt zwar kein Schnäppchen, die angebotenen Tropfen waren den Preis aber allemal wert. Abgesehen davon: Wann, außer bei den großen Weinmessen hat der Weinfreund in einem derart überschaubaren Rahmen die Gelegenheit, mit einigen der spannendsten und renommiertesten Winzern ins Gespräch zu kommen. Wohl aus diesem Grund fanden sich allerhand illustre Gestalten aus der Berliner Gastro- und Wein-Szene zum schmecken, schlürfen und schwatzen ein. (Allen voran Stuart Piggott, der mal ein ernstes Wort mit seinem Schneider wechseln sollte.)

Das Gespräch mit den Winzern und die Auseinandersetzung mit ihren Spitzenerzeugnissen war ein genussvolles Vergnügen, wenngleich die Halle rappelvoll war und den Weg zu manchem Stand zum mühsamen Kampf DSC02655werden liess. Alle wollten an die Stände von Dr. Loosen, Dönnhoff, Robert Weil, Planeta, Knipser, Dr. Heger, Reisetbauer, Rauzan-Ségla und vielen anderen mehr. Meine genussvollsten Entdeckungen waren einige Erzeugnisse von Prüm (Mosel), Bernhardt Ott (Feuersbrunn-Wagram) und ein Brunello von Lisini.

Zwischendrin immer wieder gerne Ruinart Rosé Champagner. Hier war der Andrang besonders groß, so dass es Engpässe gab. Der liebenswerte Herr am Stand versuchte vergebens mit der kühnen Behauptung zu beruhigen, man könne hervorragenden Champagner ruhig auch warm genießen. Na, ich weiß nicht….

Selbstverständlich hat eine solche Veranstaltung auch Schattenseiten. Gierig hatten sich perfide Schluck-Schmarotzer bereits früh ausschließlich auf die 300.- Euro-Weine gestürzt. Wer nach 16 Uhr nach jenen Spitzengewächsen fragte, erhielt lediglich leere Flaschen gezeigt und ein Schulterzucken geboten. Gerade in der italienischen und österreichischen Abteilung waren die Flaschen anscheinend strengstens rationiert. Selbstverständlich gilt es zu kalkulieren, aber die Maßnahme eines österreichischen Winzers, zu dieser Veranstaltung (die immerhin von 14 bis 20 Uhr angesetzt war) von jeder Sorte nur drei Flaschen mit zu bringen, erscheint mir doch als logistische und werbetechnische Fehlleistung.

Bei einigen Gästen war mit fortschreitendem Alkoholkonsum ein Mangel an Benimm zu beobachten. Dauerbelagerung von Winzern, Verfehlen der DSC02666Speikübel, lallen. Eine rücksichtslose aber unvermeidliche Lokalgestalt hatte es beispielsweise vermieden, trotz dichtestem Gewimmel, seinen riesigen Rucksack an der Garderobe abzugeben und belästigte jeden greifbaren Standbetreiber mit Geschichten, bei denen es scheinbar ausschließlich um sein neues I-Phone-ähnliches Gerät ging. Ein französischer Winzer schimpfte, es müsse sich wohl um einen Österreicher handeln.

Wiedemauchsei, eine insgesamt wundervolle, wenngleich allzu dichtgedrängte Veranstaltung mit hohem Genußfaktor.

Sehr schade, daß diese Gala nur alle drei Jahre statt findet.

Wein & Glas Compagnie, Prinzregentenstraße 2, Am Prager Platz, 10717 Berlin-Wilmersdorf

www.weinundglas.com/

Gendarmerie (Mitte)

Josef Laggner ist ´ne Bank. Rund um den Gendarmenmarkt geraten gastronomisch gestrandete Gestalten gemeinhin gerne in die Fänge des J.L. Kaum eine kulinarische Stätte dort, in der er nicht mitmischt. Na gut, ich glaube, R2D2-Aigner, Obi-Wan Fischers Fritz und Luke Malatesta-walker halten dem Imperium noch stand.

Josef Laggner hat ´ne Bank. Die Räume der vormaligen Disconto Credit-Gesellschaft müssen heute herhalten, um urbanes Flair á la Laggner zu verströmen. Vor einer Weile waren hier Stadt-Modelle der Senatsbauverwaltung ausgestellt. Jetzt sollen wohl städtische Models sich ausstellen. Für die sind die Tische reserviert. Alle Tische. Auch nachts um zehne, elfe.

Josef Laggner hat ´nen Määähtre. So soll der Hansel wohl genannt werden, der Besucher ohne Reservierung gruß- und auch sonst wortlos zu möglichst mittelmäßigen Plätzen führt. Immerhin nicht in den Keller. Das hatten wir am G-Markt ja auch schon. (Werbeeinblendung/Ratespiel! Was ist das: 1. Russische-Suppe-Kunst und 2. Barbecue-adelig? Unter den richtigen Einsendungen verlose ich ein Exemplar meines neuen Buches.)

Josef Laggner hat immer so ´nen grünen Janker mit Goldknöppen an. Das wirkt soooo….München. Ich möchte nicht bleiben, mich nicht weiter mies behandeln lassen, mag auch keinen Kir Royal. Sind wir bei Baby Schimmerlos? Wieauchimmer. J.L. ist zwei Gäste los.

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Behrenstraße 42,  10117 Berlin-Mitte

Brunch des Restaurant Quarré im Hotel Adlon (Mitte)

Mit ziemlich hoher Wahrscheinlich der beste Sonntags-Brunch der Stadt.

Für Berliner ist der Pariser Platz an einem Sonntag Mittag kein attraktiver Ort des Verweilens, wenn Horden von Besuchern am Brandenburger Tor vorbei ziehen, um sich dann mit dem üblichen touristischen Firlefanz (wie „El Condor Pasa“-Kapellen, den Pferdeäpfeln der bemitleidenswerten Kutschgäule, oder ganzkörpergeschminkten Vopos für Fotos) konfrontiert zu sehen.

Daher schnell über den Platz gehuscht und hinein ins Restaurant Quarré im Adlon, wo sonntäglich von 12 bis 15 Uhr eine Vorstufe zum Schlaraffenland präsentiert wird.
dsc02102Von Austern über das Rinderentrecôte zum Schokoladebrunnen, vom in Paprika gebeizten Lachs über die Fischessenz mit Zitronengras zur Crèpe-Station, wo der vielbeschäftigte Bäcker 1001e Variation bereitet.

Der Preis des Vergnügens beträgt 68.- Euro inklusive eines Glases Geldermann Sekt. Kaffee, Säfte und Wasser sind darin enthalten.
Das ist der gleiche Preis, wie beim derzeit härtesten Konkurrenten für den Sonntagsbrunch, der Brasserie Desbrosses im Ritz-Carlton am Potsdamer Platz.
Wer hat die Nase vorn? Das ist nicht leicht zu entscheiden. Nach meinem dsc02111Dafürhalten ist Auswahl und vor allem die überragende Qualität der Speisen im Quarré einen Hauch interessanter, der Service im Ritz-Carlton bleibt phänomenal und umsorgt perfekt. Da ist im Adlon in Sachen Aufmerksamkeit und Souveränität noch ein wenig Luft nach oben.

(Natürlich nur bei diesem ungerechten Vergleich. Wo in der Welt wird man traumhafter behandelt, als in einem Ritz-Carlton?)

Wer Champagner all-you-can-drink möchte, muss 98.- Euro kalkulieren.

Die Auswahl der Speisen ist phänomenal. Weiterlesen

Reinstoff (Mitte)

Diese Neueröffnung hat mich doch tatsächlich komplett vom Hocker gerissen.

Frische regionale Zutaten werden mit modernen Küchentechniken kreativ, ungewöhnlich, hochinspiriert und bildhübsch auf den Teller des Gastes gebracht. Flankiert von klasse Bestecken.

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Bis hierhin habe ich den Begriff „Molekular“ vermieden.

Warum eigentlich? Nur weil angegraute und angestaubte Topfexperten der 1970er Jahre abwehrend die träge gewordenen Hände und Köpfe schütteln? Meilenweit hinkt Deutschland den internationalen Küchenentwicklungen hinterher, die neugierig, spielerisch und phantasievoll mit den Verfahren hantieren, welche Ferran Adria zum besten Koch der Welt gemacht haben.

Im Reinstoff besitzt die junge Truppe den nötigen Mut.

Durchhaltevermögen hat man bereits bewiesen, indem man als Sieger aus dem Businessplan- wettbewerb hervorgegangen ist. (Aber nichtmal das wird bei Finanzierungsgesprächen mit Banken ein Trumpf gewesen sein, wenn mich meine Erfahrung als Selbstständiger nicht trügt.)

Das Konzept der Speisekarte ist zweischneidig. „ganz nah“ oder „weiter draußen“ ist die primäre Entscheidung, die der Kunde zu treffen hat, je nach experimenteller Neugierde. Weiterlesen

Shiro I Shiro (Mitte)

Die längste Tafel Berlins. Bis zu 56 Gäste können an der langen Tafel im „Weißen Schloß“ Platz nehmen und ungewöhnliche Kreationen mit asiatischem Einfluss probieren.

Leider nicht mehr lange. Wer den aufregenden Raum in klarem Weiß, mit Preußisch Blau gemischt, noch erleben möchte, hat nur noch bis Ende Mai 2009 dazu Gelegenheit.
Dann schließt das Schloss seine Pforten.

Schade. Doofe Wirtschaftskrise. Wieder ein optisch-kulinarisches Highlight weniger in Berlin.

Rosa-Luxemburg-Straße 11, 10178 Berlin-Mitte
http://www.shiroishiro.com

Oase (Mitte)

Da eine Oase als „Vegetationsfleck in der Wüste“ (Wikipedia) bezeichnet wird, ist es ein klein wenig irritierend, dass man über den Tresen ein Surfbrett montiert hat.

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Aber um Wasser soll es ja auch nicht gehen, in dieser behelfsmässigen Schankstätte für Mischgetränke. Wasser von oben trieb mich hinein in den Stadtbahnbogen an der Humboldt-Universität. Die Schrift auf der Markise „Newcastle Ale“ ließ mich das benachbarte, bewährte „Chagall“ links liegen lassen und Obdach in der Oase erflehen.

(Das Newcastle gab es wider Erwarten dann lediglich aus der Flasche statt vom Hahn, weswegen ich den Märkischen Landmann zu 3,20 im halben Liter vorzog.)

Nun beginnt eine verwegene, gleichsam großartige Zeitreise in die späten 1980er Jahre, als man Sol und Corona bestellte und Drinks wie Swimming Pool und Pina Colada toll fand. So ist die Atmosphäre im Inneren – es gibt auch einen netten Aussensitzbereich, aber es regnete ja – mit grässlichen Bodenkacheln, Bambushüttenoptik und Palmenbestückung.

Nun denke man sich bitte das Geräusch, wenn man die Seiten einer klebrigen, laminierten Getränkekarte voneinander löst….. Weiterlesen