Tatiana (New York)

Wer kyrillische Schriftzeichen entziffern kann, ist hier klar im Vorteil. In Brighton Beach entstand in den 1970er Jahren eine russisch-ukrainische Kolonie. Um die 10.000 Einwanderer teilen sich seither den südlichen Zipfel von Brooklyn mit den alteingesessenen jüdischen Bewohnern im Schatten der angestaubten Vergnügungsanlage von Coney Island.

„Little Odessa by the Sea“ wird die Gegend genannt und viele Ausflügler pa170317stärken sich nach einem Spaziergang am Wasser mit deftigen Pelmeni, Vareniki, Soljanka, Borschtsch und Baltika Bier.

Ein unheimlicher Ort ist dabei das Restaurant Tatiana mit angeschlossenem Nachtclub, den man tagsüber jedoch nur beim Gang zur Toilette im Keller wahrnimmt. Die Netzseite verspricht Champagner und Vodka, die in Strömen fließen, wie aus dem Fontana die Trevi in Roma. Weiterlesen

Carlton Arms Hotel (New York)

Ich liebe diese Bruchbude mit Betten und Kunst.
„Hierhin kommen Möbel, um zu sterben“ (Where furniture goes to die) steht auf der Visitenkarte und tatsächlich hat Gerümpel hier eine Transformation erlebt.

Jedes Zimmer wurde von unterschiedlichen Künstlern gestaltet. Meist hat es ein besonderes Motto, ein Leitmotiv. In den Fluren und im Treppenhaus setzt sich das Bemalungskonzept fort. Ich hauste bereits im Glücksspieler Zimmer, im Britischen Murder Mystery Raum und im Sahara Salon.

Die Betten quietschen, die Klimaanlage im Fenster fungiert mehr als Verschattungselement.
Alles ist cool. Das Personal ist oft zu cool zum aufstehen. Echte New Yorker halt.
Neulich war mal jemand freundlich, aber das war eine australische Aushilfe.
Room Service ist uncool (in der Tat grundsätzlich überbewertet) und findet nicht statt.

Absolutes Respektslebewesen ist alleine die Katze.
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Public (New York)

Ein Bummel durch Nolita, die Sonne geht unter, die Lower East Side und die Bowery wird wach.

Wir waren verabredet und wollten mit Freunden eines der hip-trendy-gotta go-Megu/Nobu/Spice Market weiß nicht mehr Restaurants ausprobieren.

Es war noch etwas Zeit bis zu dem Treffen. Nehmen wir doch noch einen Cocktail, einen Aperitif. Schau mal, das sieht doch ganz nett aus.
Ein Mitarbeiter des Public sah unsere neugierigen Blicke und lud uns freundlich ein, einen Blick hinein zu werfen. Na, da nehmen wir doch einen Cocktail. Ich mochte diesen Ort auf Anhieb. Denn: Ich liebe nackte Backsteinwände; ich liebe Apothekerschränke; ich liebe geschickte Beleuchtung.
Nach dem Drink an der Bar (es gab originelle Martini-Kreationen) mussten wir leider Weiterlesen

Nat Sherman (New York)

Seit den 1930ern heißt es bei Nat Sherman: „Smoke get´s in your eyes…“ ein Phänomen, welches dem durchschnittlichen New Yorker heute eher selten begegnet.

Ganz Manhattan ist von Rauchverboten durchzogen, die seltsamsten Warnhinweise beschreiben, was passieren könnte, wenn 20.000 Meilen unter dem Meeresgrund ein Glimmstengel angezündet wird.
Ganz Manhattan? Mitnichten. Tabakgenuß hat doch noch ein Refugium im Big Apple: Nat Sherman – Tobacconist to the world since 1930. Zuflucht auch damals: Seinerzeit galt das Geschäft als neutrale Zone während der Gangsterkriege. Weiterlesen

Momofuku Ko (New York)

Reservieren für Fortgeschrittene. Einen von nur 12 Plätzen in diesem winzigen Lokal zu ergattern ist gar nicht so einfach. Würdig sind nur diejenigen, die sich auf der Homepage aufwändig registrieren und sich dann genau-exakt eine Woche vor dem Wunschtermin um genau-exakt 10.00 Uhr früh in das System einloggen. Um 10.01 Uhr sind alle Plätze weg.

Der Gast hat auch sonst nicht viel zu melden. Es gibt genau-exakt ein Menü zu $160. Das wird serviert, basta. Immerhin darf man sein Getränk auswählen. Die Weinbegleitung für $95 war sehr ideal abgestimmt auf die zahlreichen Gänge.

Ähnlich einer Sushi-Bar wird auf Hockern wird Platz genommen, um einen Tresen herum, hinter dem sehr kreativ zubereitet wird. Zwei Küchenmeister reichen das Essen den Gästen herüber und nennen die Bestandteile. Nachfragen wurde als lästig empfunden, daher kann ich nicht mehr jedes Weiterlesen

Bronx Zoo (New York)

Mein Verhältnis zu Tieren ist widersprüchlich, schließlich bin ich kein Vegetarier. Ich gehe aber gerne in den Zoo, da ich neben Eichhörnchen eine Schwäche für Pinguine habe.
Mit den Pinguinen war in der Bronx nix los, ansonsten war es lustig.
Wenn da nicht die Schulkinder gewesen wären, von denen ich mir einige auf die andere Seite des Alligatorsichtfensters gewünscht hätte. Schwamm drüber – ein ruhiger Tag in der Bronx (wieder ein Widerspruch?).

Eich im Bronx Zoo

Der Zoo ist der größte Tiergarten der Welt mit über 100 Hektar und um die 4.300 Tierarten. Weiteres wäre in jedem beliebigen Reiseführer nachzulesen, daher hier nur meine zweieinhalb Highlights:

Besonders sollte eine Fahrt mit dem Monorail unternommen werden. Eine schöne und abwechslungsreiche Fahrt mit fröhlicher Kommentierung. Ich hätte auf noch drei Runden sitzen bleiben können.

Besonders stolz ist der Zoo auf seine Tiger, entsprechend inszeniert sind sie und auch sehenswert in ihrem großzügigen Auslaufbereich.

Besonders ironisch ist die kleine Raucherzone, die sich selbstverständlich und sinnigerweise am Camel-Gehege befindet.

Have a Camel

Zoo was…

The Village Pet Store and Charcoal Grill (Grennwich Village)

Nichts ist so, wie es scheint. Hereinspaziert in das alte, ehemalige Haustiergeschäft für die Village People.

Käfige, Aquarien, Schaufenster voller Tiere sind noch immer da. Sie sind gut gefüllt.
pa160263 Süß, wie die chicken nuggets aus den Soßenschälchen picken, anmutig schwimmen die Fischstäbchen im Kugelglasaquarium. Der geschminkte Hase feilt sich gerade die Pfotennägel und elegant schlängeln sich die Hot-Dog-Würste zu ihren Brötchen. Eine Riesenspinne prüft den Kaugummiautomaten.

Wer mich nun für betrunken oder blöde hält, oder den Drogenkonsum in Greenwich Village verdammt, dem mag ich das nicht übel nehmen.
In der Tat ist der ausrangierte Zooladen zu einer begehbaren Kunstinstallation umgewandelt worden, die so manchen fragenden oder irritierten Blick provoziert.

pa160266Ein britischer Künstler ist verantwortlich, der eigentlich mit Street-Art und Graffiti Aktionen bekannt geworden ist: Banksy. Ich glaube, Bristol ist seine Heimat, zumindest gibt es dort zahlreiche spektakuläre Momente zu sehen von dem Mann, von dem keiner weiß, wie er aussieht.
Vielleicht habe ich ihn gesehen. Womöglich war er im Pet Store um zu schauen, wie die Leute reagieren.

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Kunst, Konsumkritik, ein Heidenspass? Jeder darf für sich entscheiden.

Ein paar Bilder habe ich heraufgeladen, bessere Bilder und mehr Information zu diesem faszinierenden Vogel gibt es unter:
http://www.banksy.co.uk
und
http://www.rebelart.net/diary/?p=721

Dabei lässt sich das „Manifesto“ des Banksy finden:
„When I was a kid I used to pray every night for a new bicycle.
Then I realised God doesn’t work that way, so I stole
one and prayed for forgiveness.“

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7th Avenue South 89, Greenwich Village, NY 10014 New York

http://thevillagepetstoreandcharcoalgrill.com/

Sushi Samba 7 (New York)

Ein Bekannter wollte mich warnen: „Hier gehen dünne Menschen nicht-essen. Solche, die dünn bleiben wollen. Vielleicht siehst Du ein paar staksige Models.“

pa160261Die Warnung half nix, das Design auf zwei Etagen sah irgendwie zu ulkig aus, außerdem hatte ich im benachbarten „Village Pet Store“ durch Fischstäbchen kulinarische Inspiration erhalten.

So galt es dann, ratlos über der Karte zu brüten, die Sushi genauso wie südamerikanische Kompositionen anbot. Kuriose Mischung. Am Wochenende werden auch südamerikanische Rhythmen geboten.  Unagi Rio? Komisch das.

Das Sashimi kam mit einer säuerlich-wässrigen Feuchtigkeit, die Maki-Rollen waren mit cremiger Soße erschlagen. Was auf der Karte kreativ klang, war mit Aromen zugekleistert, die die Frische des Fisches nicht mehr prüfbar machten. Immerhin schlägt eine solche Rolle mit um die $15 zu Buche.

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Die Peruanischen und Brasilianischen Spezialitäten habe ich nicht verkostet. Ich sah auch sonst niemanden selbiges tun. Eigentlich sah ich auch niemanden überhaupt essen.
Jedenfalls wurde mehr in das Design als in die Köche investiert. Man kann ja auch einfach auf einen Margarita vorbeischauen.

Seventh Avenue South 87, 10014 New York

www.sushisamba.com

The Stanton Social (New York)

Ein Hurra auf die Häppchen. Im Stanton Social erwartet den Nachtschwärmer eine besondere Interpretation des Phänomen Tapas. Noch nachts um zwei kann hier von federleicht bis super-mächtig gespeist werden. Jeder wählt sich seine Dosis selbst.

pa190394Man betritt einen Raum, der zur Hälfte eine Hommage an die 1940er Jahre darstellt, mit schweren Ledersesseln, dunklem Holz und kräftigen Farben an den Wänden. Die andere, obere Hälfte, trägt modern designete Beleuchtungselemente, hell gestrichene nackte Backsteinwände und ein hinter die Treppe integriertes Weinregal. Viele Kerzen flackern stimmungsvoll.
Auf einer der beiden Etagen kann die geeignetste Atmosphäre gewählt werden.

Die Grundidee besteht daraus, dass sich der ganze Tisch alles teilt, was nach und nach auf den Tisch kommt. Die Karte bietet Weiterlesen

New Museum (New York)

Das einzige Museum in NYC, das sich ausschließlich der zeitgenössischen Kunst verschrieben hat.

Seinen Anfang nahm dieses Museum 1977 als eine art alternative Graswurzel Kunst-Plattform. Das neue Haus zeigt, wie weit man sich erfolgreich entwickelt hat.
Architektonisch recht aufregend ist der Bau von Sejima+Nishizawa/SANAA, der wie aufeinandergestapelte Kisten wirkt.
Erst im Dezember 2007 hat das neue Gebäude eröffnet und auf sieben Etagen werden unterschiedliche Aspekte künstlerischen Treibens ausgestellt, erklärt, durchgeführt.
pa180329Im Keller ein Theater, drei Galerieebenen mit Ausstellungen, ein Seminarcenter und eine famose Dachebene, der Sky Room, mit famosem Blick über SoHo. Obacht: der Sky Room ist nur am Wochenende geöffnet.

Die Galerien sind weiße Räume, hell beleuchtet, mit Bildern und Installationen. Jede Etage hat eine andere Deckenhöhe und somit ein anderes Raumgefühl. Viele Führungen und Diskussionen finden statt. Es hat eine sehr un-museale Atmosphäre und immer noch eine alternative Zielgruppe.
Sehr lebendig.

Bowery 235, 10002 New York

www.newmuseum.org