Alles neu macht der Juli!?

So, endlich kommt wieder Leben in die Bude.

Im Eichi Blog war es in den vergangenen Wochen eher ruhig. Zu ruhig. Das wird sich jetzt wieder ändern.

Was habe ich in der Zwischenzeit getrieben? Natürlich habe ich das üblich nutzlose Wissen angesammelt und erfahren, dass der Slogan „Yes we can“ eigentlich von Bob dem Baumeister stammt, dass jeder sechste Internist in Deutschland schon einmal von einem Patienten verprügelt wurde und dass Eichhörnchen auf Litauisch Wowereit heißt.

Gefunden hinterm Kino Babylon in Mitte

Gefunden hinterm Kino Babylon in Mitte

Wenn es im Blog still ist, dann schreibt Eichi meist an anderen Projekten. Gut möglich, dass das Thema Bier hier in der nächsten Zeit ein wenig mehr Raum einnimmt, denn in den vergangenen Monaten habe ich mich aufopferungsvoll durch allerlei Gerstensäfte getrunken, woraus nun tatsächlich zum Herbst ein Buch wird. Bier kann ein wirkliches Vergnügen sein und wenn wir Glück haben, wird Deutschland und auch Berlin künftig die Gelegenheit haben, besser und interessanter zu trinken, als bisher. Wer beispielsweise in der Arminiushalle in Moabit zum „Brewbaker“ geht, oder am Alexanderplatz im Kaufhof die Biere am „Braufactum“-Stand probiert, ist im Bilde.

Ansonsten habe ich hier im Blog erstmal frisch begonnen, indem ich meine Favoriten-Empfehlungen überdacht und überarbeitet habe (angeregt durch die Frage von dondecomer nach dem Mao Thai). Man merkt doch, wie schnell es mit der Gastronomie oft geht. Wie schade, wie schnell so manche Neueröffnung abbaut. Und wie großartig, wenn Beständigkeit auf Dauer hervorragenden Genuss garantiert.

Hier die Ergebnisse meiner Überarbeitung (die Neuzugänge sind fett markiert):

Das Noodles & Figli ist aus der Empfehlungsliste geflogen. Unverständlicherweise hat sich das großartige Betreiberpaar von der Spree an die Isar begeben. Ein Entschluss, der maximal aus bierrelevanter Hinsicht nachvollziehbar ist. Sehr schade, dass es auch das L´Ulivo di Elio im Bergmannkiez nicht mehr gibt.

Das Uma ist nach dem Weggang von Tim Raue nach wie vor eine solide Adresse mit inspirierter Küche in sehr besonderem Ambiente. Die benachbarte Shochu Bar scheint sich hingegen auf einem absteigenden Ast zu befinden. Zu filigranen Sake Grundgedanken wird nun polterig Berlinert. Das passt nicht so recht.

Dafür sorgt der neue Barchef, Herr Heißen, im Curtain Club im Ritz Carlton Hotel dafür, dass diese Bar wieder uneingeschränkt unter meinen Empfehlungen aufgelistet wird. Etwas unschlüssig bin ich noch bei der neuen Catwalk Bar im benachbarten Marriott. Sehr interessante Drinks, aber mehr Schatten als Licht beim Service-Personal.

Dann lieber demnächst wieder öfter zu Beckett´s Kopf. Was hier in die Gläser kommt, ist allerfeinste Mix-Kultur. Jedes Detail ist perfekt. Das Glas, das Eis und besonders diese fantastische Minze. Unbedingt einen Julep probieren! Und der Cognac-Sazerac ist für mich der beste der Stadt. Neuerdings überrascht Oliver Ebert durch die Verwendung von Arrak aus Indonesien als basis-Spirituose. Faszinierend.

Mein definitiver Lieblings-Japaner läßt mich regelmäßig nach Steglitz pilgern, wo das Udagawa ein unschlagbares traditionelles Sukiyaki bereitet. Die Konstante Qualität des Daitokai im Europa-Center macht sich derzeit dadurch bemerkbar, dass dort der 30. Geburtstag gefeiert wird. Leider sind die Preise am Abend doch sehr hoch, aber der Mittagstisch lohnt sich immer. Zum Jubiläum bietet dieses japanische Restaurant bis Ende August zudem ein recht lohnendes Geburtstags-Menü an.

Mit dem Kuchi (vor allem der Filiale in Charlottenburg) hält ein alter Klassiker Wiedereinzug in die Bestenliste. Die durchgearbeiteten Nächte der letzten Wochen haben deren Sushi und den Lieferdienst wieder extrem schätzen gelernt. Auf der Kippe steht gerade Mr. Hai Kabuki. Eine Unsitte greift derzeit in etlichen Restaurants um sich, die ich hier eigentlich nicht erwartet hätte. In letzter Zeit ist es mir öfters wiederfahren, dass ein Getränk oder ein Teller angeboten wird, bei dem der Gast den Eindruck bekommt, es handele sich dabei um eine freundliche Geste des Hauses. Die Geste findet sich dann anschliessend eher unfreundlich auf der Rechnung wieder. Bei Mr. Hai waren dies dann knappe 30.- Euronen. Eine Mail-Anfrage dazu blieb unbeantwortet. Allein aus nostalgischen Gründen steht diese Sushi Bar noch in der Bestenliste, das Sushi ist ja nach wie vor gut. Auf einen Besuch dort habe ich aktuell aber keine Lust.

Bei einem meiner China-Favoriten, dem Good Friends, schliesst die Küche jetzt eine Stunde früher, nämlich schon um 01.00 Uhr. Plötzlich merke ich, wie entscheidend diese Stunde zwischen ein und zwei Uhr Nachts für hungrige Nachtschwärmer doch sein kann. Den Ernst der Lage habe ich dem Herrn des Hauses dargelegt. Er versprach halbherzig, die Öffnungszeiten zu überdenken. Nun gut, eine Ecke weiter kocht das Aroma bis nachts um drei Uhr ebenfalls sehr gute kantonesische Küche. Dann geht es hungrig nächstens nächtens halt dorthin.

Zwei Orte schaffen es derzeit, mich jedes Mal mehr als glücklich zu machen, weswegen ich an dieser Stelle noch einmal ganz explizit das Dos Palillos mit seinen asiatischen Tapas loben möchte. Neu gibt es jetzt das Menü Tres Palillos, mit 20 umwerfenden Gängen. Und am Südstern das famose Noi Quattro, wenn es um frische und sehr inspirierte italienische Küche geht. Immer mit der Qual der Wahl zwischen den bewährten Klassikern und dem Überraschungsmenü.

Für Pizzafreunde kommt eine neue Adresse in die Liste, nämlich das Restaurant Paul am Kurfürstendamm. Zuweilen lese ich Beschwerden über das Servicepersonal, die ich keineswegs bestätigen kann. Freundlich und engagiert werde ich beraten und bekomme eine der besten Pizzen des Kontinents.

So, nun bekomme ich wieder Bierdurst und erwäge einen Besuch in der famosen Kneipe Goldesel in Charlottenburg, wo das Motto lautet: Stullen, Bier und Rock´n´Roll. Zu den leckeren Stullen werden 18 Biere angeboten. Darunter Köstlichkeiten wie Tegernseer Spezial und Hell, Aventinus Weizenbock, Andechser, Reissdorf Kölsch, Schlappe Seppel und – vor allem – das geniale Unertl Weißbier!

So. Jetzt aber Prost! Und bis bald!!

Brunch Royal – Ein Hoch auf unsere Mütter

Das sonntägliche Brunch in der Brasserie Desbrosses im Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Die üppige Auswahl an feinen Spezialitäten von der Fischtheke bis zum Dessertbüfett sprach sich in den letzten Jahren unter den Hauptstadtgourmets herum und konkurriert Woche für Woche mit dem gleichsam schlaraffigen Brunch des Hotel Adlon.

Ein Traum: die altehrwürdige Brasserie-Atmosphäre

Ein Traum: die altehrwürdige Brasserie-Atmosphäre

Besondere Tage erfordern besondere Ideen! So dachte das Team der Brasserie Desbrosses bereits zu Ostern und nun, zum Muttertag, legen Sie noch eine Schippe (bzw. noch eine Perlage)  zu: Für den Muttertag wird Moët Chandon von dem aufmerkasamen Service-Team reichlich in die Gläser gegossen. Auf Wunsch (und gegen entsprechenden Aufpreis) erfolgt der prickelnde Nachschub auch aus Flaschen mit Dom Perignon.

Prickelnde Durstlöscher

Prickelnde Durstlöscher

Das österliche Verwöhn- programm beinhaltete beispielsweise eine vortreffliche Ochsenschwanz Consomme mit Ravioli, rosa gebratene Lammkeule mit Olivenkruste und herrlich frischen Kaisergranat.

Neben dem Aufenthalt in dem wunderschönen historischen, seinerzeit aus Frankreich herbei geholten Gastraum einer klassischen Brasserie, lädt zudem die Außenterrasse die Sonnenhungrigen zum entspannten genießen.

Ganz groß auch für die Kleinsten

Ganz groß auch für die Kleinsten

Auch an die Kleinsten wurde gedacht. Der Osterhase versteckte kleine Leckereien und schickte die Nachwuchs-Gourmets auf die Suche. Zuweilen gewährte Herr Hase auch den älteren Kindern einen Griff in den Osterkorb.

Kommt der Osterhase, sind wir alle Kinder

Kommt der Osterhase, sind wir alle Kinder

Zum Abschluss belagerten die Gäste die Stationen mit den süßen Kreationen der Patisserie. Was für eine Auswahl von Dessert-Varianten, man wollte gar nicht satt werden. Eine Crepe-Station mit endlosen Toppings (großartiges Mango-Eis), eine crispy Schokoladentorte zum hineinsetzen, Champagnersüppchen, Mascarpone-Aprikosen-Schaum, Strawberry-Cheesecake und reichlich Pralinen-Trüffel.

Ohne Worte

Ohne Worte

Mal Ostern, mal Muttertag. Gerne darf ein jeder Sonntag ein Brunch-Feiertag sein. Und eigentlich ist er das bereits. Jeden Sonntag zum Champagner-Brunch im Ritz Carlton.

www.desbrosses.de

Großartig, grauenvoll und erheiternd – Ein Universum

Genauer gesagt: der Universum Grill.

Die steigende Anzahl an anspruchsvollen Steak-Restaurants in Berlin erfüllt mich grundsätzlich mit Freude. Porterhouse und Hochrippe, auf medium-rare zartrosa gegart, halten endlich Einzug in das Bewusstsein der preußischen Carnivoren und wagen den Angriff auf  „gemischte Grillteller, alles gut durch“. Bravo!

Kürzlich plauderte ich mit dem vermutlich Steak-Kompetentesten Barkeeper der Stadt einmal wieder sentimental über die großartige Versorgung in NYC, beispielsweise durch Peter Luger, Wolfgang´s oder Keen´s Steakhouse und wir tauschten gegenseitige Berichte und Erlebnisse über eine bislang ziemlich enttäuschende Steak-Neueröffnung nahe dem Märkischen Museum aus.

Gelegen in dem schönen Bauensembel um die Schaubühne, geschaffen von Erich Mendelsohn

Gelegen in dem schönen Bauensembel um die Schaubühne, geschaffen von Erich Mendelsohn

Die Fleischeslust war geweckt und somit strömte ich für einen ersten Versuch in den Universum Grill im Wilmersdorfer Teil des Kurfürstendamms. Schauplatz Schaubühne am Lehniner Platz, wo bereits die Universum Bar Mischgetränke schüttelt und eine Ecke weiter der himmlische Name nun auch Sternensteaks vom Grill auf die Umlaufbahn lenkt.

Das sehr schöne und design-technisch entspannte Lokal war voll. Die Bedienkräfte waren überfordert und dennoch um heitere Aufmerksamkeit bemüht. Letzte Plätze am Tresen mit Blick in die offene Küche waren für uns zwei Personen frei.

Die Betreiber haben italienische Wurzeln. So ist die Besonderheit in diesem Restaurant  das toskanische Chianina Rind aus der Gegend um Panzano, nicht weit von Florenz. Seit ich die unglaublich intensiven Zeilen zu dieser Fleischqualität in dem großartigen Buch „Hitze“ von Bill Buford las, bin ich tatsächlich „heiß“ auf dieses Fleisch. Er schreibt darin: „Das beste Fleisch, das ich je gegessen habe…“

Direkt vor uns, in einer appetitlichen Kühlvitrine, lag die Fleischauswahl bereit, auch das Chianina war darunter. Die Ernüchterung kam, als die Kellnerin auf die Größe verwies: „Wir haben nur große Stücke. Das kleinste wiegt 1600 Gramm.“ Bei einem teuren Fleisch, das pro 100 Gramm zu entlohnen ist, stoßen selbst zwei gute Esser an monetäre und mengenmäßige Grenzen. „Dann müßt ihr beim nächsten Mal halt mit mehr Leuten kommen“, lautete der wenig hilfreiche Rat der wohlmeinenden Bedienkraft. Im Laufe des Abends würden noch weitere Gäste in Zweierkonstellationen nach jenem Rind fragen, um anschließend bedauernd abzuwinken. Da wäre dem Betreiber ein Nachdenken im Sinne des Umsatzes angeraten…

Wir wichen aus auf eine irische Hochrippe, die ihrerseits nicht in Karte stand. Im Endeffekt war sie wiederum zu wenig für die beiden soliden Esser. Aber es war eines der besten Stücke Fleisch, die ich in Berlin jemals gegessen habe. Hervorragende Fleischqualität, auf den Punkt perfekt gegart. Super!

Eine weitere lustig Idee für Weinfreunde, ist der Titanic-Wein, den sie

Titanic Weine

Titanic Weine

anbieten. Nach einem Wasserschaden im Weinkeller werden die betroffenen Edleltropfen zu 49.- Euro je Flasche offeriert. Man bekommt eine Holzkiste mit diversen Flaschen zur Auswahl an den Tisch und kann dann mutmaßen, welcher Wein wohl höchsten Genuss verspricht und welcher Wein bereits zur Essig-Fraktion zählt. Bei einer Essig-Wahl darf man glücklicherweise erneut in die Kiste greifen.

Der Korken bröselte und daher kamen wir in das Vergnügen, eine mir bis dato noch nicht geläufige Variante des Dekantierens zu erleben: durch das Geschirrtuch gefiltert. Gut, dass dieser Wein auch andere Gründe aufwies, ihn zu reklamieren.

Dekantieren re-loaded

Dekantieren re-loaded

Manche Tische erhielten Brot und Oliven vorweg gereicht, bei anderen wurde es vergessen, ein gewisse Hektik war dem Service anzumerken. Eine größere Gruppe war anwesend, dennoch war die Personaldichte nicht erhöht worden. Mein Nachtisch bestand aus einer Bratwurst-Mixtur, da der Magen noch knurrte, meine Begleitung stöhnte lustvoll ob des Schokoladenfondants mit Valrhona-Kakao. Absolut dämlich wirkt es in einem US-inspirierten Restaurant-Konzept, wenn keinerlei Kartenzahlung möglich ist. Im Notfall geleitet das eh schon gestresste Personal den Zahlungswilligen in die benachbarte (samstäglich völlig überlaufene) Universum Lounge, wühlt sich einen Weg durch das Gedränge und ermöglicht dort den Zugang zu einem Kartenlesegerät.

Nachher kehrte noch der frohsinnige Spaßmoderator des Quatsch-Comedy-Club mit deinem Gefolge ein. Da wurde klar, dass für den Besuch in diesem Restaurant eine gewisse Portion Humor unumgänglich ist. Und das bei so genialen Steaks. Das haben die Jungs am Grill nicht verdient.

Easy going. What about coming back?

Easy going. What about coming back?

Fazit: Ausbaufähiger studentisch-engagierter Service, hervorragende Steaks, originelles Dekantier- verhalten, lächerliche Cash-only-Politik. Was hier un-rund läuft, liegt kaum an dem durchweg bemühten Personal vor Ort. Es liegt vielmehr an unausgereiften Vorgaben des Betreibers.

Kurfürstendamm 156, 10709 Berlin-Wilmersdorf

www.universumlounge.com

Pret A Diner – Restaurant mit Ablaufdatum

Zeitung zur Zubereitung

Zeitung zur Zubereitung

Bereit für ein Abendessen? Dann aber Beeilung, denn nach nur 35 Tagen wird dieses Restaurant wieder verschwinden. Untertauchen auf unbestimmte Zeit.

Pret A Diner nennt sich das szenewirksame Konzept von Klaus Peter Kofler, einem kulinarischen Unternehmer, dessen Catering-Unternehmen zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen vor dem Hungertod bewahrt.

Entsprechend professionell kommuniziert die Unternehmens-PR das aktuelle Restaurant auf Zeit und liefert die Vorlagen, die bereits in zahlreichen Medien entsprechend verbraten wurden:

Es ist ein Pop-Up Restaurant

oder:

Es ist kein Pop-Up Restaurant, es ist eine „dining experience“

daneben geht es um die:

„Demokratisierung von Luxus“

bei der gute Menschen am Werk sind:

Kostendeckung und Gewinne werden nicht erwartet, dafür arbeitet man CO2-neutral

Man wollte Rummel und Gewese, man bekommt Rummel und Gewese. Her mit einem Glas Schaumwein für die Damen und Herren der Kommunikations-Abteilung, deren Textvorgaben, pünktlich inszeniert zur Fashion-Week, allerorten nachzulesen sind. Egal. Andere Aspekte wecken mein Interesse:

Vor allem die Prämisse des „casual fine dining„, ein Phänomen, welches mich beständig beschäftigt, vor allem, weil ich es hierzulande so selten erlebe. Immer wenn ich aus New York zurückkehre, überfällt mich ein chronisches Kopfschütteln über die Art, wie dort geniales Essen mit hochwertigem Wareneinsatz in entspannter Atmosphäre mit professionellem, aber lockerem Service funktioniert. Das Lokal „Spotted Pig“

candle-light-experience

candle-light-experience

im West Village wäre so ein Beispiel, wo man im T-Shirt im Pub sitzt und einen famosen Burger mit Roquefort verspeist und kaum bemerkt, dass man in einer Speisestätte mit Michelin-Stern verkehrt. Kein steifer Kellner lauert in meinem Rücken, um mir vier Tropfen Wasser nachzuschenken und das Gefühl ständiger Beobachtung vermittelt.

Das Pret A Diner geht für sechs Wochen mit casual fine dining an den Start und nach jeweils zwei Wochen kommt ein neuer Koch  an die Herde über den Geldschrankgewölben der Alten Münze. Jeweils mit einem Menü das drei Gänge (mit Fleisch oder vegetarisch)  zu 39 Euro beinhaltet. Frische, regionale Produkte sollen im Vordergrund stehen, Dessert und Käse wird zusätzlich offeriert, mehr nicht, es soll ja irgendwo kalkulierbar bleiben. Den Auftakt machte Matthias Schmidt von der Villa Merton aus Frankfurt am Main, danach zeichnet Bernhard Munding aus dem

Tresor-Tour inklusive

Tresor-Tour inklusive

wundervollen Dos Palillos in Berlin verantwortlich und die letzten beiden Wochen bestreitet Wahabi Nouri aus dem Piment in Hamburg. Man sieht: hier sind einige Sterne am Start.

Durch kerzenbeleuchtete Gänge, entlang der Tresorkeller der Alten Münze führt der Weg treppab und treppauf zu einem improvisiert zusammengezimmerten und dennoch eleganten Gastraum mit separater Bar davor. Auf einer Empore warten Separees  und moderat-obszöne Kunst-Kauf-Ausstellungen. Dass die Separees zum Essen für kleinere Gruppen

Blick von der Empore

Blick von der Empore

vorgesehen sind, sollte ich in diesem Zusammenhang deutlich machen. Die diversen Bediensteten sind ausgenommen freundlich und sprechen hauptsächlich englisch. Der Service war ausnehmend nett und engagiert, heiter und kenntnisreich. Auf meiner Rechnung steht, dass es Jenny war, die uns umsorgte und zu einem prachtvollen Abend hervorragend beigetragen hat. Das war nicht absehbar. Es war ja Modemesse und das Publikum entsprechend. Optisch verrieten die Gäste nicht zwingend, dass kulinarischer Genuss ihnen etwas bedeutet. Mir ward bewusst, dass ich umfangreich auffalle.

Das Essen? Tja, wann hat man schon einmal die Gelegenheit, das gleiche Essen zu sich zu nehmen, was die üblichen Verdächtigen der Gastro-Kritik gleichfalls verspeisen und bewerten? Das Menü von Matthias Schmidt liest sich lyrisch-kryptisch. Rätselfreunde aufgemerkt: a lamb gets lost in a horseradish snowstorm. Prosaisch erklärt mit: Müritzlamm und Petersilie. Chocolate falls in love with the earth forever liefert die Indizien: Schokolade und Zuckerrübe. Mir hat es gut geschmeckt. Und viel wichtiger: der Abend hat Spaß gemacht und das Essen trug viel zur Unterhaltung bei, da man sich damit großartig beschaftigen konnte. Mit spannendem Meerrettich-Sorbet, herrlichem Saiblings-Tartar und dem perfekt gegarten Müritz-Lamm mit einem fein abgeschmecktem Püree von Petersilien-Wurzel.

Für die FAZ war Thomas Platt zum testen vor Ort. (Beinahe bedauerlich, dass diesmal nicht Jürgen Dollase kam, was mir den wundervollen Satz verwehrt: „Dollase und ich waren der Meinung, dass…“, mist). Nein, Herr Platt liefert einen Bericht, der genau das trifft, was an jenem Abend zu dem Menü auch mein Eindruck war. Ich gestatte mir, ihn in Bezug auf den schwächsten der Gänge zu zitieren:

„Über den nächsten Gang kann man mit etwas Lebensmittelhumor lächeln. Ein nach Art der Molekularküche mit Hilfe von Maltodextrin verseiftes Fichten- und Weizenkeimöl liegt in wachsigen Schindeln über dem weich gegarten und erfreulich wenig gesalzenen Romanesco, ohne geschmacklich viel zu bewirken. Ein Fichtenwedel in de Nachbarschaft des Modekohls unterstreicht die Idee.“

Herrlich! Wer braucht noch Jürgen Dollase.

Deutlich ungnädiger urteilt meine eigentlich bevorzugte Berliner Gastro-Gestalt vom Tagesspiegel, Bernd Matthies. Zu einem vegetarischen Gang anmerkt er grantelnd:

„Auch das helle Püree von für Vegetarier, in dem Blumenkohl offenbar eine Hauptrolle spielt, lastet mampfig auf der Zunge wie eine Karikatur aus der Öko-Hasser-Bewegung, von Schnittlauchöl und ein paar gepoppten Amaranth-Körnern kaum merklich akzentuiert.“

Platt nimmt augenzwinkernd den Event-Charakter des Ganzen zur Kenntnis und freut sich über die Idee und den ausbaufähigen Ansatz und attestiert: „Dazu dominiert doch feinfühliges Handwerk eindeutig die Zubereitungen“. Wie ich selbst, so hat er sich an dem Abend bestimmt amüsiert. Auf vielfältige Art und Weise. Matthies wurde womöglich nicht angemessen wahrgenommen  und straft das

Meerrettich-Granité

Meerrettich-Granité

Restaurant ab mit einem Vokabular aus: Hype, Sterneküche zum Billig-Tarif, sieht aus wie der Jugendkeller der St.Florians-Gemeinde mit Sperrmüll. Und: „Ein eloquenter Restaurantchef bespasst Premium-Gäste, während andere schon froh sein können, wenn der indiskutable Service sie nicht beim Wein-Nachschenken mit Wasser aus dem Eiskübel bekleckert.“

Herr Matthies verzieht sich in eine bösartige Schmoll-Ecke und legt bei seinem Besuch zu viel Wert auf die Sterne der Köche in ihrem üblichen Umfeld. Er vergisst dabei, das schräge Event, die spannende Idee und das ordentliche Preis-Leistung-Verhältnis zu genießen. Pret A Diner ist eben nicht Haute Couverture.

Sehen wir es ihm nach. Bereits in einem Vorbericht machte er aus „Klaus Peter Kofler“ einen „Michael Kofler“, der für seine Handbücher im EDV-Bereich höchstes Ansehen genießt. Luxus und Linux ist halt auch zweierlei.

Mein Tipp: Die Homepage des Pret A Diner aktivieren, um einen Platz anfragen und danach hingehen und einen Abend mit jenenm casual fine dining entspannt genießen.

www.pretadiner.com

www.koflerkompanie.com

35 days only...

35 days only...

Eine Flasche Pommes Frites bei Didi?

Noch gar nicht allzu lange gibt es diese Imbiss-Station am Stuttgarter Platz, die sich „Didi´s Currypoint“ nennt.

Ich mag mir gar nicht recht vorstellen, wie oft sich schon die Türe geöffnet hat und ein grinsender Kunde ruft laut in Richtung Tresen: „Palim, Palim!“ um dann „Eine Flasche Pommes Frites“ zu bestellen. Man müsste es eigentlich ausprobieren. Der Wirt erschient schlagfertig genug, um angemessen zu entgegnen, oder gegebenenfalls eine Flasche zu zücken.

Pommes, Kerze, Wilhelm Busch

Pommes, Kerze, Wilhelm Busch

Tatsächlich ist der Curryort ein wenig ungewöhnlich. Im Prinzip ein winziges Kabuff, welches mit einer nachträglich eingezogenen Wand den Raum teilt, dessen andere Hälfte ein Thai-Viet-Imbiss namens „Bich Van“ in Beschlag hält. Didi´s Currypoint (offiziell noch mit der lyrischen Ergänzung „Bistroquet“) hat ungefähr zehn Plätze und ist in rot-weiß (sic!) recht schick eingerichtet und muss eine der kultiviertesten Currybuden der Spreemetropole sein:

Auf den Tischen brennen Teelichter, zu lesen gibt es den Spiegel sowie Bücher von Wilhelm Busch und der Kaffee wird frisch in der Chambord-Kanne gepresst.

Viel wichtiger jedoch ist das Wesentliche: Die Wurst schmeckt sehr gut, die Currysauce in der milden Variante hat süßlich-säuerliche Aromen und die Pommes Frites kommen zwar nicht in die Flasche, aber perfekt knusprig aus frischem Fritteusen-Fett auf den Teller. Das aktuelle Angebot mit zwei Würsten und Pommes Frites zu vier Euronen ist sehr akzeptabel. Schade, dass die Mayonnaise aus der Industrie-Dosierflasche kommt, sonst wäre die Aura des Hausgemachten sehr glaubwürdig.

Ich denke, ich gehe bald wieder dorthin. Dann öffne ich schwungvoll die Türe und rufe: Palim! Palim?? Wahrscheinlich doch eher nicht…

Didi´s Currypoint, Stuttgarter Platz 2, nahe der Wilmersdorfer Straße

Achso! Wer hat noch nicht? Wer will nochmal?

http://www.youtube.com/watch?v=n5f-w8cc_iI

Bye, bye Bar Gainsbourg…

Serge Gainsbourg hat einmal einen Song mit Namen „Lunatic Asylum“ geschrieben. Sicher trifft diese Bezeichnung auf die eine oder andere Bar zu. Für die die Bar Gainsbourg heißt es jetzt leider vielmehr: „Hou hou hou cha cha cha du loup“ – Der böse Wolf tanzt den ChaChaCha. Dieses Jahr tanzt der Wolf eher einen Flamenco, denn das benachbarte iberische Restaurant wird die Räumlichkeiten der Bar übernehmen, die eigentlich vom Savignyplatz kaum wegzudenken ist, wo sie seit der Mitte der 1990er Jahre eine bewährte Anlaufstelle für Freunde einer wahren „Bar Américain“ bietet.

Eine schöne Idee hatte seinerzeit Barbetreiber Frido Keiling: Eine Bar als begehbarer Nachruf auf einen Musiker, Trinker, Kettenraucher von Format. Seit 1994 treten Cocktailfreunde in ein kleines Stück Frankreich ein und werden mit hervorragenden Drinks beglückt.

Aus den Boxen klingt die passende Musik, teils von Serge selbst, aber immer mit einem Hauch von Chanson, nichts aufdringliches. Schummeriges Licht um die Tische, etwas heller am Tresen. Die Wände sind teils nackter, grober Backstein, teils mit Bildern dekoriert, die Gainsbourg zeigen und schöne Damen wie Catherine Deneuve und Brigitte Bardot. Haben die seine Lieder nicht auch gesungen?
Musiziert wird regelmäßig auch während der Fete de la Musique, da sind die Darbietungen im Gainsbourg schon absoluter Kult.

Die Drinks waren einmal spitzenklasse. Irgendwann hat man aber aufgehört, den neuesten Trends zu folgen. Es gibt ein Motto, wofür braucht man einen Trend? Weiterlesen

Es bleibt, wie es ist: Immer neu! Tim Raue Restaurant

Was hat sich rings um den Checkpoint Charlie nicht alles verändert, in den vergangenen Jahren. Schauspielschüler in alliierten Uniformen posieren für Touristen vor einem extrem verniedlichenden Grenzhäuschen-Nachbau,

Moderne Eleganz uns Leichtigkeit

Moderne Eleganz uns Leichtigkeit

das Deutsche Currywurstmuseum verwirrt seine Besucher mit kecken Eintrittspreisen. McDonalds lockt die Pubertierenden, die aus dem Mauermuseum gegenüber auf die Straße stürmen und das gute alte Café Adler wurde Opfer der Latte-Macchiatisierung der Hauptstadt.

Aus der Kochstraße wurde zuletzt die Rudi-Dutschke-Straße, was noch immer Scharen ergrauter 68er zum fröhlich-kicherigen Kopfwackeln verleitet. Mit dem Zuzug des Tim Raue Restaurant wird diese Straße nun auf subtile Weise doch wieder zur Kochstraße, auf äußerst schmackhafte Art.

Japanische Pizza

Japanische Pizza

Die unglaublich kreative und überraschende Küche, die Tim Raue aus dem Adlon heraus an den neuen Standort verlagert hat, ist aus dem Ma und dem Uma bekannt. Asiatisch inspiriert, Beilagenminimalismus, höchste Produktqualitäten.

Der Neubeginn in Kreuzberg ist nur Weiterlesen

3 Schwestern am Mariannenplatz

Soso: Drei Schwestern am Mariannenplatz. Wer bislang an einen Dreiklang dort dachte, kam meistens auf „Ton, Steine, Scherben“ mit ihrem Rauch-Haus-Song von 1972, in dem Mensch Meier am Bethanien Tränen in den Augen hat (vor Tränengas), weil sich dort endlich etwas tut, auch wenn es eine Besetzung ist: „Wird auch Zeit“, sachte Mensch Meier, „stand ja lange genug leer.“

Der neue Dreiklang, den das Restaurant 3 Schwestern dort erklingen lässt,

Eingangshalle des ehemaligen Krankenhauses

Eingangshalle des ehemaligen Krankenhauses

könnte sich beispielsweise mit „Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch“ erklären lassen.

Ich bin auf Anhieb Fan dieses Ortes geworden. Abgesehen von der einmaligen Atmosphäre in dem ehemaligen Krankenhaus, später Kunsthaus, hat das 3 Schwestern ein paar Details zu bieten, die zumindest mich sehr glücklich machen: Eine sehr frische und gut abgeschmeckte Küche aus hochwertigen Zutaten. Die Knödel zum saftigen Schweinsbraten waren zum dahin schmelzen; großartige Salate mit sorgfältig abgeschmecktem Dressing; die Fleischqualität des irischen Rumpsteaks war hervorragend und auf „medium“ ist hier Verlass. Ungewöhnlich kamen auch die hausgemachten Wildschweinwürstchen mit Preiselbeeren daher. Weiterlesen

Paranoia im Reisfeld

Alle paar Jahre packt mich wieder ein Verfolgungswahn und ich fühle mich umzingelt von feindlich gesonnenen Orten und Gestalten im öffentlichen Raum.

Irgendwie ging es los mit Matratzengeschäften, die plötzlich in jedweden freigewordenen Gewerberaum einzogen und mir mantramäßig zuflüsterten: „Du kannst billiger schlafen, du kannst billiger schlafen…“

Es folgte die Latte-Macchiatisierung Berlins und plötzlich drohte überall der Steuermann aus Moby Dick mit half-half-decaf und weiteren Kaffeespezialitäten. Es folgten fernöstlich geführte Blumenläden, Spielautomaten der Marke Novo-Line II und eine sonderbare Frau mittleren Alters, die rings um die Hackeschen Höfe auf Stadtführer lauert, um sie willkürlich des Antisemitismus zu bezichtigen.

Meine aktuelle Paranoia nimmt eine Bewegung wahr, die sich krakengleich in horrendem Tempo über Berlin ausdehnt:  Die Thai-Viet-Sushi50%-Läden.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass überall dort, wo ein Geschäft, Imbiss, Lokal, Matratzenladen schließt, ein Thai-Viet-Sushi50% einzieht und mit glutamatigen gastronomischen Gruselprodukten den Gaumen vergewaltigt.

Mal sehen, was mein Psychiater dazu meint.

Palazzo – Rat-Pack und Vier-Gang

Es mag nicht Jedermanns und-fraus Sache sein, beim üppigen speisen auf schlanke und sportliche Körper zu starren, aber bei der diesjährigen Palazzo-Saison kann man selbiges durchaus in Erwägung ziehen.

Im Spiegelpalast

Im Spiegelpalast

Das Zelt mit dem schönen Spiegelpalast hat wieder Quartier am Humboldthafen neben dem Hauptbahnhof bezogen und serviert von November 2010 bis März 2011 die Gourmet-Show „Herzensbrecher und Gaumenkitzel“ zu einem Vier-Gang-Menü des zwei Sterne Küchenmeisters Christian Lohse aus dem Restaurant Fischers Fritz.

Der Palazzo-Produzent Hans-Peter Wodarz gilt seit Jahren als einer der leidenschaftlichsten Schöpfer von Verbindungen zwischen Show und Kulinarik. Die Ente ist dabei nicht Wegzudenken, Ente-rtainment bekommt bei diesem Vorreiter der Erlebnisgastronomie einen ganz völlig eigenen Klang. Ein Confit von der Ente bildet somit den Mittelpunkt des Menüs, welches von einer abwechslungsreichen fünfteiligen Vorspeisenplatte, einem gebackenen Onsenei mit Berliner Grüner Soß und zum Nachtisch Dulce die Leche eingerahmt wird.

Ästhetische Artistik, netter Stepptanz und endlich wieder eine gute Live-Band mit bezaubernder Sängerin begleiten durch den Abend. Drei Moderatoren/Entertainer, die sich als Rat-Pack verstanden wissen möchten, führen durch selbigen. Sehr angenehm dabei, der muntere Daniel Reinsberg mit seiner gewinnenden Art. Einer der drei möchte als Geräuschkünstler überzeugen und erzeugt mit den Händen Furzgeräusche, die „My Way“ auf eine Weise erklingen lassen, dass Frank Sinatra sich im Grabe wälzt. Glücklicherweise folgt rasch wieder eine artistische Darbietung über den Köpfen der Gäste.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Eine aufmerksame Servicebrigade, ordentliches Essen, gute Getränke und die magische Atmosphäre des Raumes sorgen für einen unterhaltsamen und genussvollen Abend, der sicher in Erinnerung bleiben wird. Die Preise richten sich nach Wochentag und Platzqualität und liegen zwischen 79,90 und 139,90 Euro.

Weitere Information und Buchung: palazzo.org

Invalidenstraße, Ecke Friedrich-List-Ufer, 10557 Berlin