Tröstlicher Tropfen – Gate 9 TXL

Ist gerade Verkehrsmittel-Streik? Wieauchimmer. Wer gerade auf einen Abflug von Tegel ab Gate 9 (und womöglich noch weiterer Gates am Terminal 1) wartet und nicht abfliegen muss, dem bleibt ein sonderbares Detail erspart.

Eine Stunde Verspätung hatte die Germanwings-Maschine nach Köln-Bonn. Nach extrem zäher Informationspolitik kam am Ende der bleibte Klassiker einer Kollision mit einem Vogel. Hilft immer, beruhigt die Gemüter, denn Sicherheit geht vor. Jaja. Wer Flugangst hat, dem wird jedoch bei solchen Botschaften bereits mulmig. Ich selbst fliege sehr gerne. Mein Vater war Pilot und daher verfüge ich wohl über ein hohes Maß an Vertrauen zu den Damen und Herren im Cockpit. Hätte ich Flugangst, so hätte ich den Ablauf dieser Transportumstände nicht lustig gefunden.

Als die Passagiere schlussendlich doch das Boarding beginnen durften, bot sich der Schlange in der Gangway eine sonderbare Abfolge an Werbeplakaten. Zunächst kam ein fröhliches Bild, welches die Qualität der deutschen Krankenhäuser pries. Danach schlossen sich Tafeln an, welche für einheimische Pflegeheime schwärmten. Ist eine Gangway wirklich der ideale Ort, um derartige Themen in genau dem Moment des Flugbeginns (und dann wonöglich in das mulmige Gefühl der Flugunverträglichkeit) zu kommunizieren? Als wären wir eine Stichprobe an Versuchskaninchen, betonte der Durchstart kurz vor der Landung den fragwürdigen Unterhaltungswert der Show noch zusätzlich.

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Aussenwerbung prima

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Frischer Wind in traditionellen Wänden des Wohlfahrts & Dressler. Eine Groupon Gelegenheit.

„Ich hab´ so Heimweh nach dem Kurfürstendamm“, sang einst Hilde Knef. Und ihr Ansinnen findet in diesen Tagen Gehör. Vom Hipster zum Apfelräuber schauen derzeit allerlei Gestalten wieder einmal in der guten alten City-West vorbei und entdecken dabei allerhand Neues. Auch kulinarisch gibt es einige Entwicklungen zu vermelden. Vom Restaurant Grosz bis zum Bikini Haus und weiter in das 25 Hours Hotel mit der famosen Monkey Bar und dem Neni Restaurant.

An der bewährten Adresse mit Theater und Komödie am Kurfürstendamm tat sich zuletzt ja deutlich weniger, als die Ballymore- oder Chipperfield-Pläne zuletzt versprachen, oder vielmehr androhten (der Tagesspiegel berichtete jüngst über die unklare Situation). Dennoch geschah zumindest gastronomisch – reichlich unbemerkt – so Einiges. Aus dem Dressler wurde im März das Wohlfahrts & Dressler. Mit Stefan Wohlfahrt bringt ein gebürtiger Kärntner eine souveräne Mischung aus mediterraner und vor allem österreichischer Küchenkultur in das Restaurant mit dem hellen Charme eines entspannten Bistros, das zugleich einen Hauch der goldenen 20er Jahre verströmt, die den Flaneurboulevard Kurfürstendamm so legendär werden liessen.

Unter der Schirmherrschaft von Sternekoch Kolja Kleeberg Weiterlesen

Subkultur in der U-Bahnstation?

Die U-Bahnhstation Sophie-Charlotte-Platz bietet einige verläßliche Beständigkeiten. 1. Der Backshop hat einigermaßen vernünftige Waren im Angebot. 2. Die weisse Kachelung lockt die erbärmlichsten Tagging-Dilettanten in die stinkende Unterführung zwischen den Gleisen. 3. Man sammelt Karma-Punkte durch das Schleppen von Kinderwagen in der fahrstuhllosen Station. 4. Mein Freund der Geldautomat gibt mir meist ein wenig Bares für ein, zwei Cocktails. Eigentlich eine prima Idee mit den Geldautomaten in U-Bahnstationen.

Ab und an ist dieser hier mal wegen einer Störung ausser Betrieb, ziemlich langsam war er immer schon. Aber der aktuelle Anblick macht nachdenklich. Eine Lücke klafft in seiner Nische mit der rotleuchtenden Illumination. Ist es Sparkassen-Subkultar-Streetart und weist auf das Loch im Geldbeutel hin? Ist er auf Reisen, wie Hitchbot, der trampende Roboter?

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Wie auch immer, er hinterläßt eine Lücke in meinem Alltag. Come back, Cashbot.

Bierbuch-Unterstützer gesucht

Es ist soweit! Die entscheidende Phase bricht an für das Crowdfunding des dritten Buches der Cocktailian-Serie: Bier & Craft Beer.

Um komplett unabhängig zu sein von Co-Finanzierungen, Markenplatzierungen oder Werbung, wählte das Team der Herausgeber den Weg des Crowdfunding über die Finanzierungsplattform Startnext. Ich habe die Freude, gemeinsam mit Rory Lawton vom Craft Beer Center Berlin und Dirk Hoplitschek von Bier Index zu den Autoren zu zählen.

Cocktailian Bier

Etwas Unterstützung fehlt uns noch und daher würde ich mich freuen, wenn die Leser dieses Blogs einmal hineinschnuppern in das Projekt auf Startnext und eventuell eine Beteiligung in Erwägung ziehen. Es gibt prima Prämien für die Supporter!

Der Stein kommt ins rollen – Stone Brewing kommt nach Berlin

Für Freunde von Craft Beer US-amerikanischer Prägung könnte die Nachricht kaum aufregender sein. Die Kultbraumaufaktur Stone Brewing aus Kalifornien errichtet einen Standort in Berlin. In einem ehemaligen Gaswerk in Marienfelde.

 

Die Biere in den Flaschen mit Fantasy-Aura und mit den grimmigen Gargoyle-Figuren im Design, sind bemerkenswert. Sensationell aromatisch, kompromisslos im Geschmack und konsequent kraftvoll. Als ich noch ein Neuling in Sachen Craft Beer war, zuckte mein unerfahrener, beinahe überforderter Gaumen schier zurück, beim Verkosten meines ersten „Arrgoant Bastard Ale“, wie eines der Erfolgsbiere der zehntgrößten Craft-Brewery der USA heißt.

Auf der Flasche dieses Bieres steht ein Text, der den Anspruch und die Haltung der Stone-Macher ziemlich gut zum Ausdruck bringt. Hier meine (leicht gekürzte) Übersetzung:

Dies ist ein aggressives Ale. Sie werden es vermutlich nicht mögen. Es ist recht zweifelhaft, ob Sie das rechte Geschmacksvermögen und die Kultiviertheit besitzen, um ein Bier dieser Qualität und Tiefe zu würdigen. Wir schlagen vor, dass Sie sich auf sichereres und vertrauteres Terrain begeben – womöglich mit einem Bier, dass mit einer Millionen teuren Anzeigenkamagne darauf zielt, Sie zu überzeugen, dass es in einer winzigkleinen Brauerei hergestellt wird; oder ein Produkt, dass Ihnen versichert, das jenes geschmacklose, sprudelige, gelbe Getränk Ihnen mehr Sex-Appeal verleiht….

Bei Stone Brewing glauben wir, dass das anbiedern an den kleinsten gemeinsamen Nenner den Höhepunkt der Tyrannei repräsentiert – eine virtuelle Form, den Konsumenten barfuß und dumm zu halten. Herangeführt an eine unvorbereitete Öffentlichkeit im Jahre 1997, fordert Arrogant Bastard Ale öffentlich die tyrannischen Großfürsten heraus, die schamlos bestrebt sind, die Amerikaner in den Ketten des schlechten Geschmacks gefangen zu halten. Als Urvater dieses Stiles, feiert Arrogant Bastard Ale ein beispielloses und kompromissloses Fest der Intensität. Es gab allerhand wohlwollendes Nicken für Arrogant Bastard Ale…sogar unverblümte Versuche es zu imitieren…aber es kann nur einen geben, der  jemals die wahre Natur flüssiger Arroganz zu verkörpern vermag!

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Soso, Weltmeister also

Fein, prima, geschafft, daisses, hurra, schwarz-rot-gold und dann auch noch Helene Fischer. Eine tolle WM, guter Fussball. Aber bleibt mir vom Leib mit gedrängten Massenveranstaltungen. Zufällig geriet ich in das Großaufgebot der Gratulanten und seltsam gewandeten Jubelgestalten.

 

Tröstlicher Tropfen – Brasilien in Trümmern

Ich mag den historischen Hafen zu Berlin. Die Blickwinkel sind abwechslungsreich, die Geschichte(n) vielfältig und die Mischung aus Wandel und Stillstand sehr ungewöhnlich für eine so zentrale Lage der Stadt. Und mit dem Restaurant Ming Dynastie lockt mich ein verlässliches chinesisches Lokal, gegenüber der Botschaft des Reiches der Mitte, immer wieder in die Gegend um Fischerinsel, Jannowitzbrücke und Märkisches Museum. Gerne führe ich auch meine Berlinbetrachtungen-Stadtrundgänge durch dieses Viertel.

Neulich abends bummelte ich am Ufer entlang, wo weitere Botschaftsgebäude das Hafenbecken umgeben, darunter die Botschaft Brasiliens. Weiss-rotes Absperrband flatterte um die Säulen und zahlreiche beschädigte Scheiben waren notdürftig abgedichtet und repariert.

 

Vor wenigen Tagen erlebten zwei Nationen ja ein Feuerwerk sehr unterschiedlicher Gefühlslagen, als Deutschland gegen Brasilien knapp siegte, bei der Fußball Weltmeisterschaft in ebenjenem Land in Südamerika. Was war geschehen? Hatte sich Frustration enttäuschter Fußballfans oder Botschaftsmitarbeiter Luft gemacht? War das 1 zu 7 nicht schon genug des Scherbenhaufens?

Nun, eine kurze Recherche ergab, dass Weiterlesen

Groupon Gelegenheit: Ristorante Peppone

Die Frank Rosin Restaurant Wochen schrien nach Wiederholung. Nach dem hocherfreulichen Abend im Parioli Restaurant vor wenigen Tagen (hier der Bericht), gab es eine weitere Gelegenheit, das besondere Angebot zu nutzen. Diesmal im Restaurant Peppone am Leipziger Platz.

Ich bin großer Fan des Restaurants Don Camillo in Charlottenburg, also warum nicht den Quasi-Partner austesten. Die Lage auf der Nordseite des Leipziger Platzes ist keine Laufgegend, zumal auf allen Seiten gebaut wird, insbesondere die gigantische Baustelle auf dem alten Wertheim-Grundstück stellt eine Beeinträchtigung der Lage dar. Aber der Weg ins Lokal lohnt sich, wie die Groupon-Aktion beweist.

Der Gutschein beinhaltet diesmal ein Menü mit vier Gängen und Wahlmöglichkeit bei der Vor- und Hauptspeise. Die Auswahl zwischen dem Carpaccio di sedano mit feinen Kräutern und köstlichen Pilzen einerseits und dem klassischen Büffelmozzarella mit Basilikum und Tomaten andererseits, ließ uns jeweils eines wählen. Alle beide waren zum Zungeschnalzen. Beste Zutaten und elegante Zubereitung. Das Carpaccio wurde gleich am Tisch angerichtet, der Dressing frisch dazu geschlagen. Eine besondere Spezialität stellen die hausgemachten Nudeln da, wovon der Zwischengang überzeugen wollte. Die grünen Spaghetti waren auf den Punkt al dente und mit Kräutern, Kapern und Peperoni angenehm pikant angemacht.

Die Karte im Peppone ist knapp und frisch gehalten mit italienischen Klassikern, gerne mit einem dezenten Twist zubereitet. So kommen beispielsweise Shiitake-Pilze ins Spiel oder Balsamico kommt ins Dessert. Die Einrichtung im Restaurant ist modern und sachlich, ohne ungemütlich zu wirken. Filmszenen aus Don Camillo und Peppone zieren die Wände und eine große Flaschenbatterie macht neugierig auf die weintechnische Kompetenz des Hauses. Der Service ist aufmerksam und sehr freundlich und beherrscht das Sortiment. Fragen zum Essen werden sorgfältig beantwortet und die Weinempfehlung ist souverän, ohne zu bevormunden. Der Terre Bianche von Torbato war ein universeller Begleiter, passend zum sommerlichen Wetter. Zudem mit 28 Euro sehr preiswert.

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Groupon Gelegenheit. Restaurant Parioli im Hotel de Rome

Eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Restaurantvielfalt der Hauptstadt auszuprobieren, bietet des öfteren die Rabatt-Plattform Groupon. Aktuell laufen die Restaurant-Wochen mit Frank Rosin, bei denen besonders attraktive Menüangebote auf die Gourmets (natürlich auch in anderen Städten) warten.

Besonders verlockend erschien das 3-Gang-Menü im Restaurant Parioli im Hotel de Rome am Forum Fridericianum Unter den Linden am Bebelplatz. Freundlich und unkompliziert verlief die telefonische Annahme der Reservierung und der Gutscheinnummer. Und so stand dem Gang in das ehemalige Bankgebäude nichts mehr im Wege. Gerne betrete ich das Haus der Rocco Forte Gruppe, insbesondere, um die herrliche Dachterrasse für einen Drink aufzusuchen. Beim betreten muss ich stets schmunzeln, da die Erinnerung an studentische Zeiten und Jobs mich einholt. Komparse war damals ein bewährter Zubrotverdienst und bei „Lola rennt“ konnte man das Gebäude noch im sozialistisch-sachlichen Bürostil kennenlernen. (Lolas Vater arbeitet hier im Film, wer die Szene vor Augen hat.) Was für ein Unterschied, heute die mondäne Halle mit dem glänzenden Marmor zu betreten.

Das Restaurant bietet ein großzügiges Raumgefühl mit gerundeten Sitzecken inmitten einer Säulenlandschaft mit Blick in einen hübschen Hof. Weiche Materialien, große Lampen und Bücherregale geben ein gewisses Wohnzimmerflair und zugleich einen repräsentativen Standard internationaler Hotelrestaurants. Mir gefiel der Raum und so bin ich gespannt, wie er sich verändern wird. Der angenehm beratende und sehr freundliche Sommelier verriet, das in Kürze ausgedehnte Umbaumaßnahmen bevorstehen, die das Restaurant verändern und auffrischen sollen. Man darf gespannt sein.

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Erste Bikini-Anprobe

In Berlin gilt die Regel: Ist es neu und kostenlos, dann strömen die Berliner in rauen Mengen. Das neu eröffnete Bikini-Haus zwischen Zoo und Gedächtniskirche machte da keine Ausnahme, als es im April losging.

Das Gebäude war in den 50ern modern und in den 00ern unerträglich heruntergekommen. Manche erinnern sich womöglich noch an Import-Billig-Shops, an das Juhnke-Plakat mit der Werbung für ein China Restaurant, an den Tunnel vor dem Haus oder an die blaue Kugel, in der Frau Christiansen ihre Sendung aussaß.

Nun ist alles neu. Eine schöne Terrasse mit Blick auf die Affengehege. Im Inneren einige große, repräsentative Geschäfte (heut sagt man wohl: Stores) und etliche käfigartige Boxen für ausgesuchte kleine, feine Geschäfte. Mein Favorit: Ein Fachgeschäft für Puzzles. Dazu das 25hours Hotel mit dem grandiosen Ausblick aus der Monkey Bar und natürlich der herrlich restaurierte Zoo-Palast. Gastronomie ist auch mit dabei und noch ist nicht alles eröffnet, aber eines ist klar: von Angebot und Ästhetik hebt sich das Bikini Berlin wohltuend von der Einheitslangeweile der uniformen Arkaden-Einkaufsstandards in der Hauptstadt ab.

Man muss hier nicht zwingend nur einkaufen. Man darf auch flanieren!

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www.bikiniberlin.de

Bikini Haus auf Wikipedia