Hotelbier ist langweilig? Mitnichten. Bitte ein Endell!

Bemitleidenswerter Berlinbesucher. Beutschland genießt im Ausland nach wie vor einen tadellosen Ruf in Sachen Bier. Da ist es umso bedauernswerter, dass ausgerechnet in den Hotels des Landes, mitunter die langweiligsten und nichtssagendsten Biere ausgeschenkt werden. Oftmals als Folge von enervierenden Brauereiverträgen mit teilweise knebelnd-limitierender Wirkung.

Eingang zu Bar und Restaurant

Was für ein Lichtblick ist da das Bierkonzept im Hotel am Steinplatz in Charlottenburg. Die Philosophie einheimischer, gerne unmittelbar regionaler Zutaten und Produkte, zieht sich durch Küche und Bar. Hervorragende Speisen und traumhafte Cocktails bezaubern die Gaumen der Gäste. Klassiker mit Pfiff, so lautet gerne das Motto.

Und obwohl die Cocktailkunst, wie auch die Weinberatung überraschen und faszinieren, so widmen die Betreiber doch auch dem herrlichen Thema Bier ihre Aufmerksamkeit. Biere, wie Schönramer Pils, Crew Republic Drunken Sailor, Weiterlesen

Erste Bikini-Anprobe

In Berlin gilt die Regel: Ist es neu und kostenlos, dann strömen die Berliner in rauen Mengen. Das neu eröffnete Bikini-Haus zwischen Zoo und Gedächtniskirche machte da keine Ausnahme, als es im April losging.

Das Gebäude war in den 50ern modern und in den 00ern unerträglich heruntergekommen. Manche erinnern sich womöglich noch an Import-Billig-Shops, an das Juhnke-Plakat mit der Werbung für ein China Restaurant, an den Tunnel vor dem Haus oder an die blaue Kugel, in der Frau Christiansen ihre Sendung aussaß.

Nun ist alles neu. Eine schöne Terrasse mit Blick auf die Affengehege. Im Inneren einige große, repräsentative Geschäfte (heut sagt man wohl: Stores) und etliche käfigartige Boxen für ausgesuchte kleine, feine Geschäfte. Mein Favorit: Ein Fachgeschäft für Puzzles. Dazu das 25hours Hotel mit dem grandiosen Ausblick aus der Monkey Bar und natürlich der herrlich restaurierte Zoo-Palast. Gastronomie ist auch mit dabei und noch ist nicht alles eröffnet, aber eines ist klar: von Angebot und Ästhetik hebt sich das Bikini Berlin wohltuend von der Einheitslangeweile der uniformen Arkaden-Einkaufsstandards in der Hauptstadt ab.

Man muss hier nicht zwingend nur einkaufen. Man darf auch flanieren!

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www.bikiniberlin.de

Bikini Haus auf Wikipedia

Eine Bar für Fritz Lang in der Metropolis

Das Waldorf Astoria Berlin öffnet seine Pforten. Endlich ist es nach mehreren Verschiebungen und Vertröstungen soweit und der virtuelle Brückenschluss zwischen Berlins Kurfürstendamm und New Yorks Park Avenue ist vollzogen. Zwei legendäre Hotels, zwei traditionsreiche Straßen, ein Hauch Art Déco und anspruchsvolle Drinks erwarten die Besucher am Hudson bereits seit 1931 (das Ur-Hotel in der 5th Avenue an der Ecke zur 33rd Street aus dem Jahre 1893 war 1929 geschlossen worden), an der Spree erfolgte der Start-Korkenknall zu Jahresbeginn 2013.

Mit der Lang Bar erinnert das Waldorf=Astoria an einen bedeutenden Regisseur, der 1933 die Flucht antrat und in die USA emigrierte, Fritz Lang. Lang wusste, dass aller Anfang schwer ist und Tücken in sich birgt, wie visionär man auch sein mag. Als sein Film zur Vision der modernen Stadt im Januar 1927 uraufgeführt wurde, konnte „Metropolis“ – heute ein Klassiker der Filmgeschichte – weder bei den Kritikern noch beim Publikum überzeugen. Das Werk wurde überarbeitet und es dauerte einige Zeit, um dann die angemessene Beachtung zu erfahren. Für das Waldorf=Astoria und somit auch die Lang Bar dauerte es ebenfalls etwas länger als geplant, wobei man nun merkt, dass das Barteam die Zeit gut genutzt hat und bereits zur Eröffnung auf eingespielte Weise die Bar und den Gastraum beherrscht.

Lang Bar

Formensprache, Art déco Design und edle Materialien verweisen stilvoll auf die 1920er Jahre und greifen erneut die Verbindung New York-Berlin auf. Der dreieckige Raum nimmt wie der Bug eines Schiffes Kurs auf Weiterlesen

Möchtegern-Mythos-Macher? Waldorf Astoria in Berlin

Aura Berlin. Berühmte Berliner Luft. Großstadtlegenden und Goldene 20er. Damals der Slogan: „Du bist verrückt mein Kind, Du musst nach Berlin!“ Klang doch irgendwie netter, als „Be Berlin“, (was wohl sowieso von „Be Birmingham geklaut war“. Da ist sogar „I Amsterdam“ cooler).

Berlin ist arm dran. In mehrfacher Hinsicht. 80% der Stadt wurde im zweiten Weltkrieg zerstört und der Wiederaufbau suchte Neues und nicht die Behutsamkeit des Bewahrens. Heute ist die Aura der Vergangenheit oft sehr willkommen, sie wird nur zuweilen eher mittelmäßig umgesetzt.

So strömen Besucher in den Friedrichstadtpalast, mit seiner eleganten Plattenbauweise à la aserbaidschanischer Rokoko. Das Adlon durfte vor geraumer Zeit gleichzeitig 10- und 100-jähriges feiern (erinnert sich noch jemand an den unterhaltsamen Prozess, als ein Kneipenwirt am Adenauerplatz, die Gerichtsverfahren um die Namensrechte gegen die mächtige Hotelkette gewann?). Das Kempinski am Kurfürstendamm hat lange gebraucht, eine Gedenktafel für die enteigneten jüdischen Gründer anzubringen. Das Lutter & Wegener am Gendarmenmarkt macht es noch recht schlau, die Aura von E.T.A. Hoffmann und Ludwig Devrient zu kultivieren, obwohl der Ort nicht der originale ist. Ein Aschinger ist wieder aufgetaucht. Gleich am S-Bahnhof Tiergarten hat sich derjenige, der sich die Namensrechte angeeignet hat, niedergelassen, um bemitleidenswerte Spaziergänger leidlich abzuspeisen und mit grellem blauen Licht zu terrorisieren.Immerhin bleibt uns somit das erbärmliche Hooters-Konzept erspart. (Heinz Horrmanns wundervolle Berichterstattung verführt mich jedoch heute noch zu lautem Gelächter!)

Wo sind originale Orte? Für den Admirals-Palast hätte die Stadt seinerzeit beinahe Abrissgenehmigung erteilt, nachdem Rene Kollo mit seinem Operettenkonzept versagte. Der Denkmalschutz kämpft stets gegen Windmühlen und leere Kassen. Am Kurfürstendamm hat 2011 Mövenpick seinen Standort aufgegeben (man möchte sich auf Raststättengastronomie konzentrieren) und übergab die wundervollen, historisch original erhaltenen Räume von „Mampes gute Stube des Westens“ an McDonalds. Immerhin haben die Fleischklops-Brater völlig unverhofft den alten Charme der Räume rudimentär beibehalten. (Ich berichtete damals auf der Explorise-Plattform unter dem Titel: McDenkmalschutz oder McAbrissbirne) , auch wenn nun verwirrte Teenager, vor Cheeseburger-Einwickelpapier, auf kaiserzeitliche Stukkaturen starren.

In diesem Umfeld geht nun 2012 also ein Waldorf Astoria an den Start. Zwischen Gedächtniskirche und Beate Uhse, bei Burger King und A&O Hostel. (In diesem Zusammenhang sei noch der benachbarte Dunkin´ Donuts boykottiert, der die legendäre Fussballkneipe „Hanne am Zoo“ verdrängt hat). Nun werden also Paris und Nicky Hilton die neuen Kinder vom Bahnhof Zoo. Die Exklusiv-Marke von Hilton errichtet das neue, höchste Gebäude in der City-West. Ein wenig Aufmerksamkeit wird der Gegend um den Bahnhof Zoo gut tun, gilt doch die Aufmerksamkeit derzeit, eher dem früheren Ostteil der Stadt.

Bei einer Baustellenbegehung für Journalisten gab es Ernüchterndes zu hören. So werden die obersten Etagen den teuersten VIP-Gästen vorbehalten sein. Die Hoffnung auf eine Sky-Bar löst sich in Wohlgefallen auf. Kulinarische Gäste bleiben im unteren Bereich. Schade. Wobei natürlich der bewährte Satz „Wir wollen auch Weiterlesen

Pech mit Wilson´s kesser Rippe

Und immer lockt das Steak…

Endlich mehr Steak in der Hauptstadt. Wie haben es doch die Amerikaner besser, wenn Sie die grandiose Auswahl an diversen Stücken und Schnitten haben, von denen uns in Deutschland viele vorenthalten werden. Immerhin findet sich in Berlin bereits ein sehr ordentliches Porterhouse Steak oder das feine Fleisch des italienischen Chianina -Rinds. Nun offeriert uns das Wilson´s also auch ein Prime Rib, eine Hochrippe, die im Niedrigtemperatur-Verfahren gegart wird. Von Konsitzenz und Aroma haben wir es somit eher mit einem Braten zu tun.

„Best Steak in town“ verspricht das Lokal vollmundig. Anscheinend hatte ich großes Pech an diesem Abend. Leider muss ich für meinen Besuch konstatieren: Not today.
In der Räumlichkeit bemerkt man rasch, dass sich zu dem Hotel-Restaurant der sachlich-funktionale Hölzernes LeitmotivCharakter des benachbarten, nur dezent abgeteilten Frühstücks-Bereiches mit niedrigen Decken und fader Stromsparbirnenbeleuchtung gesellt.Ansonsten verfügt die Inneneinrichtung durchaus über ein paar schöne Details, wie die Holzstück-Wand mit durchsägten Ästen, deren Rund sich als Leitmotiv über Teppiche und gläserne Raumteiler geschickt durch das Restaurant zieht.
Die Begrüßung erfolgte schematisch-ruppig durch einen mäßig motivierten Lehrlings-Praktikanten. Hastig wurde ein Pflicht-Schema abgearbeitet: Gnabensiereserviertneindannmirfolgenmomentdochhierentlangzumkatzentischaperitif? Glücklicherweise löste ein kundiger, freundlicher und sehr kenntnisreicher kalifornischer Restaurantleiter den ruppigen Jüngling ab und führt den Gast behutsam in die Tiefen der Hochrippe ein.

Verschieden Größen und Dicken werden offeriert, in der Regel im Bereich 35 bis 45 Euro. Drei Beilagen sind inklusive und beliebig wählbar, beispielsweise Kartoffelgratin, Bohnen, Spinat, Kartofelpürree oder ein Teller vom Salatbüffett. Eine zu feste Sauce Bernaise, eine zu intensive Portweinreduktion und sehr passende Meerrettichspäne kommen zusätzlich dazu. Auf dem Tisch ergänzt eine Schokoladen-Salz-Mischung und ein Kräuterpfeffer das Ensemble.
Traurig ist, wenn man nach dem Besuch eines Steak-Restaurants urteilen muss: Das Beste war das Salat-Büfett. Weiterlesen

Guten Tag, Feuertopf

Die Empfehlung eines chinesischen Gastronomen von der Kantstraße führte mich in dieses äusserlich eher unspektakuläre Restaurant, einen Steinwurf von der Deutschen Oper entfernt.

Nin Hao wäre zu deutsch die Begrüßung „Guten Tag“. Der somit willkommen geheissene nimmt Platz in einem Raum, der in die Kategorie der üblichen, mit chinesischen Attributen bestückten Durchschnittschina-Restaurants, das seit mindestens einem Jahrzehnt optisch nur unwesentlich aktualisiert wurde.

Der vordere Gastraum zur Bismarckstraße wird ergänzt durch einen zweiten Bereich mit den großen runden Drehtischen für eine größere Gruppe.

Die Spezialität im Hause sind die chinesischen Fondues, auch als Feuertöpfe bekannt, wie sie beispielsweise im Tian Fu in der Uhlandstraße oder in der Ming Dynastie an der Jannowitzbrücke sehr ordentlich zubereitet werden.

Allerdings hat mir der Topf hier im Nin Hao noch mehr Spaß bereitet. Und das keineswegs nur deshalb, weil die Töpfe reichlich und preiswert sind. Der Tisch wird üppig befüllt. Zum einen mit dem Topf, der in zwei Kammern getrennt ist, für eine pikante und eine milde Brühe, in denen die verschiedenen Zutaten gegart werden. Weiterlesen

Heraus zum 1. Mai!

Pünktlich zum 1.6. muss ich doch noch berichten, was sich am 1.5. in den wilden Straßen der Hauptstadt zugetragen hat.

Niemand wird überrascht sein, nun von roten Fahnen, fordernden Parolen, markigen Worten und verwegenen Unzügen zu lesen. Dennoch trug es sich ein klein wenig anders zu, denn ausgerechnet zum 1. Mai rief das Team der Victoria Bar zum bewährten „Wandertag der Schule der Trunkenheit“, den ich glücklicher Weise auch in diesem Jahr wieder als Co-Moderator zum historischen Berlin begleiten durfte.

Zunächst die Fahne:

Wer trinkt, darf auch eine Fahne haben

Wer trinkt, darf auch eine Fahne haben

Unter der roten Fahne – eine Sonderanfertigung zum Wiegenfest des Webers – versammelte sich eine Schar wackerer Gesellen und Gesellinnen, um dem Tag der Arbeit den einen oder anderen Drink abzuringen. Genossen! wurden diese dann während der Wanderung.

Es galt demnach, Pfade des Nachtlebens damals, gestern und heute zu erkunden und Orte aufzusuchen, die Getränke-Geschichte schrieben, rührten und schüttelten. Teilweise im Geiste, teilweise real suchten wir sie heim: das Romanische Café, der Wartesaal des Genius, Das Café Größenwahn, die Kakadu Bar und das Eldorado. Mitsamt ihrer

Sherry Cobbler im Hof des Ellington

Sherry Cobbler im Hof des Ellington

legendären Gäste und bemerkenswerten Getränke. So durften wir im wunderschönen Hof des Ellington Hotels an das alte Ballhaus Femina erinnern.

Die fordernden Parolen richteten sich an unsere Barkeeper, die den nächsten Drink bereiteten, oder an die Gestalten der 1920er Jahre, wenn an Tisch 17 ein Eintänzer angefordert wurde. Das Lied „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ erinnert an diese Epoche und ein armer Wiener namens Samuel Wilder würde als Eintänzer einen Durchbruch erleben, der ihn später einmal unter dem Vornamen Billy unsterblich machen sollte.

Markige Worte aus den alten Revuen wurden rezitiert. So textete Friedrich Hollaender 1927: „Wir sitzen doof und ohne Portemonnaie; vor unseren leeren Gläsern im Stammcafé. Mittag von Punkt 12 Uhr; bis Abends um Punkt 12 Uhr…“

Der verwegene Umzug wurde gar von einer offiziellen Schülerlotsin begleitet.

Warteampel des Genius

Warteampel des Genius

Nur kurz wurde der Trupp der rotbefahnten von einer stattlichen Polizeikohorte umstellt, die sich wohl wunderte, wer dort über den Kudamm zieht und alkoholschwangere Reden schwingt, die von der Legende des heiligen Trinkers künden.

Am Ende waren die Trinker nicht heilig, aber dennoch mindestens selig!

Allerdings war meine Kampagne zur Wiederbelebung der Berliner Weisse, des Ur-Cocktails der Spreemetropole, wieder einmal mittelmäßig fehl geschlagen. Aufgemerkt: Im Herbst wandern wir wieder wunderbar wild. Wannmeldung? Wictoria wragen!

Zum ersten Mai selbstverständlich eine rote Weisse, Genossen!!

Zum ersten Mai selbstverständlich eine rote Weisse, Genossen!!

Eine Flasche Pommes Frites bei Didi?

Noch gar nicht allzu lange gibt es diese Imbiss-Station am Stuttgarter Platz, die sich „Didi´s Currypoint“ nennt.

Ich mag mir gar nicht recht vorstellen, wie oft sich schon die Türe geöffnet hat und ein grinsender Kunde ruft laut in Richtung Tresen: „Palim, Palim!“ um dann „Eine Flasche Pommes Frites“ zu bestellen. Man müsste es eigentlich ausprobieren. Der Wirt erschient schlagfertig genug, um angemessen zu entgegnen, oder gegebenenfalls eine Flasche zu zücken.

Pommes, Kerze, Wilhelm Busch

Pommes, Kerze, Wilhelm Busch

Tatsächlich ist der Curryort ein wenig ungewöhnlich. Im Prinzip ein winziges Kabuff, welches mit einer nachträglich eingezogenen Wand den Raum teilt, dessen andere Hälfte ein Thai-Viet-Imbiss namens „Bich Van“ in Beschlag hält. Didi´s Currypoint (offiziell noch mit der lyrischen Ergänzung „Bistroquet“) hat ungefähr zehn Plätze und ist in rot-weiß (sic!) recht schick eingerichtet und muss eine der kultiviertesten Currybuden der Spreemetropole sein:

Auf den Tischen brennen Teelichter, zu lesen gibt es den Spiegel sowie Bücher von Wilhelm Busch und der Kaffee wird frisch in der Chambord-Kanne gepresst.

Viel wichtiger jedoch ist das Wesentliche: Die Wurst schmeckt sehr gut, die Currysauce in der milden Variante hat süßlich-säuerliche Aromen und die Pommes Frites kommen zwar nicht in die Flasche, aber perfekt knusprig aus frischem Fritteusen-Fett auf den Teller. Das aktuelle Angebot mit zwei Würsten und Pommes Frites zu vier Euronen ist sehr akzeptabel. Schade, dass die Mayonnaise aus der Industrie-Dosierflasche kommt, sonst wäre die Aura des Hausgemachten sehr glaubwürdig.

Ich denke, ich gehe bald wieder dorthin. Dann öffne ich schwungvoll die Türe und rufe: Palim! Palim?? Wahrscheinlich doch eher nicht…

Didi´s Currypoint, Stuttgarter Platz 2, nahe der Wilmersdorfer Straße

Achso! Wer hat noch nicht? Wer will nochmal?

http://www.youtube.com/watch?v=n5f-w8cc_iI

Bye, bye Bar Gainsbourg…

Serge Gainsbourg hat einmal einen Song mit Namen „Lunatic Asylum“ geschrieben. Sicher trifft diese Bezeichnung auf die eine oder andere Bar zu. Für die die Bar Gainsbourg heißt es jetzt leider vielmehr: „Hou hou hou cha cha cha du loup“ – Der böse Wolf tanzt den ChaChaCha. Dieses Jahr tanzt der Wolf eher einen Flamenco, denn das benachbarte iberische Restaurant wird die Räumlichkeiten der Bar übernehmen, die eigentlich vom Savignyplatz kaum wegzudenken ist, wo sie seit der Mitte der 1990er Jahre eine bewährte Anlaufstelle für Freunde einer wahren „Bar Américain“ bietet.

Eine schöne Idee hatte seinerzeit Barbetreiber Frido Keiling: Eine Bar als begehbarer Nachruf auf einen Musiker, Trinker, Kettenraucher von Format. Seit 1994 treten Cocktailfreunde in ein kleines Stück Frankreich ein und werden mit hervorragenden Drinks beglückt.

Aus den Boxen klingt die passende Musik, teils von Serge selbst, aber immer mit einem Hauch von Chanson, nichts aufdringliches. Schummeriges Licht um die Tische, etwas heller am Tresen. Die Wände sind teils nackter, grober Backstein, teils mit Bildern dekoriert, die Gainsbourg zeigen und schöne Damen wie Catherine Deneuve und Brigitte Bardot. Haben die seine Lieder nicht auch gesungen?
Musiziert wird regelmäßig auch während der Fete de la Musique, da sind die Darbietungen im Gainsbourg schon absoluter Kult.

Die Drinks waren einmal spitzenklasse. Irgendwann hat man aber aufgehört, den neuesten Trends zu folgen. Es gibt ein Motto, wofür braucht man einen Trend? Weiterlesen

Peking-Ente im Shanghai?

Was für ein Idiot bin ich, der die deutlichsten Warnsignale übersieht. Draußen hängt die Leuchtreklame, die besagt: Entenkönig! Peking-Ente! Warum nennt sich das Lokal dann Shanghai? Sollten wir uns vor Shanghai-Enten in acht nehmen? Nein, das aufrechte Shanghai kann nichts dafür, wir sollten nur diese eine Adresse an der Kantstraße meiden.

Geiz ist grottig, aber der doofe Eichi musste ja auch den Tip-Gastroheft-Gutschein für das Peking-Ente-Menü ausschneiden, um dann an dem Lokal (beim fluchtartigen verlassen, erst) die Tafel zu entziffern, die besagt: Entenmenü 50% für jeden. Gehässig skandiert bestimmt das Personal: Sparfuchs, wir wissen wo die Ente hängt.
Die Inneneinrichtung ist relativ uninspiriert und unterkühlt. Eine grelle Lichterkette über dem tresen bildet das optische Highlight (sic!). Wer so ein fades Ambiente wagt, kann ja dann nur durch Kochkunst punkten? Nein. Nein!

In der Karte steht in maximalen Lettern: „Unser Koch hat die Goldmedaille.“ Oho! Aha! Beeindruckend. Nein??  Diese hier entpuppte sich beim näheren lesen des Kleingedruckten als Auszeichnung für das bereiten einer Platte im Jahre 1970(!).

Aus diesem Jahr stammten womöglich die Dekorationsbeigaben auf dem Teller. Meine Sinnesorgane wollten sich den gelb-bräunlich dahinwelkenden Elementen nicht so weit nähern, um zu erfahren, ob es sich um alte Petersilie oder gammeligen Koriander handelte. Weiterlesen