Foodists in der Bar Tausend (Mitte)

Was mag es bedeuten, wenn die Bar Tausend zum Kochclub lädt? Tofu á la Türsteher,  Jasmin-Style Teewurst oder Kohlroulade an Kokspüree?

DSC02403Neugierde überwog und so vollzogen wir all die legendären Anmeldeprozeduren und Erniedrigungen, für die dieser Versammlungsort für das Mitte-Volk, der sich „Bar“ nennt, so bekannt wurde. Die unmöglichsten aller Türsteher (besser: uncharmante Einlassverwalter) haben ja bekanntlich bereits die eigenen Mitarbeiter abgewiesen. Wow! Werden so Legenden geboren?

„Unbedingt, nein wirklich: mega-unbedingt müsst ihr gaaaaanz pünktlich um acht da sein.“ Sehr einsam verbrachten wir die Stunde von acht bis neun an dem Tresen im Küchenbereich, den man hinter der eigentlichen Bar angelegt hat. Immerhin waltet dort ein recht fähiger und freundlicher Getränkeberater, der die Wartezeit mit Cocktails überbrückt, was sich noch als recht fatal herausstellen sollte.

Eigentlich ein tolles Konzept. Eine offene Küche, die Weiterlesen

Vox Bar im Hotel Grand Hyatt (Mitte)

Finanzkrise 1923. Die Mark gibt es nur in Millionen. An der Potsdamer Straße Nr. 4 wird im dritten Stock ein winziges Studio mit Klavier und Mikrofon eingerichtet. Das Gebäue wird als „Vox-Haus“ Rundfunkgeschichte schreiben. Bereits im Dezember 1923 lauschen über 1000 zahlende Hörer den knarzigen Klängen der Tanzteeübertragungen vom pulsierenden Potsdamer Platz.

Den Namen und die musikalische Tradition bewahrt man im Hyatt Hotel auch in der Jetzt-Zeit. Heute zieren Jazz-Bilder an Wänden in roten und schwarz-weißen Farben die Wände der Vox Bar. Live Musik erklingt dann meist ab 22 Uhr. In dunklen Clubsesseln läßt man sich eiDSC02891nen Cocktail reichen, oder einen von ca. 240 Whiskies. Kein Preiswertes Vergnügen. Die meisten Drinks liegen kostentechnisch so um die 15.- Euro, reichlich Nüsse gibt es dazu serviert. Kitchen Style Drinks, mit Kräutern zubereitet, sind womöglich die interessanteste Bestellung.

Souverän ist man vorbereitet auf diejenigen Gäste, die mit Platinkarte den unvermeidlichen Larry heraushängen lassen möchten. Zur Wahl steht dafür eine Art Mega Mai Tai zu 35.- Euro, oder ein „Golden Vox Shrimptini“ Weiterlesen

Galander Bar (Kreuzberg)

Die Bar jazzt. Deano, Sinatra und Sammy Jr. grüssen von der Wand gleich vorne am Fenster vor dem Tresen. Weiter hinten spielt Sam nochmal für Rick.

DSC02705Gediegenes Bar-Ambiente füllt seit Mai den langen, schmalen Schlauch des ehemaligen Kolonialwarenladens nahe Riehmers Hofgarten. Der Raum wird in einem dunklen, klassischen Stil gehalten.

Die Bar grooved, jeden Sonntag, wenn der Piano Man kommt und  live für die passende Beschallung sorgt.

Die Bar mixt übrigens auch. Die aktuelle Karte ist recht übersichtlich gehalten, mit dem Schwerpunkt auf klassischen Drinks und wiederentdeckten Mixturen von vor 100 Jahren. 8,50 Euro kosten der Royal Bermuda Yacht Club, oder der Jack Rose für den ein schöner Applejack aufgetrieben wurde, der in Deutschland ja eh nicht an jeder Ecke erhältlich ist. Es scheint ratsam, sich zunächst an der Barkarte zu orientieren. Wünsche jenseits des ausgedruckten Angebots wurden zwar erfüllt (Simon Difford macht´s möglich), konnten jedoch nicht auf die gleiche Art überzeugen, wie die feinen Drinks der festen Karte. Unbedingt erwähnt werden sollte, dass das Galander auch Weinfreunde begeistern wird. Die Weinauswahl ist sorgfältig zusammen gestellt und etliche gute Tropfen werden auch glasweise serviert.

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Die Bar salsat am Dienstag, wenn die revolutionären Herren des Rum-Club in einer Art freundlicher Übernahme in der Großbeerenbucht landen um fidel eine andere, Zuckerrohr-lastige Barkarte zu hissen. Wobei glücklicherweise nicht nur der Ruf nach „Cuba libre“ erschallt.

Die Bar peter-alexandert (so á la „die kleine Stamm-Bar in unserer Straße…“). Obgleich erst wenige Wochen am start, hat sich bereits eine Schar von stetigen Wiederkommern formiert und belagert den Tresen. Eines jener Tresenmaskottchen lässt seine zwei Lieblingsgläser gleich vor Ort im Eisfach aufbewahren. Eines für Vodka und ein ganz häßliches (mit Herzchen) für Schaumwein. Aha.

Die Bar rockt. Wirklich, sie sind da: Rollende Steine. Genauer: Bergkristall, Amethyst und Rosenquarz kugeln in der freundlich angereichten DSC02703Wasserkaraffe herum. Mineralwasser einmal anders. Schöne Idee. Nur: allzu leicht plumpst ein Stein laut ins Glas und alle schauen herüber und warten auf Sanktionsmaßnahmen. Muß man nun zur Strafe eine rote Tür schwarz anmalen?

Großbeerenstraße 54, 10965 Berlin-Kreuzberg

www.galander-berlin.de/

Bristol Bar im Hotel Kempinski (Charlottenburg)

Lady Astor bemerkte einst zu Winston Churchill: “Wenn Sie mein Ehemann wären, dann würde ich Ihren Drink vergiften,” woraufhin Churchill entgegnete: “Mylady, wenn Sie meine Ehefrau wären, würde ich ihn trinken!”

Ja, man kann seltsame Zutaten in einen Cocktail geben.
Cocktail Variationen für Neugierige und Kräuterbegeisterte bietet Barchef Thomas Altenberger in der gediegenen Hotelbar des “Kempi” am Kurfürstendamm.
“Cuisine Style” nennt sich der Mix-Stil, der neben Spirituosen, Frucht und Eis auch alles andere in den Shaker packt, was sich sonst noch in der Küche so findet. Vorzugsweise werden dabei Kräuter und Gemüse verwendet.

Eigentlich ist das gar nicht so neu. Einige bewährte Klassiker setzten schon länger ein i-Tüpfelchen mit Ingwer, Gurke, Salbei oder Sellerie.
Neu sind die vielen Experimente mit Kreuzkümmel, Rosa Pfeffer, Rosmarin oder Safran. Herr Altenberger geht damit neugierig, sorgfältig und kreativ um und hat dadurch bereits manchen konservativen Konsumenten überraschen können.

Selbstverständlich steht auch das übliche Angebot an Drinks zur Verfügung der Bar- und Hotelgäste. Atmosphärisch bleibt es eine Hotelbar, viele Gäste sind Übernachtungsgäste in Wichtigtu-Laune, manchmal übertönt ein angenehmer Pianomann das Geschwafel.

Wem die Cusine-Style-Mixology gefällt, kann gleich einen Kurs buchen und mehr erfahren. Andererseits kann ich es verstehen, wenn es reicht, ein halbes Dutzend Kräuter im Gin zu wissen, mit einem Hauch Vermouth und maximal eine Olive beizufügen.
Churchill war Martini-Trinker!

Kurfürstendamm 27, 10719 Berlin-Charlottenburg

Link zur Bristol Bar

Maigold Bar (Schöneberg)

Eines der wichtigsten, unterhaltsamsten und schönsten Bücher in meiner kleinen Cocktail Bibliothek ist „The Craft of the Cocktail“ von Dale DeGroff, dem Cocktail-Meister, dessen Name eng mit dem legendären Rainbow Room im 65. Stock des Rockefeller Center in Manhattan verbunden ist. (Von hier habe ich, mit einem Manhattan Perfect im Glas, das erste Mal ein Feuerwerk von oben gesehen. Aber das ist eine andere Geschichte…)

Das Cocktail-Menü der Maigold Bar beginnt mit einer hübschen Einleitung, die eine kleine Hommage an Dale DeGroff ist. Seiner Drink-Philosophy fühlt sich das Barteam seit nunmehr zwei Jahren verpflichtet. Kein schlechter Anspruch.

DeGroff schreibt im Buch: „I am a firm believer that spirits are gifts from the gods.“ Amen, Bruder. Also her mit der Barkarte! Die Karte DSC02630empfiehlt die gängigen Klassiker, enthält aber auch einige Besonderheiten und Eigenkreationen, meist so um die 7,50 Euro. Über meinen ersten Drink mag ich den Mantel des Schweigens hüllen, denn er war ein Missverständnis, bedingt durch meine bestelltechnische Unzulänglichkeit. Der zweite war eine fein abgeschmeckte Eigenkreation von Bartender Samir, der behauptete, den Drink justamente spontan erfunden zu haben. Obs stimmt? Sei´s drum, die Mischung aus Rum, Campari, Orangensaft und Erdbeersirup konnte überzeugen. Viel zu selten bestelle ich Gin Fizz, mein Abschiedstrunk, hier in einer straighten Variante ohne Soda. Sehr erfrischend für die Lebensgeister. Weiterlesen

Triobar

Ein gestärktes Oberhemd, eine lange Schürze oder gar eine ins Hemd gesteckte Krawatte darf man nicht erwarten, denn: Auf den Inhalt kommte es ja an! Und Mike ist einer der besten und anspruchsvollsten Barkeeper der Stadt. Nur selten und dann auch nur (ernst gemeint!) nach Anmeldung öffnet sich die Tür zum Cocktail (und manchmal auch zum Sushi-) Paradies. Nun wird man bestens beraten und bemixt und zuweilen auch belehrt, was man zu trinken habe und was nicht.dsc00746

Spannend ist der Dark´n´Stormy mit der würzigen Note von Ingwer Bier, oder man wählt einen wirklich excellenten Mai Tai.

Ein aktuelles Augenmerk gilt dem Tequila. Oft unterschätzt und doch eine Spirituose, die viel mehr kann, als mit Salz und Zitrone pubertierend zu korrespondieren.
Man bestelle eine Martinez Margarita oder einen Tommy´s Margarita und man ist im Klaren! Warenkunde gibt´s en passant dazu.
Aber: wie bekommen sie hier nur diese riesigen Eiswürfel hin?

Ganz frisch ist die Triobar in neue Räumlichkeiten gezogen. Nach Gastspielen in Schöneberg und im hügeligen Teil von Mitte ist jetzt ein anderer Berg an der Reihe. Die  Adresse ist geheim,  Genaueres darf nicht verraten werden, sonst werde ich mit Cocktail-Entzug sanktioniert. Das darf nicht sein!
Also: link verwenden und anrufen, dann klappt´s vielleicht mit Mr. Triobar….
es lohnt sich!

Unauffälliger Zusatz: seit Neuestem gibt es jeden dritten Montag die Barkunst der Barbesetzer (=Rum Club +Triobar) im Marriott am Potsdamer Platz zu genießen!

www.triobar.net/

Lebensstern (Tiergarten)

Aktuelle Veränderungen im Lebensstern. Herr Pflanz hat die Bar verlassen (und seine Musicbox mitgenommen). Zwischenzeitlich wurde dezent umgebaut und das eh schon ausgesuchte Sprituosensortiment weiter bereichert. Bald werden 600(!) Rum Sorten zur Auswahl bereit stehen. Eine weitere Besonderheit stellt die Vitrine mit verschiedenen Genevern dar.

Sehr schmackhaft und ansprechend präsentiert fand ich eine Cocktail-Kreation, die mir Herr Stadler eindringlich empfahl und die ich ihn dann auch flugs zubereiten ließ: eine Variation des Old Fashioned, auf den ein Hauch Rotwein gesetzt wird („gefloatet“ ist wohl der Fachbegriff), was auch optisch reizvoll wirkt.

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Gediegen ist der holz vertäfelte Tresen mit dem famosen Gin-Sortiment in der alten Henny Porten Villa über dem legendären Einstein in der Kurfürstenstraße gelegen.

Diverse Räume und Hinterzimmer sorgen für Geselligkeit oder Diskretion, was man halt gerade wünscht. dsc01176
Auch ein abgetrennter Raucherbereich ist vorhanden. Dieser hat den Vorteil, dass dort die Jukebox steht, die vorwiegend Legenden und Klassiker des Jazz anbietet.

Die Drinks werden perfekt zubereitet, die Spirituosen sorgfältig ausgesucht. Von den Zutaten über die Auswahl Weiterlesen

Qiu Lounge im Mandala Hotel (Mitte)

Cocktailbars in Hotels sind für mich ganz selten erstrebenswerte Orte, um einen feinen Drink in angenehmer Atmosphäre zu genießen. Warum? Weil in Hotelbars oftmals zwei Arten von Menschen anzutreffen sind.

A) Hotelgäste die zu doof oder zu feige sind, sich in der fremden Stadt nach interessanten Alternativorten umzuschauen. Zu blöd für die U-Bahn, zu knickerig fürs Taxi.
B) Business-Event-Teilnehmer in schlecht sitzenden Anzügen, die nach ihrer Veranstaltung mit glänzenden Gesichtern der Dame am Shaker zuzwinkern, eine Runde Bier ordern und dabei meinen, eine Uli-Stein-Krawatte wäre ein kosmopolitisch-kultiviertes Accessoire.
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Ganz anders verhält es sich in der Qiu-Bar im Mandala Hotel, dessen Namen ich mir besser merken konnte, als es noch Madison Hotel hieß.
Zufällig findet diese Bar niemand. Sie befindet sich diskret versteckt Weiterlesen

Green Door Cocktail Bar (Schöneberg)

Sehr schlau ist die hiesige Wandornamentik im Betrunkenheits-Verschleierungs-Design. Psychodelische Wellenlinien und braune Maserungen lassen auch nüchtern ein leichtes, wirres high erblühen. Bewusstseinsveränderung im Notfall also auch alkoholfrei, macht aber weniger Vergnügen.

Also: Platz nehmen an der Bar, bestellen, Mixvorgang bewundern, genießen – und dann wieder von vorn.

Als es mich Mitte der 90er Jahre nach Berlin zog, war gerade ein neues Buch erschienen: Berliner werden in 55 Schritten. Überfordert von der Metropole (Umsteigen am Alexanderplatz von der S-Bahn zur U2, Horror!) ergriff ich flugs jenes Hilfsmittel. Nach ersten relevanten Informationen – der Berliner Taxifahrer; der Berliner und sein Hund; besser schwarze Kleidung tragen; die BVG… – kam der wesentliche Punkt: „Schritt 11: suchen Sie sich eine Lieblingsbar!“
Diesen Aufruf nahm ich sehr ernst. Und entdeckte, selbstverständlich, die Green Door.

Heute, etliche Jahre und Drinks später, Weiterlesen