Drayton – Die Bar mit den Schirmchen

This is not a Pina Colada

This is not a Pina Colada

Es ist eine Weile her, dass ich mit einem Cocktail in der Hand gesehen wurde, den ein kleines Schirmchen ziert. Tatsächlich sind Saft-Sirup-lastige Blumenpötte, die sich Cocktail nennen, nicht meine erste Wahl.

In der Drayton Bar wird sich dieser Anblick demnächst öfters wiederholen. Dieser Schirmchen-Drink begeistert: „This is not a Pina Colada“ lautet der Name des Drinks mit dem leicht ironischen touch. Der Schirm steckt in der Schaumhaube, unter der sich ein aromatischer karibischer Rum mit den entsprechenden Zutaten verbirgt. Der Schaum hat es in sich und überrascht nicht nur mit dezentem Kokosaroma, sondern auch mit weißer Schokolade und kleinen, crunchigen Ananaschips darauf. Diese Sahne zu löffeln oder durch sie hindurch an den Rum zu gelangen ist großartig. Jeder Schluck ist neu. Mundgefühl, Textur, Dosierung Rum und Schaum. Jeder Schluck ist anders. So macht es Freude, sich mit einem Drink zu beschäftigen.

Zuletzt wurde der Cuisine-Style. mit frischen Kräutern und weiteren Küchenelementen, bei Mixologen leider in seiner Vielfalt vernachlässigt. Barchef Christian Gentemann ändert dies auf sehr gelungene Art und Weise. Die sorgfältig ausgesuchten Drinks der Karte (knapp 20 dürften es sein), enthalten spannende Zutaten, wie Agaven-Lavendelsirup, Mandarinen-Zitronengras-Püree und hausgemachten Earl Grey Gin. Gut, hinter der Bar verbirgt sich mit dem vegetarischen Restaurant Cookies Cream, eines der spannendsten Menüs der Stadt, wo Küchenchef Stefan Hentschel sicherlich seinen Anteil beiträgt, einen kreativen Austausch zwischen Küche und Bartresen zu pflegen.

Ehe? Womöglich die Abkürzung für errare humanum est!?

Ehe? Womöglich die Abkürzung für errare humanum est!?

Der Raum ist gerade völlig umgerempelt worden. Wir befinden uns in einem der bekanntesten Clubs der Stadt, Cookies. Gerade nach Umbauarbeiten frisch wiedereröffnet, erkennt man kaum etwas wieder, denn es wurde eine Zwischenetage eingezogen, in der sich die Bar befindet und auf der an den Club-Tagen (Di/Do/Sa) am späteren Abend der Vorhang Weiterlesen

Der Morgen nach der Nacht zuvor…schreit nach Bloody Mary!

Tomatensaft schmeckt nicht nur im Flugzeug gut. Auf dem Boden sollte man allerdings etwas Alkohol beimengen.

Der so gefüllte Kelch geht dann zum Brunnen, bis er bricht? Nun gut, jedenfalls geht es auf in die Brunnenstraße in Berlin Mitte.

I go back to red

Zumindest immer dann, wenn zwei positiv verrückte Bartender ihre abgefahren schmackhafte Pop-Up-Bar dort installieren und sich als Meister der Improvisation der Köstlichkeit betätigen.

Zwei Mal bereits galt das Motto dem zweitwichtigsten aller Hangover Drinks, der Bloody Mary. (Eine Prairie-Oyster-Party würde vermutlich nicht so ideal funktionieren.) Tomatensaft, Gewürze (Worcester, Tabasco, Salz, Pfeffer, u.ä.), ach ja: und Vodka. Im Ausschank: Diverse Variationen der Blutigen Marie (beispielsweise mit Mezcal), ansonsten Champagner. Das essenstechnsiche Begleitprogramm wechselte und enthielt beispielsweise Austern, Hummer und bei der Premiere einen wirklich hervorragenden Braten. Der Künstler am Hummer-Topf im Februar verdient allerhöchste Anerkennung. Perfekt gegart, butterzart und von höchster Qualität. So bekommen wir Hummer in der Hauptstadt ganz selten auf die Teller.

Ladies in red

Und wie passend doch eine Bloody Mary dazu funktioniert. Gerne auch in der Gin Variante mit Tanqueray, dem Red Snapper.

Die Erfindung des Drinks ist nicht ganz geklärt, wobei die meisten Quellen ihn auf Weiterlesen

Raines Law Room – Speakeasy wird niemals langweilig

Gesetzlich gerechtfertigter genialer Getränkegenuss. Die womöglich schönste Bar in New York. Einmalig ist sie allemal.

Ich bin gerade ganz glücklich, denn ich fand eine verschollene Foto-Speicherkarte wieder, die etliche Erinnerungen und Geschichten in sich trug, die ich verloren glaubte. Darunter einige Impressionen meiner letzen New York Reise, von denen ich mir erlauben werde, einige im Blog wiederzugeben, auch wenn die Tour bereits einige Monate zurückliegt.

Das Raines Gesetz von 1896 war eines der zahlreichen „Blue Law“ genannten Gesetze, welche von der Abstinenzlerbewegung in die Prohibition mündete. Die New Yorker Raines Law verbot den Ausschank alkoholischer Getränke an Sonntagen, was auf verständliches Murren bei der arbeitenden Bevölkerung stieß, war doch oft der Sonntag der einzig freie Tag, um sich Unternehmungen und Drinks zu gestatten. Viele Gesetze bieten ein Schlupfloch und dabei machte auch die Raines Law keine Ausnahme. Der Sonntagsausschank war weiterhin gestattet für Hotels mit mindestens 10 Zimmern, wenn sie ihren Gästen Essen servierten. Zahllose neue „Hotels“ wurden daraufhin angemeldet (gleichzeitig war ein enormer Anstieg der Prostitution zu verzeichnen), wo zuvor Schankstuben bewirteten. Das Essen war zweitrangig und so sind Berichte überliefert von sogenannten „Brick-Sandwiches“. Attrappen, bei denen ein Stein zwischen zwei Brotscheiben lag. Dumm, wenn jemand hineinbiss, aber gültig, wenn eine Razzia kam.

Diese Bar, Raines Law Room, in Chelsea, nicht weit vom Union Square, greift nicht nur den Namen auf, sondern die Historie als quasi Gesamtkunstwerk. Um Einlass zu finden, muss man klingeln und eine Reservierung zuvor ist auch kein Fehler. Die Stufen in das Souterrain führen gleichsam auf eine Zeitreise. Kaum ein Detail blieb unbeachtet. Eine altmodisch wirkende Tapete, nackte Backsteinwände mit Jazz-Motiven, Lampen, Gläser, Bekleidung des Personals – soweit noch nichts wahrlich Ungewöhnliches. Es sind die diskreten Details, die faszinieren. Wird Sevice gewünscht, so Weiterlesen

Köstliche Flaschenpost – Thomas Henry

Holunder regt seit fünf oder sechs Jahren vermehrt die Fantasie von Barkeepern und Getränkemachern an. Der Holunderlikör St. Germain und der quirlige Mixologe Simon Difford sind daran nicht ganz unschuldig. Ich freue mich darüber sehr, gefällt mir doch diese blumig-krautige Note mit ihrer subtilen Süße.

Thomas Henry mit Brief und Siegel

Viel zu selten wird eine Variante des Old Fashioned angeboten, die Simon 2006 kreierte, die ich erstmals im New Yorker Please Don´t Tell probierte und mich sofort begeisterte: Der Elder Fashioned mit Bourbon (Gerne den Wild Turkey Rare Breed oder Knobs Creek, also etwas höherprozentiger), St. Germain und Orange Bitters.

Nun erreichte mich eine Flaschenpost, bei der bereits das Auspacken ein sinnliches Erlebnis darstellte. Der Absender hieß Thomas Henry. Nun starb der Chemiker und Apotheker Thomas Henry bereits im Jahre 1816, was aber nicht anregen soll, auf die Langsamkeit der Schnecken Post zu schimpfen. Nein, die Sendung war hochaktuell und stammte von den Brausebastlern der Elixierschmiede, die sich traditionsbewusst den Namen des Mannes gab, der 1773 als erster schaffte, Wasser mit Kohlensäure herzustellen.

Wie macht doch auspacken Freude. Zwei Flaschen des neuen Produktes wurden Aufopferungsvoller Selbstversuchvertrauensvoll in meine Hände gegeben: Das Thomas Henry Elderflower Tonic. Zunächst gilt es, ein Siegel auf dem edlen Pergament zu brechen, um die beiliegende Botschaft zu vernehmen. Weiterlesen

Eichi blogged fremd…

Liebe Freunde,

getränketechnische Genüsse haben mich derzeit fest im Griff. Zum fünften Mal (wie bereits angekündigt) treffen sich Mixologen, Barkenner und Getränkespezialisten aus aller Welt zum fünften BCB – Bar Convent Berlin.

Wer möchte die bittere Wahrheit vernehmen??

Wer möchte die bittere Wahrheit vernehmen??

Eichi hat die große Freude, in diesem Jahr als Gastblogger das Geschehen auf der Veranstaltung begleiten und kommentieren zu dürfen.

Die entsprechenden Berichte gibt es auf dem Blog zum BCB von Mixology zu lesen (wie auch die extrem lesenswerten Reportagen des Kollegen Simon Webster!):  http://mixology.eu/

Zum fünften Mal: Bar Convent Berlin

Give me five! Der Countdown tickt herab, bis sich am 10. und 11. Oktober die Pforten einer der wichtigsten Barmessen öffnen und die Fachbesucher aus aller Welt in den Postbahnhof am Ostbahnhof strömen werden. Es ist also schon Fünf vor Zwölf.

Voller Vorfreude blättere ich durch das Programm und suche mir die interessantesten Veranstaltungen heraus. Gleichzeitig schmunzele ich in den Erinnerungen der vergangenen Jahre mit dem BCB und seinen unvergesslichen Augenblicken, Vorträgen, Drinks, Indiskretionen und Begegnungen.

Dass ausgerechnet die jubiläumsträchtige fünfte Ausgabe ein erneutes Highlight bedeutet, kann sich ein jeder an den Fingern einer Hand abzählen. Dürfen wir sie wieder erwarten, die glorreichen Fünf, die fünf Samurai, die fünf Geschworenen, Stirb Langsam 5, die Fünf von der Tankstelle, fünf Mixologen auf dem Kontrabass und mindestens fünf cl Gin in meinem Tonic?

Die Zahl der Gläser muss jeweils durch 5 teilbar sein

Die Zahl der Gläser muss jeweils durch 5 teilbar sein

Das Team von Mixology steht erneut hinter der Organisation und Planung und verleiht am 11. Oktober die Mixology Bar Awards. Sinniger Weise bemühte man sich jeweils um fünf Nominierte in den Kategorien Barteam, Newcomer, Mixologe, Gastgeber, Bar und Hotelbar des Jahres. Eine rebellische und nominierungsunwillige Bar in Berlin Mitte verweigert jedoch die Nominierung in gleich zwei Kategorien und sabotiert somit meine ambitionierte  pentagonische Darstellung.

Die Aufregung hoch Fünf zu Weiterlesen

The Piano has been drinking – Envy Bar

Wer möchte nicht ein wenig Musik in sein Leben lassen? Die Hope-Universität in Liverpool bietet immerhin einen Studiengang „Beatles“ an. Berlin verfügt hingegen seit kurzem über ein musikalisches Hotel, klangvoll gelegen zwischen mtv und Universal Music. Zwischen viva und der o2 Konzertarena.

Das stylische Hotel an der Spree mit seinem komplizierten Design, trendigen Gästen und bandrelevanten Besonderheiten verfügt zudem über eine bemerkenswerte Getränkeversorgung in der Envy Bar. Ob der Name von dem Song „Envy“ von Ash kommt? Immerhin gibt es dort Textzeilen wie: „Here´s a taste of the seven sins….you leave my mouth dry….I couldn´t get much higher….envy, envy, envy….“ Neid, Neid, Neid…

Die Envy-Bar platziert ihre beneidenswerten Gäste um einen runden Tresenbereich mit Sichtachsen, quer durch die Räumlichkeiten zwischen Rezeption und Restaurant. Diverse unterschiedliche Sitzgruppen bieten Plätze als diskrete Rückzugsräume oder öffentlichwirksame Bühne. Das Design von Karim Rashid ist Geschmackssache. Plastik-bunt erinnert so einiges an Weiterlesen

Alles neu macht der Juli!?

So, endlich kommt wieder Leben in die Bude.

Im Eichi Blog war es in den vergangenen Wochen eher ruhig. Zu ruhig. Das wird sich jetzt wieder ändern.

Was habe ich in der Zwischenzeit getrieben? Natürlich habe ich das üblich nutzlose Wissen angesammelt und erfahren, dass der Slogan „Yes we can“ eigentlich von Bob dem Baumeister stammt, dass jeder sechste Internist in Deutschland schon einmal von einem Patienten verprügelt wurde und dass Eichhörnchen auf Litauisch Wowereit heißt.

Gefunden hinterm Kino Babylon in Mitte

Gefunden hinterm Kino Babylon in Mitte

Wenn es im Blog still ist, dann schreibt Eichi meist an anderen Projekten. Gut möglich, dass das Thema Bier hier in der nächsten Zeit ein wenig mehr Raum einnimmt, denn in den vergangenen Monaten habe ich mich aufopferungsvoll durch allerlei Gerstensäfte getrunken, woraus nun tatsächlich zum Herbst ein Buch wird. Bier kann ein wirkliches Vergnügen sein und wenn wir Glück haben, wird Deutschland und auch Berlin künftig die Gelegenheit haben, besser und interessanter zu trinken, als bisher. Wer beispielsweise in der Arminiushalle in Moabit zum „Brewbaker“ geht, oder am Alexanderplatz im Kaufhof die Biere am „Braufactum“-Stand probiert, ist im Bilde.

Ansonsten habe ich hier im Blog erstmal frisch begonnen, indem ich meine Favoriten-Empfehlungen überdacht und überarbeitet habe (angeregt durch die Frage von dondecomer nach dem Mao Thai). Man merkt doch, wie schnell es mit der Gastronomie oft geht. Wie schade, wie schnell so manche Neueröffnung abbaut. Und wie großartig, wenn Beständigkeit auf Dauer hervorragenden Genuss garantiert.

Hier die Ergebnisse meiner Überarbeitung (die Neuzugänge sind fett markiert):

Das Noodles & Figli ist aus der Empfehlungsliste geflogen. Unverständlicherweise hat sich das großartige Betreiberpaar von der Spree an die Isar begeben. Ein Entschluss, der maximal aus bierrelevanter Hinsicht nachvollziehbar ist. Sehr schade, dass es auch das L´Ulivo di Elio im Bergmannkiez nicht mehr gibt.

Das Uma ist nach dem Weggang von Tim Raue nach wie vor eine solide Adresse mit inspirierter Küche in sehr besonderem Ambiente. Die benachbarte Shochu Bar scheint sich hingegen auf einem absteigenden Ast zu befinden. Zu filigranen Sake Grundgedanken wird nun polterig Berlinert. Das passt nicht so recht.

Dafür sorgt der neue Barchef, Herr Heißen, im Curtain Club im Ritz Carlton Hotel dafür, dass diese Bar wieder uneingeschränkt unter meinen Empfehlungen aufgelistet wird. Etwas unschlüssig bin ich noch bei der neuen Catwalk Bar im benachbarten Marriott. Sehr interessante Drinks, aber mehr Schatten als Licht beim Service-Personal.

Dann lieber demnächst wieder öfter zu Beckett´s Kopf. Was hier in die Gläser kommt, ist allerfeinste Mix-Kultur. Jedes Detail ist perfekt. Das Glas, das Eis und besonders diese fantastische Minze. Unbedingt einen Julep probieren! Und der Cognac-Sazerac ist für mich der beste der Stadt. Neuerdings überrascht Oliver Ebert durch die Verwendung von Arrak aus Indonesien als basis-Spirituose. Faszinierend.

Mein definitiver Lieblings-Japaner läßt mich regelmäßig nach Steglitz pilgern, wo das Udagawa ein unschlagbares traditionelles Sukiyaki bereitet. Die Konstante Qualität des Daitokai im Europa-Center macht sich derzeit dadurch bemerkbar, dass dort der 30. Geburtstag gefeiert wird. Leider sind die Preise am Abend doch sehr hoch, aber der Mittagstisch lohnt sich immer. Zum Jubiläum bietet dieses japanische Restaurant bis Ende August zudem ein recht lohnendes Geburtstags-Menü an.

Mit dem Kuchi (vor allem der Filiale in Charlottenburg) hält ein alter Klassiker Wiedereinzug in die Bestenliste. Die durchgearbeiteten Nächte der letzten Wochen haben deren Sushi und den Lieferdienst wieder extrem schätzen gelernt. Auf der Kippe steht gerade Mr. Hai Kabuki. Eine Unsitte greift derzeit in etlichen Restaurants um sich, die ich hier eigentlich nicht erwartet hätte. In letzter Zeit ist es mir öfters wiederfahren, dass ein Getränk oder ein Teller angeboten wird, bei dem der Gast den Eindruck bekommt, es handele sich dabei um eine freundliche Geste des Hauses. Die Geste findet sich dann anschliessend eher unfreundlich auf der Rechnung wieder. Bei Mr. Hai waren dies dann knappe 30.- Euronen. Eine Mail-Anfrage dazu blieb unbeantwortet. Allein aus nostalgischen Gründen steht diese Sushi Bar noch in der Bestenliste, das Sushi ist ja nach wie vor gut. Auf einen Besuch dort habe ich aktuell aber keine Lust.

Bei einem meiner China-Favoriten, dem Good Friends, schliesst die Küche jetzt eine Stunde früher, nämlich schon um 01.00 Uhr. Plötzlich merke ich, wie entscheidend diese Stunde zwischen ein und zwei Uhr Nachts für hungrige Nachtschwärmer doch sein kann. Den Ernst der Lage habe ich dem Herrn des Hauses dargelegt. Er versprach halbherzig, die Öffnungszeiten zu überdenken. Nun gut, eine Ecke weiter kocht das Aroma bis nachts um drei Uhr ebenfalls sehr gute kantonesische Küche. Dann geht es hungrig nächstens nächtens halt dorthin.

Zwei Orte schaffen es derzeit, mich jedes Mal mehr als glücklich zu machen, weswegen ich an dieser Stelle noch einmal ganz explizit das Dos Palillos mit seinen asiatischen Tapas loben möchte. Neu gibt es jetzt das Menü Tres Palillos, mit 20 umwerfenden Gängen. Und am Südstern das famose Noi Quattro, wenn es um frische und sehr inspirierte italienische Küche geht. Immer mit der Qual der Wahl zwischen den bewährten Klassikern und dem Überraschungsmenü.

Für Pizzafreunde kommt eine neue Adresse in die Liste, nämlich das Restaurant Paul am Kurfürstendamm. Zuweilen lese ich Beschwerden über das Servicepersonal, die ich keineswegs bestätigen kann. Freundlich und engagiert werde ich beraten und bekomme eine der besten Pizzen des Kontinents.

So, nun bekomme ich wieder Bierdurst und erwäge einen Besuch in der famosen Kneipe Goldesel in Charlottenburg, wo das Motto lautet: Stullen, Bier und Rock´n´Roll. Zu den leckeren Stullen werden 18 Biere angeboten. Darunter Köstlichkeiten wie Tegernseer Spezial und Hell, Aventinus Weizenbock, Andechser, Reissdorf Kölsch, Schlappe Seppel und – vor allem – das geniale Unertl Weißbier!

So. Jetzt aber Prost! Und bis bald!!

Heraus zum 1. Mai!

Pünktlich zum 1.6. muss ich doch noch berichten, was sich am 1.5. in den wilden Straßen der Hauptstadt zugetragen hat.

Niemand wird überrascht sein, nun von roten Fahnen, fordernden Parolen, markigen Worten und verwegenen Unzügen zu lesen. Dennoch trug es sich ein klein wenig anders zu, denn ausgerechnet zum 1. Mai rief das Team der Victoria Bar zum bewährten „Wandertag der Schule der Trunkenheit“, den ich glücklicher Weise auch in diesem Jahr wieder als Co-Moderator zum historischen Berlin begleiten durfte.

Zunächst die Fahne:

Wer trinkt, darf auch eine Fahne haben

Wer trinkt, darf auch eine Fahne haben

Unter der roten Fahne – eine Sonderanfertigung zum Wiegenfest des Webers – versammelte sich eine Schar wackerer Gesellen und Gesellinnen, um dem Tag der Arbeit den einen oder anderen Drink abzuringen. Genossen! wurden diese dann während der Wanderung.

Es galt demnach, Pfade des Nachtlebens damals, gestern und heute zu erkunden und Orte aufzusuchen, die Getränke-Geschichte schrieben, rührten und schüttelten. Teilweise im Geiste, teilweise real suchten wir sie heim: das Romanische Café, der Wartesaal des Genius, Das Café Größenwahn, die Kakadu Bar und das Eldorado. Mitsamt ihrer

Sherry Cobbler im Hof des Ellington

Sherry Cobbler im Hof des Ellington

legendären Gäste und bemerkenswerten Getränke. So durften wir im wunderschönen Hof des Ellington Hotels an das alte Ballhaus Femina erinnern.

Die fordernden Parolen richteten sich an unsere Barkeeper, die den nächsten Drink bereiteten, oder an die Gestalten der 1920er Jahre, wenn an Tisch 17 ein Eintänzer angefordert wurde. Das Lied „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ erinnert an diese Epoche und ein armer Wiener namens Samuel Wilder würde als Eintänzer einen Durchbruch erleben, der ihn später einmal unter dem Vornamen Billy unsterblich machen sollte.

Markige Worte aus den alten Revuen wurden rezitiert. So textete Friedrich Hollaender 1927: „Wir sitzen doof und ohne Portemonnaie; vor unseren leeren Gläsern im Stammcafé. Mittag von Punkt 12 Uhr; bis Abends um Punkt 12 Uhr…“

Der verwegene Umzug wurde gar von einer offiziellen Schülerlotsin begleitet.

Warteampel des Genius

Warteampel des Genius

Nur kurz wurde der Trupp der rotbefahnten von einer stattlichen Polizeikohorte umstellt, die sich wohl wunderte, wer dort über den Kudamm zieht und alkoholschwangere Reden schwingt, die von der Legende des heiligen Trinkers künden.

Am Ende waren die Trinker nicht heilig, aber dennoch mindestens selig!

Allerdings war meine Kampagne zur Wiederbelebung der Berliner Weisse, des Ur-Cocktails der Spreemetropole, wieder einmal mittelmäßig fehl geschlagen. Aufgemerkt: Im Herbst wandern wir wieder wunderbar wild. Wannmeldung? Wictoria wragen!

Zum ersten Mai selbstverständlich eine rote Weisse, Genossen!!

Zum ersten Mai selbstverständlich eine rote Weisse, Genossen!!

Polizeistunde ist Prima!

Stagger Lee war ein Mörder. Ja: dies ist eine Einladung zur Razzia, ein Aufruf zur Fahndung! Stellen wir uns gemeinsam einem fragwürdigen Verhör, bei dem seltsame Flüssigkeiten an die Kehle gehen. Es gibt auch was auf die Ohren.

CSI Schöneberg: Warum ist eigentlich immer der Gärtner der Mörder. Das ist ungerecht, es könnte doch durchaus einmal der Barmann sein, der ein köstliches Gift verabreicht.

„Stagger“ Lee Shelton erschoß am 24. Dezember 1895 einen Kumpan in einem Saloon in St. Louis. Auch Berlin hat Gauner , Gangster und Ganoven zuhauf zu bieten. Wo könnte man ihre Geschichten besser kennen lernen, als in der wunderschönen Cocktailbar,  die sich nach dem Mordbuben aus St. Louis benannt hat.

http://www.staggerlee.de/