Lancia Lifestyle Lounge (Mitte)

Fahren und Trinken. Das ist Lebensgefühl. Hunger auf Stil. Durst auf Design.

Etliche der Schauräume für Automobilisten entlang der Friedrichstraße und Unter den Linden verknüpfen Pferdestärken mit Kalorien und Designobjekten. Auch Lancia macht mit.

Fahren und Trinken. Drink and Drive? Nun gut, Lancia hat sich als Lancia LoungeKooperationspartner keinen Grappa-Produzenten herbeizitiert, sondern setzt auf Espresso der Marke Illy.
Die „Lifestyle Lounge“ (to lounge = faulenzen; the lounge = eleganter Warteraum verrät das Pons Kompaktwörterbuch) ist schon schön schick. Fläzige Couchgarnituren, unbequeme Barhocker, schwarz-weiß kontrastierende Farben, geschicktes Beleuchtungsdesign, modemeinende Zubehör-Accessoires, gähnende Leere.
Es fällt leicht, sich diesen Raum mit einer gut gekleideten, belanglos plaudernden, mit C-Prominenz durchsetzten Meute vorzustellen. Leider kam während meines Aufenthaltes kein einziges langwimpriges Gucci-Mannequin hereingehuscht, kein eleganter Beau im Tom-Ford-Anzug schreitet in handgenähten Budapestern über den roten Teppich (jawohl: beim Eintreten fühlt man sich wie ein Star; nur dass niemand applaudiert). Ich bleibe alleiniger Gast.

Fahren wir fort und trinken Weiterlesen

Checkpoint Curry (Mitte)

Bei Imbissen soll man immer darauf achten, ob Polizisten und Straßenreinigungskräfte der BSR dort einkehren, denn das soll ein gutes Zeichen sein, sagen selbst Sterneköche.

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Checkpoint Curry

In der Bude des „Checkpoint Curry“ kommen noch die Arbeiter der großen, umstrittenen Baustelle am „Tränenpalast“ hinzu, genau wie Bundesbedienstete nach Büroschluss.

Ein bunter Haufen versammelt sich auf der derzeitigen Schattenseite des quirligen Bahnhof Friedrichstraße, um eine vernünftige und preiswerte Curry zu konsumieren. Meist in Begleitung einer gekühlten Molle (der Marke Kindl).

Für mich eine der authentischsten Buden in der Mitte/Innenstadt.
Schnell, scharf und schnörkellos.

Update: Leider musste diese feine Bude im Herbst 2009 dem weiteren Baugeschehen weichen. Schade.

Deutsches Currywurstmuseum (Mitte)

Wie oft wurde in den vergangenen Jahren bereits ein Currywurstmuseum angekündigt und nie ist etwas daraus geworden.dsc02017

Nun endlich, zum 60. Jubiläum der sensationellen Erfindung von Herta Heuwer, seinerzeit am Stuttgarter Platz in Charlottenburg, wird es so weit sein. Fünf Mio. Euro werden hineingesteckt in das Projekt gleich um die Ecke vom Checkpoint Charlie.
Bis zur Eröffnung am 16.08.2009 ist zwar noch ein wenig Zeit, von außen ist der Ort aber bereits dsc02016erkennbar. An der Fassadenfront erzählt eine Art Comicwand von typischen Szenen, Sprüchen und Begebenheiten, die sich typischerweise an einer Currybude zutragen.

Wenn die Türen auf gehen sieht man die Arbeiter geschäftig werkeln. Brutal und trostlos aber ist deren Mittagspause. Denn: Eine vernünftige Currywurst ist derzeit weit und breit nicht zu bekommen und so muss bis August mäßige China-Pfanne gemümmelt werden.

Schützenstraße 70, 10117 Berlin

www.currywurstmuseum.de/

Ma Tim Raue

Update: das Restaurant exisitert in dieser Form nicht mehr. An gleicher Stelle befindet sich nun das Sra Bua, ebenfalls beraten von Tim Raue.

Das für den Gaumen aufregendste Restaurant Berlins ist derzeit für mich -mit Abstand- das Ma von Tim Raue.

Ich möchte atmosphärisch die Welt da draußen hinter mir lassen!
Ein ausgeklügeltes Design verbindet auf asiatische Art Klassik und Moderne. Weiche grün-goldene Sitzkissen erwarten mich und kontrastieren mit der besonderen Ausstrahlung von Schiefer an der Wand und nachher auch auf dem Tisch. Allgegenwärtig ist das stolze Pferd, das Logo des Restaurants (Ma=Pferd) von der großen Raumskulptur bis zur Serviette.

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Ich möchte gut behandelt werden!
Mit lässiger Eleganz gibt mir der Service ein gutes Gefühl. Kein devotes Gekrieche, keine arrogante Sterneattitüde, nein, auf Augenhöhe besprechen wir den nächsten Wein, Weiterlesen

Abgeordnetenhaus von Berlin

Das Abgeordnetenhaus von Berlin ist ein wundervolles Gebäude.
Viel zu wenig Menschen gehen hier hinein. Die Gründe liegen auf der Hand: Am Wochenende ist es nicht öffentlich zugänglich und an anderen Tagen steht man dem grünuniformierten Obachtgeb-Personal gegenüber. Dieses gilt es zu ignorieren und strammen Schrittes durch die Doppeltüren zu eilen.
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Im Inneren fühle ich mich wie in einem britischen Kolonialhotel. Das Parlamentsgebäude ist zunächst sekundär. Mondäne Treppen mit roten Teppichen flankieren die Haupthalle. Treppauf geht es in die Bürobereiche, zur Besuchertribüne im Plenarsaal und der Gemäldegalerie, welche die Ehrenbürger von Berlin porträtiert.
Im Erdgeschoss befindet sich eine sehenswerte und kurzweilige Ausstellung zur Berliner Parlamentsgeschichte. Die historischen Episoden Weiterlesen

Qiu Lounge im Mandala Hotel (Mitte)

Cocktailbars in Hotels sind für mich ganz selten erstrebenswerte Orte, um einen feinen Drink in angenehmer Atmosphäre zu genießen. Warum? Weil in Hotelbars oftmals zwei Arten von Menschen anzutreffen sind.

A) Hotelgäste die zu doof oder zu feige sind, sich in der fremden Stadt nach interessanten Alternativorten umzuschauen. Zu blöd für die U-Bahn, zu knickerig fürs Taxi.
B) Business-Event-Teilnehmer in schlecht sitzenden Anzügen, die nach ihrer Veranstaltung mit glänzenden Gesichtern der Dame am Shaker zuzwinkern, eine Runde Bier ordern und dabei meinen, eine Uli-Stein-Krawatte wäre ein kosmopolitisch-kultiviertes Accessoire.
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Ganz anders verhält es sich in der Qiu-Bar im Mandala Hotel, dessen Namen ich mir besser merken konnte, als es noch Madison Hotel hieß.
Zufällig findet diese Bar niemand. Sie befindet sich diskret versteckt Weiterlesen

MINI Berlin (Mitte)

Mode macht Mobil oder Mobil macht Mode? Mit Mini Berlin präsentiert sich eine weitere Automarke mit Vehikeln und „Lifestyle“-Requisiten in der Friedrichstraße.
Am Eingang hängt ein Fahrzeug seitlich befestigt von der Wand, so dass man das Dach sieht. Darauf grüßt die Berliner Flagge den Besucher, Fan und Interessierten.
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Mini ist Kult. Mini ist auch nicht ganz billig. Daher gibt es den Mini auch in Mini zu kaufen. Es gibt Modellautos, T-Shirts, Sonnenbrillen, Krawatten und weiteren lustigen Kram.
Vor allem Taschen, die hier „trendige Bags“ genannt werden. Hm, vor dem Hintergrund, dass Mini ja mittlerweile keine britische, sondern eine bajuwarische Motorenwerk-Marke ist, müssten wir ja eigentlich „pfundige Doaschn“ kaufen?!

Ab und an werden im keineswegs kleinen Mini-Raum auch Veranstaltungen, meistens mit künstlerischem Bezug, durchgeführt.

Friedrichstraße 191, 10117 Berlin-Mitte
http://www.mini.de/de/partner/nl_berlin/Mini/index.html

Peking Ente (Mitte)

Frühlingsrolle statt Führerbunker. Die Vorstellung ist schon merkwürdig, dass genau da, wo heute die fröhliche Peking Ente mit China-Küche lockt, vor 1945 Hitlers Neue Reichskanzlei stand und ewiglange Gänge in rotem Marmor jeden Besucher einschüchtern sollten. Der rote Marmor ist übrigens noch im nahen U-Bahnhof Mohrenstraße zu sehen.

Rot ist auch die dominierende Farbe des Restaurants im Plattenbau an der Ecke zur Voßstraße.
Gelbliches, gedämpftes Licht macht das lesen mühsam. Die letzte Renovierung bringt eine komische Mischung aus alt und neu hervor.
Die Sitzgruppen im Bauernstuben-Design sind mit chinesisch gemusterten Stoffen überzogen, die Lampen und Bilder sind auf unspektakuläre Weise modern. Schön ist das Geschirr, weil es recht schick von der gewohnten Schüssel-Stäbchen-Teebecher Ästhetik abweicht.

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Spezialität des Hauses ist natürlich die Peking Ente, die es Weiterlesen

Reingold Cocktailbar (Mitte)

Ein Klassiker der 90er Jahre wird modern wiederbelebt. „Treffpunkt im Unendlichen“ lautet das dominante Leitmotiv am Ende des langen Raumes. Ein riesiges Wandgemälde, vom Vorgänger übernommen, zeigt Klaus und Erika Mann.

Gemalt auf den Seiten des letzten Romans, den Mann vor dem Exil schrieb, eben „Treffpunkt im Unendlichen“.

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Die beiden waren berüchtigte Nachtschwärmer der 1920er und 30er Jahre und auf diese Epoche möchte das Reingold atmosphärisch und mixologisch Bezug nehmen. Gleichzeitig werden aktuelle Entwicklungen und Neuerungen der Barkultur ausprobiert.
Der elegante Tresen, die dezente Beleuchtung und der golden hinterlegte Barbereich sind dafür jedenfalls ein angemessener Rahmen.

Klassik trifft Moderne. Die Cocktail Karte zeigt das sehr deutlich: Der Martini kann auch als Martinez geordert werden, für die Zubereitung eines meiner favorisierten Klassiker „Sazerac“ stehen fünf Sorten Rye Whiskey zur Auswahl.

Für die Moderne stehen Molekulare Experimente á la „Sprizz Espuma“ und, dem derzeitigen Trend folgend, Cuisine Style Drinks mit Kräutern und Gemüsen. Überrascht und überzeugt hat mich dabei vor allem der „Pineapple Celery Boost“ mit Vodka, Bitters, Ananas und Sellerie.
Eine Kreation von David Wiedemann, der für den Neustart verantwortlich zeichnet und mit seinem jungen Team der Barschule Berlin die Tresenregie führt.
Vielversprechend ist seine Philosophie: Alle Sirups sind selbstgemacht. Alles Säfte sind frisch.

Eine definitive Neuerung in der Barszene ist ein „Tequila Sommelier“. Als „deutschlandweit einzigartig“ angepriesen, darf dieser bemitleidenswerte Mensch nun die Cocktail-Gemeinde davon überzeugen, dass Tequila, pur oder gemixt, etwas gaaaanz tolles ist. Na, viel Spaß.

Für diejenigen, die essenstechnisch mehr benötigen, als nur eine Selleriestange, gibt es eine Küche, deren kleine kreative Gerichte mit den Drinks harmonieren sollen.  Auf der Terrasse im historischen Innenhof ist der Tabakbereich.
Es gibt keine Happy Hour. Die Preise der Drinks liegen hauptsächlich zwischen 7,50 und 9,- Euro. Champagner Cocktails sind etwas teurer.
Pures Gold im Glase bietet das Reingold den Chapagnerliebhabern auch unvermixt. Glasweise ausgeschenkt wird Ruinart, weiß und als Rosé. Gute Wahl? Vielleicht die Beste!

Ab Ende September wird jeweils der Montag interessant. Dann wird ein Ruhetag zum Unruhetag unter dem Motto: „Triobar goes Reingold“. Dann wird die verschwiegene aber hervorragende Barkultur der „Triobar“ aus dem Versteck hervorkommen und die eher klassisch geprägte Drink-Stilistik schütteltechnisch darbieten.

Apropos klassisch: Wagners Arien sind nicht zu erwarten, dafür fehlt ein H im Namen der Bar. Ein musikalischer Direktor wird elektrofreie Musik einspielen. Im molekularen trend hip Zeitgeist Vokabular nennt man das hier „Ear Service“. Fein, fein.

Obwohl der Gedanke schon einen gewissen Reiz hat. Die Rheingold Bar: mit Wotans Mai Tai und Floßhilde Fizz.
Aber das ist ein anderes Konzept.
Freuen wir uns erstmal über den neuen, den alten „Treffpunkt im Unendlichen“. Cheers.

Novalisstraße 11, 10115 Berlin-Mitte
www.reingold.de

Edward B. Gordon, Maler

A painting a day – jeden Tag ein Bild aus Berlin. Edward ist ein leiser Chronist der Hauptstadt. Seit fast zwei Jahren hält er einen kleinen Augenblick Berlin fest.

Aus einer kleinen Skizze wird später ein Bild 15 mal 15 cm groß. Oft sind es Menschen, manchmal kleine Details der Strassen von Berlin. Zuweilen ist etwas kulinarisches zu sehen. Über 600 kleine Puzzleteile der Metropole sind auf diese Weise schon entstanden.

Einige kurze Zeilen kommentieren das Bild oder seine Entstehung. Anschließend kommt das Bild zur täglichen Auktion ins Internet. Jedes Bild wird versteigert. 150.- Euro sind das Mindestgebot. Es ist nicht viel Zeit. Bis zum nächsten Bild halt.

Den Stil des Künstlers kann man sich sehr gut vergegenwärtigen auf seiner Homepage.

Ich mag den Stil. Und ich bin schon wieder gespannt, was er uns morgen zeigt.

Torstraße 97, 10119 Berlin-Mitte
www.gordon.de