Wenn Alkohol die Mittlere Reife erreicht …

… dann darf er auch mal auf Klassenfahrt gehen. Diese Meinung vertritt zumindest Thomas Henry und rief zum Klassentreffen, das seit seiner Premiere 2011 rasant Kultstatus erlangte. Bis zuletzt wurde der Treffpunkt geheim gehalten und erst wenige Stunden vor Beginn der Lehrveranstaltung lautete der Treffpunkt auf Zimmer- Ecke Wilhelmstraße. Rätselraten. Sollte aus dem Klassentreffen eine Klassenfahrt werden? Mehrere Optionen befinden sich vor Ort. Es ist der Treffpunkt der knatternden und qualmenden Trabi-Safari. Sollten die Rennpappen bestiegen werden und die Teilnehmer bei der Fahrt in der überdachten Zündkerze entlang touristischer Routen als beliebte Kleindarsteller in japanischen Heimvideos verewigt zu werden? Oder eine Fahrt mit dem Ballon, der in luftiger Höhe einen bemerkenswerten Panoramablick über die Skyline der Hauptstadt offenbart? Nein, eine Fahrt mit dem Fahrstuhl brachte die Schüler der Schüttelkunst, die Eleven des Eises und die Pennäler der Pullenkunde auf die entspannte Dachterrasse des E-Werks mit dem elektrisierenden Ausblick.

Alle mit Abschlussnote 1

Alle mit Abschlussnote 1

Die kultige Berliner Limonadenmarke Thomas Henry, die nicht nur die Bandbreite an Tonic Water schmackhaft erweiterte, sondern mit dem Erfolg seines Ginger Beers seinerzeit einen Branchenriesen derart ärgerte, dass Klagen ins Feld geführt wurden. Nun heißt Ginger Beer bei Thomas Henry Spicy Ginger, bei Schweppes Ginger B und weitere kreative Ingwerwortwürzen purzeln in die Gläser mit Gosling´s Rum für einen Dark & Stormy. An diesem Klassentreffen vermählte sich Spicy Ginger allerdings eher mit der gegenüberliegenden Seite der Erde, mit Vodka. Die frisch entdeckte Kombination von Russian Standard Vodka mit Gurke im Kupferbecher entpuppte sich als Renner des Abends. „Russian Mule“ lautete die Bestellung und das Getränk war dem Gin & Tonic im Pappbecher ästethisch definitiv überlegen. Und das obwohl mit Monkey 47 kein schlechter Gin an den Bar-Start gegangen war.

Russian Mule vor der Kulisse des Finanzministeriums

Russian Mule vor der Kulisse des Finanzministeriums

Schmackhaftes Barbecue reichten die Grillmeister und die Bartender mixten im Akkord eine Bandbreite von Cocktails, bei denen jeder Weiterlesen

Bars, Berlin, Bohème – 24 Stunden Buch in der Bar Raclette

24 Stunden Buch lautet der Titel einer neuen Veranstaltung rings um Bücher, Verlage, Autoren, Esprit und prickelnde Orte über Berlin verstreut.

Die ´Langen Nächte´, deren Programm meist um Mitternacht endet, können einpacken. Bei 24 Stunden Buch ertönt der Startschuss für einen bunten Reigen an kuriosen Lesungen, Events und Präsentationen am Freitag 31. Mai um 12 Uhr, um dann am Samstag Mittag, 24 Stunden später, zu Ende zu gehen.

Mein eigener Beitrag gemeinsam mit dem Grebennikov Verlag muss selbstverständlich getränkerelevanten Inhalts sein und an einem entsprechenden Ort, mit passendem Cocktail zu angemessener Stunde stattfinden.

Buch trifft SchluckIch freue mich daher auf die wackeren Nachtgestalten, die in den Morgenstunden von Freitag auf Samstag um 3 Uhr in der Bar Raclette in Kreuzberg einfallen, um sich dort an einem French 75 Cocktail zu erquicken und meinen Geschichten und getränkehistorischen Anekdoten aus der durstigen Historie Berlins zu lauschen.

Die Bar Raclette befindet sich in der Lausitzer Straße 34 in Kreuzberg, nicht weit vom U-Bahnhof Görlitzer Park und hält auch schon vor 3 Uhr nachts großartige Drinks (und hervorragend gezapftes Pilsner Urquell) bereit: www.bar-raclette.de

Weitere Informationen zu der Veranstaltung „24 Stunden Buch“, ins Leben gerufen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und das gesamte Programm gibt es auf deren Hompage: www.berlinerbuchhandel.de

Eine wahre Weltmeisterschaft – Bacardi Legacy 2013

Die Zahl der Cocktailwettbewerbe wächst und ihre Attraktivität steigt stetig an. Fortbildungen, Reisen, nützliche Utensilien oder geldwerte Prämien lassen sich sehen. Einige wenige der Competitions können Leben verändern, Karrieren bedeuten, Legenden schreiben. Als eine dieser raren, wahren Weltmeisterschaften darf die Bacardi Legaci Global Cocktail Competition gelten.

Trophäen

Die Bacardi Legacy beginnt mit nationalen Ausscheidungen in 19 Ländern, führt dann die Qualifikanten über diverse Kampagnen, Schulungen und Prämien ins Finale, wo die 18 Finalisten (Indien wurde durch ärgerliche bürokratische Hürden an der Reise gehindert) zunächst in Miami, Florida zusammentrafen, trainierten und vorzügliche Schulungseinheiten und Vorträge erlebten, um dann auf Puerto Rico der Herausforderung der letzten beiden Finaltage zu begegnen. Von Argentinien bis China, von Schweden bis Südafrika traf der gesamte Globus auf der karibischen Insel zusammen. Bacardi lud mich ein, um der Entscheidung auf Puerto Rico in San Juan und auf dem Gelände der eindrucksvollen Bacardi Destillerie beizuwohnen und natürlich zu erleben, wie die Wettbewerber aus dem deutschsprachigen Raum abschneiden würden.

Art Deco der 20erAuf dem Weg ins Finale galt es für die Teilnehmer, ihre Cocktailkreationen in ihren Bars zu servieren, zu bewerben und durch originelle Aktionen zu inszenieren. Ihre Promotion-Kampagnen sollten während des Wettbewerbs mit der Zubereitung des Drinks der Jury um Simon Difford, Jörg Meyer und Vorjahressieger Shingo Gokan vorgestellt werden. Zunächst im Halbfinale im Conrad Hotel in San Juan, wo ein langer, aber sehr spannender und abwechslungsreicher Tag die Reihe der ungewöhnlichen Weiterlesen

Kurze Sendung mit der Fledermaus

Bacardí Legacy in San Juan, Puerto Rico. Genau in diesen Minuten findet eine der anspruchsvollsten und kreativsten Weltmeisterschaften für Bartender statt. Bacardí forderte Cocktail-Künstler in 19 Ländern heraus, um einen neuen Drink zu kreieren, der das Potential zur Legende hat.

Bacardí Legacy 2013

Bacardí Legacy 2013

Die Finalisten der nationalen Ausscheidungen mixen am 25. und 26. April um die Krone. In diesen Minuten endete die Vorausscheidung und der heutige Abend bringt die Verkündung der letzten Acht Finalisten und wird von den Delegationen aus USA, China, Russland, Schweden, Südafrika, etc. erwartet.

Berlinbetrachtungen werden vor Ort getroffen, denn auch Berlin tritt an. Sieger des Deutschland-Finales ist Dennis Wolf aus der Raclette Bar in Kreuzberg.

Er brachte eine überzeugende und charmante Weiterlesen

Eine Bar für Fritz Lang in der Metropolis

Das Waldorf Astoria Berlin öffnet seine Pforten. Endlich ist es nach mehreren Verschiebungen und Vertröstungen soweit und der virtuelle Brückenschluss zwischen Berlins Kurfürstendamm und New Yorks Park Avenue ist vollzogen. Zwei legendäre Hotels, zwei traditionsreiche Straßen, ein Hauch Art Déco und anspruchsvolle Drinks erwarten die Besucher am Hudson bereits seit 1931 (das Ur-Hotel in der 5th Avenue an der Ecke zur 33rd Street aus dem Jahre 1893 war 1929 geschlossen worden), an der Spree erfolgte der Start-Korkenknall zu Jahresbeginn 2013.

Mit der Lang Bar erinnert das Waldorf=Astoria an einen bedeutenden Regisseur, der 1933 die Flucht antrat und in die USA emigrierte, Fritz Lang. Lang wusste, dass aller Anfang schwer ist und Tücken in sich birgt, wie visionär man auch sein mag. Als sein Film zur Vision der modernen Stadt im Januar 1927 uraufgeführt wurde, konnte „Metropolis“ – heute ein Klassiker der Filmgeschichte – weder bei den Kritikern noch beim Publikum überzeugen. Das Werk wurde überarbeitet und es dauerte einige Zeit, um dann die angemessene Beachtung zu erfahren. Für das Waldorf=Astoria und somit auch die Lang Bar dauerte es ebenfalls etwas länger als geplant, wobei man nun merkt, dass das Barteam die Zeit gut genutzt hat und bereits zur Eröffnung auf eingespielte Weise die Bar und den Gastraum beherrscht.

Lang Bar

Formensprache, Art déco Design und edle Materialien verweisen stilvoll auf die 1920er Jahre und greifen erneut die Verbindung New York-Berlin auf. Der dreieckige Raum nimmt wie der Bug eines Schiffes Kurs auf Weiterlesen

Berlin ist Weltklasse. Und manchmal sogar World Class

„World Class changed my life!“ Mit diesen Worten fasst Erik Lorincz seinen Erfolg bei dem Wettbewerb im Jahre 2010 zusammen, der als inoffizielle internationale Weltmeisterschaft der Bartender gilt, die Diageo World Class. 2012 betreute der Barchef der American Bar des Savoy Hotels in London viele der Vorausscheidungen als Vortragender und Juror und beriet und bewertete die teilnehmenden Bartender rings um deren Rezepturen und Präsentationen. Ich hatte damals das Privileg, als Jurymitglied, gemeinsam mit Erik und Christina Schneider, eine Berlin-Qualifikation zu bewerten. Ein feiner Moment zwischen Herausforderung, Konzentration und Vergnügen!

Nun erfolgte der Startschuss für die Neuauflage der Diageo World Class in der neuen Saison und auch in Berlin gingen einige hochqualifizierte und talentierte Bartender an den Start, um die Herausforderung anzunehmen, sich durch die anspruchsvollen Aufgaben und Runden zu kämpfen, schütteln und rühren.

Die erste Herausforderung bestand zunächst darin, die Regeln halbwegs zu begreifen. Mir persönlich gelang dies nur mittelmäßig und auch die befragten Fachleute berichteten zaghaft von „Es geht um Retro Chic“ und „Irgendwas mit Vintage und Essen“. Stichworte wie ´Hollywood´ und ´König Whisky´ fielen ebenfalls.

World Class in der Schwarzen Traube

World Class in der Schwarzen Traube

International sind die Bartender aufgerufen, sich der Qualifikation zu stellen, die in ´Burst 1´ und ´Burst 2´ aufgeteilt ist. Eine Übersetzung mit Explosion, Durchbruch oder Salve liegt mir gerade nicht sehr Nahe, daher nenne ich es einfach ´Staffel´. Die zweite Staffel steht just bevor (wer noch teilnehmen mag, sollte sich sputen!), Staffel 1 wurde zum Jahresende 2012 ausgefochten und zu diesem Anlass wurde eine muntere Runde kulinarischer Berichterstatter eingeladen, um einige der Bewerber in Berlin zu testen.

Die Bewerber hatten sich zuvor für eine Basis Spirituose aus dem Diageo Sortiment entschieden und die Wahl wirkte sich auf die Herausforderung aus. Mit Tanqueray Ten war eine andere Herausforderung verbunden, als mit Ron Zacapa oder Johnnie Walker. Danach galt es, den Drink zu bewerben, sei es in der Bar selbst, in sozialen Netzwerken oder den Medien, und einen strengen Diageo Repräsentanten mit Drink und Präsentation zu überzeugen.

Die fünf Drinks, die uns vorgesetzt wurden waren allemal ungewöhnlich und bemerkenswert und auch wir sollten Bewertungsbögen ausfüllen. Einige Tage später wurden die offiziellen Ergebnisse verkündet und zwei unserer Kandidaten schafften den Einzug in die nächste Runde. Ein Ergebnis, was ich tatsächlich aus vollem Herzen und Gaumen unterschreiben möchte.

Atalay Aktas servierte uns in der Bar „Schwarze Traube“ einen köstlichen Drink namens „Dark Whisperings“, den er aus Weiterlesen

Wenn alle Sinne Whisky verkosten – auch die Ohren

So elegant und köstlich gab es selten etwas auf die Ohren. Glenmorangie lud Spirituosenexperten und Bartender aus Deutschland nach Berlin, um eine überraschende Reise der Sinne mit dem Glenmorangie Signet anzutreten.

Ich durfte bei der Glenmorangie Masterclass mitreisen und so begann die Fahrt in Ungewisse am Mani Hotel a der Torstraße, wo eine illustre, zunächst aber ratlose Runde von Getränkespezialisten in Fahrzeuge mit verschwiegenen Fahrern verfrachtet wurde. Schließlich entführte man uns in eine Galerie am Osthafen, wo ernsthafte Gestalten unserer harrten.

Der Vorhof des Rätsels

Nach kurzer Begrüßung und Beschallung mit Präsentation der optischen Philosophie der Marke und der besonderen Fassphilosophie im Hause Glenmorangie, geleiteten unsere Gastgeber die Runde in die obere Etage, wo Kerzenlicht und tiefes Schwarz die Neugierigen umfingen. Sollte uns ein sektengleiches Initiations Ritual bevorstehen? Einige blickten mulmig drein, lautete ihre situative Zustandsbeschreibung doch eher auf „Hunger“ und „Durst“.

Puh, man platzierte uns an Weiterlesen

Der Gin Tonic des Todes

Der Gin Tonic des Glücks!

Die Temperatur beträgt 50 Grad im Schatten. Das Kühlerwasser hält durch, der Sonnenschutz nicht. Die Zunge klebt am Gaumen, am Fotoapparat verbrennt man sich die Finger. Verwaschene Felsen, Sanddünen und Salzwüste bieten ein faszinierendes Umfeld in Death Valley, im Tal des Todes. Das soll Kalifornien sein? Surfin´ USA hatte ich anders erwartet.

50 Grad im Schatten

50 Grad im Schatten

Extreme reihen sich aneinander: Der höchste Punkt der zusammenhängenden USA, Mount Whitney mit knapp 5.000 Metern, erhebt sich über den See, der vor 10.000 Jahren austrocknete und eine Salzwüste hinterließ, in der wiederum der tiefste Punkt der westlichen Hemisphäre liegt, 86 Meter unter dem Meeresspiegel.

Das Wasser ist schlecht

Badwater. Mieses Wasser. So lautet die Ortstafel am Rande der Salzwüste. Der Laden der Trading Post profitiert davon und lässt sich Wasser wie Champagner bezahlen. $ 35 für Weiterlesen

Seepferdchen Crusta?

Es ist dringend an der Zeit, den Brandy Crusta wieder zu entdecken. Von all zu vielen Drink-Menus verschwand die Gattung der Crustas und generell führen Brandy, Weinbrand und Cognac oftmals leider ein Schattendasein am Bartresen.

Ein prominenter Brandy Crusta Trinker war der Dichter Joachim Ringelnatz. Ein wundervolles Foto zeigt ihn vor dem Glas mit dem Zuckerrand, selig lächelnd. Und das, obwohl er eigentlich einen Gedichtband herausgeben wollte, dessen Tinte mit Rum vermengt ist. Aus seiner Stammkneipe in Berlin, der Westend Klause, sind bemerkenswerte Bestellungen von Aquavit verbürgt. Der durstige Dichter selbst erklärte:

„Bernhardiner ist das letzte, was ich sein möchte. Dauernd die Flasche am Hals, und niemals trinken dürfen!“

Hans Bötticher hiess der Dichter im wirklichen Leben, der seinen Künstlernamen ausgerechnet nach einem Seepferdchen wählte. So verrückt, verwegen und voller Leidenschaft waren sie nun einmal, die 1920er Jahre, in denen Ringelnatz dichtete:

Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt. Weiterlesen