Ei(n) Erlebnis: Facil

Eigentlich müsste ich, der nie joggt (wegen Martini verschütten, ihr wisst schon…) diesem Küchenchef misstrauen. Er läuft Marathon. Ich will es nicht gegen ihn verwenden, im Gegenteil. Er bleibt mitunter dadurch jung, frisch, kreativ, leistungsfähig, kreativ, ausdauernd. Und, wie ich finde, genial in seiner Kreativität der Küche. Beispielsweise beim Thema Ei.

In den vergangen zwei Jahren schenkte mir kein anderes Restaurant in Berlin so viele kulinarische Glücksmomente, wie das Facil. Und gerade fällt mir auf, dass ich diese Tatsache in meinem Blog bislang völlig ungenügend gewürdigt habe. Ich mag es hier.

Ich mag den Raum. Er besitzt eine wundervolle Mischung aus Eleganz und Leichtigkeit. Helles, modernes Design im licht durchfluteten Raum, ganz ohne Barocke Schwere, die noch immer viel zu viele gehobene Lokale durchwabert. Auch in Jeans bin ich willkommen.

Ich mag den Service. Professionell und kundig, aber willens, auch einmal locker zu lachen. Niemand lauert penetrant hinter mir, um Weiterlesen

Peking-Ente im Shanghai?

Was für ein Idiot bin ich, der die deutlichsten Warnsignale übersieht. Draußen hängt die Leuchtreklame, die besagt: Entenkönig! Peking-Ente! Warum nennt sich das Lokal dann Shanghai? Sollten wir uns vor Shanghai-Enten in acht nehmen? Nein, das aufrechte Shanghai kann nichts dafür, wir sollten nur diese eine Adresse an der Kantstraße meiden.

Geiz ist grottig, aber der doofe Eichi musste ja auch den Tip-Gastroheft-Gutschein für das Peking-Ente-Menü ausschneiden, um dann an dem Lokal (beim fluchtartigen verlassen, erst) die Tafel zu entziffern, die besagt: Entenmenü 50% für jeden. Gehässig skandiert bestimmt das Personal: Sparfuchs, wir wissen wo die Ente hängt.
Die Inneneinrichtung ist relativ uninspiriert und unterkühlt. Eine grelle Lichterkette über dem tresen bildet das optische Highlight (sic!). Wer so ein fades Ambiente wagt, kann ja dann nur durch Kochkunst punkten? Nein. Nein!

In der Karte steht in maximalen Lettern: „Unser Koch hat die Goldmedaille.“ Oho! Aha! Beeindruckend. Nein??  Diese hier entpuppte sich beim näheren lesen des Kleingedruckten als Auszeichnung für das bereiten einer Platte im Jahre 1970(!).

Aus diesem Jahr stammten womöglich die Dekorationsbeigaben auf dem Teller. Meine Sinnesorgane wollten sich den gelb-bräunlich dahinwelkenden Elementen nicht so weit nähern, um zu erfahren, ob es sich um alte Petersilie oder gammeligen Koriander handelte. Weiterlesen

Tim Raue – Fernsehstar!?

Genau jetzt, Anfang September eröffnet Tim Raue sein neues Restaurant mit dem originellen Namen „Restaurant Tim Raue“. Der Name macht Sinn, denn bislang unterhielt man sich eher mit den Worten: „Wir gehen zu Tim Raue“, als dass man verkündete: „Wir gehen ins Ma“.

Interessante Lage, die er sich ausgesucht hat, die Rudi-Dutschke-Straße (ehemals Koch(!)-Straße). Zurück zu den Wurzeln, nach Kreuzberg und zugleich gefühlte Mitte. Ich selbst scharre bereits neugierig und ungeduldig mit den Füßen, gespannt, wie es wird. Vieles wird vertraut bleiben: Die großartige asiatisch inspirierte Küche natürlich, und das Küchen- und Serviceteam, das mit Raue und seiner Frau mit zieht und ihm ins neue Haus folgte.

Tim Raue ist noch jung und für eine Restaurant Neueröffnung braucht man das Geld. Das wird der Hauptgrund sein, warum er sich für das wenig originelle Sat 1 Format hergegeben hat, in dem Menschen nicht vor einer Jury singen, sondern kochen.

Mit militärischer Strenge und angemessener Skepsis urteilt die Jury

Mit militärischer Strenge und angemessener Skepsis urteilt die Jury

Man nehme das erfolgreiche Konzept einer Casting-Show, mische es mit dem gleichfalls beliebten Phänomen der Kochsendung, würze es mit dramaturgisch abgestimmter Musik und klopfe vorher einige Menschen weich. Menschen wie Du und ich? Nee, ein bisserl bunter, schriller, dramatischer darf es schon sein. Der sympathische schwule Pleitegeier, der harte Tätowierte, die Alleinerziehende, die Mutter der Magersüchtigen, die rheinische Frohnatur und ein paar Alibi-Graue-Mäuse.

Dann kommt das Highlight der freitäglichen 20.15 Uhr Unterhaltung: Trommelwirbel, Spannung, mit-fiebern beim….na?….was wohl?…..Klar: Zwiebeln schälen.

Tim Raue muss den Bohlen mimen und mit diabolischer Strenge und eleganter Autorität verkünden: „Das Messer kann euer größter Feind sein. Oder die Verlängerung eures Armes!“ Ui! Ich werde schmerzvoll erinnert an meine Zeit bei der Bundeswehr in Schongau, als der Hauptfeldwebel verkündete: „Männer, morgen geht es in den Sauwald. Da scheint niemals die Sonne. Besonders nicht für Sie!“

Möge im neuen Restaurant Tim Raue ganz viel Sonne scheinen! Alles Gute zum Auftakt.

Tim Raue Restaurant, Rudi-Dutschke-Straße26, 10969 Berlin-Kreuzberg

Dienstag bis Samstag
12.00 – 14.00 Uhr und  19.00 – 22.00 Uhr

Telefon: 030 – 2 59 3 79 30

www.tim-raue.com

www.sat1.de/deutschlands-meisterkoch/video/

Altes West-Berlin im Eulenspiegel

Ein gelungener Abend hat mit wundervoller Gesellschaft, köstlichem Essen, prachtvollen Getränken, munterer Diskussion und auch dem Austragungsort derselben zu tun.

An jenem Abend im August war wunderbare Gesellschaft zur Hand, die munter debattierte und neugierige Erwartungen hegte, was sich hinter dem ominösen „Privatrestaurant“ wohl verbergen mag. In der Tat sperrt eine güldene Kordel den Eingang für all jene, die ohne Anmeldung neugierig durch die Türe linsen und verhindert so jegliche Nachwuchswerbung für das Lokal.

Die Küche versteht ihr Handwerk im Umgang mit  sorgfältig gewählten Zutaten. Vorab reichte man nette Salami, Schinken, Flammkuchen und Allerlei. Gefolgt von einem eher belanglosen Hummersalat. Die gefüllte Perlhuhnbrust, nach Backhendl-Art zubereitet, mit einem originellen warmen Zitronen-Kartoffelsalat, war saftig und sehr schmackhaft. Die Kartoffelvariante wurde mit „Bayerischer Art“ kommuniziert, was verwundert, ob der kargen Ausbeute bayuvarischer Zitronenplantagen.

Der abschließende Pfirsich-Melba verdeutlicht womöglich am ehesten den Stil des Hauses.
Wir befinden uns im alten West-Berlin vor dem Mauerfall. An den Wänden ein alter Fritz, gegenüber ein röhrender Hirsch. Gerade wurde die Lichterkette erfunden und Ragout Fin hat den Toast Hawaii als Standardgericht abgelöst. Weiterlesen

Umu = Sprachlos

Nein, nicht wirklich. Zumindest jetzt nicht mehr. „Lasse die Welt, die Du kennst, hinter Dir!“ rät die Homepage dem Besucher. Also auf nach Mayfair.

James Bond lässt grüßen, wenn am Eingang eine geheimnisvolle Taste betätigt werden muss, die eine versteckte Schiebetür betätigt und den Weg frei gibt.

Rechts die helle Taste zum öffnen der Tür

Rechts die helle Taste zum öffnen der Tür

Kann ein Ort glamourös-entspannt sein? Wenn ja, dann dieser. Gedämpfte Gespräche, greller Strass, edle Hölzer, dunkle Anzüge und zerrissene Jeans. Sie alle wollen diese großartige japanische Küche, Kyoto-Style.

Japanische Eleganz

Japanische Eleganz

Der Mittagstisch empfiehlt sich für den begrenzten Geldbeutel, da ab 25 Pfund ein Menü zu haben ist. Die großen 8-Gänge Kaiseki-Menüs für 95 Weiterlesen

Doping, wie ich es mag

Die Tour de France. Land der Gourmets, Sport der Blutbeutel. Von Jahr zu Jahr schaue ich es mir weniger an. Vielleicht würde ich es gar nicht mehr anschauen, gäbe es nicht Jens Voigt, den sympathischen Kämpfer, engagierten Teamstreiter und liebevollen Papa.

Gleich nach dem Ende der 12. Etappe, die ein Spanier vor einem Spanier gewann, zeigte das ZDF einen sehr netten Bericht über das diesjährige Küchenkonzept vom Team Saxo Bank, dem Jens Voigt angehört und das vom ewigen Recken Bjarne Riis geleitet wird.

Das Team hat einen Küchen Truck dabei, in dem Mahlzeiten für die Fahrer bereitet werden, die weit über die klassische Pasta-Reis-Bananen Verpflegung für Sportler hinaus gehen.

Der dänische Spitzenkoch Thorsten Schmidt bereitet für die Saxoradler abwechslungsreiche Speisen zu. Riis hat erkannt, dass gutes Essen deutlich zur Moral der Truppe und zu positiver Energie beitragen kann.

Der Gewinner einer Etappe darf sich ein Essen wünschen. Andy Schleck hat sich Weiterlesen

Taj Mahal = Krone des Ortes?

Sollte man Vorsicht walten lassen, wenn ein Restaurant den Namen eines Grabmals trägt? Wahrscheinlich. Obgleich das originale Taj Mahal natürlich ein schöner und magischer Ort ist, benannt nach der Lieblingsfrau des Moguls Shah Jahan, der Indien im 17. Jahrhundert ordentlich Shakespeare-isch aufgemischt hat. Mumtaz Mahal hieß die Holde. Wurde sie vergiftet?

Zurück nach Charlottenburg, wo auf der schönen Seite des Stuttgarter Platzes

Auch das Brot hat sich aufgeblasen

Auch das Brot hat sich aufgeblasen

doch so feine kulinarische Orte warten. Optimistisch gehe ich nachträglich davon aus, dass man mich nicht vergiften wollte. Dennoch zog ich übellaunig fort und mag fortan die Krone des Ortes (wie Taj Mahal übersetzt lautet) nicht recht ernst nehmen.

Auf die Optik des Ladens kann die Betitelung nicht gemünzt sein, die sich innen architektonisch hart an der Grenze von schlicht zu schäbig bewegt. Auf uraltem Dielenboden wackeln rustikale Holztische, umringt von blauen Sitzgelegenheiten und schiefen Lampen. Nahe dem Savignyplatz hat kürzlich ein schwedisches Restaurant „Der alte Schwede“ geschlossen. Ob die dortige Inneneinrichtung indisch umgewidmet wurde?

Ein guter Grund, sich hier niederzulassen sind die Außenplätze unter den alten Gaslaternen und Weiterlesen

Selig, wer Teigtaschen bestellt

Heute muss ich, etwas verspätet, eine winzige Gegendarstellung entschlossen vortragen!

Eine kleine Perle des Charlottenburger Mini-Chinatowns der Kant(on)straße, liegt unweit der Wilmersdorfer Straße und heißt „Selig“. Bei der Eröffnung, einige Jahre zurück, nannte man sich „Rote Laterne“, was allerdings gerade in

An der roten Säule: Die Weinempfehlungen

dem Tabledance-Viertel zwischen Kantstraße und Stuttgarter Platz eindeutig zweideutige Missverständnisse auf den Plan rief. So benannte man sich also um.

Von Anfang an war das Essen sehr gut. Das Hauptaugenmerk liegt auf frischen Teigwaren in nordchinesischem Stil, die man in Berlin kaum besser vorfindet. Großartig sind die Suppen mit den dicken Lanzhou Nudeln darin, oder die diversen Teigtaschen.

Ich liebe Teigtaschen, daher freute ich mich sehr über die Ausgabe 25/2009 des Stadtmagazins tip zum Ende des letzten Jahres, die einen großen asiatischen Teigtaschentest versprach. Insgesamt waren die Artikel/Tests auch ganz nett und teilweise zutreffend, mit lebendiger subjektiver Note verfasst. Zu meinem Entsetzen wurde das Selig mit der schlechtesten Wertung der 12 beschriebenen Lokale versehen. Nanu, denke ich. Was mag da passiert sein? Gerade die Jiaozi Teigtaschen werden dort doch so fein, subtil und original hergestellt. Zwanghaft muss ich sie bei jedem Besuch bestellen.

Dem Autor des tip schmeckt das nicht ausreichend intensiv und er wirft dem Lokal Weiterlesen

(Bisschen) Trauriger kulinarischer Jahresrückblick

Ich vermag gerade nicht zu sagen, ob es Jürgen Klinsmann oder Hermann Hesse war, der uns seinerzeit ermunterte: “ Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

Seien wir optimistisch und gehen davon aus, das dieser Satz auch 2010 Gültigkeit besitzen wird. Mein heutiger kulinarischer Rückblick auf das Jahr 09 geschieht mit einer Träne im Knopfloch. Denn: Berlin ist um einige schöne, originelle, legendäre, kuriose Adressen ärmer geworden. An ein paar davon, die mir fehlen, mag ich kurz erinnern.

China Restaurant Tai Tung

Eingang zum Tai Tung

Eingang zum Tai Tung

Das älteste chinesische Restaurant gibt es nicht mehr. (Also das älteste erhaltene. Chinesische Restaurants in Berlin, vor allem an der Kantstraße, haben sich bereits seit 1923 angesiedelt.)

Über 50 Jahre hielt sich das Restaurant im Bikini-Haus an der Budapester Straße. Damals eine Sensation mit vielen prominenten Stammgästen von Peter Zadek bis Willy Brandt.

Zuletzt kannten viele Berliner das Lokal weniger über die servierten Speisen, sondern vor allem wegen des Plakates in einem der Schaukästen unter den Arkaden, auf dem Harald Juhnke für das Restaurant seines Schwiegervaters wirbt. Warb. Das Plakat wurde entfernt, nichts

Ente

Ente

erinnert mehr an das Tai Tung. Nun gut: Ein filmisches Denkmal gibt es noch. In „Goodbye Lenin“ fährt Daniel Brühl mit Moped in den Westen und hält genau neben dem berühmten Schaukasten. Godbye Tai Tung.

Pata Negra

Die Nachbarn sagen, die gewaltige Baustelle direkt vor der Tür konnte das Restaurant im Instituto Cervantes an der Rosenstraße, gleich hinter dem Hackeschen Markt, nicht verkraften.

Tisch abgeräumt

Tisch abgeräumt

Oder lag es doch an der Tatsache, dass die Bundesdeutsche Skepsis und Ablehnung bezüglich molekularer Küchenexperimente doch zu groß ist. Feiges Deutschland? Langweilige Küchenspießer? Ich glaube, ja. Wenn es hierzulande einmal kreativer molekular zugeht, als mit Hilfe der Fritteuse, gebt mir bitte Bescheid.

Ich habe im Pata Negra gelernt, wie aufregend und kreativ Küche mit molekularen Momenten sein kann. Verspielt, ja, aber stets mit den besten Zutaten. Herrlich chaotische Tischdeko – ich möchte gar nicht erahnen, wieviele der gestapelten und kühn drapierten Gläser zu Bruch gegangen sind – empfing den Gast, der mit besten Weinen versorgt wurde, erstklassig zu den Gängen abgeschmeckt.

Schutzbrille nötig

Schutzbrille nötig

Es schäumte, es dampfte, es war aufregend und intensiv. Wenn beispielsweise zur Kühlung eines Fruchtsorbets flüssiger Stickstoff verwendet wird, anstatt Wasser, so wird mit -196 Grad gekühlt, aber nicht verwässert. Dieses Geschmackserlebnis hat es in sich. Ihr habt es verpasst? Schade.

Diekmann im Weinhaus Huth

Daimler-Areal und Sony-Center sind für mich eine kulinarische Schauderzone. Jedenfalls wenn es um Alltagstauglichkeit geht. Das Facil ist fantastisch und macht mich glücklich, wirkt sich auf Dauer gesehen aber monetär

Gleich geht das Licht aus

Gleich geht das Licht aus

ruinös aus. Da war das Diekmann eine schöne Alternative zu den Touri-Deppen-Neppen-Einrichtungen, den halbherzigen Imbissen und den standardisierten Orten des mächtigen Laggner-Imperiums (Oscars, Lutter&Wegner etc.)

Prachtvolle Weine zu solidem Essen war die Devise. In zahlreichen Publikationen fanden sich Jahr für Jahr 2für1-Gutscheine, die einen Besuch erschwinglich gestalteten.

Einmal begleitete ich eine Gruppe Damen durch ein abwechslungsreiches Berlinprogramm. Für den Abend war ein Musical Besuch am Marlene-Dietrich-Platz vorgesehen. Davor hatte ich ein Abendessen im Weinhaus Huth anempfohlen, welches die anspruchsvollen Ladies glücklicherweise zufrieden stellte. Am Musical-

Servus (leise)

Servus (leise)

Theater stellte sich heraus, das die Aufführung ausfallen musste, wegen Erkrankung wichtiger Darsteller.

Statt mich grimmig zu rügen und die Panne zu bejammern, strahlte die Runde fröhlich und beschloss, zurück ins Diekmann zu kehren, um doch noch ein Dessert zu bestellen. Der Kellner guckte schon ein wenig seltsam….

Vitrum im Ritz Carlton

„Ladies und Gentlemen kümmern sich um Ladies und Gentlemen.“ Diese Philosophie im Ritz-Carlton Hotel hat mir von Anfang an gefallen. In diesem Jahr konnten mich die Ritz-Carlton nicht wirklich glücklich machen. „Wer meine Erlebnisse in Wolfsburg gelesen hat, ist im Bilde.)

2008 löste Hendrik Otto seinen Vorgänger Thomas Kellermann ab, den es aus der Metropole nach Wernberg-Köblitz verschlug. In Windeseile erkochte Otto den Michelin-Stern für das Hotel zurück, der mit dem Weggang  Kellermanns vakant geworden war. Respekt.

Der großartige Koch und wundervolle Gastgeber, Hendrik Otto, gemeinsam mit dem einmaligen Weinfachmann Rakshan Zhouleh (heute im Tantris in München) bescherte mir eines der schönsten kulinarischen Erlebnisse meines Lebens. Ich werde es nie vergessen.

Eine Kochmütze von diesem Abend halte ich in besonderen Ehren und die „Ladies und Gentlemen“ des Ritz-Carlton können sich überlegen, wie sie diesen Verlust wieder gut machen (derzeit sind Mode-Lädchen geplant. Sehr originell.) Man munkelt, Hendrik Otto wird demnächst auf Sylt wieder Gäste verwöhnen. Wo immer er es tut, ich jedenfalls wünsche ihm alles Gute!

Café Möhring

Möhring- vorbei

Möhring- vorbei

1898 eröffnete das erste Café Möhring am Kurfürstendamm, Ecke Uhlandstraße. Nun sind die letzten verschwunden. Am Kudamm sind die Schließungen schon ein wenig länger her, es folgte das Ende der Filiale am Schloss Charlottenburg und als letztes musste das Haus am Gendarmenmarkt dran glauben.

Die Betreiber hatten es hier versäumt, mit der Zeit zu gehen. Formfleisch-Mief  und mittelmäßige Torten in angestaubtem Ambiente konnten den Wettbewerb mit Fassbender&Rausch, Aigner & Co. nicht mehr bestreiten.

geschlossen (Eckhaus)

geschlossen (Eckhaus)

Schade, so ist ein weiterer Traditionsname der Hauptstadt Vergangenheit. Auch wenn die Firma Pfennig die Namensrechte noch besitzt und weiterhin original Berliner Möhring-Produkte bei Hannover produziert.

Demnächst soll an dieser Stelle ein bajuwarischer Brauereiausschank Besucher mit einem Humpen Augustiner erquicken. Joseph Laggner macht es mal wieder möglich. Dem gehört bald die gesamte Charlottenstraße.

So! Genug gejammert. Genug. Genug! Schließlich gab es 2009 auch grandiose kulinarische Augenblicke, glanzvolle Neueröffnungen und schmackhafte Erlebnisse. Und daher freue ich mich auf den Zauber – ab Januar 2010 – und weiteren regen kulinarischen Austausch. Virtuell, reell, Prost!

Dong Xuan Center (Lichtenberg)

Vietnam in Berlin. Ja, das gibt es. Und es ist vermutlich nicht immer einfach, mit all den Klischees und bisweilen den Vorurteilen umzugehen. Zahlreiche Berliner reduzieren die Vietnamesen der Stadt auf den zwielichtigen Zigarettenhandel, fragwürdige Fingernagelgestaltung und Blumenhandel in Bahnhöfen.

Missbilligend blicken chinesische Restaurantbetreiber auf das Phänomen, dass ca. 75% der China-Restaurants und Asia-Imbisse der Hauptstadt eigentlich von Vietnamesen betrieben werden. Die DDR holte ab Ende der 1960er Jahre ca. 60.000 vietnamesische Vertragsarbeiter vom Mekong an die Spree und nicht immer wurden die Ankömmlinge freundlich behandelt.

Kein Wunder also, dass sich die vietnamesische Gemeinde Berlins ihre

Geheimnisvolle Hallen

Geheimnisvolle Hallen

eigenen Orte in der Stadt geschaffen hat. Manche zurückgezogen im Verborgenen, andere zwar abgelegen, aber dennoch öffentlich. Ein solcher Ort befindet ich im Industriegebiet von Lichtenberg, zwischen der Herzbergstraße, dem historischen Wasserpumpwerk und der Vulkanstraße.

Da stehen sie nun, die sonderbaren Hallen, die zu einer Reise in die vorwiegend vietnamesischen Facetten des asiatischen Berlin mit Treffpunkten, Handel, Import-Export, Gefeilsche und vor allem reichlich Trubel einladen. Weiterlesen