(Bisschen) Trauriger kulinarischer Jahresrückblick

Ich vermag gerade nicht zu sagen, ob es Jürgen Klinsmann oder Hermann Hesse war, der uns seinerzeit ermunterte: “ Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

Seien wir optimistisch und gehen davon aus, das dieser Satz auch 2010 Gültigkeit besitzen wird. Mein heutiger kulinarischer Rückblick auf das Jahr 09 geschieht mit einer Träne im Knopfloch. Denn: Berlin ist um einige schöne, originelle, legendäre, kuriose Adressen ärmer geworden. An ein paar davon, die mir fehlen, mag ich kurz erinnern.

China Restaurant Tai Tung

Eingang zum Tai Tung

Eingang zum Tai Tung

Das älteste chinesische Restaurant gibt es nicht mehr. (Also das älteste erhaltene. Chinesische Restaurants in Berlin, vor allem an der Kantstraße, haben sich bereits seit 1923 angesiedelt.)

Über 50 Jahre hielt sich das Restaurant im Bikini-Haus an der Budapester Straße. Damals eine Sensation mit vielen prominenten Stammgästen von Peter Zadek bis Willy Brandt.

Zuletzt kannten viele Berliner das Lokal weniger über die servierten Speisen, sondern vor allem wegen des Plakates in einem der Schaukästen unter den Arkaden, auf dem Harald Juhnke für das Restaurant seines Schwiegervaters wirbt. Warb. Das Plakat wurde entfernt, nichts

Ente

Ente

erinnert mehr an das Tai Tung. Nun gut: Ein filmisches Denkmal gibt es noch. In „Goodbye Lenin“ fährt Daniel Brühl mit Moped in den Westen und hält genau neben dem berühmten Schaukasten. Godbye Tai Tung.

Pata Negra

Die Nachbarn sagen, die gewaltige Baustelle direkt vor der Tür konnte das Restaurant im Instituto Cervantes an der Rosenstraße, gleich hinter dem Hackeschen Markt, nicht verkraften.

Tisch abgeräumt

Tisch abgeräumt

Oder lag es doch an der Tatsache, dass die Bundesdeutsche Skepsis und Ablehnung bezüglich molekularer Küchenexperimente doch zu groß ist. Feiges Deutschland? Langweilige Küchenspießer? Ich glaube, ja. Wenn es hierzulande einmal kreativer molekular zugeht, als mit Hilfe der Fritteuse, gebt mir bitte Bescheid.

Ich habe im Pata Negra gelernt, wie aufregend und kreativ Küche mit molekularen Momenten sein kann. Verspielt, ja, aber stets mit den besten Zutaten. Herrlich chaotische Tischdeko – ich möchte gar nicht erahnen, wieviele der gestapelten und kühn drapierten Gläser zu Bruch gegangen sind – empfing den Gast, der mit besten Weinen versorgt wurde, erstklassig zu den Gängen abgeschmeckt.

Schutzbrille nötig

Schutzbrille nötig

Es schäumte, es dampfte, es war aufregend und intensiv. Wenn beispielsweise zur Kühlung eines Fruchtsorbets flüssiger Stickstoff verwendet wird, anstatt Wasser, so wird mit -196 Grad gekühlt, aber nicht verwässert. Dieses Geschmackserlebnis hat es in sich. Ihr habt es verpasst? Schade.

Diekmann im Weinhaus Huth

Daimler-Areal und Sony-Center sind für mich eine kulinarische Schauderzone. Jedenfalls wenn es um Alltagstauglichkeit geht. Das Facil ist fantastisch und macht mich glücklich, wirkt sich auf Dauer gesehen aber monetär

Gleich geht das Licht aus

Gleich geht das Licht aus

ruinös aus. Da war das Diekmann eine schöne Alternative zu den Touri-Deppen-Neppen-Einrichtungen, den halbherzigen Imbissen und den standardisierten Orten des mächtigen Laggner-Imperiums (Oscars, Lutter&Wegner etc.)

Prachtvolle Weine zu solidem Essen war die Devise. In zahlreichen Publikationen fanden sich Jahr für Jahr 2für1-Gutscheine, die einen Besuch erschwinglich gestalteten.

Einmal begleitete ich eine Gruppe Damen durch ein abwechslungsreiches Berlinprogramm. Für den Abend war ein Musical Besuch am Marlene-Dietrich-Platz vorgesehen. Davor hatte ich ein Abendessen im Weinhaus Huth anempfohlen, welches die anspruchsvollen Ladies glücklicherweise zufrieden stellte. Am Musical-

Servus (leise)

Servus (leise)

Theater stellte sich heraus, das die Aufführung ausfallen musste, wegen Erkrankung wichtiger Darsteller.

Statt mich grimmig zu rügen und die Panne zu bejammern, strahlte die Runde fröhlich und beschloss, zurück ins Diekmann zu kehren, um doch noch ein Dessert zu bestellen. Der Kellner guckte schon ein wenig seltsam….

Vitrum im Ritz Carlton

„Ladies und Gentlemen kümmern sich um Ladies und Gentlemen.“ Diese Philosophie im Ritz-Carlton Hotel hat mir von Anfang an gefallen. In diesem Jahr konnten mich die Ritz-Carlton nicht wirklich glücklich machen. „Wer meine Erlebnisse in Wolfsburg gelesen hat, ist im Bilde.)

2008 löste Hendrik Otto seinen Vorgänger Thomas Kellermann ab, den es aus der Metropole nach Wernberg-Köblitz verschlug. In Windeseile erkochte Otto den Michelin-Stern für das Hotel zurück, der mit dem Weggang  Kellermanns vakant geworden war. Respekt.

Der großartige Koch und wundervolle Gastgeber, Hendrik Otto, gemeinsam mit dem einmaligen Weinfachmann Rakshan Zhouleh (heute im Tantris in München) bescherte mir eines der schönsten kulinarischen Erlebnisse meines Lebens. Ich werde es nie vergessen.

Eine Kochmütze von diesem Abend halte ich in besonderen Ehren und die „Ladies und Gentlemen“ des Ritz-Carlton können sich überlegen, wie sie diesen Verlust wieder gut machen (derzeit sind Mode-Lädchen geplant. Sehr originell.) Man munkelt, Hendrik Otto wird demnächst auf Sylt wieder Gäste verwöhnen. Wo immer er es tut, ich jedenfalls wünsche ihm alles Gute!

Café Möhring

Möhring- vorbei

Möhring- vorbei

1898 eröffnete das erste Café Möhring am Kurfürstendamm, Ecke Uhlandstraße. Nun sind die letzten verschwunden. Am Kudamm sind die Schließungen schon ein wenig länger her, es folgte das Ende der Filiale am Schloss Charlottenburg und als letztes musste das Haus am Gendarmenmarkt dran glauben.

Die Betreiber hatten es hier versäumt, mit der Zeit zu gehen. Formfleisch-Mief  und mittelmäßige Torten in angestaubtem Ambiente konnten den Wettbewerb mit Fassbender&Rausch, Aigner & Co. nicht mehr bestreiten.

geschlossen (Eckhaus)

geschlossen (Eckhaus)

Schade, so ist ein weiterer Traditionsname der Hauptstadt Vergangenheit. Auch wenn die Firma Pfennig die Namensrechte noch besitzt und weiterhin original Berliner Möhring-Produkte bei Hannover produziert.

Demnächst soll an dieser Stelle ein bajuwarischer Brauereiausschank Besucher mit einem Humpen Augustiner erquicken. Joseph Laggner macht es mal wieder möglich. Dem gehört bald die gesamte Charlottenstraße.

So! Genug gejammert. Genug. Genug! Schließlich gab es 2009 auch grandiose kulinarische Augenblicke, glanzvolle Neueröffnungen und schmackhafte Erlebnisse. Und daher freue ich mich auf den Zauber – ab Januar 2010 – und weiteren regen kulinarischen Austausch. Virtuell, reell, Prost!

Weinproben bei Vinum (Charlottenburg)

Winterzeit ist Weinzeit. Und wir reden hier nicht von Glühwein auf fragwürdigen Weihnachtsmärkten oder Beaujolais Primeur zu 1,99 im Discounter. Ein klein wenig komplexer, anspruchsvoller, feiner darf unser Tropfen schon sein, gell?

Um neue Weinexperimente zu verkosten oder klassische Anbaugebiete neu zu entdecken, empfiehlt sich die Teilnahme an einer der stil- und

Unterichtsmaterial unterschiedlichster Art

Unterichtsmaterial unterschiedlichster Art

genussvollen Weinproben, die im Vinum Spezialitätenkontor im Charlottenburger Danckelmannkiez zwischen Oktober und März veranstaltet werden. (Über das Weingeschäft selber habe ich bereits hier ein wenig berichtet.)

In der Regel beinhalten die Weinabende so um die zehn Weine im Rahmen eines Dreigang-Menüs. Dazu trägt Andreas Schiechel Wissenswertes und Aktuelles zum jeweiligen Thema vor und regt zur geschmacklichen Diskussion bei der Weinerkundung an. Die Proben bei Herrn Schiechel sind etwas Besonderes. Behaupte ich, der ich eifrig, oft und völlig selbstlos Weinproben in Berlin besuche.

Der Mann ist ein Experte, sein Wissen ist phänomenal und stets auf dem neuesten Stand. Vor kurzem besuchte ich eine Weinprobe in Kreuzberg und stellte fest, dass die Referentin bestimmt seit zehn Jahren ihre Unterlagen nicht mehr aktualisiert hatte. Ähnliches wäre Weiterlesen

Dong Xuan Center (Lichtenberg)

Vietnam in Berlin. Ja, das gibt es. Und es ist vermutlich nicht immer einfach, mit all den Klischees und bisweilen den Vorurteilen umzugehen. Zahlreiche Berliner reduzieren die Vietnamesen der Stadt auf den zwielichtigen Zigarettenhandel, fragwürdige Fingernagelgestaltung und Blumenhandel in Bahnhöfen.

Missbilligend blicken chinesische Restaurantbetreiber auf das Phänomen, dass ca. 75% der China-Restaurants und Asia-Imbisse der Hauptstadt eigentlich von Vietnamesen betrieben werden. Die DDR holte ab Ende der 1960er Jahre ca. 60.000 vietnamesische Vertragsarbeiter vom Mekong an die Spree und nicht immer wurden die Ankömmlinge freundlich behandelt.

Kein Wunder also, dass sich die vietnamesische Gemeinde Berlins ihre

Geheimnisvolle Hallen

Geheimnisvolle Hallen

eigenen Orte in der Stadt geschaffen hat. Manche zurückgezogen im Verborgenen, andere zwar abgelegen, aber dennoch öffentlich. Ein solcher Ort befindet ich im Industriegebiet von Lichtenberg, zwischen der Herzbergstraße, dem historischen Wasserpumpwerk und der Vulkanstraße.

Da stehen sie nun, die sonderbaren Hallen, die zu einer Reise in die vorwiegend vietnamesischen Facetten des asiatischen Berlin mit Treffpunkten, Handel, Import-Export, Gefeilsche und vor allem reichlich Trubel einladen. Weiterlesen

i-nachtsmarkt ?

Wer erinnert sich noch an die Zeiten, als Kinder auf dem Schoß des Weihnachtsmannes Platz nahmen und ihm ein jahreszeit-gemäßes Liedchen vorsingen mussten um daraufhin eine Gabe aus einem riesigen Sack zu erhalten.

Gut, in Wahrheit saß da meist ein verkleideter Student mit kratzendem Plastikbart in der zugigsten Ecke des Kaufhauses oder der Einkaufspassage und entlohnte die Kinderlein mit mittelmäßigen Mandarinen und nervigen Nüssen um die Eltern kurz Luft holen zu lassen, damit Sie gestärkt für den weiteren Konsum sein mögen.

Im Center der Blauen Lichter

Im Center der Blauen Lichter

Die Zukunft sieht anders aus. Ich weiß das, seit meinem Besuch des Weihnachtsmarktes im Sony Center am Potsdamer Platz.

41.000 blaue Lichter formen einen Trichter. Aus bestimmten Perspektiven wirkt er gar bedrohlich und man könnte meinen, ein Sog erfasst den Menschen, um ihn in einem schwarz-blauen Loch verschwinden zu lassen.

Unter der Sony-Zeltkuppel, um den blauen Hut, sind Buden aus weißem Kunststoff angeordnet, die gleichfalls modern-blau illuminiert werden.

Schon ganz interessant: Ein Weihnachtsmarkt der etwas anderen Art, wie eigentlich jedes Jahr im Sony Center. Es gab bereits den Lego-Weihnachtsmarkt.

I´ll have a blue christmas....

I´ll have a blue christmas....

Seit meinen Erfahrungen mit dem Markt in der Wilmerdorfer Straße bin ich etwas skeptischer geworden, was vollmundige Werbetexte anbelangt. Der Blaue Markt wird in der offiziellen Lyrik angepriesen als „Sternenzauber“ mit „Highlights auf der Bühne“, „Unterhaltung für die ganze Familie“, finnischen Waffeln und estnischem Glühwein. Klingt gut.

Kommt ein Weihnachtsmann hierher? Ich weiß es nicht. Wenn, dann trägt er eine blaue Robe und das Kind auf seinem Schoß hält ihm einen mp3-Player vor die Nase und spielt einen X-mas Song ab. Aus dem Sack zaubert er dann einen Klingelton-Download-Gutschein.

Glühwein Alm

Der Rebell: Glühwein Alm

Einen verwegen Rebellen machen wir in einem versteckten Winkel aus. Eine Bretterbude hat sich subversiv unter all die Plastik-Würfel-Buden gemogelt. Die Glühwein-Alm. Faszinierend.

Geöffnet ist bis zum 3.1.2010 meist so von 11 bis 21 Uhr. Die genauen sachdienlichen Hinweise finden sich hier….

Julie Powell: Julie & Julia

Dinner und Desaster. Butter und Blog. Und: Wodka Gimlet!

365 Tage, 524 Rezepte und 1 winzige Küche, lautet der Untertitel zu dem wundervollen Buch, welches eher zufällig in meine Hände geriet, als über den gleichnamigen Film viele schmunzelten oder gähnten. Der Film klang nach Bridget Jones und ähnlichem Selbstverwirklichungs-Kram von Frauen um die 30. Nix für mich, dachte ich. Freunde waren anderer Meinung, schließlich würde es um Essen und Kochen gehen. So war ich denn zur Lektüre verdonnert.

Julie & Julia

Julie & Julia

Und tatsächlich geht es los mit den Gebärgedanken verwelkender Endzwanzigerinnen. Ich nehme mir vor, bis Seite 50 durchzuhalten und dann gegebenenfalls das Buch bei Nichtgefallen einer der gebärinteressierten Endreissigerinnen in meinem Bekanntenkreis zu überlassen. Ich habe Glück. Auf Seite 49 merke ich, ich werde das Buch zu Ende lesen.

Nun startet das „Julie/Julia Projekt“, in dem Julie Powell  den Kampf mit dem Kochbuch Mastering the Art of French Cooking(Vol. 1) von Julia Child aufnimmt, um innerhalb eines Jahres alle 524 Rezepte nachzumachen und auszuprobieren. Das Experiment wird von einer Berichterstattung in Form eines Blog begleitet, was Anno 2002 noch keineswegs eine derartige Selbstverständlichkeit darstellt, wie es heutzutage der Fall ist.

So bietet das Buch auf vielfältige Art und Weise Unterhaltung. 1. Berichte über erste unbeholfene Schritte aus den Anfangstagen des bloggens. 2. Pleiten, Pech und Perfektes im Umgang mit Weiterlesen

Heavy Metal Weihnachtsmarkt?

Heute fand ich den Ort der ultimativen Trübseligkeit. Unglücklicherweise liegt er beinahe vor meiner Haustür.

Ein Weihnachtsbaum!?

Ein Weihnachtsbaum!?

Meine Laune als fröhlicher Wandersmann durch die Strassen der Hauptstadt erreichte einen jähen Tiefpunkt bei dem Durchmessen des Fußgängerzonenabschnitts der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg. Angeblich soll es sich bei den dortigen Aufbauten nicht nur um einen Weihnachtsmarkt handeln, sondern sogar um einen „Wintertraum Weihnachtsmarkt“ (so der Veranstalter). Immerhin verspricht er „beheizte Toiletten und verkleidete Müllbehälter.“

Die Fußgängerzone ist immer mal wieder Schauplatz von traurigen Veranstaltungen nach dem Prinzip: Wir stellen ein paar Verkaufs- und Imbissbuden hin und denken uns schnell irgendein Motto aus, für das sich ein Sponsor findet. Die Geschäftsleute entlang der Wilmersdorfer Straße unterstützen gerne diese Projekte. Listig grinsen sie, da sie zurecht annehmen dürfen, dass die grauenvolle Wegelagerei die Kunden noch schneller als sonst  in ihre Geschäfte treibt.

Im Mai 2009 gab es daher beispielsweise das „Singha Asien Kulturfest“, der vermutlich bei zahlreichen asiatischen Mitbürger eine Identitätskrise ausgelöst haben dürfte. Ob es zu diplomatischen Nachwirkung kam, ist mir nicht bekannt. Immerhin gab es Bratwurst. Mit Curry….

Das Motto in diesen Tagen lautet überraschender Weise „Weihnachten“. Neben dem Wintertraum finden sich jedoch weitere Werbeparolen, mit denen die Veranstaltung beworben wird. Das Stadtmagazin zitty ist anscheinend mit von der Partie und preist den „Kultur Weihnachtsmarkt“ an und auf berlin.de ist zusätzlich von dem Event „Berlin lacht“ die Rede.

Berlin weint würde es treffender beschreiben. Heulende Kinder zeigen unglücklich auf den Weihnachtsbaum (in dem ein triefend-nasser Teddybär unglücklich stranguliert wirkt) und schauen verängstigt drein. Für den lachenden Weihnachtskulturtraum wurde der Weiterlesen

Küchenparty im Fischers Fritz

Es gibt eigentlich immer einen Grund für eine Party. Beispielsweise Tradition. Traditionell feiert das Team vom Fischers Fritz mit seinem Chefkoch Christian Lohse Anfang November eine Küchenparty, bei der es ein klein wenig unkonventioneller zugehen darf, als sonst im alltäglichen Geschehen eines Zwei-Sterne-Restaurants.

Alljährlich werden Küchenmeister ins Hotel Regent gebeten, die ein Gericht zur Feier beitragen, dazu kommen Winzer, die einen ihrer Weine passend zum jeweiligen Gericht abstimmen. Die Gäste der Veranstaltung bekommen eine Schürze ausgehändigt, dürfen dann die Küche stürmen und sich an den

Die eigentlich heiligen Hallen

Die eigentlich heiligen Hallen

verschiedenen Stationen Teller mit Köstlichkeiten erobern, um sie dann genussvoll zu verzehren, nicht ohne vorher festzustellen, dass eine dritte Hand für das Weinglas sehr sinnvoll wäre. So wird balanciert, durchgeschlängelt, probiert, geneckt und genossen. Zuweilen erweist sich im Gewimmel die Schürze als durchaus sinnvolle Maßnahme.

Grund für eine Party kann ein Preis sein. Beispielsweise die Verleihung des Titels „Berliner Meisterkoch 2009“ an Christian Lohse. Sicher haben es sich die anwesenden Kochkollegen nicht nehmen lassen, zu einer weiteren Auszeichnung zu gratulieren. Aus Berlin haben Marco Müller von der Weinbar Rutz und Weiterlesen

Gefährlich: Gabelstapler im Getränkelager

In einer Moskauer Lagerhalle voll mit Wodka und Cognac hat sich ein Gabelstaplerfahrer ausgiebig den vorhandenen Produkten gewidmet.

Sturzbesoffen übernahm der Mann wieder das Steuer, um weiter zu stapeln. Man kann sagen, dass stattdessen eine Art Gegenteil eintrat. Eine Überwachungskamera nahm das Ergebnis der nachfolgenden Kettenreaktion auf und so kann der kleine Nachrichtenspot auf intensive Art mahnen: Nicht trinken und Gabelstapler fahren!

Laut der New York Times beträgt der Schaden $150.000, der Fahrer kam verblüffender Weise mit nur leichten Beinverletzungen davon.

Born to drink European

Sonnenuntergang über Berlin. Welchen wundervollen Ort wollen wir heute aufsuchen, um dem Szenario beizuwohnen? Lietzenseepark? Hoppetosse? Warschauer Brücke? Nein, heute soll es der Kreuzberg sein. Rasch noch eine Flasche Rotwein eingesteckt, damit es ein doppelter Genuss wird.

Belle Alliance - Mein Wein und ich

Belle Alliance - Mein Wein und ich

Oben angekommen zeigt sich schnell, diese Idee hatten außer uns nur ungefähr acht Dutzend andere Leute. Sie alle blicken romantisch seufzend gen Westen, allerdings nicht ohne vorher eine Flasche Wein, Bier, Limonade oder ein TetraPak mit gruseligem Inhalt – „Wein aus verschiedenen Europäischen Anbaugebieten“ – geöffnet zu haben.

Ab und an gesellen sich US-amerikanische Berlinbesucher dazu und erfahren so die getränketechnische Überlegenheit der alten Welt. Weil: Das ginge in USA so überhaupt gar nicht. Alkoholische Getränke in der Open-Air-Öffentlichkeit zu konsumieren ist dort ein Fall für den Staatsanwalt.

Beispiel New York. Neulich auf der Uferpromenade von Roosevelt Island. Ein cop  hat sich  bedrohlich vor einem älteren Mann aufgebaut, Hand an seinem Pistolenholster, breitbeinig. Wer ist der Mann? Mafia? Ein obszöner Entblößer? Ein Verwandter von Bin Laden? Nein, der eingeschüchterte Mitt-Sechziger entpuppt sich als niederländischer Tourist, der sich auf eine der Bänke am Ufer gesetzt hat – mit einer Dose BIER!

Wer nun meint, im Inneren von Lokalen wäre man sicher vor durstspezifischen Regularien, irrt. Vor allem am Sonntag Vormittag. Ganz New York geht heute zum traditionellen Brunch. Anders als bei uns hat Brunch dort nichts mit Buffet und all-you-can-eat zu tun, sondern ist im Wesentlichen ein ganz normales Frühstück, bei dem man lediglich länger in der Warteschlange vor dem Lokal verweilt, als zum essen darin. Nun haben die Amerikaner eine beneidenswert üppige Frühstückskultur (Eier auf 1001ne Art, Pancakes, Refill Coffee, Würstchen und Bacon, etc.) zu der sich originelle Variationen von Bloody Mary gesellen. Nur: Der Konsum derselben ist Sonntags vor 12 Uhr nicht gestattet. Es muß mein europäisches ich sein, welches ausgerechnet in New York, unbedingt jetzt, vor 12 Uhr,  eine Bloody Mary oder ein Glas Prosecco konsumieren möchte. Nix da!

Unglaublich unlustig rühre ich kurze Zeit später mit einer Selleriestange in einem Glas Tomatensaft herum. „Selbstverständlich können Sie gerne die alkoholfreie Version unseres Bloody Mary bestellen….“ verkündet der Kellner amerikanisch-heiter. Im Nachhinein kommt mir sein Lächeln ziemlich zynisch vor.

Beim Bummel durch einen Park in Brooklyn stoße ich auf weitere trinkrelevante Ermahnungen:

Kannte ich diesen Slogan nicht irgendwie anders?

Kannte ich diesen Slogan nicht irgendwie anders?

Und dann kam der Moment, an dem ich selbst so gerne zum Outlaw geworden wäre. Weiterlesen

BCB – Bar Convent Berlin 2009 (Tag 1)

Großer Bahnhof in Berlin für die Bar- und Cocktailszene aus aller Welt. Der BCB ist im Vergleich zu den Vorjahren gewachsen.

Die Mixologen und Cocktailkundigen der Welt sind in den Berliner Postbahnhof geladen. Kein Wunder also, wenn erst einmal die Gesichtszüge entgleisen.

Der frühe Vogel.....trifft die Schlange

Der frühe Vogel.....trifft die Schlange

Eine lange Schlange bildete sich vor den Eingangstüren. Spekulationen über den Grund der Einlass-Verzögerung machten die Runde. „Wurden die Türsteher der Bar 25 angeheuert?“; „Ist das Eis geschmolzen?“; „Wird man wie am Flughafen auf gefährliche Flüssigkeiten untersucht?“ Jedenfalls sehr bedauerlich für die Referenten der ersten zwei Stunden der Messe, dass die die kommen wollten, nicht hinein konnten. „Da hätten wir ja noch ´ne Stunde mehr schlafen können, nach der Party in der Admirals Bar, letzte Nacht….!“ so der Tenor.

Endlich hineingelangt war dann ein reichliches Programmangebot vorhanden. Die Zeit reichte gar nicht, um alles zu beschnuppern.

Main Stage

Main Stage

Verkostungen, Diskussionen, Präsentationen, Produkt- vorstellungen, brillante Mix-Meister, Meeten und Greeten. Einige Fachleute waren der Meinung, noch weiter sollte der BCB nicht mehr wachsen. Andere äusserten die Meinung, das durchaus mehr Veranstaltungen auch in deutscher Sprache hätten abgehalten werden können. Ich persönlich habe Jürgen Deibel vermisst,  den ich für einen der brillantesten Moderatoren von Verkostungen und Spirituosenseminaren in unserem Sprachraum halte. Dafür gab es hervorragenden Besuch aus anderen Breiten- und Längengraden: Ian Burell, Phil Duff, Hidetsugo Ueno, Fred Noe und viele mehr.

Dave in seinem Element. Dabei entgeht ihm der freche Rum-Grabscher, rechts im Bild.

Dave in seinem Element. Dabei entgeht ihm der freche Rum-Grabscher, rechts im Bild.

Großartig die Verkostungen mit Dave Broom, dem Meister des Rum Weiterlesen